Die Zukunft des DJing

[synthpark]

Gestern war ich mal im Berghain (Kantine?), da lief sone Diskussion über Frauen im elektronischen Musik Biz.
Im prinzip ne Podiumsdiskussion mit DJ vorher und nachher. Eine auf der Bühne war DJane und Producer(?) und meinte, sie arbeite mit DJanes zusammen usw. Viel leeres Blabla.

-DlLDsvY

Danach hat diese Farina aufgelegt. War ganz nett vom Sound. Sie hat nicht mal Kopfhöer aufgesetzt.
Im Prinzip hatte ich das Gefühl, da läuft vollautomatisch Traktor.

Das hat irgendwie zu denken gegeben, auch während der Diskussion in Sachen PR.

Was macht diese DJane zu einer talentierten Musikerin? Wer kommt überhaupt hoch in der Szene? Die Leute, die besonders kameratauglich und sympathisch sind und sich am erfolgreichsten connecten? Früher musste man ja noch irgendwelche Skills haben, angefangen mit Scratchen (ganz früher), beatgenaues Auflegen usw.

Dann ging schon der Ärger los, sich mit iorgendwelchen Plattengeschäften gutzustellen. Manche haben dann für bestimmte Leute bestimmte Platten zurückgelegt, sozusagen die besten Scheiben. Heutzutage ist immerhin alles verfügbar, gott sei Dank.

Jetzt läuft ein rechnergestützter Mix, den man fleissig vorbereitet hat (Trackauswahl) und steht der/die DJ(ane) mit dem richtigen Hippsterfaktor auf der Bühne und feuert das ab. Soll ich davor Respekt haben?

Wir sind dann irgendwann gegangen, da es auf Dauer sehr langweilig wurde.

Für mich ist das DJing scheinbar tot. Keine Möglichkeit, sich zu promoten. Die Technik hat alles zunichtegemacht.

Oder der DJ Nartak ... ein Typ am Hebel des Lounge, darf seine Radiosendung führen. Schön, wenn man am Goldesel sitzt, aber hat irgendwas dafür getan, außer Networking zu betreiben und sich in der Riesentrackauswahl auszukennen (auch mit Hilfe von anderen)?

 

[holgi]

Scheint wohl so das die Grenzen zwischen Studioelektronikern und Auflegern verschwimmen.

Wer kommt überhaupt hoch in der Szene? Die Leute, die besonders kameratauglich und sympathisch sind? Früher musste man ja noch irgendwelche Skills haben, angefangen mit Scratchen (ganz früher), beatgenaues Auflegen usw.

Gibt es diese Szene eigentlich noch?

 

[Jotka]

hier mal ein video wie ich es in gegenwaertig sehe
Mal als bsp

&feature=youtube_gdata_player

so ein bisschen traktor beeindruckt doch heute keinen
Mehr- allerdings wenn ich bedenke wieviele 50 euro
Djs unterwegs sind oder wie wenig clubs/ bars bereit sind
Zu zahlen das ist sync ne nette sache.
ausserdem denke ich ist beatmatching ueberbewertet- jedenfalls ist ein unsyncroner mix einen zumutung, soll
Heissen dann lieber sync button und fertig.

wenn ich mir irgendwelche transformer scratchens
Anhoeren will dann gehe ich halt auf ne hiphop party- allerdings langweilt mich das "gewi##e" meist nach sehr kurzer zeit, weil es dem flow meist nicht dienlich ist
Lg

 

[Gel Mitglied 73663]

...hier ein interessantes Video dazu auf Musotalk,

wo die Probleme des "heutigen Marktes" auch angesprochen werden.

http://www.musotalk.de/video/remixing-el-diablo-2k14/

 

[Black_Bender]

ich hab 2007 ziemlich genau am mittelpunkt dieser wendung aufgehört.
ist wirklich schade drum. für mich bedeutet im techno/house bereich echtes DJ-ing immer 2x 1210er + mixer und vinyl.

hätte mich ja auch noch mit timecode vinyl angefreundet. aber heute steht in vielen clubs nicht mal mehr 1210er rum.


das war immer ein schönes gefühl die plattenkiste auf die bank/tisch oder was auch immer hinter den pult zu wuchten und dann darin rum zu kramen und dem dj der vor einem dran war noch schnell die cover der hits zu zeigen die man vor hat zu spielen um sich die bestätigung zu holen dass er sie nicht schon gespielt hat.

bei jedem übergang musste man wirklich ackern dass es passt. adrenalin jagte durch den körper wenns mal gröber auseinanderlief und die euphorie um so höher wenn man das elegant gerettet hat.

