Krieg böse

..eine theoretische Abhandlung..ein Erleiden der Welt, dass die Abstraktion nicht verlässt..vermeintliche Erkenntnis, die für Gefühl keine Worte findet, mit Ausnahme der Langeweile, der man allerdings mit „ausschalten“ begegnen kann..

..ein „wir“ von dem man sich eigentlich distanziert, ein Stück weit zumindest..“du“ und „ich“ auf einen Minimalkonsenz reduziert..Selbstzweifel und Selbstkritik, wo Ideal und Ahnung des Realen sich nicht nahe kommen sollen..

..welchen Platz könnte der Text in der Welt bekommen, vielleicht in einem Theaterstück, also mit viel Kontext..aber keinesfalls bei mir, weder zum Vertonen noch zum Aufführen..insofern ist er hier genau richtig!

Gruß, m
 
  • Danke
Reaktionen: rho
Ich finde den Text durchaus gelungen.

Der Kontrast, der einfachen, kindlichen Wahrheit, dass Krieg grauenvoll ist ("Krieg böse"), zu dem wie wir damit umgehen (Verdrängen, Profitieren, Rechtfertigen,...)

Musste sofort an Rammstein denken.
Sowohl wegen der 'Textfetzen' als auch auf für eine mögliche Vertonung.

Nur Rammstein sind wahrscheinlich nicht mehr reflektiert genug für solch einen selbstkritischen Text...
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Danke
Reaktionen: rho
Für mich ist das schon problematisch wie du an die Sache herangehst. Bei Kunst ist auch immer wichtig, in welchem gesellschaftlichen und politischen Kontext sie entsteht. Und ohne jetzt zu politisch zu werden, sollte wohl Jedem klar sein was aktuell los ist. Ganz konkret auch, was vor wenigen Tagen in Washington passiert ist. Da einfach den Titel einer Werkgruppe von Kippembergen zu nehmen ist da echt so eine Sache.

Ich zitiere einmal von einer anderen Website:

"Kippenberger verhöhnte mit dem ironischen Titel Krieg Böse die Verharmlosung, die das öffentliche Bild der damaligen deutschen Friedensbewegung bestimmte. Seines Erachtens blendete diese gerne aus, dass die weltweiten Kriege nach 1945 nicht seltener, sondern nur weniger sichtbar geworden waren. Kippenberger kritisierte jegliche Realitätsflucht und naive Antikriegshaltung (...)"

Nach meinem Eindruck lässt du dich da auf ein kunstgeschichtlich - politisches Thema ein, das du nicht wirklich übersiehst.
 
  • Danke
Reaktionen: rho
..welchen Platz könnte der Text in der Welt bekommen, vielleicht in einem Theaterstück, also mit viel Kontext..aber keinesfalls bei mir, weder zum
Ich hoffe, mir gelingt noch, ihn über dieses Forum hinauszutragen.
 
Musste sofort an Rammstein denken.
Sowohl wegen der 'Textfetzen' als auch auf für eine mögliche Vertonung.

Nur Rammstein sind wahrscheinlich nicht mehr reflektiert genug für solch einen selbstkritischen Text...
Danke für deine Einordnung. Ich empfinde es als Kompliment, weil ich den sehr konzentrierten Textstil Till Lindemanns sehr mag. Wohlgemerkt, den Stil, (mit Ausnahmen) nicht die Aussagen und was sonst noch so an dieser Band hängt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Krieg böse

Krieg böse
Du weißt es
Krieg böse
ich auch
Krieg böse
nur Worte
Krieg böse
Schall, Rauch

Krieg böse
Tod drüben
Krieg böse
Geld hier
Krieg böse
bei Brezeln
Krieg böse
und Bier

Chorus
Krieg bösedas langweiltTag ein und Tag ausKrieg bösewir schaltenden Fernseher aus
das würde mir völlig reichen :)

alles danach versucht mMn zu viel, da ich weder an gute/böse Menschen glaube noch an gute/böse Kriege oder besser die Unterscheidung, bleibe ich immer unfertig in mir wenns um Krieg/Gewalt geht, und das drückt der zitierte Teil deines Textes aus
 
