Wie Papier - Chanson

  • Ersteller Teestunde
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Was mir generell an deinen Texten nicht gefällt ist das du immer Negativem nachtrauerst, bespickt von Vorhaltungen, wie schlecht man dich / die beschriebene fiktiv Person behandelt hat und huldigst diese Personen unweigerlich in dem du sie Geschichtsträchtig festhälst, das haben diese Leute nicht verdient, die sollte man Ausgrenzen.
Du sprichst mit deinen Texten nur Opfer an die genau wie du in selbstmitleid zerfließen, regelrechte Jammerlappen.

Dabei könnte man das recht positiv umdrehen, das Positive an der Sache hervorheben.
Das man die Kraft hatte sich von solchen Leuten zu lösen, man sich jetzt viel besser fühlt, man es kaum noch begreifen kann das man solange an solch einer Person festgehalten hat uswusw.
Damit spicht man mehr Menschen an und geben dir Zuspruch den du oder die beschreibende Person sich wünscht und somit ihr Handeln und ihr Denken bestärken würde.
 
das haben diese Leute nicht verdient, die sollte man Ausgrenzen.

Ausgrenzen?

Dabei könnte man das recht positiv umdrehen, das Positive an der Sache hervorheben.
Das man die Kraft hatte sich von solchen Leuten zu lösen, man sich jetzt viel besser fühlt, man es kaum noch begreifen kann das man solange an solch einer Person festgehalten hat uswusw.
Damit spicht man mehr Menschen an und geben dir Zuspruch den du oder die beschreibende Person sich wünscht und somit ihr Handeln und ihr Denken bestärken würde.

Das ist überlegenswert, ehrlich! Ich benutze das Schreiben (noch) zu sehr als Therapie. Um Frust loszuwerden. Aber es stimmt, VERWERTBAR sind solche "Abreaktionen" kaum. Das höre ich jedenfalls von Leuten aus der Unterhaltungsbranche. Nun ist die Frage, worauf es mir mehr ankommt. Aber ich werde deine Bemerkung im Hinterkopf behalten. Vielleicht klappt ja irgendwann mal ein positiver Text.
:) LG T.
 
Der Platz, er ist dieselbe wie vor fast zwei Jahren

Wenn diese Zeile nicht wäre, es würde keine Spuren der Beobachterin mehr geben.

Stimmt nicht. Der ganze Text, das ist alles die Beobachterin. Sie erkennt die Masche wieder, mit der sich der Typ seine Mäuschen krallt. Der Ablauf ist genau der gleiche.
Aber ich will jetzt nicht diskutieren. Du kannst dir natürlich den Text nehmen, der DIR gefällt. :) Auch wenn ich persönlich die II. Variante bevorzuge. ;)
 
VERWERTBAR sind solche "Abreaktionen" kaum. Das höre ich jedenfalls von Leuten aus der Unterhaltungsbranche.

Dem möchte ich gern widersprechen. Eigentlich ist jede neue musikalische Richtung Frustabbau einer jungen Generation. Einer Generation, die sich vom vorherrschenden Musikgeschmack ausgegrenzt sieht.

Ich unterlag als Bluesmusiker starken Anfeindungen derer, die ich in meinen Texten verhöhnte. Und fühlte mich in den 80igern plötzlich unterschwellig als Zielscheibe des Hohns der Punker. Immerhin stimmte ich meine Gitarre akribisch und manche meiner Songs hatte mehr als 3 Akkorde.

Entscheidend ist für mich, ob man seinen Hohn gegen EINEN Menschen richtet, oder gegen das Typische von Menschen einer Gruppe oder gar einer Generation.

Dabei geht es nicht nur um moralische Aspekte (einen Menschen ohne Beweise im Netz zu denunzieren, erinnert mich an einen mittelalterlichen Pranger). Nein, es geht auch , mal ganz kühl gerechnet, um die Größe der Zielgruppe. Je mehr die Kritik Typisches bekommt, oder gar Generationsrelevanz, umso größer natürlich der Kreis der Interessenten.

Ich unterscheide in diesem Zusammenhang gern zwischen einem privaten oder einem persönlichen Anliegen. Mir scheint deine Verarbeitung einer privaten Geschichte deiner Freundin nicht über den Status eines privaten Textes zu kommen. Du erzählst ihn so, als interessierte dich der Alkoholiker gar nicht, sondern nur die Empörung Deiner Freundin. Als hättest du keine Ahnung von Alkoholismus. Oder vielleicht weißt Du viel drüber, aber dir fehlt die Empathie für die Betroffenen.

