Wie vor versehentlichem "Plagiat" schützen?

[SlippyNo7]

Hallo Forum,

eine recht blöde Frage vielleicht. Aber angesichts der Tatsache, dass nur eine begrenzte Anzahl Töne gibt, nicht komplett abwegig:

Ich habe Musik mit recht eingängigen Melodien komponiert. Meines Wissens nach sind das allesamt Eigenkompositionen. Nun ist es ja nicht undenkbar, dass man mal unbewusst irgendwo eine Idee aufgeschnappt und weiterverarbeitet hat (passiert mir oft in einem anderen Kontext, z.B. wenn ich ein komisches Wort benutze).

Was passiert, wenn ich aus Versehen eine Melodie kopiert habe und diese nun als Eigenkomposition veröffentliche?

Meine Musik ist komplett gratis. Aber irgendjemand profitiert ja davon, sei es Bandcamp o.ä.
Ich habe eine private Haftpflicht und Rechtsschutzversicherung. Brauche ich darüber hinaus noch etwas?

Thx!

 

[Kosaken-Kaffee]

Was passiert, wenn ich aus Versehen eine Melodie kopiert habe und diese nun als Eigenkomposition veröffentliche?

Lass uns doch mal an einer Hörprobe teilhaben, dann kann man Näheres sagen.

 

[Violinist]

Eine Komposition unbewusst zu kopieren/plagiieren ist zwar statistisch möglich, aber in der Praxis unrealistisch. Eine Komposition besteht nicht nur aus einzelnen Parametern, sondern aus dem Gesamt-Gefüge.

Ein Grundsatz für jeden Komponisten ist: Wenn du weißt, dass du nichts geklaut hast, hast du auch nichts geklaut.

Gut, im Zweifel müsste man einen Richter von seiner Unschuld überzeugen. Das wiederum dürfte nicht allzu schwer sein, wenn du tatsächlich der originale Urheber warst. Kann hier nur für mich sprechen. Nichts ist leichter, als seine eigene Musik zu erklären. (Vorausgesetzt man weiß was man tut...)

Also mach dir da mal keine Gedanken, ob du unwissentlich etwas klaust. Mach deine Musik, dann ist es auch deine Musik.

Lg

 

[Hyp]

Wir werden das hier nicht klären können, auch wenn alle reinhören und nichts wiedererkennen.
Es gibt ja auch immer mal Fälle großer Bands, in denen nicht klar ist, ob sie sich woanders bedient haben, was dann jahrelang Musikologen und Gerichte beschäftigen kann. Aber wenn es nicht nennenswert Geld zu holen und Fame zu verteidigen gibt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr, sehr gering, dass eine Klage angestrengt wird - sofern markante Anteile des Stücks wirklich identisch zu einem anderen wirken und das überhaupt von möglichen Klägern entdeckt wird.

 

[diagnostix]

sofern ich weiss, ist eine melodie alleinstellungsmerkmal eines werkes.
wenn du z.b. die melodie von "hey jude" kopierst, biste fällig.
aber wenn du eine progression "klaust", haste sehr gute chancen deinen song immer noch als "original" zu verteidigen.
von dem drums-arrangement mussma garnicht reden: nix ist in dem geschäft so oft geklaut und kopiert, wie die drums in der unterhaltungsmusik.

also - solange bis du eine eigene melodie (und dazu zählen auch gitarrenriffs und auf eine melodie aufgebauten soli, aber keine akkordfolgen) in dem song hast, bist du auf der sicherer seite. der rest - drums, progressionen, arrangements - gehören dem fidel castro.

 

[muffy]

Ich habe Musik mit recht eingängigen Melodien komponiert. Meines Wissens nach sind das allesamt Eigenkompositionen. Nun ist es ja nicht undenkbar, dass man mal unbewusst irgendwo eine Idee aufgeschnappt und weiterverarbeitet hat (passiert mir oft in einem anderen Kontext, z.B. wenn ich ein komisches Wort benutze).

Was passiert, wenn ich aus Versehen eine Melodie kopiert habe und diese nun als Eigenkomposition veröffentliche?

Dann wird dein Skrotum in siedendes Palmfett getaucht und als Snack in Indonesien verkauft.

Ich würde mal behaupten, dass die Wahrscheinlickeit, dass Du dafür Probleme bekommen wirst, vergleichsweise gering ist. Ich unterstelle, dass Du und Dein Umfeld, die diese Songs zum ersten Mal hören, eine ganz gute musikalische Allgemeinbildung haben dürften, d.h. die ganz groben Knaller - Top 40 Songs der letzten 30 Jahre - würden sofort auffallen. Und wenn du zufällig eine Melodie einer Post Rock Combo aus Michigan für 3 Sekunden erwischt hast - who cares.

 

[Hyp]

aber wenn du eine progression "klaust", haste sehr gute chancen deinen song immer noch als "original" zu verteidigen.
von dem drums-arrangement mussma garnicht reden: nix ist in dem geschäft so oft geklaut und kopiert, wie die drums in der unterhaltungsmusik.

