Wie Papier - Chanson

[Teestunde]

Wie Papier
.
Ich sah euch zwei im Großen Garten Händchen halten
und sah zugleich, es strengte dich sehr an.
Wie lange spielst du ihr zuliebe noch den Kavalier?
Für so etwas warst du noch nie der Mann.
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Ob sie schon weiß, wo du ihn aufbewahrst, den Vorrat?
Ihr seid ja mittlerweile fast ein Paar.
Wie hältst du deine Fahne bei dem Konsum bloß geheim?
Ich weiß, dass ich sehr zeitig skeptisch war.
.
Ich konnte nie der Engel sein,
der dich von deinem Fluch erlöst.
Dein Suff hat mich verschlissen, mich zerrissen wie Papier.
Dasselbe Schicksal, glaub ich, blüht auch ihr.
.
Noch lachst du brav und lauscht, was dieses Mäuschen plappert,
bist Alltagsmensch und beinahe abstinent.
Die Kleine tut mir jetzt schon leid, denn bald schreist du sie an,
wenn sie dein Zittern endlich Saufdruck nennt.
.
Ich konnte nie der Engel sein,
der dich von deinem Fluch erlöst.
Dein Suff hat mich verschlissen, mich zerrissen wie Papier.
Dasselbe Schicksal, glaub ich, blüht auch ihr.
.
Ich konnte nie der Engel sein,
der dich von deinem Fluch erlöst.
Dein Suff hat mich verschlissen, mich zerrissen wie Papier.
Dasselbe Schicksal, glaub ich, blüht auch ihr.

 

[artname]

Hallo Teestunde,

Leider machst du mMn nun schon wiederholt die selben Fehler: Sekunden einer banalen Handlung (eine Beobachtung im Park) werden von einem Bündel von Meinungen, Erwartungen, Vorurteilen überfrachtet. Leider fehlen die DARGESTELLTEN Beweise oder Indizien für deine Behauptungen. Da du das schuldig bleibst, könnten deine Behauptungen zu seiner aktuellen Situation genauso gut eine üble Nachrede sein! - Das macht mir, den Text diesmal, trotz des traurigen Schicksals vieler Ko-Alkoholiker, regelrecht unsympathisch.

Auch über das "Mäuschen" erfahren wir rein gar nichts, ausser dass sie nach Meinung des LIs genau so bekloppt wirkt, wie das LI, in der gleichen Situation. Das nenne ich Denunzation der Figur. Satirisch wäre das normal....

Auch diesmal nutzt du die Langzeilen wieder sehr redundant, um nicht zu sagen geschwätzig. Langzeilen müssen nicht langatmig sein. Im Gegenteil. Sie bieten guten Autoren die Möglichkeit von Aufzählungen oder dialektischen Gegenüberstellungen in EINER Zeile, ohne das die unvermeidlichen Zeilenbrüche das Ganze komplizieren.

Neben dem fragwürdigen Inhalt ist es vermutlich vor allem diese langatmige Nutzung von Langzeilen, die manche Musiker hier schreiben lässt, sie hätten keine Lust, deine Texte zu vertonen. Dass sie statt dessen diesen Texten ein Chansonattribut verleihen, ärgert mich regelmäßig, weil Reinhard May und Konsorten wiederum hochgradig verdichtet schreiben können... Worüber ich mir bei dir langsam nicht mehr ganz im Klaren bin. Sorry,

 

[Teestunde]

Hallo Artname,

danke für deine Reaktion, auch wenn ich davon einen Kloß im Hals habe. Ich will mich jetzt nicht hektisch an die Änderungen machen; erst mal muss ich dich "verdauen". Die Geschichte ist nämlich nicht erfunden. Vielleicht hab ich mich zu sehr zum Sprachrohr der Frau gemacht, anstatt als Beobachter drüber zu stehen. LG T.

Ich hab deinen Zusatz jetzt erst bemerkt. Das mit dem "verdichtet Schreiben" macht mir tatsächlich schwer zu schaffen. Aber das hier ist ja ein Forum und keine Agentur. Ich freue mich, dass du dir trotzdem immer wieder so viel Arbeit machst, auch wenn es dir mittlerweile auf den Wecker geht. Danke! LG T.

