EQ Wirkung von Kompressoren, Übersicht?

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Moin moin,

es ist ja so dass (single band) Kompressoren durchaus mal den Frequenzgang etwas verformen. Bass ausdünnen, Höhen betonen, oder auch Bass betonen, Höhen zurücknehmen. Das hängt sicherlich auch von den Einstellungen ab, aber kann man so generell Richtwerte angeben wie sich die verschiedenen Modelle verhalten (halt die üblichen Konsolen- oder Rack-Klassiker)? Oft werden bestimmte Modelle ja auch mit typischen Einstellungen verwendet. Oder hängt das trotzdem zu sehr vom Material bzw. von den Einstellungen ab?

PS: Ich glaube ich rede nicht von "Färbung" denn damit meint man ja noch was anderes, Verzerrungen, Phasengedöns etc, oder?
 
Ich würde sagen das ein Singleband (unabhängig von welcher Marke) immer auf Peaks reagiert bzw. RMS.

Einzig der Sidechain-Filter hätte noch mehr Freiheiten zur Verfügung, aber ansonsten glättet jeder Kompressor den FG, je nach Design.
 
Ich würde sagen das ein Singleband (unabhängig von welcher Marke) immer auf Peaks reagiert bzw. RMS.

Einzig der Sidechain-Filter hätte noch mehr Freiheiten zur Verfügung, aber ansonsten glättet jeder Kompressor den FG, je nach Design.

Ich denke bei beidem (Peak/RMS, Sidechain-Filter) gibt es eben Parameter die fest eingestellt sind in verschiedenen Modellen, und die daher unterschiedlich und eben typisch für das Modell reagieren.
 
aber kann man so generell Richtwerte angeben wie sich die verschiedenen Modelle verhalten (halt die üblichen Konsolen- oder Rack-Klassiker)?

Durchaus. Ein Übertrager z.B. ist auch immer ein Hoch-/Tiefpassfilter. Je nachdem welches Modell eingesetzt wurde gibt's dann Unterschiede. Eine Übersicht dazu wie welcher Kompressor nun (auch im Leerlauf) das Frequenzspektrum beeinflusst gibt's aber glaube ich so nicht, also in fertig, müsste man erstmal alles zusammentragen.
 
Da hilft nur eins:

exportieren und den Frequenzgang selbst vergleichen.

Ein 1176er wird da aufgrund seiner schnellen Attack wohl etwas mehr anrichten als ein anderer Kompressor mit langsamer Attack.

Also wenn ich Peaks im FG höre, dann wähle ich gerne schnelle Attack, falls dir diese Info hilft.
 
Naja ein erfahrener Mischer hat das ja bestimmt schon verinnerlicht und kann vllt aus der Hüfte sagen: Model XY macht generell bissl dünnen Bass, Model ABC macht immer bissl dicken Bass.
Vielleicht ist ja jemand hier der so ein zwei Studio-Weisheiten raushauen kann.
 
Da wären wir auch beim Thema "erst Kompressor, dann EQ, oder anders rum?"
Wenn der Kompressor die vorher eingestellte Frequenzkurven wieder platt drückt, ergibt sich "EQ nach Comp".
 
Ich will mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber nach meiner Erfahrung färbt ein Kompressor den Sound immer noch am meisten durch sein Regelverhalten, wie er auf verschiedene Frequenzbereiche reagiert (vor allem Bassbereich) und durch sein Sättigungsverhalten (wenn vorhanden). Einen grundsätzlichen "Shape" konnte ich nur bei wenigen Plugins erkennen, und wenn dann eigentlich nur im Höhenbereich. Der Waves 1176 Blue Stripe hat z.B. einen deutlichen Roll-Off in den erweiterten Höhen. Siehe Anhang.

