Wann lässt man los?

[DeNto1]

.....so lange mir das Ergebnis dann Recht gibt, dass ein A - B Vergleich zwischen mir und einem komplett profi-behandelten Werk keine nennenswerten Unterscheide eribt, kann ich das schlechte Gefühl, nicht alles Mögliche getan zu haben, gut verdrängen.

Ash

Ich schalte mich auch mal ein. Ich sehe dass genauso wie Ash. Man muss doch sagen dürfen: Nicht der Weg ist wichtig, sondern dass was am Ende dabei heraus kommt.

Wenn ich mir das alles so ansehe, der Fred ist ja lange genug dafür, dann gibt es doch viele verschiedene Meinungen. Weiter oben war ja das Pareto-Prinzip angesprochen worden. Leider Gottes stimmt das auch meistens.

Es ist mir schon vorgekommen, dass ich innerhalb von nur 4 Stunden einen kompletten Song geschrieben, aufgenommen und gemixt hatte. Betrachtet man jetzt aber die Zeit und dass stimmt tatsächlich, so hatte ich ca. 3,2 Stunden gebraucht zum Schreiben und Aufnehmen. Die restlichen Minuten (20%) gingen für das Mixen drauf.

Ich habe aufgehört mir Bücher zu kaufen und zu lesen, da mir das alles viel zu Aufwendig ist. Wenn man das alles durchstrukturiert, kann man auch gerne mal eine ABC-Analyse machen oder das Eisenhower-Prinzip anwenden. Dann merkt man schnell, das nur wenig wirklich wichtig ist und der Großteil immer mehr vernachlässigbar. Ist aber nur meine eigene Meinung.

Schließlich läuft auch jede Aufnahme anders ab. Zumindest ist sie von Künstler zu Künstler und von Stil zu Stil unterschiedlich.

Das wichtigste aber und da gebe Basstronaut recht ist, nach dem Mix das ganze einfach mal etwas liegen zu lassen. Danach hört man dann schneller raus ob etwas nicht passt. Und nach 4 Stunden Mixing sind meine Ohren derart kaputt, dass ich nicht mehr Objektiv sein kann.

Geht es da anderen genauso?

Jap bei mir ist nach max 1 stunde Pause um frische Zigaretten Luft zu atmen
Was wären denn für dich wichtige Elemente in einem z.b. Elektro /Rock Genre? Mit Priorität auf Drums, Bass, Groove und bissige Mitten abgesehen von den vocals

 

[Ash-Zayr]

@ ash
Schaffst du es im a/b vergleich an die Prof. Qualität ranzukommen?

Das ist natürlich eine etwas gemeine Frage, denn es wäre vermessen, wenn ich das be-ja-he, wenn ich gleichzeitig argumentiere, dass ich ob Budget, Equipment, Zeit, Wissen und Erfahrung vieles weglasse, was zum Quasi-Standard und Vorgehen "zu kaufender Musik" gehört...
Höre in meine Beiträge des Songvotings hinein und urteile selbst.....der Erschaffer von Kunst selbst ist naturgemäß der schlechteste Kritiker....nicht umsonst haben Schriftsteller im Verlag einen Lektor....was haben wir Homerecordler?
Ich finde zum Teil beinahe, heutige Home-Produktionen sind tatsächlich zu perfekt.....! Höre Dir, wahllos rausgegriffen, mal U2's "Unforgetable fire" an.....Traum Alblum, aus den 80ern, aber im Grunde nichts weiter als ein kompakter Muff! Meine eigene Schaffe ist dagegen steril, perfekt, rauschfrei, transparent....!! Paradox, nicht wahr...?
Ich denke, genau dieses Phänomen des digitalen Zeitalters hat diesen starken Trend und Bedarf nach "retro und vintage" Sound geschaffen. Nicht jeder will DEN neuesten super EQ und Komp...nein, jeder will auf einmal den vintage Röhren comp, am liebsten doch alte Hardware, usw.
Wir versuchen alle, die alten Zeiten einzufangen mit einer Technik, die das aber per se nicht ermöglicht; eigentlich schon tragisch-komisch....

