Ich denke, der unterschiedliche Charakter liegt bei den einzelnen Kompressoren an der meist intern festgelegten "knee" Einstellung. Der besagte 1176er klingt nicht so sehr eigen wegen der festgelegten Attackreichweite, sondern wegen seinem 1176er Knie, was eben ganz anders greift als das der anderen Kompressoren. Bei den Fairchild 660er/670er gibt es so einen Trimmer, mit dem man die Knie-Kurve verändern kann. Und je nach Einstellung ändert sich dann teilweise auch der Einsatzbereich. Diese Eingriffsmöglichkeit auf das Komprimierungsverhalten. also die Art und Weise wie er innerhalb der vom Attackregler und Releaseregler vorgegebenen Zeit das Signal korrigieren soll, hat nicht jeder Kompressor. Dieses Knee Verhalten ist auf jeden Fall sehr stark beteiligt am Eigencharakter des Kompressors.
Bei den Equalizern gibt es halt chirurgische Werkzeuge wie ein Fab Filter, Abletons EQ8, Oxford/Cambridge. Diese dienen eigentlich dem Wegschneiden von Frequenzen. Zumindest wurd es mir so im Studium beigebracht. Diese Equalizer sollten eigentlich nirgendwo in den positiven Db Bereich gezogen werden, sondern einzig eingesetzt werden, um Sachen aus dem Frequenzspektrum heraus zu schneiden oder vom Pegel her zu dämpfen. Diese Equalizer nutzt man für chirurgische Eingriffe in sein Audiomaterial.
Im Gegensatz dazu gibt es eben auch die "cremefactory". Die Equalizer die mit viel viel weniger Bändern arbeiten, die analogen Klangfärber. Diese wiederum wollen sehr gerne in den Positiven Bereich gezogen werden, weil sie dadurch ihren Charakter zeigen können. Während der Fab oder EQ 8 oder Oxford im positiven Bereich einfach 1zu1 die Lautstärke anhebt, fängt Neve 88RS EQ im positiven Bereich an zu zerren. Natürliche Kompression. Er wird sehr "Sparkly", seidig perlend.
Letztendlich musst Du bei der Klangbearbeitung und Dynamikbearbeitung beachten, wo Du hin möchtest. Eine Synthesizer Bassline würde bei mir als erstes in den EQ8 gehen, dort würde ich sie so anpassen das sie in den Mix passt. Dabei lass ich im Mittenbereich gerne mal 50% stark reduzieren bis ganz verschwinden, je nachdem wieviel Platz ich brauche für andere Instrumente. Anschließend hör ich mir den Rest an. Möchte ich in den übrigen höhenbereichen, die für die Präsenz der Bassline zuständig sind mehr Futter, dann nutze ich gern den Fairchild, mit ihm drücke ich den bassanteil etwas runter damit das Gekritzel der Höhenpräsenz lauter wird. Da die Bässe runtergedrückt werden hab ich da zum einen den rhythmischen Charakter der Fairchild Knie Einstellung und zum zweiten bekomme ich so in den seidigen Höhen eine Fairchildtypische Zerrung rein. Und anschließend kommt der 88RS, und mit dem mache ich die Feinskulpturierung. Der EQ8 hat große Täler in mein Material geschnitten, und and den Steigungen der Täler, dort greift der Cremefaktor EQ am schönsten. Und jeder klingt anders.