Da wären wir auch beim Thema "erst Kompressor, dann EQ, oder anders rum?"
Wenn der Kompressor die vorher eingestellte Frequenzkurven wieder platt drückt, ergibt sich "EQ nach Comp".
Da gehts weniger ums Plattdrücken der Frequenzkurve als darum, wie er auf die Frequenzkurve reagiert. Hebt man z.B. Bässe vor dem Kompressor an, reagiert er mehr auf die Bässe. Hebt man sie nach dem Kompressor an, komprimiert der Kompressor weniger und klingt auch etwas anders.
 

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Bez. der Kompressortypen würde ich folgenden Artikel zustimmen.
Das Verhalten der einzelnen Typen ist zumindest bei gut gemachten Emus zu hören.
Also das ein Opto z.B. etwas träger reagiert und vielleicht musikalischer, wie es oft beschrieben wird. Die Dinger haben ja meist auch nicht soviel zum Einstellen. :)
Bei String-Pads nutze ich die Variante z.B. gerne.
Bei Spiccato oder Staccato Strings dann eher einen "normalen" VCA wenn es denn nötig ist.
Also es hängt somit schon vom Material ab, m.M. nach.
http://www.delamar.de/faq/audio-kompressor-typen-31562/
 
Da gehts weniger ums Plattdrücken der Frequenzkurve als darum, wie er auf die Frequenzkurve reagiert. Hebt man z.B. Bässe vor dem Kompressor an, reagiert er mehr auf die Bässe. Hebt man sie nach dem Kompressor an, komprimiert der Kompressor weniger und klingt auch etwas anders.

Muss weg, deswegen nur schnell: ja ich denke das vermischt sich, das Regelverhalten meine ich damit auch, es wird ja durch evtl. fixe interne Sidechainfilter charakteristisch beeinflusst und gehört dann sozusagen zur "Handschrift" des Kompressormodells.
 
Ich denke, der unterschiedliche Charakter liegt bei den einzelnen Kompressoren an der meist intern festgelegten "knee" Einstellung. Der besagte 1176er klingt nicht so sehr eigen wegen der festgelegten Attackreichweite, sondern wegen seinem 1176er Knie, was eben ganz anders greift als das der anderen Kompressoren. Bei den Fairchild 660er/670er gibt es so einen Trimmer, mit dem man die Knie-Kurve verändern kann. Und je nach Einstellung ändert sich dann teilweise auch der Einsatzbereich. Diese Eingriffsmöglichkeit auf das Komprimierungsverhalten. also die Art und Weise wie er innerhalb der vom Attackregler und Releaseregler vorgegebenen Zeit das Signal korrigieren soll, hat nicht jeder Kompressor. Dieses Knee Verhalten ist auf jeden Fall sehr stark beteiligt am Eigencharakter des Kompressors.

Bei den Equalizern gibt es halt chirurgische Werkzeuge wie ein Fab Filter, Abletons EQ8, Oxford/Cambridge. Diese dienen eigentlich dem Wegschneiden von Frequenzen. Zumindest wurd es mir so im Studium beigebracht. Diese Equalizer sollten eigentlich nirgendwo in den positiven Db Bereich gezogen werden, sondern einzig eingesetzt werden, um Sachen aus dem Frequenzspektrum heraus zu schneiden oder vom Pegel her zu dämpfen. Diese Equalizer nutzt man für chirurgische Eingriffe in sein Audiomaterial.
Im Gegensatz dazu gibt es eben auch die "cremefactory". Die Equalizer die mit viel viel weniger Bändern arbeiten, die analogen Klangfärber. Diese wiederum wollen sehr gerne in den Positiven Bereich gezogen werden, weil sie dadurch ihren Charakter zeigen können. Während der Fab oder EQ 8 oder Oxford im positiven Bereich einfach 1zu1 die Lautstärke anhebt, fängt Neve 88RS EQ im positiven Bereich an zu zerren. Natürliche Kompression. Er wird sehr "Sparkly", seidig perlend.