Für mich ist das schon problematisch wie du an die Sache herangehst. Bei Kunst ist auch immer wichtig, in welchem gesellschaftlichen und politischen Kontext sie entsteht. Und ohne jetzt zu politisch zu werden, sollte wohl Jedem klar sein was aktuell los ist. Ganz konkret auch, was vor wenigen Tagen in Washington passiert ist. Da einfach den Titel einer Werkgruppe von Kippembergen zu nehmen ist da echt so eine Sache.

Ich zitiere einmal von einer anderen Website:

"Kippenberger verhöhnte mit dem ironischen Titel Krieg Böse die Verharmlosung, die das öffentliche Bild der damaligen deutschen Friedensbewegung bestimmte. Seines Erachtens blendete diese gerne aus, dass die weltweiten Kriege nach 1945 nicht seltener, sondern nur weniger sichtbar geworden waren. Kippenberger kritisierte jegliche Realitätsflucht und naive Antikriegshaltung (...)"

Nach meinem Eindruck lässt du dich da auf ein kunstgeschichtlich - politisches Thema ein, das du nicht wirklich übersiehst.
Ich stimme dem Zitat ausdrücklich zu. Nun rekontextualisiere ich den Titel und schreibe keine Abhandlung über eine 30 Jahre alte Titelinterpretation. Wie auch immer, selbst dann verstehe ich das Zitat nicht als Widerspruch zu meinem Text.
 
Nun rekontextualisiere ich den Titel

Den Eindruck habe ich überhaupt nicht. (Und ich habe auch nicht den Eindruck, dass du überhaupt weißt warum Kippenberger das gemacht hat.)

Dein Text besteht zu fast 50% aus "Krieg böse" , was eben von Kippenberger kommt. Und was du einfach witzig fandest.
Und dann ergänzt du fast beliebig, was dir gerade so einfällt.

Das ist eigentlich fast gar nichts (als ´Leistung´ von dir)
 
  • Danke
Reaktionen: rho
(...) aber wie gesagt ist mir persönlich das zu sehr "Kindermund", so rede und schreibe ich nicht als Erwachsener. Also wirklich nur auf diese zwei Worte bezogen. Darf man selbstverständlich anders sehen.
Kindermund tut Wahrheit kund.
In der verblosen Form drückt sich m. E. die Ironie mit dem denkbar minimalsten Mittel aus: der Auslassung.
Hab auch dran gedacht, dass z.B. Befreiungskriege nicht zwingend böse sind, oftmals aber eben brutal.
Kriege bedienen sich immer Formen der Gewalt uns sind in diesem Sinne immer brutal. Was als "böse" gilt, ist kontext- und kulturabhängig. Diese "zynische Unschärfe" ist mit dem Text auch gemeint.
 
Hey @moon-dog ,

Für mich ist das schon problematisch wie du an die Sache herangehst.
..ich denke, es gibt hier den Konsens, dass der Songtext und nicht dessen Autor im Fokus steht..
Bei Kunst ist auch immer wichtig, in welchem gesellschaftlichen und politischen Kontext sie entsteht. Und ohne jetzt zu politisch zu werden, sollte wohl Jedem klar sein was aktuell los ist. Ganz konkret auch, was vor wenigen Tagen in Washington passiert ist. Da einfach den Titel einer Werkgruppe von Kippembergen zu nehmen ist da echt so eine Sache.
..viele Worte, um Nicht-Aussagen zu treffen..

..den empfundenen „gesellschaftlichen und politischen Kontext“ kennt letztlich nur der Autor..und der ist in seinem Handeln frei..

..was ist denn deiner Meinung nach konkret „vor wenigen Tagen in Washington passiert“? Weißt du mehr als wir?