Generell haben wir Homerecordler aber den besten Einblick dahinein, Profi-Produktionen auch zum großen Teil zu ent-mystifizieren. Da hört einer eine CD, bei der vielleicht eine Band 5 Monate Studiozeit gemietet hat, zig Profis und Producer am Werk waren, die über die 5 Monate Equipment eingesetzt haben, welches einen 7-stelligen Betrag gekostet hat, und selbstverständlich hatte auch die Band als Soundquelle Equip teuerster Regionen....und dann komme ich.....baue da mit ein paar Klicks meine Drums aus addictive Drums und habe ein Drum-Ergbnis, was vom sound, wenn geschickt gemacht, ca. 4 Tage sauteure Recordingtime mit einem Fuhrpark an sündhaft teuren mirkos gekostet hat.
Ich stelle mir wirklich die Frage, da wir ja alle etwas oder mehr in der Materie stecken, ob Musik nicht etwas ist, was keine Kostenfrage ist, ein Grundmass an Wissen und Geschick vorrausgesetzt...

Spannend!

Ash

 

[DeNto1]

Danke werde es mir später mal anhören. Vor allem erinnert mich dein Beitrag an eine Unterhaltung mit einem Künstler hier in Stuttgart. Zu meinen alten Produktionen sagte er das es zu "cleen" ist für meine Musikrichtung...Und wie sehr er und du recht habt. Das hab ich mir dann zu herzen genommen und ich kann jetzt sagen auch in the Box kannst du "Dreck" reinbringen. Früher hab ich mich auf die höheren Mitten und den Bassbereich konzentriert aber der Biss liegt nicht bei 3000 Hz sondern bei 1000. Ich benutze viel analog emulatoren und verzerre meine verzerrten Sounds nochmal oft im m/s Modus ich achte auch mehr auf die stereobreite und Mastern lasse ich analog und das bringt mir etwas mehr Leben und Biss und solange es weniger zerrt als die letzte linkin park (nicht die neue) ist alles gut

 

[Traumwandler]

@ Traumwandler: Kann ich (fast) so bestätigen. Mit dem Workflow kann ich mich auch identifizieren. Aber: Was genau meinst du mit Mixing unter Punkt 1, das vor dem Arrangement kommt? Und wie untescheidest du Mix und Mixing in den Punkten1 und 2?

Öh, Nachlässigleit meinerseits Mix, mixing und Mixen ist das selbe. Ich mische bereits während dem Komponieren, bzw. aussuchen der Sounds. Erst mal baue ich einen Loop, wo fast alles schon drin ist, der wird dann eben gemischt. Danach mache ich das Arrangement, meistens erst am Tag drauf oder irgendwann eben, wenn ich Lust zum Arrangieren habe. Während dem Arrangement mische ich dann natürlich auch noch, z.B. Übergänge oder die anderen dynamischen Geschichten, die über den Verlauf eines Songs relevant werden. Und dann kommt eben nochmal eine Mix-Session, bei der ich wirklich nur noch auf den Sound achte.

Das Mastering entsteht auch meistens schon in der "Loop-Phase" und wird dann immer weiter verfeinert, da ich gerne mit Mastering-Effekten (Komp, Limiter..) im Summenbus mische.

Ich möchte das aber keineswegs als goldenen Weg proklamieren. Ich habe meinerseits noch gewisse Probleme damit, einen Song perfekt zu machen, so dass er mir auch zwei Monate später noch gefällt. Kam erst letze Woche wieder vor, dass ich einen kürzlich fertig gestellten Song testweise unter einen Talkover gemacht habe um dann fest zu stellen, dass er bei 700 Hz und 3 kHz viel zu viel Dampf hat. Obwohl ich damals recht lange am Mastering rumgedoktert habe und auch mit Referenzsachen verglichen habe. Von daher werde ich diesen Thread auch weiter mit Interesse verfolgen.

 

[karumba]

@ karumba
Warum ist es wichtig schnell die wichtigen Entscheidungen zu treffen und welche sind das z.b. Für dich?

die wichtigsten entscheidungen trifft man zu anfang, je länger man dran arbeitet, desto unwichtiger werden die entscheidungen - ist eine bauch<>kopf geschichte. und weil ich das gefühl des songs nicht verlieren will & mich nicht in überdetails verlieren möchte. wichtige entscheidungen sind z.b. das richtige leveling. und da reden wir über eine 1dB auflösung, nicht über 0.3dB (manche mixes die ich mastern soll, haben levelprobleme im mittleren dB-bereich, d.h. 3dB zu laute hihats oder becken oder 3dB zu leise bassdrums, usw.).

wie gesagt, es spricht nichts dagegen am nächsten tag nochmal 30minuten detailierter feinzutunen, aber 90% des mixes möchte ich nach 3-4h schon stehen haben. die ersten 30% habe ich schon nach 15 minuten!