Letztendlich musst Du bei der Klangbearbeitung und Dynamikbearbeitung beachten, wo Du hin möchtest. Eine Synthesizer Bassline würde bei mir als erstes in den EQ8 gehen, dort würde ich sie so anpassen das sie in den Mix passt. Dabei lass ich im Mittenbereich gerne mal 50% stark reduzieren bis ganz verschwinden, je nachdem wieviel Platz ich brauche für andere Instrumente. Anschließend hör ich mir den Rest an. Möchte ich in den übrigen höhenbereichen, die für die Präsenz der Bassline zuständig sind mehr Futter, dann nutze ich gern den Fairchild, mit ihm drücke ich den bassanteil etwas runter damit das Gekritzel der Höhenpräsenz lauter wird. Da die Bässe runtergedrückt werden hab ich da zum einen den rhythmischen Charakter der Fairchild Knie Einstellung und zum zweiten bekomme ich so in den seidigen Höhen eine Fairchildtypische Zerrung rein. Und anschließend kommt der 88RS, und mit dem mache ich die Feinskulpturierung. Der EQ8 hat große Täler in mein Material geschnitten, und and den Steigungen der Täler, dort greift der Cremefaktor EQ am schönsten. Und jeder klingt anders.
Bildschirmfoto 2017-04-28 um 15.17.13.png
 
Ich denke, der unterschiedliche Charakter liegt bei den einzelnen Kompressoren an der meist intern festgelegten "knee" Einstellung. Der besagte 1176er klingt nicht so sehr eigen wegen der festgelegten Attackreichweite, sondern wegen seinem 1176er Knie, was eben ganz anders greift als das der anderen Kompressoren.
Das Knee hat natürlich einen Einfluss. Es gibt aber ganz sicher noch viele weitere Faktoren, die Einfluss haben. So gibt es viele unterschiedlich klingende Hard Knee Kompressoren als auch viele unterschiedlich klingende Soft Knee Kompressoren.
Ich bin kein Ingenieur und kann nichts genaueres dazu sagen, aber ich weiß, dass Klang Unterschiede definitiv nicht nur durch das Knee zustande kommen.
Vor allem das Regelverhalten ist ausschlaggebend. Denn Attack und Release können verschiedenartig ein- und ausschwingen. Die 63% Faustregel ist dabei ja nur ein grober Anhaltspunkt.

Weitere gute Beispiele für klangliche Unterschiede bei fast identischer Bauweise sind die 1176er Versionen. Oder auch der SSL Bus Kompressor gegenüber der (hochwertigeren) Vertigo VSC-2 Variante. Die klingen leicht unterschiedlich, trotz fast gleicher Bauweise.
 
je nach Einstellung und Typ kann ein Comp Bässe etwas wegfressen.

Jedoch mit zunehmender Highpassfrequenz im Sidechain werden Bässe verstärkt betont.
 
Dass Kompressoren Einfluss auf das Frequenzspektrum haben steht für mich außer Frage. Der naheliegendste Fall sind Monster wie z.B. ein Fairchild oder auch ein 1176, die so gut wie jedem Signal ne ganze Armada an Obertönen mitgeben und es dadurch auch auf kleineren Abhörsystemen besser hörbar machen.

Bei nem LA2A werden die Bässe und Tiefmitten auf eine total geniale Art massiert, so dass das Signal auch spektral einfach fetter daherkommt - wenn man das Teil richtig einstellt wohlgemerkt. Je nach HF Sensitivität kann man mit nem LA2A das Signal aber auch in den Tiefmitten verschlanken (kommt super auf Akustikgitarren), oder auch einen sehr angenehmen Dip in den oberen Mitten und Höhen verpassen, das geht - je nach Modell - fast schon in Richtung Desser.
 
Viele der Analog-Emulationen haben auch einfach einen Roll-Off in den Höhen: Der Summit-Kompressor von Softube zB. (TLA-100 oder so ähnlich). So geil ich den auf Sängern finde, bis ich das geschnallt hab, hats ne Weile gedauert :)
 
Ich denke man muss in Betracht ziehen, dass (analoge) Kompressoren ihren Sound auch daher bekommen, dass sie das Frequenzband abhängig von ihrem Regelzustand unterschiedlich beeinflussen und so letzten Endes wie ein ein dynamischer EQ wirken.
 

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