man hatte das gefühl direkt mit der musik physisch verbunden zu sein. war ja auch so gesehen so.
und sein wir mal ehrlich. mit der einen hand an der platte sieht einfach cooler aus als gebückt vorm bildschirm

ich weiß noch wie ich mit 15 auf den ersten kleinen partys gespielt hab und zitternd die nadel auf die platten legte und bei jedem übergang der angstschweiß für 10 durchgeschwitzte t-shirts gereicht hätte.
man brauchte neben der übung vor allem sehr viel selbstvertrauen und mut.

wer heute damit anfängt der kennt doch das gefühl des "verkackten übergangs" nicht wenn man sich am liebsten unterm pult eingraben will.


ich vermisse das.


jaja die schöne gute alte zeit. damals war halt mehr lametta

 

[Akai31]

Das Problem ist doch schon immer, willst du was werden musst du spielen. Und wenns nicht als Liveact ist, wird man eben DJ. Und wenn man als reiner DJ nicht auch produziert (lässt) kann man auch einpacken.
Echtes DJing ist doch Kunst, genauso wie das produzieren. Das geht halt nicht beides auf selben Niveau.

Das hier gilts zu battlen...
http://youtu.be/SS0rl7IGHwA

 

[intercorni]

Ein DJ spielt vorhandene Musik ab wärend ein Musiker selbst Musik komponiert udn einspielt. Ein DJ muss daher nicht unbedingt ein Musiker sein, da würde ich unterscheiden.

 

[Black_Bender]

Ein DJ spielt vorhandene Musik ab wärend ein Musiker selbst Musik komponiert udn einspielt. Ein DJ muss daher nicht unbedingt ein Musiker sein, da würde ich unterscheiden.

in der technoszene spielt(e) der DJ eine extrem zentrale rolle.

deine aussage kann man definitiv so nicht pauschalisieren.

 

[AndiPaulo]

Musiker selbst Musik komponiert

Nicht unbedingt, gecovert wird ja auch.

Sonst seh ich das ähnich wie intercorni, hatte da aber schon erbitterte Diskussionen. Ich hol schon mal´s Popcorn...

 

[Schadumm]

....genau das hatte mich arbeitslos gemacht.
" weil alles nun verfügbar ist.."
Genau das hatte wars doch warum wir zu einer party sind oder bei einer party aufgelegt haben. Wei derjenige sachen gespielt hatte was die anderen nicht hatten . Heut kommen die spritzer aus ihren löchern und legen(spielen ab) für'n feuchten Handschlag auf.

Recht hast du- djing ist tot .aber ich würde noch weiter gehen. Die musikindustrie ist tot. Hier kommt nix neues mehr. Und wenn mal was aufgekochtes kommt und jemand hat erfolg damit, dann hat er den nicht lang.
Kaum ein monat später macht die halbe welt genau das gleiche. Sie nennen das Inspiration .ich nenne es kopieren .

Gruss

 

[twinnpeaks]

Wenn man beim DJing nicht gerade die alte Schule kennengelernt hat, schaut es aktuell irgendwie echt langweilig aus. Einfach die Playlist vom großen Liebhaber runterladen, irgend nen billigen Controller kaufen und auf sync und play drücken. Achja, und brav die Playlist nach der Tonart sortieren, damit es auch ''musikalisch'' klingt.

Ich bin froh, dass ich die technischen Neuerungen in mein DJ-Set der alten Schulte integrieren konnte und noch den von Bender angesprochen Angstschweiß kenne, den Übergang nicht zu versauen. Allein schon wegen diesem Feeling würde ich nie auf die Idee kommen, ein gesynctes DJ-Set zu spielen.

 

[Jotka]

uebergang hin oder her- das ding ist mal voellig overrated jedenfalls hat der mix nie die gewichtung so wie der dj
Es denkt.
will sagen, einen verkackten mix bekommen vlt einige mit, einige aber auch nicht- trotzdem entscheidet der uebergang nicht ueber einen gelungenen abend.

ausserdem bin ich der auffassung das ein relikt aus vergangen tagen vlt ganz nett ist - aber behaupte das der sync grundsaetztlich dem dj mehr freiheit gibt.
kann ja nicht sein das der dj sich von angstschweiss zu angstschweiss hangelt, das sollte aber nicht seine
Primaere aufgabe sein.

allerdings bereue ich keine der langen naechte mit den 1210 ner only-

ich behaupte mal das die noetige uebung der Syncronisation auch das gehoer und gefuehl fuer timing
geschult hat, das sich jetzt beim produzieren im studio Auszahlt.