..den „Titel einer Werkgruppe von Kippembergen zu nehmen“, mag für dich „da echt so eine Sache“ sein..dies macht deine Haltung keineswegs deutlich..ist es heroisch, peinlich, verlogen, gemein, missverständlich, schön, etc?
Ich zitiere einmal von einer anderen Website:

"Kippenberger verhöhnte mit dem ironischen Titel Krieg Böse die Verharmlosung, die das öffentliche Bild der damaligen deutschen Friedensbewegung bestimmte. Seines Erachtens blendete diese gerne aus, dass die weltweiten Kriege nach 1945 nicht seltener, sondern nur weniger sichtbar geworden waren. Kippenberger kritisierte jegliche Realitätsflucht und naive Antikriegshaltung (...)"
Museum Ludwig - Gesellschaft für Moderne Kunst
..ich denke, das kommt @rho s Selbsteinschätzung der Textaussage schon nahe, ohne deckungsgleich zu sein..insofern Treffer ohne zu versenken:)
Nach meinem Eindruck lässt du dich da auf ein kunstgeschichtlich - politisches Thema ein, das du nicht wirklich übersiehst.
a) ..na und? Das ist doch der Sinn von Kunst, dass man sie aus einer persönlichen Sicht erstellt..
b) ..ich denke, dass du dich hier irrst, was die Kompetenz und Sichtweite des Autors angeht..
c) ..da die direkte persönliche Ansprache, also das „Du“, ein enormes Aggressionspotenzial hat, wie du sicherlich auch weißt, solltest du Formulierungen wie „du nicht wirklich übersiehst“ schlicht weglassen..

..btw, da du ja die Sache in Washington verfolgt hast, wirst du bemerkt haben, welche agressive Wirkung ein einfacher Satz wie „Du riskierst den dritten Weltkrieg“ („Your‘re gambling with World War III“) haben kann..

Gruß, m
 
Zuletzt bearbeitet:
"Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben"
 
Hab den Thread jetzt nicht gelesen. Nur so viel: Man muss den Text zu zweit singen. Ein Ausländer, der vorgibt, gerade aus einem Kriegsgebiet zu kommen, und ein Deutscher, der ihn höhnisch abwimmelt. Das müsste funktionieren. Lass den Text so! Er ist genial. :)
 
Hab den Thread jetzt nicht gelesen. Nur so viel: Man muss den Text zu zweit singen. Ein Ausländer, der vorgibt, gerade aus einem Kriegsgebiet zu kommen, und ein Deutscher, der ihn höhnisch abwimmelt. Das müsste funktionieren. Lass den Text so! Er ist genial. :)
Danke @Teestunde . Deine Anerkennung bedeutet mir viel :)
 
Hier hat sich ja eine ganz interessante Diskussion entwickelt mit teilweise kontroversen Ansichten! So tief will ich aber gar nicht einsteigen.

Ich empfinde den Text als möglicherweise ersten Entwurf, den man weiterentwickeln könnte, aber nicht als bereits fertigen Text.

Was der Text hat, ist *eine* künstlerische Grundidee. Das ist die wiederkehrende Formulierung "Krieg böse". Die ist ungewöhnlich, deswegen bleibt man dran hängen und fragt sich unwillkürlich, was es damit auf sich hat.

Spricht da ein Kind mit kindlicher Ausdrucksweise oder ein Erwachsener der gelangweilt, genervt oder resigniert ist, soll das kurz prägnant Slogan-artige der Formulierung in den Vordergrund gestellt werden, steckt Kritik dahinter, Zynismus, eine eigene Geschichte, wie auch immer.

Was auch immer damit genau gemeint ist, die anfängliche Wirkung wird immer ähnlich sein. Die Art und die Reduziertheit der Information baut eine gewisse Spannung auf und damit könnte jetzt irgendwas passieren.

Dass ich den Text als unfertig empfinde, liegt daran, dass jetzt aber nichts mehr kommt.
Der Refrain ist die Wiederholung der Strophen. Das, was die Strophen indirekt durch Zeilen wie "du weißt es", "ich auch", "nur Worte" sagen, nämlich dass da ein Gefühl des abgestumpft-Seins vorhanden ist, wird jetzt noch mal direkt gesagt. Das find ich als Fortführung nicht interessant.

