ABENDMAHL

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ABENDMAHL

In dieser kleinen Stadt
Ist der Mittelpunkt der Welt
Was ich sehn und hören kann
Trübt nicht den Verstand
Wer hier anderes erzählt
Der ist am falschen Platz
In meiner kleinen Stadt

Jedes Vögelein im Kaff
Singt so schön, ist eingeborn
Unbezwungen wie der Sturm

Wie der Gong vom Kirchenturm
Wie mein Schiff der Zeit im Strom
Das bald über‘m Friedhof thront
In diesem kleinen Kaff


In dieser kleinen Stadt
Ist der Mittelpunkt der Welt
Was ich sehn und hören kann
Trübt nicht den Verstand
Wer hier anderes erzählt
Der lebt am falschen Platz
In meiner kleinen Stadt

In diesem kleinen Kaff
Darf ich lächeln wie ein Stein
Gott und Eulenspiegel sein
Lass Gerüchte raus und rein

Schweig mich aus und leb mich ein
Wie die Herde so das Schaf
In diesem kleinen Kaff


In dieser kleinen Stadt
Ist der Mittelpunkt der Welt
Was ich sehn und hören kann
Trübt nicht den Verstand
Wer hier anderes erzählt
Der lebt am falschen Platz
In meiner kleinen Stadt

Wieder endet hier mein Tag
Unterm Kirchenglockenschlag
Alles flieht und kommt mir nah
Vom Paradies bis Golgatha
Hier teil ich mein Abendmahl
Hier in diesem kleinen Kaff


In dieser kleinen Stadt
Ist der Mittelpunkt der Welt
Was ich sehn und hören kann
Trübt nicht den Verstand
Wer hier etwas ändern will
Der liebt am falschen Platz
meine kleine Stadt
meine kleine Stadt
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke liebe @Teestunde , für deine Zustimmung. Vor Augen stand mir eine lauschige Kleinstadt, nicht allzu weit weg von dir. ;-) Aber eigentlich begegnet mir mein wunderhaftes Kaff in jeder Provinz der Welt. Heute beispielsweise in Afghanistan…
 
Zuletzt bearbeitet:
In diesem kleinen Kaff
Darf ich lächeln wie ein Stein
Gott und Eulenspiegel sein
Lass Gerüchte raus und rein

Schweig mich aus und leb mich ein
Wie die Herde so das Schaf
In diesem kleinen Kaff

Ach ist das herrlich.

"darf ich Gott und Eulenspiegel sein, lass Gerüchte raus und rein" - Mann mann mann...

Vielleicht einer meiner lieblings Texte hier von dir.
 
Ach, lieber @TheButcher , ich dachte beim Schreiben auch an unsere Gespräche! :) und freue mich umso mehr über deine Zustimmung!

TheButcher schrieb:
Vielleicht einer meiner lieblings Texte hier von dir.
Mir fehlt natürlich auch noch der Abstand zu diesem Text. Aber ich bemerke daran, wie ich noch immer fiebrig feile, dass er mich auf besondere Weise berührt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, lieber @rho , für deine Zustimmung! :)
 
Aber eigentlich begegnet mir mein wunderhaftes Kaff in jeder Provinz der Welt. Heute beispielsweise in Afghanistan…
Uff, den Hinweis habe ich schon verzweifel gesucht. Dabei tut etwas Wildecker Herzbube doch ganz gut.
Heute war mein letzter Aufreger der von einer bevorstehenden allgemeinen Preiserhöhung. Doch Nullzinspolitik interessiert mich beim Abendmahl gar nicht mehr.
Der liebt am falschen Platz
Feine Stilblüte das mit dem Leben und Lieben lassen angesichts der Idylle!
 
Danke, lieber @malles , für deine Zustimmung inklusive deiner interessanten Bemerkungen! :)
 
Nachdem ich es wiederholt gelesen habe, gefällt es mir - doch, ja.
Mag sein, dass meine Interpretation wiederum anders ausfällt als Deine, @artname , aber das stört Dich nicht.
Nachdem ich beim zweiten Lesen gemerkt habe, dass die Zeile NICHT lautet

Lass Gerüche raus und rein
:eek:

lese ich diesmal eigentlich nur Zeilen, die mir gefallen.
Etwas anmaßend erschien mir der Titel ABENDMAHL für den gesamten Text - im Kontext des Verses geht das Wort dann in Ordnung.
 
Lieber @akStudio , diesmal sind wohl keine Flüchtigkeitsfehler drin. :D Deshalb freut mich dein
akStudio schrieb:
lese ich diesmal eigentlich nur Zeilen, die mir gefallen.
natürlich sehr! Bliebe nur noch
Etwas anmaßend erschien mir der Titel ABENDMAHL für den gesamten Text -
ja aber…
akStudio schrieb:
im Kontext des Verses geht das Wort dann in Ordnung.
na dann ;-) Punktlandung. Prima!
 
Diese heile Welt mag man einfach nicht kaputt machen. Auch die räumliche Nähe zur volkstümlichen Dichtung ist wegen der genauen Details einfach nicht mit Volkstum überein zu bringen.

Eine Zeitreise in eine Wirklichkeit, in der es keine Medien oder Telefone gibt, die Unruhe bringen können. Jeder kennt jeden und geht mit ruhigem Schritt der Zukunft auf dem Friedhof entgegen.

Hinter der friedlichen Fassade sind aber doch leise Sturmglocken zu hören, obwohl direkt keine Rede davon ist. Jetzt muss ich dich @artname doch mal fragen, ob so eine hintergründige Ahnung von Ungemach gewollt ist oder ungewollt in der Vorstellung von unruhigen Lesern entstehen kann.
 
Lieber @malles: Ich bin in der von mir beschriebenen Welt aufgewachsen. Ein wenig benachteiligt, ein wenig im Vorteil. Dieser kleine Unterschied machte mich auf meine Weise besonders kritisch. Doch zugleich standen und stehen mir überall noch Türen offen.

Zeige mir den, der seine Kinderheimat nicht liebt. Ich kenne jedenfalls keinen! Wenn ich dort bin, zeige ich jedem meine Liebe und Neugier. Wenn ich zurück bin, erkenne ich mich in vielen Künstlern wieder, die die Provinz erleichtert verließen.

Und was ich mit Afghanistan meine ist: die Menschen in der Provinz trösten sich mehr mit der Gegenwart, und weniger mit der Zukunft. Das macht sie für schnelle Heil-Versprechen offener
als für Propheten…! „Wir wollen Barabas“ … und so weiter. ;-)
 
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