Ich habe ihn tatsächlich grundsätzlich in deftigen Rockproduktionen benutzt.
Da gehört er hin ...
Nochmal deutlich: der Vintage-Warmer ist ein "gutes" One-Trick-Pony, kein Universal-Plug für jeden Tag. Wenn man den Sound mag, ist er's. Wenn nicht dann nicht.
Das Gerät ist beherrschbar, da wird es dann aber arbeitsintensiv.
Ein paar Tricks für alle Interessierten im Stadium nach der reinen Preset-Nutzung:
- Der Mix-Regler in allen Stellungen kleiner als 100% schaltet den Brickwall-Limiter aus! (VW1. Der Zweier hat einen eigenen Knopf dafür)
- Freq und Adjust haben im Single- und Multimodus andere Funktionen. Während das im Singlebandmodus die Einsatzfrequenzen des Shelf-EQ sind, werden es im Multibandmode die Trennfrequenzen der Bänder. Bedeutet: fixes Mittenband und Vorsicht bei Anhebungen! Hi- und LoCut NACH dem VW können Leben retten. Hebt man nämlich eins der Bänder an geht es von da an gnadenlos aufwärts!
- "Knee" ist NICHT "Ratio"! Der Comp wandelt sich nicht mit hohen Einstellungen zum Limiter. Der "Limiter" ist ein Brickwall und das war's dann auch. Die Bezeichnung "Knee" gaukelt vor, dass sich die Soft-Knee Charakteristik in eine "Hard-Knee" verwandelt. Das tut sie nicht. Mit anderen Worten: man kann den VW an mehreren Stellen in eine unschöne, vom Entwickler nicht vorgesehen Verzerrung treiben: mit Knee, Speed, Drive oder Ceiling.
- Der dezente, verzerrungsfreie Betrieb ist die Basis für gewünschte "Saturation" (Ist auch nur Verzerrung, aber besser
). Also alles weit runterregeln in Minimalstellung, vor und nach dem Ding zur Sicherheit ein Level-Meter und eine sanfte, verzerrungsfreie Kompression mit höchstens 2 dB Gainreduction einstellen. Wenn man sich dessen ganz sicher ist, auf das Logo klicken und das Innenleben kennenlernen
Im Multi-(3)-Band-Mode kann man jetzt die Saturation der einzelnen Bänder versuchsweise ganz rein- und rausschrauben um ein Gefühl für Klang und Effekt zu bekommen. Ab hier wird es spannend und nach der ersten Hurra-Phase werden die Regler sehr viel weiter unten landen als die Standardeinstellung vorgibt. Sollten Bässe immer noch zerren kann man trotzdem noch ein Stück weiter reinsteigen wenn man dem Release-Regler für die Bässe einen sehr viel höheren Fakor zuweist.
Das war ein kurzer Einstieg in das kleine Einmal-Eins des Vintage-Warmers und soll einfach nur klarmachen, dass ich den nicht disse sondern ganz schlicht für viel zu arbeitsintensiv halte. Alle diese Einstellungen sind Input-abhängig und damit jedesmal neu vorzunehmen ...
Einfacher und mit anderem Charakter geht es mit den folgenden Leckereien:
- PSP MixPressor und MixSaturator
Sehr, sehr guter Comp und dezentes Saturation-Tool. Sehr viel genauer einzustellen und weil Single-Band nicht so brutal wie der VW. Trotzdem sind viele Presets wieder "over-the-top"
- Massey Tapehead.
Sehr viel besser klingendes Sat-Tool. Macht manchmal komische Sachen mit den Höhen.
- Airwindows
Der Name täuscht: [g=18]Mac[/g]-Only Plugs die konkurrenzlos sind. Bei den Freebies sind schon so nette Sachen wie "Density" dabei. Absolut artefaktefreies Verdichtungswerkzeug für die fettesten aller Gitarren. Daneben klingt der VW wie ein Toaster (was man natürlich auch manchmal braucht, aber das gibt es besser bei:
- iZotope Trash
Seriöses Studiospielzeug in Spitzen-Qualität. Ungeschlagen zur Behandlung von Gitarrensounds und anders als der VW auch in Oberklasse-Studios in Gebrauch.
Der "Vintage-Warmer" ist natürlich weder "Vintage" noch macht er "warm". Die Verzerrung ist eine sehr harsche und modern-klingende – unterschwellig, diffizil oder "harmonisch" ist da gar nichts.
Will man kostenfrei auch mal sensible Signale wie z. B. Gesang "wärmer" machen (Bäh, Schande ...) reicht ein Multiband im Leerlauf: 3 Bänder, alle auf Null, das mittlere reicht von 100 bis 500 Hz und wird 1 bis 1 1/2 dB lauter gemacht.
Für den Einsatz in Gruppen kann ich mir vorstellen, dass der Mix-Regler die 25% Marke besser nicht überschreiten sollte – bei sensiblen Signalen.
Frank