Man hat damit nicht nur "sehr gute Chancen", sondern Akkordprogression und Rhythmuspattern unterliegen schlichtweg keinem Schutz.

 

[muffy]

Würde ich so generell nicht unterschreiben wollen. Ab einer bestimmten Komplexität bzw. Eigenart ("Schöpfungshöhe") wird man durchaus Schutz annehmen können. Das ist aber wie immer Wertungsfrage.

 

[diagnostix]

ja, z.b. ein jazzer kann auch seine progression schützen, wenn die "schöpfungshöhe" erkennbar ist. auch ein gitarrenriff in der rock-musik ist keine melodie, sondern eine "melodiöse progression", technisch gesehen....
desw. sagte ich ja, "gute chancen", aber wir müssen jetzt nicht die haare spalten...

 

[Violinist]

Bezüglich vermeintlich geschützter Akkordfolgen:

Wer glaubt, dass seine Akkordfolge einzigartig sei und eine noch nie dagewesene Schöpfungshöhe erreicht habe, solle im Glauben bleiben, er sei der genialste Schöpfer auf Erden. De Facto hat es jede Akkordfolge in hunderten Jahren Musikgeschichte schon gegeben. Aussagen wie "Bach war erster Jazzer" kommen nicht von ungefähr. Die Musiktheorie bzw. in diesem Fall der Teilbereich Harmonielehre ist vollendet. Da gibt es keine Lücken. Es ist das Periodensystem der Musik, es fehlt kein Element. Das letzte kleine Element hat Richard Wagner entdeckt, und das ist einige Jährchen her. Klar man kann zu einem X auch noch Ton Y hinzufügen. Analytisch betrachtet bleibt es jedoch der Akkord X mit hinzugefügtem Y. Hundert Jahre Musik des 20. Jahrhunderts und 17 Jahre Musik des 21. Jahrhunderts haben versucht, das System zu brechen. Erfolglos. Man kann den vermeintlich neu entdeckten Akkord auch Gänseblümchen nennen, es bleibt trotzdem der traditionelle Akkord X mit hinzugefügtem oder weggelassenem Y, den es unzähligemal zuvor gegeben hat. Dieses Schema kann man erweitern. Solange wir nicht in die atonale und atonikale Musik abrutschen, bleibt eine Tonika eine Tonika und eine Subdominante eine Subdominante. Ob eine 7,9,13, oder meinetwegen 2127 hinzugefügt wurde, spielt keine Rolle.

 

[diagnostix]

@Violinist:
ok, ich werde jetzt eine kurze, wiederholende progression als ostinato spielen, recorden und veröffentlichen, und wenn mich dann richie blackmore verklagt, werde ich ihm sagen - ha guck was der violinist geschrieben hat, diese progression/ostinato kannste nicht schützen, alda!
du hast nur ton x mit y kombiniert, und dein riff kannste mit gänseblümchen abwischen, der gehört nämlich mir.
das ist nicht "smoke on the water", das was du hörst, das ist x ersetzt durch y, das gab es schon unzählige male, da gibt es keine lücken, harmonielehre ist vollendet...

ey alda - theorie hin und her, aber schöpfungshöhe und wiedererkennungswert sind gottseidank nicht "vollendet".
also man kann akkordfolgen wohl schützen, genauso wie basslines (another one bites the dust, z.b.) wenn sie tragende rolle in einem song führen. für so was muss man sich nicht als "genialste schöpfer" fühlen, sondern nur eigener verstand nutzen...

 

[Dodo_I]

also man kann akkordfolgen wohl schützen, genauso wie basslines (another one bites the dust, z.b.) wenn sie tragende rolle in einem song führen.

Naja, in beiden Fällen übernehmen aber die von Dir genannten Instrumente in den Beispielen die "Melodieführung".
Der Gesang ist da ja jeweils eher ostinat oder staccatoartig ...

 

[Violinist]

@diagnostix

Ich versuche nochmal das Wesentliche zusammenzufassen, also Harmonielehre in 60 Sekunden:

Es gibt tonikale, subdominantische und dominantische Akkorde. Zusätzlich gibt es 4 Formen der Modulation. Jede Akkordprogression kann man anhand dieser Kennzeichen aufdröseln und erklären. Es gibt also einen begrenzten Pool an harmonischen Werkzeugen. Das was dein Mitstreiter versucht als sein Eigen zu nennen, ist nicht sein Eigen, zu keinem Zeitpunkt. Es bleibt Fundus der Musiktheorie. Komposition fängt erst dann an, wenn man einzelne musikalische Parameter (darunter die Harmonie/Akkordprogressionen) mit anderen (!) Parametern zusammensetzt. [Componere lat. für zusammensetzen]. Die Schöpfungshöhe kann einen einzigen Parameter in keinem Fall umfassen.

