Wie erstellt man realistische Drum-Patterns

[Biosphere]

Hallo zusammen,

bisher ist es mir nicht gelungen vernünftige Drum-Patterns zu erzeugen, die sich nicht anhören wie die billigste Begleitung eines simplen Keyboards. Wie geht man am besten vor (z.B. mit Cubase und Battery) ein Drum-Arrangement zu erstellen; d.h. wie erhält man eine vernünftige Rhythmik mit Komplexität, die dazu auch noch von [g=253]Takt[/g] zu [g=253]Takt[/g] variiert und nicht geloopt klingt.

Viele Grüße

 

[Tomstein]

Moin.

Da hat jeder so seine eigenen Methoden...

Zum Beispiel: 'Micro-Editing', also Schläge aus dem Quantisierungsraster leicht (!) und sinnvoll verschieben. Beispiel: bei Snarefills werden viele Drummer etwas schneller, dass kann man dann simulieren, dann klingt's nicht ganz so starr. Aber: das ist sehr schwierig und mit statischen Samples bringt's das auch nicht wirklich. Um noch mal das Beispiel eines Snarefills zu bemühen: In Wirklichkeit klingt jeder [g=149]Snare[/g]-Schlag etwas anders und das bringt dann Leben ins Spiel. Mit der Battery kann man so was nur schlecht lösen.

Eine gute Alternative für diejenigen, die sich die Mühe machen wollen, ihre Beats selbst zu programmieren ist das DFH Superior in der Custom & Vintage-Edition (Toontrack). Da stimmt alles. Da werden die Schläge automatisch per Zufallsfunktion variiert. Das hört sich dann schon sehr echt an. Die Sounds sind überdies wirklich unheimlich gut. Fills und Rolls können recht einfach programmiert werden.

Aber nicht vergessen, auch der Rest Deines Arrangements trägt seinen Teil dazu bei, die Drums entweder gut und groovig oder total statisch klingen zu lassen. Es kommt darauf an, dass man die Drums mit den restlichen Instrumenten gut unterstützt und Betonungen und Akzentuierungen an den richtigen Stellen setzt.

LG,

T.

 

[Allen]

Wie `realistisch` ist denn zB der EZ Drummer von Toontrack? Immerhin wurden da ja echte Schlagzeugsounds gesampelt...

 

[Disaster]

würd dir auch zu ezdrummer,bfd, addictive drums und sowas raten.

guck ma auf der addicitve pro seite(googeln) da gibts ne demo die man solange benutzen kann wie man will...steht zwar nur ein kit zu verfügung und keine toms, aber das hat mich schon sehr überzeugt

 

[Biosphere]

Danke, ich werde mal danach schauen. Das Problem scheint wirklich die Gleichheit von Samples zu sein, die ja leider nicht immer anders klingen. Um einen echten Drummer kommt man anscheinend nicht herum. Manu Katché z.B.

 

[kickback]

auch mit wirklich guten sounds klingt das ganze künstlich, wenn der ersteller keine ahnung vom schlagzeugspielen hat.

versuch einfach einmal von ein paar liedern die drums nachzubauen und herauszuhören, wovon eine lebendig gespielte schlagzeugspur lebt. leichte verschiebungen wurden ja z.b. schon genannt.

 

[stevo]

Hi,
das wichtigste bei der Drumprogrammierung ist die richtige Akzentuierung der einzelnen Schläge. Dabei musst Du vor allem darauf achten, wie ein echter Schlagzeuger spielen würde, z.B. solltest Du die Hihat bei einem 4/4 [g=253]Takt[/g] auf der 2 und der 4 (bzw. da wo sie gemeinsam mit der [g=149]Snare[/g] gespielt wird) lauter programmieren, als auf den Zwischenzählzeiten.

Da die Sounds, die Drumsampler wie Battery mitbringen, sich über die Anschlagsstärke verändern, macht es z.B. Sinn, die Drums bei einer ruhigen Ballade mit entsprechender Anschlagsstärke zu programmieren. Was auch viel bringt sind Ghostnotes auf den Zwischenzählzeiten.

Man kann nur Instrumente gut programmieren, die man gut kennt! Ich tu mir beispielsweise mit Perkussionsinstrumenten schwer, die ich nicht wirklich kenne. Auch Bläser sind so ein Thema für sich... deshalb:
Variationen, Flams usw. solltest Du Dir mal bewusst bei echten Schlagzeugern anhören, vielleicht einfach mal versuchen, eine Sequenz nachzuprogrammieren.

