Elysion - Trailer Musik (Paradigm) freut sich über Feedback

[Pleytoon]

Hallo zusammen,

hier im Forum bin ich auf den von der Firma Best Service ausgeschriebenen Composer Contest gestoßen und habe einen Beitrag geleistet. Nachdem ich mir bei Best Service die Erlaubnis eingeholt habe, darf ich den Clip online Stellen und posten. Diese Gelegenheit würde ich sehr gerne nützen, um Feedback von euch Musikaffinen und Soundspezialisten einzuholen .

Die letzten Zeit hat neben allen Unannehmlichkeiten ja auch ein paar positive Nebeneffekte. Bei mir ist einer davon, dass ich endlich mal wieder Zeit finde, selber kreativ im Studio arbeiten zu können und die Studioarbeit nicht nur als reine Dienstleistung praktiziert wird. Daraus ist dieser Track "Paradigm" entstanden und ich habe die Ausgangskomposition auf das vorliegende Filmmaterial umgeschrieben, umarrangiert und angepasst.

Was haltet ihr von der Gesamtkomposition, dem Arrangement und der Symbiose zwischen Bild und Ton?
Ich freue mich sehr über Feedback in Form von konstruktiver Kritik.

Hier das Video:

 

[Dodo_I]

Also ... oh ...
Ich fang gleich nochmal an ...

Also Bild und Ton kommen auf dem Punkt. Das ist schon sehr amtlich.
Am Anfang fand ich die Staccato-Streicher einen Hauch drüber, aber das muss wohl so bei Trailern, und es geht ja wohl auch um "The Orchestra".
Sound - soweit ich das mit meinen kleinen Abacus C1 beurteilen kann - ist absolut amtlich. Transparent, ohne steril zu wirken.
Die Einsätze von Elysion kommen prima, siehe oben ...
Percussion, Glockenspiel, Woodwinds. Alles da. Was will man mehr.

Sind die Sounds tatsächlich alle aus "The Orchestra" ?

 

[Pleytoon]

Vielen Dank Dodo.

Am Anfang fand ich die Staccato-Streicher einen Hauch drüber, aber das muss wohl so bei Trailern, und es geht ja wohl auch um "The Orchestra".

Das ist richtig, die Spiccatos am Anfang sollen durch ihren organischen Klang im Kontrast zu den sphärischen und elektronischen Sounds weiter hinten stehen.

Sind die Sounds tatsächlich alle aus "The Orchestra" ?

Hier durfte man mit allem arbeiten, was einem so zur Verfügung steht. Von "The Orchestra" ist kein Sound enthalten. Ich habe mit einigen Libraries von Spitfire und sonstigen Synths wie Omnisphere gearbeitet.

 

[muffy]

Klingt fett und passt zum Filmmaterial, guter Flow.

 

[Decapitator]

ja gefällt mir auch super! Toll gemacht! Respect.

 

[Ethersis]

Passt alles. Perfekt auf den Punkt gebracht.

 

[Pleytoon]

Vielen Dank euch. Freut mich sehr, dass es euch gefällt. Bei dieser Komposition habe ich mal einen etwas anderen Ansatz gewählt, was das Arrangement betrifft. Ich würde es als eine „erwachsenere“ Herangehensweise bezeichnen. Früher habe ich meistens eine sich wiederholende Akkordfolge als Basis genommen und darauf immer weiter aufgebaut bis es mich selber irgendwann angeödet hat. Bei diesem Track habe ich versucht, sich die Motive immer weiter entwickeln zu lassen, Tempoänderungen einzubauen und auch mit einigen atonalen Sounds zu arbeiten, die zur Atmo beitragen.

 

[Loftone]

Sehr gut gemacht ! Ab 036 hast du einen Moogsound/Horn ? genutzt, der etwas kratzig wirkt. Ändert aber nix am Gesamteindruck. Klasse ! Bin immer wieder angetan, was für Talente hier unterwegs sind.

 

[Pleytoon]

Ab 036 hast du einen Moogsound/Horn ? genutzt, der etwas kratzig wirkt

Gut gehört Das ist ein knarziger Synthbass, der von links nach rechts wabert und dabei an den Seiten immer kurz im Hochtonbereich resoniert. Ich glaube das ist ein Sägezahn mit Subbass und LFO für die Bewegung. An der Stelle geht es im Video ins Universum, deshalb wollte ich da etwas, was nicht so organisch klingt, wie das pure Orchester am Anfang.

 

[clewe]

Hallo Pleytoon,

bitte sieh es mir nach, falls ich eine Forenetikette übertreten sollte oder ähnliches - ich bin gerade erst in dieses spannende Forum gestolpert, Neuling und mit eher klassischem Hintergrund.