 

[artname]

Einspruch, Euer Ehren. - Dein Text wirkt auf mich absolut leblos! Und handwerklich gesehen, schlecht erfunden. Was interessieren mich der Hintergund, wenn kein Wesen im Text steht!! Erspare uns bitte eine moralische Diskussion. Wer kennt sie nicht, die Details aus dem Leben von Ko-Alkoholikern. Auch ich kenne genügend Betroffene! Nimm das bitte zur Kenntnis. Obwohl: es ist nicht mal wichtig, dass es so ist.

Deine Geschichte baut auf Meinungen auf, statt DARZUSTELLEN. Was steht in der Story, was widerlegt, dass das LI und sein "Mäuschen" eine andere Geschichten haben. Sie könnten sich doch auch bei den Anonymen Alkoholikern kennen gelernt haben? Du läßt uns keine Fahne riechen, kein Schwanken sehen, geschweige denn irgendwelche Flaschen. Dein Text baut auf Vermutungen auf. Im realen Leben nennt man das schnell üble Nachrede.

Du erzählst die Geschichte am falschen Ort. Was ich schon mehrfach bei Dir beobachte. Warum zeigst du ihn nicht trinkend? Dann, und nur dann, haben wir den Beweis, dass er das gleiche Spiel weiter treibt. Warum lässt du das LI nicht suchen, was dafür oder dagegen spricht, ob er noch trinkt. Warum ist dir die Frau nur die beiden Attribute "Kleines" und Mäuschen" Wert?

Aber damit ist DEINE Geschichte noch nicht zu Ende. Was macht dein LI nun mit der Beobachtung?
In Deinem Text denunziert es das "Mäuschen". Nix da mit Verantwortung übernehmen! Es schaut wütend, selbstmitleidig und (für mich) schadenfroh zu. Vom angeblichen Mitgefühl für die "Kleine" keine Spur. Das LI sieht die "Kleine" jetzt schon scheitern.

Teestunde, wenn schon (unnötigerweise) die Realität, dann lautet meine: ich sage Betroffenen und ihren Partner offen ins Gesicht, wenn ich bei Ihnen ein Alkoholproblem vermute, welches auf mich überzugreifen droht. Musst du ja nicht tun, aber vielleicht erklärt auch DAS meine ablehnende Haltung zu diesem Text.

 

[Teestunde]

Ich werde den ganzen Text über Bord werfen. Erstens, weil er erfunden wirkt und zweitens, weil ich dem Mäuschen tatsächlich Unrecht tue. Ich verunglimpfe jemanden, weil ich meinte, mich auf die Seite der Frau stellen zu müssen. Das ist - so glaube ich, dich zu verstehen - nicht meine Aufgabe. Ja und drittens will ich versuchen, BILDER zu finden. Ich schreibe bis jetzt wie eine Blinde, die alles vom Hörensagen weiterplappert und noch dazu voller Eifersucht.
Also: Bilder suchen!

ich sage Betroffenen und ihren Partner offen ins Gesicht, wenn ich bei Ihnen ein Alkoholproblem vermute, welches auf mich überzugreifen droht. Musst du ja nicht tun, aber vielleicht erklärt das auch meine ablehnende Haltung zu diesem Text.

100 Punkte! Auch, wenn's wehtut.
LG T.

 

[artname]

Gib nicht ZU schnell auf. Warte noch auf andere Meinungen.

Was deine Aufgabe ist oder sein sollte, weiß ich nicht. Ich frag mich regelmäßig nach meinem Anliegen. Ich schrieb noch nie über Alkoholismus, ob wohl ich Jahrzehnte lang Livemusiker war....
Seit 15 Jahren trinke ich überhaupt keinen Alkohohl mehr. was als launiges Experiment begann, ist heute vielleicht meine klügste Idee.

Früher erwähnte ich oft Kneipen, oder deutete sich Mut antrinken an. Schrieb aber nie über die Krankheit. Wohl auch, weil zu diesem Thema gelogen wird, dass sich die Balken biegen. Ein großer Teil der Politiker oder Ärzte hat ein Alkoholproblem. Soldaten trinken sich vor der Schlacht Mut an. Viele Künstler müssen sich locker trinken. Wie viele Menschen trinken ihre Flasche Wein, weil das angeblich unverzichtbar das Essen abrundet. Ich wollte kein Spielverderber sein. Ich verstehe jeden...oft allerdings eher so als so Ein schwieriges Thema. So lustig ist der Alkohol befreite Rest vom Leben nun auch wieder nicht.