 

[cherry50]

@intercorni schreibt

Ein DJ spielt vorhandene Musik ab wärend ein Musiker selbst Musik komponiert udn einspielt. Ein DJ muss daher nicht unbedingt ein Musiker sein, da würde ich unterscheiden.

Genau wegen so einer Einstellung gibt es viele Pfeiffen, die sich DJ nennen.

Ein Guter DJ ist gleichzeitig ein guter Musiker, und performt auch seine eigenen Titel live.

LG cherry

 

[AndiPaulo]

Ein Guter DJ ist gleichzeitig ein guter Musiker

Da bin ich anderer Meinung:
Musiker spielt Instrumente
DJ arrangiert vorproduzierte Musik live
Manche DJs lassen auch eigene Stücke laufen, aber die sind auch eher programmiert als gespielt.

Nach meiner altmodischen Auffassung ist ein Musiker immer noch eine(r) der (die) Körperteile in Bewegung versetzt um einem Intrument Töne zu entlocken.

 

[Mindsteps]

.....

Ich kann Bender nur zustimmen.

Anfang der 90er, als ich aktiv war, da war die Welt in Ordnung.

Ende der 90er habe ich damals alles verkauft und bin aus der Szene raus in den Hintergrund.

2006 als dies mit Digital los ging, habe ich mich auch erst mal durch die Möglichkeiten gekämpft und eingekauft. Die CD-Player fand ich immer unverschämt teuer. Bis heute.

2012 sagte Riley zu mir: "Du musst als Künstler visibler werden". Ich wurde durch Facebook visibler und es kotzte mich an. Bis heute.

2012 auf 2013 war nun der Punkt, da wollte ich mich entscheiden. Gehst du jetzt noch mal raus an die Front oder nicht. Durch FB konnte ich erkennen, dass du kaum Kontakte knüpfen kannst, wenn du nicht jedes Wochenende in den Clubs stehst und diverse Fotos davon posten kannst.

Dazu kam, dass auf den Veranstaltungen, die ich über FB mitbekommen hatte, keinen Plattenteller mehr standen. Und als dritter Punkt: Es gab viel zu wenig Vinyl Material was ich hätte spielen können.

Ich habe auf den Ruhm verzichtet, knabbere da immer mal wieder dran, aber ich denke, es ist besser so.

Ach so ein vierter Punkt der mir noch wichtig war bei der Entscheidung: Viele der Leute die heute in meiner Techno-Richtung aufstrebend sind und die man jedes mal gesehen hätte, gehen mir teilweise gehörig auf den Senkel. Früher war das Klima anders, die Leute reifer.
Heute stehen da pubertierende teenies, zu denen ich mit 40 Jahren einfach keinen draht bekomme und die ja auch in FB schon hin- und wieder mal shitstorm über einen abgelassen haben. Ist einfach nicht mein Stil mit dem ich mich anfreunden kann.

Dann bleibe ich lieben reiner Studiomusiker und haben viel weniger Aufmerksamkeit. Ist dann eben so.

 

[Mindsteps]

....genau das hatte mich arbeitslos gemacht.
" weil alles nun verfügbar ist.."
Genau das hatte wars doch warum wir zu einer party sind oder bei einer party aufgelegt haben. Wei derjenige sachen gespielt hatte was die anderen nicht hatten . Heut kommen die spritzer aus ihren löchern und legen(spielen ab) für'n feuchten Handschlag auf.

Recht hast du- djing ist tot .aber ich würde noch weiter gehen. Die musikindustrie ist tot. Hier kommt nix neues mehr. Und wenn mal was aufgekochtes kommt und jemand hat erfolg damit, dann hat er den nicht lang.
Kaum ein monat später macht die halbe welt genau das gleiche. Sie nennen das Inspiration .ich nenne es kopieren .
Gruss

Du hast Recht, im Moment sieht es alles nach Stillstand aus. Ich denke der Markt ist Spotify & Co und die werden in 10 Jahren alle Pleite sein und gute Musik wird immer weniger, weil jeder heute Musik macht. Übrig bleibt SFX Entertainment, die alles kaufen um Ihre EDM weiter voran zu treiben mit Leuten wie Guetta, Tiesto & Co die mittlerweile auch nicht mehr widersprechen, dass Sie nix können.

ABER, ich glaube auch, dass in 10 Jahren die große Musikindustrie wieder die Rückkehr zu analogen Medien nehmen wird oder gar ein neues Medium erfinden wird, um den Kopierschutz safe zu machen. Eine Vinyl kann man eben nicht kostenlos kopieren. Ich bin der festen Meinung es wird ein Reset in der Szene geben. Und diesen Tag warte ich ab.

 

[Schadumm]

Guetta? Was ist das?