Kurz: Beeindruckend!

Lang: Ich habe ein paar Fragen, nur zum Beginn, und hoffe, du verzeihst mir meine direkte Art - sonst komme ich vermutlich nie zum Punkt Ich bin gerade erst frisch mit digitalem im Bunde und habe viele Wissenslücken (ich bin gerade froh, dass ich LFO für mich übersetzen konnte, das ist inetwa mein Wissensstand), durfte aber schon einige Male mit einem Orchester arbeiten und im Studium (bzw. Ausbildung, das trifft es eher) in vielen Feldern schnuppern.

Fragen zur Pauke:
Wenn dein score beginnt, klingt es nach einem Trommelwirbel der Pauke als Auftakt, allerdings ist er als Auftakt zu kurz bzw. der nachfolgende Einsatz zu früh, nicht on time. Wenn ich mit den Tutti-Instrumentalisten für ein kräftiges Forte und bpm-gemäß einatme, scheitere ich an Kurzatmigkeit hat YouTube hier einige Millisekunden rausgeschnitten oder bin ich einfach zu langsam?
Das Sample klingt für mich wegen des verfrühten Einsatzes des Tutti nicht richtig ausgespielt, wobei ich nicht weiß, ob das auch am Sample selbst liegt und vielleicht die Transitions der Dynamikstufen einfach nicht das besondere Feature der Pauken-librarysind. Es klingt, als ob mit einem lowpass-Filter als Crescendo nachgeholfen wurde und die Pauken in die passende Dynamik geschnitten wurden. Höre ich das richtig oder fehlt mir schlichtweg die Erfahrung?

Fragen zum Tempo:
Ab 00:06 gibt es einen linear klingenden drive nach vorn in den Streichern, während die Bläser etwas hinterher hinken oder der sample start derselben nicht aufholt. Wieder die Frage - höre ich das falsch bzw. bin ich nicht genug in den Samples drin? Das Tempo zu beginn gefällt mir allerdings richtig gut, Kraft braucht Raum/Zeit
Generell klingt das schnellere Tempo nicht ganz organisch "verdient", accelerando mit so vielen Musikern ist eher wie ein Balancieren auf der Eisscholle - linear gibt es da nicht und ehe das letzte Pult auf das erste geschaut hat für den richtigen Strich ist man als Dirigent schon einen Schlag weiter. Falls ich als User das als Automation mit deiner Library machen wollen würde - ginge das oder ist das gar nicht möglich, wie ich mir das vorstelle?

Und noch eine Frage zur Symbiose:
Ich finde die Überleitung zur Sekunde 00:28 und der Totalen symphonisch cool gebaut. Super Stelle. Ab 00:33 ändert sich das gesamte Sounddesign mit der weiten Enfernung und wird räumlicher, weniger direkt und komprimiert als zu Beginn. Im Nachhinein frage ich mich, warum mich der Mix beim Bergaufstieg akustisch nicht mitgenommen hat. In meinem Kopf bleibe ich vor dem Orchester stehen. Hast du um die Stelle 00:25 herum mit Räumlichkeit oder Klangeffekten experimentiert oder klingt das blöd, wenn man den etablierten Klang plötzlich "überschreibt"?


Vielen Dank für das Teilen deines Werkes und sorry für den langen Post...

Grüße
Clewe

 

[Dodo_I]

Tempoänderungen

Völlig unterschätzt bei klassischer und Trailer-Musik ...

 

[Pleytoon]

Hallo clewe,

vielen Dank für dein ausführliches Feedback und deine kritischen Anmerkungen! Genau davon lebt ja ein solches Forum .

Fragen zur Pauke:

Du hörst das absolut richtig. Der Wirbel am Anfang ist zu kurz als dass er sich wirklich gut anfühlt. Er besteht aus 3 Schlägen plus Abschlag. In meiner ursprünglichen Komposition hat er mehr Luft, um sich zu entfalten. Warum ist das hier jetzt so gehetzt? Das hat folgende Bewandtnis:

Ausgangspunkt bei diesem Projekt war, das gegebene und bereits fertig geschnittene Filmmaterial zu vertonen. Das heißt, die Musik musste an den Filmverlauf und die Schnitte angepasst werden. Meiner Erfahrung nach ist es oft einfacher, den Filmschnitt an die Musik anzupassen als andersrum, wenn die Musik nicht gerade nur aus nicht-rhythmischen Sphären und Atmos besteht.
Die Anfangsszene geht sehr schnell los. Sie besteht in den ersten Sekunden aus einer kontinuierlichen Kamerafahrt weg vom Orchester, angefangen beim Kessel einer Pauke. Ich wollte, dass man die Pauke irgendwie auch hört, aber dann musste es gemäß des Arrangements weitergehen und hierbei habe ich mich immer von Einsatzpunkt zu Einsatzpunkt im Einklang mit dem Bild weitergearbeitet. Deshalb musste ich den ursprünglichen Wirbel durch den kurzen Auftakt ersetzen. So klingt er eher wie ein Flam.

