Hallo Fabian,
schön, mal wieder was neues von dir zu hören...
Kann mich aber leider meinem Vorredner poppinid nicht anschließen...
Du erzeugst am Anfang schon eine ziemlich heftig, dissonante Spannung durch den Bass, das Klavier und den Synths... Ist das wirklich so gewollt von dir? Normalerweise sind "epische" Tracks eher sehr harmonisch aufgebaut... Die leben von der einen kleinen Dissonanz mittendrin, die dann aufgelöst wird... Ich fand das zumindest eher befremdlich am Anfang.
Das klingt eher so, als würdest du gerade aus einem anderen Song in den reinfaden und hast vergessen, schnell genug aus dem alten rauszufaden...
Die Lautstärkenverhältnisse sind auch noch sehr unausgewogen... Wieso zum Beispiel ist das Klavier bei 0:27 so laut? Mit solchen dynamischen Effekten setzt man normalerweise gezielt Akzente... An der Stelle macht es aber eigentlich wenig Sinn, schon einen zu setzen... Automatisiere da mal die Lautstärke an der Stelle oder veränder die Velocity wieder (was ich fast für sinnvoller erachte).
Bei 0:45 klingt es, als würden sich deine Bläser alle verschlucken... Mach die "Atempause" lieber kurz nach dem D...
Vor dem Break kannst du ruhig schonmal etwas mehr Gas bei den Percussions geben... Ein Break macht dann Sinn, wenn du voll in Fahrt bist, aber gerade noch nicht alles auf den Tisch ausgepackt hast... Sozusagen, eine gute Spielkarte ausgespielt und gegrinst, als hättest du die Karte im Sack... Dein Gegner freut sich, weil er ne bessere auf der Hand hat... spielt sie aus... das ist dann der Break... Und dann haust du ihm mit allem was du hast auf den Schädel... Das ist dann der Teil, der nach dem Break kommt
Ab 1:14 wummert irgendwas im Hintergrund, als würde jemand mit der Faust gegen ein Klavier schlagen... was ist das?
Um nach dem Break etwas mehr Fahrt aufzunehmen, solltest du die Streicher nicht nur in 4tel weiterlaufen lassen, sondern auch ruhig mal 8tel oder 16tel...
Momentan spielst du:
1 - und - 2 - und - 3 - und - 4 - und -
F - D - F - D - F - D - F - D -
Probier doch mal:
1 - und - 2 - und - 3 - und - 4 - und -
F - D - F - D - F - D - F FD -
oder
1 - und - 2 - und - 3 - und - 4 - und -
F A D A F A D A F A D A F FD A
Trau dich einfach mal ein paar Variationen reinzubringen...
Was mir gegen Ende dann gefehlt hat, war ein Chor... Das ist eigentlich DAS Stilelement für epischen Kram...
Ab 1:34 finde ich, verlierst du dich zu sehr in den Melodien... Da habe ich dein Eindruck, du versuchst zu viel reinzustecken... Viel interessanter hätte ich es gefunden, wenn du die Bläser wieder mit reinbringen würdest...
Was ich für mich festgestellt habe, wie solche Tracks funktionieren:
Du bastelst einen "epischen Loop" von sagen wir 4-Takten... mehr muss das garnicht sein...
Da packst du dann ALLE Ideen rein und arrangierst das solange aus, bis sich nichts mehr im Weg steht... Hier hilft natürlich, wenn man Notentheorie beherrscht oder wenigstens in der Lage ist, die Pianorolle richtig zu deuten...
Wenn du dann deinen Epik-Loop-des-Todes gebastelt hast, wirfst du alles wieder raus und fängst Instrument für Instrument an, dir den Song wieder genau so zusammen zu basteln, wie du ihn dir wünschst... Am Anfang Klavier... vielleicht ein Bass-Synths... dann langsam Bläser... zu einem ersten Klimax hinarbeiten... Break... langsam wieder Fahrt aufnehmen, Gitarre, Chor... BÄM... Outro...
Du musst das dann ja nur noch zusammenbasteln, wie Loops...
Dabei lernt man aber vor allem eines: Richtig arrangieren... Wenn du alles abspielst und es immer noch differenziert und ausgewogen klingt und sich nix im Weg steht, hast du es geschafft!
Ich weiß, dass das ein langer Weg ist, auf dem ich mich selbst noch befinde...
Es ist ja so einfach, andere zu kritisieren
Aber ich denke, du weißt, wie ich das meine...