Mir kommt gerade eine Idee. Mir mißfiel von Anfang an die Empörung des Beobachters. Warum erzählt die Autorin die Geschichte nicht aus der ICH-Perspektive einer aktut Betroffenen? Wenn schon wahre Emotionen, denn schon wahre Emotionen?
 
Mir scheint deine Verarbeitung einer privaten Geschichte deiner Freundin nicht über den Status eines privaten Textes zu kommen.

Das trifft es! Den nächsten Text lass ich eine Woche liegen, bevor ich ihn jemandem zeige. Ich bin zu zeitig hausieren gegangen. Das passiert mir in der ersten Euphorie immer wieder.

Mir kommt gerade eine Idee. Mir mißfiel von Anfang an die Empörung des Beobachters. Warum erzählt die Autorin die Geschichte nicht aus der ICH-Perspektive einer aktut Betroffenen? Wenn schon wahre Emotionen, denn schon wahre Emotionen?

Das wird dann eine ganz andere Geschichte. Den Versuch ist es wert. :)
 
Mir kommt gerade eine Idee. Mir mißfiel von Anfang an die Empörung des Beobachters. Warum erzählt die Autorin die Geschichte nicht aus der ICH-Perspektive einer aktut Betroffenen? Wenn schon wahre Emotionen, denn schon wahre Emotionen?

Wenn man das aus der Sicht eines oder einer akut betroffenen erzählen wollte, müsste man dieses sehr sensible und doch brisante Thema selbst durch haben, das heisst selber alkoholkrank sein, und in trockener Abstinenz leben.

Es ist nämlich eine Krankheit, und das muß erst mal in den Köpfen der Beobachter klar sein. Es handelt sich hier nicht um einen Alkoholilker der regelmässig seine zwei Bier am Tag trinkt, sondern um einen Alkoholkranken Menschen, der unter Kontrollverlust leidet und nicht mehr weiss, wann er aufhören muss.
Und das sicherste Anzeichen dafür ist, wenn derjenige anfängt zu zittern, weil dann zur Psychischen Abhängigkeit die Physische dazukommt. Meterhohe Krampfzuckungen aus der liegenden Position beim Delirium Tremens.

Solche Menschen kann man nicht für immer ausgrenzen, denn sie benötigen dringende medizinische Hilfe. Und nicht selten kann sich die Sucht bei einem starken Willen vorausgesetzt dann in eine Abstinenz umwandeln. Und der Mensch der das geschafft hat, der hat große Anerkennung verdient.
Leider kenne ich auch einige Musiker, die es nicht geschafft haben und jämmerlich an Leber Schrumpfung gestorben sind.
Verachten darf man so einen Menschen überhaupt nicht, sondern er hat Großes Mitleid verdient, und muß therapiert werden.
Gerade das Erkennen, wann der Übergang zum Spiegel oder Gamma Trinker erfolgt, ist sehr schwierig, weil anfänglich erst mal viel vertuscht wird von den Angehörigen.
Der Prozess geht auch nicht von Heute auf Morgen, sondern dauert eine gewisse ziemlich lange Zeit.

Ja, wollte eigentlich garnicht, aber das Thema hat mich dann doch geschuppst.

LG Cherry50
 
Was hat "privat oder individuell" mit voreiligem Veröffnetlichen zu tun?

Ich vermute, manch einer hat schon seinem Kind ein Gedicht gewidmet. Bekommt man so was mal zu lesen, liest man mehr über den Verfasser als über das Kind: Privat!

Anders Grönemeyers "Marie" . Ich zitiere mal den Beginn: (auf LUXUS)

Ihr Gesicht kennt kein Geheimnis
Krause Nase, Ohren stehen auf Sturm
Blicke blind vor Vergnügen
Entwaffnend, turbulent in sich ruhend
Unbeschwert positiv, Golfstrom für gefrorene Seelen
Geballte Energie, haltlos, sprengt jedes Problem
Dreist mit der Welt im Gleichklang
Trübsinn chancenlos
Unwiderstehlich verwunschen
Übersprudelnder samtsanfter Trost....

Dieses Kind kennt Jeder... meine ich mal frech.
 
Was hat "privat oder individuell" mit voreiligem Veröffnetlichen zu tun?

Für mich sehr viel: Würde ich warten, käme ich von selbst darauf, dass der Text noch einige Phasen der Überarbeitung braucht.
 