Die ersten Sekunden der Komposition arbeiten auf den Wechsel bei 12,5 Sekunden hin, bei dem der Dirigent im Vordergrund steht und im Hintergrund die Musiker des Orchesters schemenhaft illuminiert (ist das ein Paradoxon? ) werden. Da wird das Bild heller und die Komposition geht auf.

Fragen zum Tempo:

Auch das ist eine gute Frage und in der Tat immer eine Gratwanderung. Selbstverständlich könnte man alle Streicher- und Bläsereinsätze absolut auf den Punkt setzen. Das wäre tight, Click und Instrumente würden sich zu 100% decken, aber - und das ist für mich ein wesentlicher Punkt - das Gesamtarrangement läuft dadurch sehr schnell Gefahr an Leben zu verlieren. Es ist eine natürliche Sache, dass Streicher und gewisse Bläsersektionen ab einer gewissen Registergröße etwas "träge" sind. Viele Libraries sind auch genau so konzipiert. Teilweise kompensiere ich diese Tatsache durch Trackdelay in der DAW, aber nur so weit wie ich das Gefühl habe, dass der Gesamteindruck nicht statisch wird. Ich persönlich mag die Dramatik, die genau dadurch entsteht, dass man als Hörer stellenweise fast noch ein bisschen "ziehen" möchte. Es mag vielleicht verrückt klingen, aber es gibt einem paradoxerweise das Gefühl von eigener Geschwindigkeit... Also vergleichbar (und ja, das wird jetzt ja fast schon esoterisch) mit dem Gefühl wenn man richtiges Bier gewohnt ist und dann aus Versehen mal ein Kölsch in die Finger bekommt und sich plötzlich wie ein Riese mit einem Wasserglas in der Hand fühlt (nein, ich komm nicht aus Bayern, aber bayrisches Bier ist einfach ziemlich gut!).

Und noch eine Frage zur Symbiose:
Ich finde die Überleitung zur Sekunde 00:28 und der Totalen symphonisch cool gebaut. Super Stelle. Ab 00:33 ändert sich das gesamte Sounddesign mit der weiten Enfernung und wird räumlicher, weniger direkt und komprimiert als zu Beginn. Im Nachhinein frage ich mich, warum mich der Mix beim Bergaufstieg akustisch nicht mitgenommen hat. In meinem Kopf bleibe ich vor dem Orchester stehen. Hast du um die Stelle 00:25 herum mit Räumlichkeit oder Klangeffekten experimentiert oder klingt das blöd, wenn man den etablierten Klang plötzlich "überschreibt"?

Ich weiß was du meinst, jedoch würde ich persönlich den Mix von Filmmusik in der Regel nicht der Räumlichkeit anpassen, die von der Wahl des Bildausschnittes vorgegeben wird. Zumindest nicht, wenn es sich um das - ich nenn es jetzt mal - "Music-Over" handelt. Wenn in einer Szene ein Küchenradio in Nahaufnahme gezeigt wird, würde ich es ziemlich direkt mischen. Wenn sich dann die Perspektive ändert, z.B. durch eine Kamerafahrt weg vom Radio oder durch einen Schnitt in eine andere Ecke des Raumes, dann würde ich tatsächlich auch den Sound des Radios der Perspektive des Zuschauers anpassen (tiefe Frequenzen absenken, vielleicht schmalbandiger ein paar Mitten dazu, weniger Lautstärke, mehr Hallanteil, Panning verändern).

 

[clewe]

Danke für die Ausführung und deinen Kommunikationswillen

Ausgangspunkt bei diesem Projekt war, das gegebene und bereits fertig geschnittene Filmmaterial zu vertonen. Das heißt, die Musik musste an den Filmverlauf und die Schnitte angepasst werden.