Manchmal verbringe ich Stunden damit auszuprobieren welcher comp besser passt. Klar hab ich meine Lieblinge aber manchmal will ich einfach etwas neues ausprobieren...

das gehört für mich nicht in eine mixing-session, das mache ich separat. in der session sollte man sein besteck kennen & auch entsprechend treffsicher bei der auswahl sein. klar, kann es mal passieren, dass die erste wahl nicht passt, aber dann weiss man warum & die 2te wahl passt dann.

wie immer muss jeder seinen eigenen weg finden der funktioniert. ich beschreibe nur meinen.

 

[Traumwandler]

@Ash-Zayr: also jetzt machst Du mich wirklich neugierig, ob Du wirklich so ein Naturtalent bist.

Ich bin grundsätzlich auch ein In-The-Box-Tüftler und finde auch, dass Midi teilweise mit echten Aufnahmen mithalten kann aber die ganzen Hit-Produktionen in den Single Charts klingen für meine Ohren doch sehr nach aufwändiger Teamarbeit mit echten Instrumenten. Selbst bei Pitbull sind die Background Gitarren echt eingespielt. Zumindest meine ich das zu hören, bzw. krieg das selbst mit Midi nicht so gut hin, obwohl ich echt gut in Midi bin.

Vielleicht greift hier wirklich das 80/20 Prinzip. Die Chartsmusik kostet eben das ~50-fache als wenn Du oder ich das im stillen Kämmerchen produzieren würden. Dafür ist sie eben dann 20% besser. Und genau die paar Prozente braucht man eben für den Erfolg. Bei der starken Konkurrenz zählt jedes Prozent.

Früher war ich auch eher so drauf, dass ich meinte, wenn man auf künstlerischer Ebene was zu sagen hat dann ist das die halbe Miete. Stimmt aber finde ich nicht. Es kommt sehr stark drauf an, wie der Inhalt präsentiert wird. Dafür muss die Mischung halt absolut geschleckt und poliert sein. Produktion auf höchstem Level. Es bleibt die Frage, ob man das alleine überhaupt schafft, da ran zu kommen. Schließlich kann man als Einzelperson nicht auf die Objektivität eines Teams zurück greifen. Da muss man sich Hilfe und Ersatz zum Beispiel im Feadback Forum suchen aber das funktioniert auch nur bedingt. Hab mal auf einer anderen Plattform so was gemacht und da kam meine Musik super an. Ein Jahr später hab ich mir das Zeug dann nochmal angehört und war überrascht, wie schlecht das klang. Immer vorsichtig sein mit so Internet-Geschichten.
Ich kenne in den Charts übrigens nur ganz wenige Ausnahmen, wo technische Unzulänglichkeiten zu hören sind. Im Umkehrschluss sind die Lieder, die eine bemerkenswerte künstlerische Qualität aufweisen eher in der Minderzahl. Natürlich reden wir hier vom kommerziellen Bereich. Zumindest ich richte mich aber danach weil ich irgendwann mal von meiner Musik leben möchte.

Ich glaube schon, dass man als Homerecorder eine professionelle Qualität erreichen kann, klar geht das aber man sollte sich keinesfalls mit den super teuren Hit-Produktionen messen. Daran sind ein ganzer Stab an Leuten beteiligt. Musiker, Sänger, Produzenten, Arrangeure, Mastering und Mix-Ingeneure ...

 

[DeNto1]

@ karumba,

ich hatte dein "0,5 db Prinzip" bei der letzten Mix Session ständig im Hinterkopf und ich glaube es hat mich nochmal einen kleinen Schritt nach vorne gebracht Thanx!

Danke für den Hinweis wegen dem Leveling! Gerade in einem aktuellen Projekt habe ich z.B die Kickdrum und den Bassbereich etwas zu leise gemischt...tja seitdem ich ich breiter und "fetter" mische komme ich nicht mehr so ganz mit den Pegeln klar aber vielleicht muss ich mich noch an die neue Abhöre gewöhnen...

Übrigens, sehr nettes Equpment auf deiner Homepage! Wenn du die Tube-Tech Sachen mal verschenken willst oder so schick mir ne PM!

@Traumwandler,

das mit dem Rumdoktern im "Mastering" mache ich nicht mehr. Ich gehe dann lieber zurück in den Mix und ändere die Dinge dort.

Vorteil: Du kannst dir eine (mehr oder weniger) "Standard Mastering Kette" machen in der du nur kleine Änderungen von Song zu Song durchführst...