Und bitte: [g=206]Quantisieren[/g]! Ein guter Drummer spielt auf den Punkt, bzw. setzt leichte Abweichungen ganz bewusst ein ([g=149]Snare[/g] leicht laid back bei Balladen usw.). Weil Leute glauben, ein programmiertes Schlagzeug würde "menschlicher" klingen, wenn man es nur nährungsweise quantisiert, muss man hier hin und wieder programmierte Drums hören, die sich anhören, als hätte das jemand mit 3,5 Promille eingetrommelt. Ich wiederhole mich: Der Knackpunkt ist das Setzen von Akzenten.

Und: Wenn man Drums wirklich gut programmieren will, kostet das Zeit und ein gewisses Maß an Perfektionismus.

Gruß Stephan

PS: Wenn Du willst, kannst Du ja mal ein Beispiel posten (am besten mp3 und [g=32]MIDI[/g])

EDIT: Ob Battery oder BFD - das ist eine Frage, die sich erst stellt, wenn's an die Feinheiten der Programmierung geht. Wenn ein Beat mit Battery statisch klingt, wird er es auch mit jedem anderen Drumsampler.

 

[Kupo]

das geheimnis liegt in der GENAUEN UNGENAUIGKEIT!

übrigens kann kein drummer mehr als 4 sachen auf einmal spielen!

 

[Voltago]

Ich werfe mal wieder Jamstix in den Raum, weil das mit dem tollen Arranger und vielen Justiermöglichkeiten für Nicht-Drummer genau das das richtige ist

http://www.rayzoon.com/jamstix.html

 

[pastel-black]

Hej

Naja, so sehr hängt es auch nicht an der Quantisierung. In erster Linie hängt es an der Kenntnis, wie Drumfiguren in [g=32]Midi[/g] aussehen. Quasi an den Teilen eines Beats, die man nicht so vordergründig hört (Ghostnotes etc.) Beim Drummen kommt halt wie bei jedem echten Instrument eine Menge des charakteritischen Sounds aus den Händchen. Und so etwas zu programmieren ist sehr sehr kompliziert und erfordert vor allem theoretisches Wissen bezüglich Drumming. Und da selbst mit diesem Background das Programming immer noch sehr kompliziert ist, werden diese Midilibraries (wie zB die vom EZDrummer) mit nichten programmiert, sondern per Trigger als midifile aufgezeichnet. Sprich: die Dinger sind tatsächlich echte Drumfiguren.

Ich würde ehrlich gesagt daher auch solche Libraries verwenden. Alles andere steht in einem etwas ungesunden Kosten/Nutzen Verhältnis. Zumindest für Homerecording oder Demozwecke. Für eine [g=420]CD[/g] Produktion würde ich sowieso auf einen echten Drummer zurückgreifen.

Gruß
Mike

 

[stevo]

Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen... Hier fragt jemand, wie er mit Battery und Cubase gescheite Drums programmieren kann und bekommt als Antwort: Kauf Dir doch Drumsampler XY...

"Entschuldigung, wie komme ich zum Bahnhof?" "Am stilvollsten mit einem Mercedes 300 SL..."

Gruß Stephan

 

[Biosphere]

Was sind eigentlich "Ghostnotes" ? Dieser Begriff ist hier ein paar mal gefallen

 

[stevo]

Ghostnotes sind sehr leise Schläge, z.B. Hihat oder [g=149]Snare[/g] auf den Zwischenzählzeiten. Obwohl kaum hörbar, können sie dem Pattern ordentlich Groove einhauchen.

 

[Kupo]

viele ghostnotes hört man nicht, aber wenn du sie nicht spielst fehlt was im groove!

 

[Tomstein]

Moin nochmal.

Stevo schrieb:

"Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen... Hier fragt jemand, wie er mit Battery und Cubase gescheite Drums programmieren kann und bekommt als Antwort: Kauf Dir doch Drumsampler XY..."


Ja und das liegt daran, dass ich der Ansicht bin, dass das Vorhaben "gescheite (Real-) Drums" zu programmieren mit diesen Plug-Ins nicht nur einfacher, sondern in der Praxis überhaupt erst sinnvoll möglich wird.

Battery ist zwar ein spezieller Drum-Sampler, aber wenn es um höchstmöglichen Realismus geht, sind die genannten Progs z.T. einfach stärker und v.A. bieten sie einen schnelleren und effizienteren Zugang zu Spielweisen, die mit der Battery so nicht unbedingt möglich sind.