Auch der Ko-Alkoholiker ist nicht alle seine Sorgen los, wenn er sich trennt. Auch er hat seine Gründe, wenn er nicht los kommt.
Lg

 

[magnazeon]

Das Konversation fand ich soeben wahnsinnig spannend, respektvoll (wenn auch sehr hart aber ehrlich) und konstruktiv.

Als ich heute Morgen den Text laß, fragte ich mich, was er mir sagen will. Ich habe mich dabei ertappt, ihn zu überfliegen. Dann war ich fertig und war genau so schlau wie vorher. Irgendwie ist der Text ein bisschen nichtssagend, bedeutungslos. Weder Person noch Handlung können mitreisen.
An ganz wenigen Stellen kommt mal ein Anflug von Lyrik auf, der dann aber im nächsten Satz leider schon wieder verpufft.

Artnames Hinweise solltest Du Dir zu Herzen nehmen und versuchen, Dinge klar zu zeichnen.
Sag uns alles das, was Du uns sagen willst. Vor allem das, was meistens erst hinter her als Erklärung kommt.

Ich wünsche Dir viel Glück und gutes Gelingen dabei.

 

[NinaEins]

@artname:

für deine Kompetenz



@Teestunde:

für deine Haltung

 

[artname]

Danke Magnazeon. Das ermutigt mich, noch etwas hinzu zu fügen.

Teestunde, du solltest mal darüber nachdenken, beim Schreiben ( gar nicht mal unbedingt IM Text) entscheidende Situationen zu imaginieren. In der Schreibtheorie wäre das sowohl das konfliktauslösende, aber noch viel stärker das konfliklösende Moment. Der Mord, der erste klare Verdacht, die Enttarnung, das "in flagrandi"- Erlebnis usw. Momente, die automatisch große Emotionen und starke Details beinhalten... Momente, die sich eher automatisch als zögerlich auf die Autorin übertragen.

Ich nenne es: Momente, wo sich keiner mehr raus halten kann. Vermutlich wird sich jeder Zeuge in einer Gruppe ewig fragen, warum er sich feige raus hielt. Den Leser anderntags am Frühstückstisch berührt diese Frage natürlich kaum noch

In der Schreibtheorie nennt man den Moment des optimalen Einstiegs in eine Geschichte "in medias res". Das scheint mir mit " mitten rein ins Geschehen" nur mitrelmäßig übersetzt. Ich würde eher sagen: dahin, wo die Geschichte schon oder noch heiß ist. Eine enorm wichtige Frage!!!

Viele deiner Schwierigkeiten hängen mMn damit zusammen, dass du zum falschen Zeitpunkt in die Geschichte einsteigst.

Ich sag immer zu MIR: Das Blut muss demnächst definitiv fließen - oder wenigsten noch warm sein

 

[Teestunde]

Mein Fahrplan: Verdichtung! (Mein Hauptproblem.) Und eine Alarmklingel im Hinterkopf installieren, die immer losgeht, wenn ich Zeilen an Geplapper verschwende. LG T.

 

[Rex]

Darauf einen Dujardin!

Harte aber konstruktive und nachvollziehbare Anmerkungen von artname.
Das muss man als Texter auch erst einmal abkönnen und postiv zu nutzen wissen.

Was mir am Text gefällt ist der anfängliche Spannungsbogen, der sich aber mit der "Fahne" zu schnell auflöst.

 

[artname]

Ok. Ich will auch Farbe bekennen. Ich will versuchen, deine Version in meinem Sinne aus zu deuten.
(Wobei deine Idee mir, wie gesagt, vor allem zu wenig "in medias res" ist)

Vielleicht erkennst du an, dass meine Version etwas darstellender ist. Dann fällt es Dir vielleicht leichter, meine Anmerkungen zu verstehen.

Diese Fassung ist natürlich indirekter. Denn seit dem ich keine Prozente mehr trinke, weiß ich, dass der Akohol nur verstärkt, was sowieso im Charakter liegt!. Und was hat du uns über den Charakter des LDs erzählt? - Ok, ich sag erst mal: das wars.

