Auftragssänger aus Übersee, Royaltys...

[muffy]

- Wieviel Prozent bekäme der Sänger*in von den (vermeintlichen) Einnahmen?

Das ist grundsätzlich Verhandlungssache. Man sollte aber den § 32a UrhG im Hinterkopf behalten, der eine nachträgliche Anpassung der Vergütung in den dort genannten Fällen und Umfang vorsieht, aka "Bestsellerparagraph".

Da wir es idR mit Vergütungen im Centbereich zu tun haben, ist eine Erfolgsbeteiligung mM relativ sinnfrei, v.a. wenn er ja schon einmalig entlohnt worden ist.

Ggf. kann man einen Schwellenwert definieren, z.B. wenn deine Netto-Erlöse den Betrag X übersteigen, bekommt er Y% davon.

 

[Turquoise]

Proaktiv damit werben und gleichzeitig am Erfolg partizipieren schließt sich nicht aus

In der Praxis wahrscheinlich schon. Besonders wenn das "am Erfolg partizipieren" mit Rechtsstreitigkeiten einhergeht. Da hat man dann den Kopf nicht frei, um nach vorn zu blicken.

Außerdem: alle wollen immer nur das große Geld. Denn darum geht es ja. Was soll ich "am Erfolg partizipieren", wenn da nur marginal was abspringt.

Aber was bringt das große Geld? Sieh Dir den DJ an, der sich vor zwei Jahren weggeballert hat. Gibt so viele, die mit den Millionen nicht umgehen konnten, die das kaputt gemacht hat.

Ist es da nicht besser, das Musikerdasein an Arbeit zu betrachten und jeden Monat schön brav seinen Job zu tun - zwar nicht fett abzusahnen, aber vernünftig davon leben zu können? Wäre das nicht genug? Also mir würde es reichen.

Ist halt ne Grundsatzentscheidung, die jeder für sich zu treffen hat.

 

[Ethersis]

Aber was bringt das große Geld? Sieh Dir den DJ an, der sich vor zwei Jahren weggeballert hat. Gibt so viele, die mit den Millionen nicht umgehen konnten, die das kaputt gemacht hat.
Ist es da nicht besser, das Musikerdasein an Arbeit zu betrachten und jeden Monat schön brav seinen Job zu tun - zwar nicht fett abzusahnen, aber vernünftig davon leben zu können? Wäre das nicht genug? Also mir würde es reichen.

Also ich würde das Wagnis schon eingehen.

 

[SoulFrontier]

Wie schon geschrieben, dies ist für uns alle hier eine reine phantom Diskussion.
Es fehlt ja jegliche Grundlage aka ein oder mehrere kommerziell unglaublich erfolgreiche Songs, an denen man selber irgendwie mitgewirkt hat.

Es gibt jedoch, im Gegensatz zu dem, was @diagnostix glaubt, inzwischen halt sehr wohl auch rechtliche Möglichkeiten eine Halsabschneider Gage im Nachhinein nach oben anzupassen. Nix Anderes hab ich angemerkt.
Wie und ob das in Praxis geht, keine Ahnung und die mich auch komplett irrelevant. Weil? Weil ich nur ein kleiner Hobby Penner bin mit ohne Business, Beziehung, Talent, etc. Ohne alles. Ich habe ja nicht einmal einen richtigen Gitarren Amp. So siehts aus.
Hello from the other side!

 

[Ethersis]

Weil ich nur ein kleiner Hobby Penner bin mit ohne Business, Beziehung, Talent, etc. Ohne alles. Ich habe ja nicht einmal einen richtigen Gitarren Amp. So siehts aus.

kommerziell unglaublich erfolgreiche Songs

Du vergißt dabei aber, dass es nicht nur die beiden Extreme Millionenseller und Homeproduca gibt, sondern auch eine Schicht dazwischen. Deshalb find ich es auch zum kotzen, dass Spotify so unglaublich erfolgreich ist. Andere Dienste zahlen einfach wesentlich besser und würden es so manchem Enthusiasten ermöglichen, eben nicht noch 2 Nebenjobs machen zu müssen um halbwegs über die runden zu kommen. Das ist einfach ungerecht. Genauso wie erfolgreiche Fußballer Millionäre werden, Handballer aber bestenfalls durchschnittliche Gehälter haben. Vom Unterschied Frauen/Männer gar nicht zu reden. Ist hier halt das alte Prinzip von Angebot und Nachfrage ...