 

[diagnostix]

waaa, hätte ich bloß den gosch nicht geöffnet...
"es bleibt der fundus der musiktheorie" - das klingt so als ob ein philosoph gesagt hätte - die philosophie hat das denken geboren.

ich schätze sehr andere meinungen, aber nichtdestotrotz: über die musik zu reden ist wie der versuch die architektur zu tanzen (sagte ein schlauer kopf), und komponieren kann man auch ohne musiktheorie. ich frage mich aber dabei, was hätten die musiktheoretiker ohne musik gemacht.
wahrscheinlich das gleiche wie bis jetzt...

aber ich will nicht weiter provozieren.
fakt ist: man kann musik eigen nennen, und darum geht es in diesem thread, auch wenn man "whataboutism" der musiktheorie als totschlagargument dagegen bringt.

 

[Violinist]

waaa, hätte ich bloß den gosch nicht geöffnet...
"es bleibt der fundus der musiktheorie" - das klingt so als ob ein philosoph gesagt hätte - die philosophie hat das denken geboren.
ich schätze sehr andere meinungen, aber nichtdestotrotz: über die musik zu reden ist wie der versuch die architektur zu tanzen (sagte ein schlauer kopf), und komponieren kann man auch ohne musiktheorie. ich frage mich aber dabei, was hätten die musiktheoretiker ohne musik gemacht.
wahrscheinlich das gleiche wie bis jetzt...
aber ich will nicht weiter provozieren.
fakt ist: man kann musik eigen nennen, und darum geht es in diesem thread, auch wenn man "whataboutism" der musiktheorie als totschlagargument dagegen bringt.

Natürlich kannst du etwas komponieren ohne selbst an die Musiktheorie zu denken. Aber die Musiktheorie bleibt dennoch Bestandteil deiner Musik, auch wenn du es nicht merkst. Sie ist nichts, was man abschalten kann.

Du vermischst hier zwei Dinge: Zum einen redest du von Akkordprogression und im selben Atemzug redest du von auskomponierter Musik. Das eine ist nur ein Teil des anderen. Nochmal heruntergebrochen: Deine Musik ist und bleibt deine Musik. Aber deine Akkordfolge ist und bleibt Allgemeingut!

 

[SlippyNo7]

Dann wird dein Skrotum in siedendes Palmfett getaucht und als Snack in Indonesien verkauft.

Das wäre nicht ganz so angenehm.
Aber Danke Euch für die Antworten. Ich entnehme daraus: Einfach abwarten ob was bzw. was passiert.

 

[diagnostix]

@Violinist
sag mal - willst du damit sagen, ich darf keine musiktheorie benutzen um musik zu beschrieben?
weil du hier den professor spielst?
ich breche dir jetzt was runter:
behaupte kein unsinn wenn du keine argumente hast.
ich darf reden "im selben atemzug" genauso wie du, nur dass die realität auf meiner seite steht.
und jetzt hopp, runter von dem ross - ich werde in jedem fall den thread nicht weiter verfolgen, so kannste deine "argumente" meinetwegen sparen...

 

[Entone]

Deine Musik ist und bleibt deine Musik. Aber deine Akkordfolge ist und bleibt Allgemeingut!

Das ist doch letztlich eine Wertungsfrage und wie hoch man die Anforderungen für das Schöpferische legt. Die urheberrechtliche Schöpfungshöhe ist eben recht gering. Dieselbe Diskussion gibt es auch im Patentrecht. Da gibt es auch Stimmen, die behaupten, eine Erfindung sei nichts Schöpferisches, weil es nur um das Auffinden von etwas, das ohnehin in der Natur vorhanden ist, geht.

 

[EOD]

Wie sieht das eigentlich bei Drums aus? Da sind die Möglichkeiten, z.B. im Bereich Rock, doch etwas begrenzt(er)???

 

[Violinist]

@Violinist
sag mal - willst du damit sagen, ich darf keine musiktheorie benutzen um musik zu beschrieben?
weil du hier den professor spielst?
ich breche dir jetzt was runter:
behaupte kein unsinn wenn du keine argumente hast.
ich darf reden "im selben atemzug" genauso wie du, nur dass die realität auf meiner seite steht.
und jetzt hopp, runter von dem ross - ich werde in jedem fall den thread nicht weiter verfolgen, so kannste deine "argumente" meinetwegen sparen...

Du willst mich mundtot machen, weil ich dir nach eigenen Aussagen zu viel weiß, oder weil du vielleicht zu wenig weißt? Anders kann ich mir dein Verhalten nicht erklären. Ich versuche immer sachlich zu argumentieren, auch wenn es mir gerade wirklich
schwer fällt. Ich lade dich ein, weiter über das Thema zu reden, denn es gibt offensichtliche Verständnisprobleme.


@Entone: Ich gebe dir hinsichtlich der Schöpfungshöhe Recht. Es ist schwierig zu bestimmen, wann sie anfängt. Nach meinem Verständnis ist keine Schöpfungshöhe erreicht, wenn man eine Akkordfolge sich ausdenkt, die bereits vielfach, vielleicht sogar millionenfach verwendet wurde. Alles was im Lehrbuch steht, kann nicht als sein geistiges Eigentum bezeichnet werden, ob man das Lehrbuch gelesen hat oder nicht.