Lieber Cherry,

Stimme dir in allem zu. Ich habe vor 15 Jahren als Missbräuchler mit dem Trinken aufgehört. Das heißt, ich nehme auch heute noch zum Beispiel problemlos Medikamente mit hochprozentigem Alkoholanteil ein. Meine persönliche Entscheidung lautet: nie wieder Alkohol, um Hemmungen ab zu bauen. Ich sortierte als erstes alle Bekannten aus, bei deren Anblick es mich "dürstete" und schon begann mir mein neuer Lebensabschnitt größte Freude zu bereiten.:D Manch einer beneidet mich darum...;-)

Meine Trinkerphase brachte mich auch damals schon mit einem gesellschaftlichen Querschnitt an interessanten Menschen zusammen. Viel ungezügelte Emotion, mit viel anschließender Erholungsbedürftigkeit erkauft. Diese Relation gestaltet sich beim Selterstrinker wesentlich ruhiger und befriedigender... :)

Betroffen von diesem Problem sind aber sowieso fast alle. Ich unterstelle so manchem Politiker Alkoholismus und sehe nicht den geringsten Versuch, Alkohol aus dem Politikeralltag zu verbannen. Bekiffte Politiker würden fliegen. Soldaten bekommen Schnapsrationen vor der Schlacht. Usw.

Fast jeder hat einen Alkoholiker in der Familie, Verwandschaft oder im Kollegenkreis. Wir sind alle irgendwie von diesem Problem betroffen. Jeder könnte, wenn er den wollte, authentischer über das Thema schreiben, als ich es in Teestundes Texten lese. Sie schreibt ja einige Fakten rein, speziell das Verstecken von Alk. Aber ihr LI spottet eiskalt, ohne Verantwortung. Das würde sich ändern, wenn das LI als Familienmitglied, Kollege oder z.B. lärmbeschallter Nachbar schreiben würde.

Muss ja alles nicht, kann aber und wäre aus meiner Sicht authentischer.
 
Hallo Teestunde,

Ich glaube nicht, dass Warten die Lösung ist. Die Lösung ist mMn der Mut, bei seinen eigenen Problemen zu beginnen. Über andere zu reden, vertreibt die gröbste Angst. Über eigene Peinlichkeiten zu reden, zerreißt das eigene Lügengespinst ( DAS unterstelle ich Jedem), unerwartete Lichstrahlen treffen die Seele... und reflektieren zurück.
 
Muss ja alles nicht, kann aber und wäre aus meiner Sicht authentischer.

Ich sammle schon Stichpunkte aus MEINEM eigenen Leben. Bis vor Kurzem hab ich allabendlich meine Rotweinration weggedrückt. Das ist seit einiger Zeit VORBEI. Hoffe ich jedenfalls. Mal sehen, ob ich einen Text schaffe mit, wie sagst du, EIGENEN Emotionen. :) LG T.
 
Über eigene Peinlichkeiten zu reden, zerreißt das eigene Lügengespinst ( DAS unterstelle ich Jedem), unerwartete Lichtstrahlen treffen die Seele... und reflektieren zurück.

Ich lese gerade das Nachwort zu einer japanischen Haiku-Sammlung. Deine Bemerkung erinnert mich stark daran. Offen sein für den authentischen Moment - das Einfache, das schwer zu machen ist. :) LG T.
 
Ja der Alkohol....hat viele großartige Künstler getötet.

Interessant fand ich da auch die Biografien von Eric Clapton, Ronnie Wood und Keith Richards. Während Clapton sehr ehrlich und kritisch rund auch mit sachlichem Abstand über seine Sucht schreibt prahlen die beiden Rolling Stones mit ihrem Suff. Das war für mich erschreckend zu lesen, wenn auch bei Richards z.T. amüsant.
Dumme Jungs!

Mich hat der Thread daran erinnert dass ich einen Text adaptieren will. Hatte ich voll vergessen! Thx!

Ich glaube nicht dass man selber Alkoholiker sein muss oder Alkoholismus sehr nah erlebt haben um darüber glaubhaft zu schreiben. Man kann nicht alles erleben.
 
ch glaube nicht dass man selber Alkoholiker sein muss oder Alkoholismus sehr nah erlebt haben um darüber glaubhaft zu schreiben. Man kann nicht alles erleben.

Sicherlich, dann wäre der grosse Ideen Pool bald aufgebraucht.

Trotzdem wage ich nochmal den Einwand, dass Alkoholiker und Alkoholkrank etwas gänzlich anderes ist. Das kann man auch in jeder einschlägigen Literatur zu dem Thema nachlesen. Alkoholiker ist bereits ein Mensch, der täglich und regelmässig Alkohol zu sich nimmt. Er kann kontrolliert und verantwortungsbewusst damit umgehen.
Die tägliche Menge erhöht sich im Laufe der Zeit, weil der gewünschte EntspannungsEffekt ausbleibt.