 

[diagnostix]

@SoulFrontier
Ich habe über meine Erfahrungen geschrieben. Das Bestsellerparagraph war für mich neu, und es ist gut so, dass manche Musiker eventuell Gebrauch davon machen können. Ich gehöre bestimmt nicht dazu. Noch ein Beispiel aus meinem Musikerleben: Grundig hat so um 2006 eine Serie von portablen mp3 Playern auf den Markt gebracht, und ein paar Agenten ins Internet geschickt, um die ahnungslose Unbekannte Musiker zu verplempern - gib uns dein Song, den veröffentlichen wir auf dem mp3 Player, so dass die Leute gleich beim Kauf was hören können. Sie haben dafür das alte homerecording Forum und myownmusic Forum abgegrast, so um die 10 Songs. Ich musste denen in einem Vertrag exklusive Rechte einräumen und dafür habe ich einen zweistelligen Betrag bekommen. sollte ich das Angebot ablehnen? Oder so was wie eine Art Aquise betrachten? Oder auf die Barrikaden gehen, gegen unfaire Bedingungen in denen Musiker leben? Ich habe es unterschrieben. MP3 Player sind keine verkaufskanonen geworden, Grundig ist Pleite, und ich fühle mich immer noch nicht verarscht, wohl im Wissen dass es auch anders sein könnte.
Also, haben die Leute das Geld von dem produzza bekommen? War das fair? In meinen Augen schon. Wenn er mit einem Bestseller landet, dann können die Leute immer noch anklopfen. Aber so wie jetzt ist, ohne Hit und ohne Einnahmen, ist es ein bissel frech zuerst auf die Community machen, und nachträglich die Stimme erheben, oder Veto auf das Projekt melden.

 

[Ethersis]

Zweifellos Off Topic aber auch unnützes Wissen schadet nicht. Der/die Erfinder von Superman sind wohl ähnlich dran gewesen. Je nachdem wer die Geschichte erzählt ist es immer etwas anders aber letztendlich haben sie wohl einen Vertrag unterschrieben, in dem sie alle Rechte an den Verlag abgetreten haben und mehr oder weniger leer ausgegangen sind. Klickst du wenn du lesen willst ...

 

[muffy]

Der Legende nach, hat die Dame, die den Nike "Swoosh" ersonnen hat, auch nicht viel dafür bekommen, 35$ sehe ich gerade. Allerdings hat man ihr später 500 Aktien geschenkt.^^

 

[oliveramberg]

John Pasche hat stolze 50 Pfund für die Rolling Stones Zunge gekriegt. Damals war das Pfund noch was Wert

 

[Turquoise]

Jack Nicholson hat für seine Rolle in Batman auf eine Gage von - keine Ahnung? 10 Millionen Dollar? - verzichtet und dafür eine Gewinnbeteiligung ausgehandelt. Hat sich für ihn gelohnt. Angeblich sollen ihm 60 Millionen aufs Konto gespült worden sein.

 

[FloatingPoint]

etwa 200 Stunden in den Song investiert, der Session Musiker 3 Stunden. Das ist lächerlich.

Lächerlich sind eigentlich nur du und deine Einstellung. Dann lern doch einfach ein Instrument, dann kommen zu den 200 Stunden nochmal 10 Jahre dazu.

Oder hälst du dich für so nen Harvey-Weinstein-Gedächtnis-Produzent?

 

[wertzer]

Lächerlich sind eigentlich nur du und deine Einstellung. Dann lern doch einfach ein Instrument, dann kommen zu den 200 Stunden nochmal 10 Jahre dazu.

Oder hälst du dich für so nen Harvey-Weinstein-Gedächtnis-Produzent?

Die meisten Dinge, die ich von Session Musiker einspielen lasse, komponiere ich selber. Ich sende programmierte Streicher oder eine programmierte ak. Gitarre und sag: Spiel das bitte so ein. Die ak. Gitarren habe ich früher selber eingespielt, verzichte mittlerweile aber drauf, weil ich im Wohnblock wohne. Alle Instrumente spiele ich aber nicht. Eingespieltes Midi-Schlagzeug wird so nachbearbeitet von mir und viele Teile im Nachhinein von mir dazugespielt, dass da dann am Schluss nur noch wenig vom Original-Take des Schlagzeugers durchdringt. Vergleichbar, wenn jemand die Toontrack Midi-Pack Patterns nutzt, um ein Schlagzeug zu programmieren. Die sind auch eingespielt und auch da wären theoretisch Performance-Tantiemen fällig im Falle eines Hits, was ich zum 3. Mal schreibe jetzt, aber hier niemand versteht.