Und auch den innenaufbau des Refrains finde ich kontraproduktiv. Wären die Zeilen am Anfang des Refrains mehrdeutig, dann hättest Du mit dem finalen "wir schalten den Fernseher aus" dein berühmtes "Show, don't tell", das sogar noch mit Überraschungseffekt daherkommt.
Durch das vorweggenommene "das langweilt" lieferst du aber bereits mit Zeile 2 die Erklärung, die den Refrain quasi zumacht und signalisiert, dass da nichts Überraschendes mehr kommt.


Bei Strophe 3 hast du dann ein neues Stilmittel, dieses "wir reden - uns raus" oder "wir spenden - Applaus", Sätze, deren Aussage mit Hinzukommen weiterer Wörter eine veränderte überraschende Bedeutung kriegen. Das finde ich als Idee interessant und könnte ich mir beispielsweise als einmal vorkommenden sprachlichen Kniff im Refrain sehr gut vorstellen.

So wie du es einbaust, nur in Strophe 3, finde ich es aber auch kontraproduktiv. Der so erzielte Effekt ist der, dass ich verwirrt bin und mich frage, weshalb ein die Wirkung des Textes so stark prägendes Merkmal quasi aus dem Nichts auftaucht und warum an der Stelle.
 
Hier hat sich ja eine ganz interessante Diskussion entwickelt mit teilweise kontroversen Ansichten! So tief will ich aber gar nicht einsteigen.
Dafür hast Du aber ganz schön viel geschrieben. Danke für deine Empfindungen und Bewertungen. Daraus ergibt sich für mich aber keine Pflicht, die Diskussion weiterzuführen. Der Text hat lange gereift und ist, von einem Detail abgesehen, fertig. Dass er formal und inhaltlich kontrovers aufgenommen wurde, habe ich erwartet. Es war dennoch erhellend, ändert aber nichts an diesem Text.
 
Dafür hast Du aber ganz schön viel geschrieben.

Mit "will ich gar nicht einsteigen" meinte ich die separate Diskussion, ob es okay ist, den Titel eines anderen Werks aufzugreifen. Zum Text selber hab ich tatsächlich viel geschrieben. 😜
 
Poesie-Vertikale würde ich es nennen. So oft "Krieg böse" zu rufen, klingt wie ein Mantra und könnte u. U. in einem Rocksong funktionieren, wobei eine gewisse Reduktion den metrischen Fluss verbessern könnte.

Ich als Ausländer bin bereit, die Parts mit "Krieg böse" zu übernehmen. Mach mal was daraus! Musikalisch weiß ich noch nicht, ob es stilistisch für dich zu bewältigen ist, aber es ist immer ein interessantes Experiment, etwas Neues auszuprobieren. Und überhaupt – wenn schon etwas da ist, warum es verbergen? Aber zurück zu diesem Text, in der Hoffnung, noch irgendetwas Außerordentliches von dir zu lesen oder zu hören. Auf jeden Fall: Der Text wirkt.

Vielleicht so?

Krieg böse
Du weißt es, ich auch
nur Worte, Schall, Rauch

Krieg böse
Tod drüben, Geld hier
bei Brezeln und Bier

Krieg böse, das langweilt
Tag ein und Tag aus
Krieg böse, wir schalten
den Fernseher aus

Krieg böse
wir reden uns raus
Wir spenden Applaus

Krieg böse
wir heizen uns ein
der Gasmann klopft an

Nicht schlimm, dass Kriege böse sind,
solange sie woanders sind
und wenn die Flüchtlingswelle droht
gebrauchen wir Gewalt zur Not

Krieg böse, das langweilt
Tag ein und Tag aus
Krieg böse, wir schalten
den Fernseher aus
 

Oft gelesene Themen

Zurück
Oben