Falls meine Überarbeitung dir aber missfällt, tröstet dich DAS gewiss etwas über meine harten Worte.. Auch das kann ich verstehen



Ich will nie, nie wieder Engel sein
(Das große Schweigen)

Ich hab euch beide heut im Park gesehn,
vergnügt und Hand in Hand.
Roch im Vorrübergehen dein Parfum -
Und fühlte, es macht krank!

Noch immer weht bei dir am Flaggenmast:
Die Fahne aus Menthol.
Noch immer schmeckt in deinem Blick die Kraft
nach purem Alkohol.

Nein...

Ich will nie, nie wieder Engel sein,
Kein Engel mehr für deine Welt.
Ich will nie, nie wieder Schatten sein,
der unentwegt ins Dunkle fällt.

Wie lupenrein indes ihr Lachen war.
Wie leicht und stolz ihr Gang.
Wer Liebe fühlt, verspottet die Gefahr!
Ich ging vorbei. Ich hielt nicht an.

Denn...

Ich will nie, nie wieder Engel sein!
kein Engel mehr für deine Welt.
Ich will nie, nie wieder Schatten sein,
der unentwegt ins Dunkle fällt.



Edit: ich habe nach längerem Zögern meine 4. STROPHE wieder gelöscht. Wo ich das LI sich fragen ließ, was Schweigen in so einer Geschichte bringt. Ich weiß, dass 99% der Kollegen und Freunde zum Alkoholismus von nahen Personen schweigen. Also verpflanze ich dieses Schweigen in den Titel. Dort löst es eventuell die größte Irretation aus.

Oder?

 

[cherry50]

Ich hab euch zwei heut im Park gesehn
Lachend und Hand in Hand.
Roch im Vorrübergehn dein Parfum -
allein schon das, macht mich krank!

Hab Euch zwei heut im Park gesehn
Lachend und Hand in Hand
Roch Dein Parfum im Vorrübergehn
allein schon das, macht mich krank



Hi Artname

Sehr schöne Fassung aus Teestundes Original.


Ich finde einen kleinen Wortversatz als Änderung würde gut passen.

Nur als kleine Anmerkung

LG Cherry50

 

[artname]

Hi Cherry,

Danke. Deine Änderung schafft natürlich eine klarere Metrik. Aber in diesem Falle ist das Parfüm nur eine recht leise Andeutung. Ich habe ans Ende gesetzt, weil das Zeilenende ( Katenz genannt) mehr Aufmerksamkeit schafft.

Könnte ich allgemeine Verständlichkeit voraussetzen, wäre dein Vorschlag wahrscheinlich klangvoller

Lg

 

[Teestunde]

Wow! Ich beginne zu ahnen, was du mit BILDERN meinst und werde heute erst mal nichts weiter tun, als den Text auf mich wirken zu lassen. Danke! Herzliche Grüße von Teestunde

 

[artname]

Liebe Teestundes,

schrieb ich, dass mir in deinem Text Bilder fehlen?

Bildhaftes gibt es auch in deinem Text. Die Sprache gilt ja nicht umsonst als Friedhof erstarrter Metaphern. Außerdem verstehe ICH unter Bildern auch fotografisches, während Andere darunter nur künstlerische Bilder verstehen. Also Metaphern, Vergleichem Metonymie usw. -

Nein, ich meinte vor allem: nicht behaupten, sondern darstellen. Das LI nimmt den typischen Geruch von Parfum und darunter die Fahne war. Im Vorrübergehen. Außerdem nimmt sie bei der Frau in deren Art zu lachen und zu gehen Verliebtheit wahr, gegen die momentane Zweifel wohl kaum ankommen dürfte. Sagt das LI und kaschiert damit auch ein wenig, dass sie die Andere gar nicht warnen möchte.... Falls du es so wahrnimmst, hab ich etwas dargestellt, was Du mMn vorher nur behauptet hast.

Du hast deine Sprache mehr für die verletzte Sängerin benutzt. Dabei hast du mMn das Korpus delicti vernachlässigt.

Ich habe meine Darstellung benutzt, um (mit seiner "Schuld" und ihrer "Unschuld") vor allem die Souveränität der beobachtenden Sängerin heraus zu arbeiten. Und ich hoffe, in der Geschichte bleibt manches offen. Vor allem DAS klänge dann wirklich nach Dichtung.

Andere mögen wiederum ganz andere Prioritäten setzen.

Lg

 

[Ralf_Biermann]

Wie so oft hier eine spontane Komposition dazu, muss man sich dann aber auch mit einer Frauenstimme vorstellen...