Piano spiel ich nicht schlecht, bin aber kein Virtuose. Darum kommt es da schon vor, dass ich nur die Akkorde vorgebe. Der Song ist fertig geschrieben, aber der Pianist performt dann eben ein Piano drüber. Da könnte man dann im absoluten Erfolgsfall über Performance-Tantiemen sprechen, ok. Trotzdem ist das nicht die Abmachung beim Aufnehmen.

Bei allen Instrumenten ist enorm viel Nacharbeit nötig. Sogar bei aufgenommenen Streichern. 80% des Materials, das man kriegt, kann man nicht so gebrauchen, wie es geliefert wird. Nicht selten schreitet die Aufnahme so voran, dass am Schluss was anderes gespielt, gemacht wird aus dem Take.

Ich würde also an eurer Stelle nochmals versuchen, den Vergleich zu den Midi-Patterns von Toontrack oder anderen Herstellern zu verstehen. Im Prinzip ist es das gleiche, denn auch diese wurden eingespielt! Toontrack liefert auch vorher eingespielte Patterns für Pianos z.B.. Eingespielt vom armen Pianist X. Niemand bezahlt dem Tantiemen, wenn seine Takes und Patterns in einem Jahrhundert-Charthit benutzt wurden!


Oder schon?

Sagen wir mal du nutzt Patterns aus diesem Midi-Pack:

Americana MIDI

Basic, no frills drum MIDI from one of the most versatile and hardest working drummers in the business.

www.toontrack.com

Dann bezahlst du im Erfolgsfall Tantiemen an Thomas Hedlund, der die Patterns eingespielt hat, wenn das Drum einen essentiellen Anteil am Erfolg des Songs hat?

 

[mathiasbx]

Also ich hab hier gerade so einen "Vertrag" von einem Label liegen, den ich selber unterschrieben habe.

In dem Fall bin ich als Studiomusiker gebucht worden. In dem Vertrag steht halt drin, welche Leistung ich erbringe, für welchen Song und dann der Punkt "Rechtsübertragung". Zu guter Letzt noch ein wichtiger Satz der Entlohnung und das damit alle etwaigen Ansprüche abgegolten sind.

Wichtig ist halt eben, dieses alles im Vorfeld festzulegen. Leider denkt man da oft nicht unbedingt immer dran... die meisten von uns sind Musiker und keine Kaufleute.

 

[Gaffer]

Hi,

ich weiß nicht, ob das jetzt schon zu spät kommt. Ich habe auch nicht alle Beiträge hier gelesen, also sorry, wenn Du jetzt eine Antwort bekommst, die Du eigentlich schon hast.
Also:
wenn der Musiker keinen kreativen Anteil am Song hat, bekommt er keine Vergütung iSv. Autorenanteilen und folgend z.B. GEMA oder privatrechtlicher Vereinbarungen.
Für die Leistung als Musiker ist es üblich, eine feste Gage zu vereinbaren. Dabei sollte eine Rechtsübertragung Teil des Vertrages sein, da sonst im Nachhinein Ansprüche geltend gemacht werden könnten.
Jedoch ist es möglich, auch ohne kreative Leistung des Sängers von einer festen Gage abzuweichen. Das wäre dann eine Lizenz- bzw. Umsatzbeteiligung. Bei kleinen Releases mit unklarem Verkaufserfolg bietet sich das an. Du sparst vorerst Geld, aber wenn Dein Song abgeht, tut Dir eine Beteiligung nicht weh. Auf jeden Fall sollte eine Klausel bzgl. der Steuern und Sozialversicherungsbeiträge enthalten sein.
Mir stellt sich nun nur noch die Frage, wieso Du den Sänger beteiligen willst und die anderen nicht. Ist er ein besonderer Wunschkandidat? Dann ist das natürlich verständlich. Oder hat er vielleicht doch mehr als nur Note für Note eingesungen, d.h. Teile oder mehr als Teile der Melodie oder des Textes geschrieben? In dem Fall wäre es fair und wahrheitsgemäß, ihm Autorenanteile entsprechend seiner Beteiligung abzutreten. Damit meine ich nicht ein "oh" oder "ah" oder sonstige Variationen der Deinerseits vorhandenen Melodie. Wie viel das ist, müsst Ihr dann zusammen erörtern. Aber eine reine Gesangs-Auftragsarbeit wäre das definitiv nicht mehr.