Ich verstehe. Für die Frage habe ich dein scoring mit sonuscores Trailer verglichen, die sich im Gegensatz zu dir weniger plastisch an ihre eigenen Schnitte halten - deine Pauke ist sozusagen mehr dran am eigentlichen Bild als ihr Sound. Dafür sieht man bei ihrem gewählten Sound, warum die Schwarzblende zu Beginn exakt x ms lang ist und dass der Sound bzw. der(?) Transient minimal vor dem ersten Schnitt erklingt, worauf das Bild mit einem kurzen shaky-cam-Stil einsetzt und die Wucht des Sounds visuell verstärkt - so schnell, dass das für mich als Soundobjekt zusammengehört. Für mich entsteht besonders durch die leichte Verzögerung der Anschein, dass hier die visuelle Entscheidung maßgeblich von der akustischen beeinflusst wurde. Wenn das so ist - warum nicht diese Schwarzblende an deinen Sound anpassen? Klar, ich kenne nicht deine Vorgaben und die Personen hinter den Vorgaben. Es erinnert mich nur gerade an Mick Gordons GDC - Vortrag zur DOOM - Musik, in dem er paraphrasiert sagt: "Ach - und Gordon - wir wollen keine Gitarren.". Am Ende sind natürlich extrem coole Gitarrensounds dabei, nur eben als Additiv und nicht als Basis der Musik.
Vielleicht hätten sie es ja gar nicht sofort gemerkt und deine musikalische Entscheidung wäre noch einen Ticken freier gewesen, dann hättest du sagen können "Ja, es ist x ms länger... aber is' halt auch geiler, wa?" Ja, ich rede Blödsinn, sorry. Auf der Bühne habe ich immer im Zweifelsfall eine gewisse Handlungsfreiheit, zumindest solange, bis der Vorhang fällt und dann die Rechnung kommt. Vermutlich sind hier die Spielregeln anders als ich sie kenne. Doch zu meiner Verteidigung - während der Vorführung gibt es ja auch keinen "Pause"-Button für kritische Kommentare der Regie

Die ersten Sekunden der Komposition arbeiten auf den Wechsel bei 12,5 Sekunden hin [...] Da wird das Bild heller und die Komposition geht auf.

Ja, jetzt sehe ich deinen Beat. Nur das mit der Tempoänderung meine ich anders und vermutlich genau wie du - es geht mir eben etwas zu plötzlich. Angenommen, es steht kein explizites subito in der Partitur, dem ich auf Click folgen muss, also nicht etwas in der Partitur steht wie "Takt 1 - 8 120 bpm, Takt 9f bumm-zack 100bpm": Wenn ich als Dirigent verlangsame, fange ich damit - behaupte ich mal - nicht auf der Zählzeit 1 an, sondern im Takt davor minimal in der 2, bremse mehr im Zu- und wegschwingen der 3 und atme die 4 wie einen Auftakt zum neuen Tempo an. Dann habe ich im Takt 9 auf beide Arten zwar dasselbe Tempo, doch in Variante 1 ist die Aussage eine andere als in Variante 2. Ich möchte während des Hörens deine Musik als Variante 2 hören, weil für mich zu Timecode 00:06 kein Grund besteht, von Variante 1 auszugehen. Als ich meinen Eindruck im letzten Beitrag schrieb, dachte ich aber, du hast Variante 1, also die plötzliche, bewusst gesetzt. Jetzt glaube ich zu verstehen, dass mir persönlich deine Variante 2 nicht groß genug ist aber das muss dich überhaupt nicht kratzen - ich bin hier durchweg ultra-subjektiv

Ich weiß was du meinst, jedoch würde ich persönlich den Mix von Filmmusik in der Regel nicht der Räumlichkeit anpassen

Danke. Wenn du es so darstellst, sehe ich meinen Denkfehler. Da habe ich mich zu sehr von sonuscores Variante beeinflussen lassen, die von Beginn an weniger konkret und direkt als dein Scoring bzw. deine Mischung klingt. Mir kommt gerade der Gedanke, dass ich erwarten würde, bei "Hund Katze Maus" das Voice-Over plötzlich wie hinter Glasscheibe und Unterwasser zu hören, nur weil das Nilpferd gerade taucht... das wollte ich dir wohl unterbewusst überstülpen - bitte verzeih und noch einmal vielen Dank für die Ausführlichkeit!

 

[baggio]

„Was haltet ihr von der Gesamtkomposition, dem Arrangement und der Symbiose zwischen Bild und Ton?“



Sehr gute Gesamtkomposition und Arrangement...toller Sound...

Die Symbiose zwischen Bild und Ton sind meiner Meinung nach die Schwachstelle dieser Komposition...
Den ersten Eindruck- es fehlen die Soundeffekte, die wichtige Bewegungen im Video betonen würden-z.b:
- wenn der Planet von den Sterne rauskommt und sich bewegt...
- wenn der riesige Planet von unten kommt und usw...

Und auch die Effekte, die du schon gebraucht hast, sind zu leise...

Sonst- guter Job

 

[schoeni]

Ein weiteres Highlight aus der Laupheimer Quallitätsmanufaktur.