Das kann sich schleichend bis zum bitteren Ende fortsetzen, wenn nämlich der Kontrollverlust einsetzt, und der Trinker nicht mehr weiss wann er aufhören muss.

Dann sprechen wir vom süchtigen und Alkohol Kranken Menschen.
#
LG Cherry50
 
Ich hab die Diskussion etwas nachverfolgt. Mir drängt sich ein Gedanke auf, der hier in den Threads bisher, soweit ich es überschaue, noch nicht geäußert wurde.
Die Stellungnahmen von artname, der sich ja als professioneller Textschreiber hier äußert, gegenüber Teestunde, die den Text hier geschrieben hat, geht offenbar, jedenfalls mMn davon aus, daß alle Textschreiber möglichst gut werden, wenn sie sich an Profi-Textern orientieren.

Das sehe ich etwas anders. Für mich gibt es die Texter, die als sog. Spin-Doktoren den Akteuren auf der Bühne bzw. dem Komponisten, nach gewissen Vorgaben ihre Texte ausarbeiten. Dem gegenüber gibt es aber auch Textautoren, wie ich auch Teestunde sehe, die Ihre Realität, ihr Erlebtes, in den Texten abbilden.

Solche Texte mit denen von Spin-Doktoren zu vergleichen halte ich für schwierig. Ist aber wie gesagt nur meine Meinung. Hab grad im Radio "Unbeschreiblich Weiblich" von Nina Hagen gehört. Auch ein Text, der wohl niemals von einem Spin-Doktor geschrieben worden sein könnte.
 
@ Teestunde

Ich möchte nicht missverstanden werden. Der Text soll /muss nicht autobiografisch werden. Autobiografisch soll sich äußern, wer es mag. Viele neigen mehr zu allgemeineren Reflexionen.

Man kann ja auch Texte ohne Story schreibe, zum Beispiel ähnlich dem "Marie". Also eine Hook und dann einige Merkmale, die die Hook illustrieren. In diesen Fällen schreibe ich zum Beispiel mich so nahe an MEINE Wahrheit heran, bis mir das Herz förmlich vor Aufregung klopft. Für besonders gelungen halte ich persönlich, wenn ich extrem ehrlich schreibe, ohne um Mitleid zu bitten.
Marc schrieb etwas extrem Kluges: jedem Versagen steht eine positive Losung gegenüber. Man kann auch das Positive schreiben. Der eine Autor befreit sich von seinen Quälgeistern durch eine Beichte. Der andere von ähnlichen Quälgeistern durch eine positive Vision. ;-)

@ noisucnu

Ich gebe dir uneingeschränkt recht. der Erste kommt übers Lesen zum Schreiben. Der Zweite besucht Kurse. Der Dritte beginnt, wie ich, zu Reimen, um Zugfahrten kurzweilig zu verbringen. Der Vierte muss leider Texte schreiben, damit seine Musik eine bessere Chance für die Medien bekommt. Der Fünfte schreibt urplötzlich einen Songtext aus Verliebtheit. Der sechste schreibt einen Text, um Spindoktoren zu widerlegen. Der Siebte ist ein Spindoktor und antwortet, um dem Sechsten Paroli zu bieten. Die Achte heißt Nina Hagen....Bitte vervollständige bei Bedarf.

Dass du einem "Spindoktor" (was immer du unter diesem Begriff verstehst) per se nichts Ausgeflipptes zutraust...unterscheidet unsere Ansichren allerdings etwas :D ich selber schreibe auch nie nach Vorgaben! Ich schreibe quasi bei Strafe meine " Untergangs" MEINE Ideen für Andere!!!

Nina Hagens Ziehvater war Wolf Biermann (!), ihre Mutter war Eva Hagen. Ihre Kinderstube war vermutlich oft von heiß diskutierenden Dichter - und Darstellermeinungen geflutet ;-) ich würde sie so gesehen nicht unbedingt als naive Texterin betrachten....
 
Marc schrieb etwas extrem Kluges: jedem Versagen steht eine positive Losung gegenüber. Man kann auch das Positive schreiben. Der eine Autor befreit sich von seinen Quälgeistern durch eine Beichte. Der andere von ähnlichen Quälgeistern durch eine positive Vision.

Das soll mich beschäftigen! :)
 

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