Erbarmen (vorläufige Fassung)

  • Ersteller Teestunde
  • Erstellt am
Teestunde

Teestunde

Registriert
23.09.14
Beiträge
7.622
Reaktionen
5.616
Punkte
26.461
Erbarmen
(vorläufige Fassung)

Als er sie wieder schlug, war sie erstaunt:
Das soll die Antwort sein auf ihre Klage?
Und so ist es ab jetzt für alle Tage?
Auf einmal war sie beinah gut gelaunt.

Ihr Lachen irritierte ihn noch mehr.
Sie freute sich nicht, weil es Schläge setzte,
mit denen er nicht nur die Haut verletzte;
doch wo nahm er dafür die Gründe her?

Als wäre er in Zeiten abgetaucht,
wo er aus Unterlegenheit versagte
und dann dem Vater seinen Kummer klagte
und hörte: Der ist dumm, der Fäuste braucht!

Jetzt aber wollte er der Sieger sein:
Er schlug und schlug, ihr Lachen zu zertrümmern
und ahnte schon, er würde es verschlimmern.
Ihm war vor ihrer Frechheit fast zum Spein.

Er wollte endlich ihre Tränen sehn
und prügelte sie damit nur – lebendig!
Ab heute, rief sie, machst du das wohl ständig?
Da konnte er nur aus der Küche gehn.

Im selben Augenblick schwieg sie so sanft,
und welchen Vorwurf machte sie ihm? – Keinen!?
Er stand auf dem Balkon und wollte weinen,
stattdessen hat sich nur sein Herz verkrampft.

(neue Fassung unter #16)
 
Zuletzt bearbeitet:
fände einen Schlaganfall am Ende nicht schlecht anstatt einen Krampf
 
Du meinst im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit? ;)
 
Jedenfalls nicht die Geschlagene :smil451c7211b9e19:
 
Es bleibt beim Herzkrampf, das reicht. :)
 
Finde ich gut, auch wenn mir nicht klar ist, wie ich das vertonen sollte. Die „story“ hat aber irgendwie Hand & Fuß, irgendwie fast schon drehbuch- bzw. scriptartig.
 
drehbuch- bzw. scriptartig.
Ich hatte auch Bedenken, was die Vertonung angeht. Vielleicht ist es doch eher ein Gedicht. Doch es sind auch schon Gedichte von mir vertont worden und es hat funktioniert.
 
Kann ich mir absolut vorstellen, ich bezog das eher auf mich alten disco kommerz Heini;-)
 
Auch auf english?

Naja spannend ist vermutlich übertrieben, mir geht es eher um die Musik, den groove, solange mich der Text nicht komplett stört sozusagen…ist mit Sicherheit ein anderes Feld.
 
Cool. Mich hatte die zweite Strophe gestört. Vorallem der ständige Perspektivwechsel. Und beim Hinundherüberlegen und Tauschen der verschiedenen Varianten bin ich auf folgende Verkürzung gekommen:

Als er sie wieder schlug, war sie erstaunt:
Das soll die Antwort sein auf ihre Klage?
Und so ist es ab jetzt für alle Tage?
Auf einmal war sie beinah gut gelaunt.

Ihr Lachen irritierte ihn noch mehr.
Er schlug und schlug, er wollte es zertrümmern
und ahnte schon, es würde nur noch schlimmer,
doch wo nahm er dafür die Gründe her?

Er wollte endlich ihre Tränen sehn
und prügelte sie damit nur – lebendig!
Ab heute, rief sie, machst du das wohl ständig?
Da konnte er nur aus der Küche gehn.

Im selben Augenblick schwieg sie so sanft,
und welchen Vorwurf machte sie ihm? – Keinen!?
Er stand auf dem Balkon und wollte weinen,
stattdessen hat sich nur sein Herz verkrampft.
 
Ja. Das geht auch. Ist auch etwas unrealistisch, sie beim Geprügeltwerden so umfangreiche Überlegungen anstellen zu lassen. Deins gefällt mir besser. :)
 
Mein Eindruck ist, im Text steckt viel drin, es gibt viele Möglichkeiten, einen bestimmten Moment zuzuspitzen.
Das Thema ist potentiell "deep", emotional, ergreifend.

Was mich stört:
Das gelingt bisher nicht. Die für mich prägende Erzähllogik ist "chronologischer Ablauf".
Quasi im Vorbeigehen wird eine Mischung aus ganz viel Gewalt, scheinbar widersprüchlichem Verhalten und angedeuteten tiefenpsychologischen Erklärungen präsentiert. Das führt aber erzählerisch nirgendwo hin und fühlt sich für mich dadurch unfertig und unbefriedigend an.
Für mich ist das zu viel Effekt mit zu wenig Geschichte.

Was ich mir gut vorstellen könnte, wär nur *eines* der angedeuteten großen Dramen (sie erleidet Gewalt, nimmt diese aber "lächelnd" an; er schlägt, dahinter steckt aber , *ohne Entschuldigung dafür* irgendwie "mehr") in den Mittelpunkt zu stellen, dafür eine treffende Umschreibung zu finden und diese als wiederkehrenden Part außerhalb der Chronologie einzubauen.
 
Für mich ist das zu viel Effekt mit zu wenig Geschichte.
Der Text ist dringend überarbeitungsbedürftig. Es ist eine vorläufige Fassung. Ich hab ihn schon gepostet, weil ich auf eure Schwarmintelligenz hoffe. Was ja auch klappt, wie ich sehe. Danke also!
 
Erbarmen (2. Fassung)

Als er sie wieder schlug, war sie erstaunt,
dass sie auch diesmal gar nicht aufbegehrte;
sie fand es komisch, dass sie sich nicht wehrte
und musste lachen, seltsam gut gelaunt.

Das Lachen irritierte ihn so sehr,
er schlug und schlug und wollte es zertrümmern
und ahnte schon, er würde es verschlimmern.
Er hatte Recht, sie lachte immer mehr.

Was wär das, wenn er jetzt noch triumphiert’?
Für welche Schuld ließ er sie so bezahlen?
Sie sah ihn an, als würde Sonne strahlen,
fast wie ein Tier, das den Verstand verliert.

Sie hörte nicht auf, ihn groß anzusehn.
Mit jedem Hieb schlug er sie nur noch schlimmer.
Dann ihre Frage: Machst du das jetzt immer?
Da konnt’ er nur noch aus der Küche gehn.

In dem Moment war auch ihr Lachen fort,
doch keinen Vorwurf machte sie ihm, keinen!
Er stand auf dem Balkon und sah sich weinen,
das Herz voll Angst vor einem lieben Wort.
 

Ähnliche Themen

Teestunde
Antworten
6
Aufrufe
860
Teestunde
Teestunde

Oft gelesene Themen

Zurück
Oben