Ich arbeite schon seit längerer Zeit mit DFH (Custom & Vintage) und kann ohne Übertreibung sagen, dass kein anderer virtueller Tonerzeuger meine Ausdrucksmöglichkeiten in punkto Real-Drums in so kurzer Zeit so stark verbessert hat, wie dieser.

Hinzu kommt, dass (wie ich bereits in meinem ersten Post erwähnt habe) die Sounds für meinen Geschmack absolut vom Feinsten sind, hier wurde unheimlich gut und aufwendig mikrofoniert. Im Direktvergleich mit "herkömmlichen" Drumsamples sind das schon echte "Ohrenöffner".

Der Clou aber ist ohne Zweifel das Humanizing, dass im Hintergrund die Samples austauscht, so dass der gleiche Schlag nie zweimal nacheinander ertönt - das funktioniert sehr gut und erspart einem wirklich eine Menge Arbeit.

DFH in der Custom & Vintage Edition hat, wenn ich mich jetzt nicht täusche (bin gerade nicht an meinem Studio-PC), 4 frei konfigurierbare Kits an Board (Ludwig, N&C, Camco & Slingerland) und stellt insgesamt über 60.000 einzelne Samples zur Verfügung, damit das nötige "echte" Feeling erreicht werden kann - das ist schon ne Ansage.

Wer Pop- und RockMusik produziert und nicht immer die Möglichkeit (oder Bock) hat, ein echtes Set (inklusive fähigem Drummer) zu nutzen, der ist mit dieser Art von Plug-In eindeutig wesentlich besser bedient, als mit der Battery - und das ohne gleich allzu tief in die Tasche langen zu müssen.

LG,

T.

 

[Wolfgang]

Was auch oft funktioniert um eine [g=149]Snare[/g] echter klingenzu lassen ist sie in Melodyne einzuladen und sie mit "random detune" zu bearbeiten.

Dadurch bekommt jeder Schlag eine andere Tonhoehe und Flams oder Rolls klingen dann nicht mehr so nach Maschienengewehr.

 

[stevo]

Hi Tom,
Deine Aussage habe ich nicht angezweifelt, ich nehme auch an, dass Du mit Deiner Einschätzung bezüglich der genannten Drumsampler richtig liegst. Allerdings lassen sich auch mit Battery gute Drums programmieren, die nicht nach einem billigen Drumcomputer klingen. Wenn DFH darüber hinaus noch mehr Möglichkeiten bietet, ist das natürlich super, für jeden der's hat.

Ich habe dem Anfangspost entnommen, dass es Biosphere um die Grundlagen einer vernünftigen Drumprogrammierung geht und die sind unabhängig vom verwendeten Drumsampler und dessen Sounds. Auch DFH wird kein fehlerhaftes Programming abfangen können.

Gruß Stephan

 

[bluetune]

auch ich finde die Drumprogrammierung im Arrangement am schwierigsten. Ich bin nicht selbst Schlagzeuger, sondern Gitarrist und ich habe festgestellt, dass die Drums sehr viel Zeit erfordern.
Wenn ich dann nach etlichen Stündchen Arbeit ein Arrangement ins [g=94]Feedback[/g]-Forum stelle, wird meistens über die Drums gemotzt.

 

[Tomstein]

Moin nochmals,

@ Stevo: Hast ja Recht...

Der Unterschied zwischen einem prinzipiell GLEICHEN (meinetwegen auch schön totquantisiertem) Midipart, der einmal über ein mitgeliefertes Battery-Acoustic-Set wiedergegeben wird und einmal über DFH ist allerdings bereits ohne weitere Raffinessen in der Setzung so groß, dass ich trotz allem jedem nur empfehlen kann, es einmal auszuprobieren.

LG,

T.

 

[mittichec]

Ich denke die realistischsten Drumloops bekommst du, wenn du sehr lange sehr intensiv auf verschiedene Stile von verschiedenen Drummern achtest, diese genau versuchst zu analysieren und dann Jahrelang übst, das ganze in programmiertes Schlagzeug umzusetzen.
Die anderen Tips (detune, zählzeiten, ghostnotes, akzentuierung) sollten dabei dann Vorraussetzung sein.
Ausserdem ist es hilfreich, wenn man oft selber mit verschiedenen Drummern zusammen mugge gemacht hat und am besten selber sogar ein bischen Schlagzeug spielen kann.

Mitti