 

[Hitman]

Moin,

lustig finde ich immer diese Dj-Sachen wo der Dj nur so tut, als ob er mal eben an irgend einem Regler herumgeschraubt hat

Da fragt man sich doch, wer da die Videos gemacht hat. Das ist glaub ich der 1. Störfaktor, die Musikalität des Puplikums und das Unterbewusstein wird unterschätzt.

Der 2. Punkt ist, dass manchmal auch einfach das Booking nicht passt, dem Dj(ane) die Zeit fehlt sich auf den Sound der Räumlichkeiten einzustellen.

Zusätzliche Frustration kommt auf, wenn man sich die Youtub-360 Punkte antun muss. Das ist dann teilweise noch nicht mal Rough.

Scheint wohl so das die Grenzen zwischen Studioelektronikern und Auflegern verschwimmen.

Den Gedanken hatte ich auch erst, also mehr kleine Locations und mit Visuals zu arbeiten, halt Bar-mäßig. Am coolsten ist der Aspekt, des Dj´s(ane) Leute zum tanzen zu bringen und dann im richtigen Moment was schnulziges zu spielen Dennoch möchten das so viele Leute machen, da würde ich lieber Kids coachen, als mich da selber auch noch hinzustellen.

 

[unkreativ]

Ich bin auch mit den 1210ern gross geworden. Und ich habe gelernt, beatmaching 'manuell' zu machen und den schon beschriebenen Angstschweiss kenn ich auch. Wenn man vor 1000 Leuten spielt, das flattert auch die Hand, die die Nadel auf die Platte legt

Bin dann später umgestiegen auf Timecode- Vinyl (Tory) und hab damit aufgelegt. Nur in den Clubs stehen immer weniger 1210er.
Ich hab mich dann auch angepasst und hab jetzt ´n Controller und Traktor.
Was aber nervt, ist diese Umstöpselei, bevor man anfängt, MP3s abzuspielen.

Das ist bei mir aber auch selten geworden.
Jetzt stehe irgendwelche arroganten Mittzwanziger am Controller und denke, die sind die Kings.
Ich lass denen die illusion und mache meine Tracks zu Hause

Ich hab mal während einer großen Techno- Veranstaltung "Born to be alive" von Patrick Hernandez gespielt und die Leute haben das gefeiert
War cool!

Jetzt schimpft sich jeder DJ, der mit dem Sync Button umgehen kann.

Ich bin der Meinung, dass ein DJ seinen Stil haben muss und das Publikum lesen können sollte.
Dazu sollte der DJ in der Lage sein, ein Set zu spielen, was aus Höhen und Tiefen besteht und nicht nur dauerhaft auf einem Level bleibt.

just my 2 cents

 

[djdeveloper]

uebergang hin oder her- das ding ist mal voellig overrated jedenfalls hat der mix nie die gewichtung so wie der dj
Es denkt.
will sagen, einen verkackten mix bekommen vlt einige mit, einige aber auch nicht- trotzdem entscheidet der uebergang nicht ueber einen gelungenen abend.

Und aus der Meinung schließe ich, dass Du die frühen Jahre (vor 2000) der Electronic/Techno Zeit nicht mitgemacht hast. Das kann man nämlich nur so empfinden wenn man nichts anderes kennt als die Übergänge, die heutige DJs spielen. Langweilig. Durch und durch langweilig. Immer dann wenn es in einem Track ruhiger ist einfach den zweiten Track langsam einfaden, Bässe raus / rein drehen, rüber ziehen - zack!- fertig. Evtl. die ruhige Stelle von Track 1 auch noch loopen damit jaa nix schief geht. Boah wie mich das ankotzt.

Früher hat die Crowd nichts so derbe abgefeiert wie die Übergänge wenn sie gut waren. Die Zeit wo zwei Tracks ineinanderliefen, wurde am meisten abgegangen. Aber damals waren die Übergänge auch viel intelligenter gemixed als heutzutage.

Hab letztens mal seit Jahren wieder aufgelegt in 'ner Bar auf 'ner Party von 'nem Kumpel. Zufällig war eine Bookerin eines örtlichen Clubs da und meinte nach dem 8-Stunden Set zu mir, dass sie meine Übergänge an "früher" erinnern würden obwohl es alles ziemlich aktuelle Tracks waren. Sie wollte mich vom Fleck weg rekrutieren für ihren Laden. Dieses "wie früher" war eins der tollsten Komplimente, die ich je bekommen habe. Und ich glaube es zeigt, dass da heutzutage ganz viel verloren gegangen ist. Vor allem an Lebhaftigkeit in den DJ-Sets.

Wenn man das alles natürlich nicht kennt, dann vermisst man auch nix.