 

[hanselmann]

Ein Session Musiker kriegt keine Tantiemen. Punkt. Zweifelsfrei ist das in USA und Kanada so. Und das ist auch richtig so, weil der Session Musiker bezahlt wird und 0 Risiko hat. Er verdient damit in jedem Fall Geld. In UK ist das eigentlich fast überall auch so, aber, vor allem in Deutschland, sind manche manchmal frech und behaupten, dass das anders geregelt wird.

Das kann ich nicht so ganz bestätigen. Ich habe damals relativ häufig neben der Gage 1-2 Punkte gewährt, wenn der Sänger oder die Sängerin es wert war oder gar namhaft usw.

„Tantiemen“ im Sinne von Urheberrecht natürlich nicht, aber schon Lizenzen, und glaube mir, das war allgemein so üblich.

P.S. klar gehört ein Vertrag dazu, der dem Produzenten sämtliche Nutzungsrechte an der Darbietung abtritt. Dafür wird der Musiker / Sänger über die GVL im brigen entschädigt. (Leistungsschutzrechte)

Hat mit Urheberrecht nur, und NUR dann zu tun, wenn der Sänger in irgendeiner Art an der Komposition beteiligt ist wie gesagt.

Zwei Paar Schuhe. Urheberrecht / Leistungsschutzrecht.

 

[notebynote]

Was für ein Geschisse. Wenn ich nicht davon leben muss, teile ich den Kram fair auf. Die Einnahmen dürfen zu gleichen Teilen an alle gehen, Stichwort "fair". Hier im Forum gibt es glücklicherweise viele sehr angenehme Menschen, die aushelfen, ob mit Mix, Master oder am Instrument. Würde ich mit einem Song von mir Geld verdienen, würde ich ohne darüber nachzudenken das Geld an alle verteilen, das ist für mich selbstverständlich. Gut, ich muss nicht davon leben, es ist ein Hobby.
Und wenn ich davon leben muss, mache ich mir in der Tat vorher Gedanken zu Verträgen und Vorgehensweise. Diese Pfennigfuchserei ist doch echt für die Tonne.

 

[hanselmann]

Aha, und wenn Du davon leben musst, dann teilst Du den Kram nicht fair auf???

Na ja, für jemanden, der alles ein Geschisse findet, doch eine etwas merkwürdige Äußerung, aber gut - jeder, wie er kann.

 

[notebynote]

Aha, und wenn Du davon leben musst, dann teilst Du den Kram nicht fair auf???

Doch, aber nicht zu gleichen Teilen, wie ich das mache, wenn ich nicht davon leben muss. Ich denke, das war als Aussage schon zu erkennen. Aber ich weiß, wie Du das meinst.
Meine Ex-Frau (in Ost-Berlin geboren) erzählte, wenn die Russen sagten, sie würden brüderlich teilen, dann haben die (Ost-) Deutschen immer gesagt: von wegen brüderlich - 50/50!

 

[hanselmann]

Ja, nix für ungut, es stach mir sofort ins Auge. Gegen fairness habe ich absolut nix, aber aus Grundsatz und bedingungslos, das meinte ich.

Was das im Detail genau bedeutet - das zu interpretieren und festzulegen isf die wahre Kunst und hängt sehr von der Rationalität der beteiligten Protagonisten ab.

Ein sehr komplexes Feld, in welchem jeder gut beraten ist, sich mal grundsätzlich zu positionieren, im Kreuzfeuer zwischen Wünschen und Haltung (fairness usw) und Notwendigkeiten (davon Leben) - ist klar.

Es geht auch nicht darum, sich aus Gutmütigkeit verarschen zu lassen, aber genausowenig hilft es auf Dauer, das optimierte Partizipieren auf Kosten anderer zu betreiben, um es vornehm zu beschreiben. Es sei denn, man hat kein Problem damit, verbrannte Erde zu hinterlassen.

Am Ende kommt man wieder zurück zur Haltung, diese am besten kontextuell ausgerichtet, aber intrinsisch verankert und bewusst geformt.

Ja ja, bla bla, was ein G’schisse (har har)