Da fehlt dann noch im Text eventuell eine Überleitung zum Refrain.

viele Grüße
Ralf

http://soundcloud.com/ralf-biermann/nie-wieder-engel-sein

 

[artname]

Hallo Ralf,

Ich habe hier vor einiger Zeit vorgeschlagen, Vertonungen nur im Feedbackfrum vorzustellen. Daran halte ich mich auch, damit hier weiter vor allem über Texte diskutiert wird.

Außerdem ist es nicht mein Fred, sondern der von Teestundes. Und ihrem Text. Und DIE würde garantiert interessieren, ob du dich auch an ihrem Text versucht hast? Wäre ja verständlich. Oder?

Ich würde deinen Song so allerdings noch nicht ins feedbackforum geben wollen. Er leiert mir noch zu sehr. Text und Musik sollten unauffällig harmonieren wie Zutaten eines tollen Essens.
Meine musikalischen Bedenken würde ich dir gern im Postfach oder Feedbackforum nennen.

Aber manchmal leiert für manche Musikerohren eben zunächst der Text. Und dann verändere ich unter Umständen auch mal die Zäsuren ( Atempausen) in manchen Zeilen, um meinen Komponisten zu noch intensiveren Einfällen zu verhelfen. - Aber wie gesagt, ich melde mich bei Dir. Oder du bei mir. Dann sehen wir weiter. Ok?

Lg

 

[Teestunde]

Nein, ich meinte vor allem: nicht behaupten, sondern darstellen.

Genau so. Ich weiß auch nicht, warum ich immer wieder in (unsympathisches) Gerede verfalle. Muss eine persönliche Macke von mir sein. DARSTELLEN!!!

Ich hätte auch nichts dagegen, wenn ihr mit eurem Lied ins Feedbackforum umzieht. Sonst entsteht noch der Eindruck, ICH hätte den Text verfasst. Dem Missverständnis können wir vorbeugen, bitte! Und eine kleine Erwähnung, wovon du ausgegangen bist, wäre nicht schlecht. Oder, noch besser, ich nehme meinen Text wieder raus. Deine wertvollen Anmerkungen können ja auch für sich stehen. Sie helfen einem auch ohne meinen Text auf die Sprünge. Was meinst du?
LG T.

 

[house12]

Hallo Teestunde,

ich fühle mich an deinen Text "Bleib bitte da" erinnert. Es ging um die Intensität des Flehens einer Betrogenen oder Verlassenen und meine Frage an dich "wie würdest DU flehen'. Deine Antwort lautete in etwa: ich weiss nicht, denn ich war immer glücklich verheiratet.

In diesem Text ist es ähnlich. Du zeichnest eine bittere Frau, die noch so tief in ihrer Verletzung steckt, dass sie höhnisch wird. Das ist völlig ok für mich. Jeder der einigermassen ehrlich zu sich ist, kann wohl bekennen auch schon ähnliche Gedanken gehabt zu haben.

Was mir positiv auffällt ist deine Sprache, sie ist weniger verschnörkelt, ungestelzt und dem Thema eher angemessen. Sie ist singbarer, wenn du so willst. Der Bruch kommt mMn wieder zwischen Strophe und Chorus. Du hast also die Beobachterin, die ihre Verletzung raushöhnt. Das lässt du dann im Chorus mit einem "Ich konnte nie der Engel sein" kulminieren und ich spüre förmlich wie - pffffffffft - die Figur langsam ihr Leben aushaucht.

Was mich dann wiederum zu der Frage bringt: wer ist deine Dame? Und hast du sie wirklich genügend verstanden und studiert?

Artname's Dame steckt auch noch in ihrer Verletzung, man spürt die unzähligen Fragen, die sie sich stellt. Wie konnte sie nur so dumm sein. Vielleicht hat sie lange verdrängt, dann sogar noch den Suff auf Umwegen finanziert. Ist ja egal. Sie hat sich runterziehen lassen und kann nur hoffen, dass ihr das nie wieder passiert.

Was hat er also gemacht und du nicht? Sich hineingedacht, hineingefühlt, gewürzt mit eigenen Erfahrungen irgendwelcher Art. Als Sohn, als Freund, als Liebhaber, als Betroffener. Wir wissen es nicht, aber es gelingt ihm.

LG, Annette