Hm, du bist vermutlich kein Gitarrist. Klar ist die Performance des Spielers auch wichtig, aber wenn der Amp mies klingt, kannst du als Gitarrist nicht viel machen.
Anders als vermutlich synthpark bin ich von Haus aus Gitarrist und kann dem trotzdem nicht zu hundert Prozent beipflichten.
Klar, es wird vermutlich jeder Gitarrenspieler irgendeine mehr oder minder stereotype Idealvorstellung vom "besten" Sound haben, sei es 'ne Strat durch 'nen Twin, 'ne Paula über 'n Plexi oder 'ne Tele mit 'nem AC30, was Tiefergelegtes per Recto, etc. Und es ist ja auch keineswegs verwerflich, zu versuchen, dieser Idealvorstellung möglichst nahe zu kommen.
Desungeachtet wird ja fast jeder mal in die Gelegenheit gekommen sein, sich mehr oder minder komplett von diesen Vorstellungen verabschieden zu müssen. Ob das jetzt der beschissene Live-Sound in irgendeinem räudigen Club, die veränderte Soundvorstellung oder ganz schnöde die Ebbe im Portemonnaie ist - vollkommen egal, unterm Strich muss man dann eben mit dem klarkommen, was man hat.
Gut, dass man ab und an nicht den geilsten Sound hat, heißt natürlich noch lange nicht, dass man nicht dennoch danach suchen kann oder gar sollte.
Aber: Mit einem weniger als optimalen Sound klarzukommen lehrt einen viele Dinge. So versucht man dann eben, aus dem, was da ist, das Optimum rauszuholen. Leider eine oftmals in Vergessenheit geratene Tugend.
Ich habe mal Sequenzing-Workshops gemacht. Das war mit relartiv einfachen Rechnern, auf denen lief Cubase und ein paar Freeware Plugins. Naja, da saßen dann auch so'n paar Typen, die schon per Rechner rumgebastelt hatten und mokierten sich darüber, dass es ja gar keine gescheiten EQs und Kompressoren a la Waves und Konsorten auf den Kisten gäbe. Stellte sich dann aber ganz schnell raus, dass die noch nicht einmal wussten, was bspw. "Q" bei einem parametrischen EQ darstellt. Oder wie eine schlichte ADSR Hüllkurve bei nem Synth funktioniert (war ja nur der A1 aus Cubase, kein Absynth, also automatisch schonmal schlecht).
Und so isses dann auch im Gitarrenpluginland. "Instant Gratification" oder das Teil muss Mist sein. Ist dann auch vielleicht nicht optimal, aber ich bin mir recht sicher, dass viele Leute die Sachen zu voreilig ad acta legen, wenn denen nicht gleich ein authentischer Animals As Leaders (oder wasauchimmer) Sound entgegenhüpft. Die Idee, da vielleicht mal einen EQ vor- und einen weiteren nachzuschnallen, naja, das kann ja nix werden. Im Land der Gitarristen sind EQs nämlich personae non grata.
Ein weiterer Nebenaspekt des Klarkommens mit nicht so geilen Sounds ist, dass das u.U. das Spiel vorwärts bringt. Leadsound ist nicht so "sahnig" wie man's gerne hätte? Naja, dann müssen die Töne eben extra sauber gefingert werden. Keine Amp-Kompression? Gut, muss ich eben gleichmäßiger anschlagen. Etc.
Und last but not least hat man beim Spielen mit anderen als den gewohnt tollen Sounds vielleicht auch mal 'ne Idee, die einem ansonsten nicht gekommen wäre.
Ansonsten gebe ich dir selbstverständlich generell schon recht, so wie alle anderen Instrumentenspieler will man natürlich einen Sound, der einem gefällt. Und vor allem, zumindest in meinem Fall, einen, der sich wie ein Amp verhält, speziell in punkto Dynamik. Das ist leider nach wie vor oftmals nicht der Fall. Paradebeispiel sind etwa sämtliche pre-Helix Amps von Line 6. Selbst im allerersten POD waren ein paar Amps dabei, die durchaus nach dem Original klangen. Aber nur so lange, wie man volle Lotte reingewemst hat. Bei dynamischem Spiel oder Volumenpoti-Gefummele wurde es dann bröckelig und ziemlich schäbig. Das ist leider immer noch bei vielen Software-Amps so, gerade bei denen, die dann im Paket mit dem Sequenzer geliefert werden. Ist im Übrigen auch ein wenig beim BIAS so, gegen bspw. meine Ampli-Firebox sieht das dynamische Verhalten nicht wirklich geil aus, egal wie ich mein Interface beschicke.
Die Logic Amps sind übrigens nicht ganz schlecht, solange man nicht viel Gain braucht. Da gibt's 1-2 aus der Tweed Serie, die vetragen sich prima mit vorgeschnallten Tretern (echten wie virtuellen) und klingen auch ansonsten ziemlich gut. Aber sobald man mal mehr Zerre benutzt, isses komplett aus. Die Teile rauschen, dass einem alles vergeht. Ich kenne nicht eine einzige andere Simulation, die so krass auf Dusche macht. Komplett unbrauchbar. Da ist BIAS übrigens ziemlich gut im Rennen.
Urgs, das war jetzt viel zu viel Getippe... ich gniedele lieber noch ein wenig rum. Und gekickt werden muss ja auch noch...
