Vor den Toren

[artname]

Vor den Toren

1.
Wenn es Nacht wird, scheiden sich die Geister
Ein Teil von mir steigt auf zur Himmelfahrt
Wird Heldenwelt, wird Wolkenhauf‘ , wird dreister
Und etwas fällt wie Schnee leis auf ein Grab

Refrain:
‘s wird Zeit, die besten Geister zu vereinen
Ein Heer kommt her, ein Meer, das überschwemmt
In Träumen hallt ein Schrei aus Kinderzeiten
Die Straße frei, die Straße frei :Es brennt

2.
Die Nacht gehört der Liebe und den Schweigern
Kein Ohr, kein Auge weiß, wie Samen reift
Im Dunkeln munkeln wir, verrückt der Zeiger
Ein Traum ist nur ein Traum, wenn man ihn träumt

Refrain:
‘s wird Zeit, die besten Geister zu vereinen
Ein Heer kommt her, ein Meer, das überschwemmt
In Träumen hallt ein Schrei aus Kinderzeiten:
Die Straße frei, die Straße frei - Es brennt!

3.
Wenn’s Nacht wird, steht der Morgen vor den Toren
Ein unsichtbarer Hauch von Blumenmeer
Zwei Närrinnen verneigen sich vor Toren
Drei alte Weisen steigen aus dem Grab

Refrain
‘s wird Zeit, die besten Geister zu vereinen
Ein Heer kommt her, ein Meer, das überschwemmt
In Träumen hallt ein Schrei aus Kinderzeiten
Die Straße frei, die Straße frei :Es brennt

Zwischenmusik (Refrain oder C-Teil)

4.
Wenn es Nacht wird, scheiden sich die Geister
Ein Teil von mir steigt auf zur Himmelfahrt
Wird Heldenwelt, wird wolkenhauf‘ wird dreister
Und etwas fällt wie Schnee leis auf mein Grab

 

[artname]

Oh, lieber @Andaraginga , da freue ich mich aber über deine Zustimmung! Danke

 

[Andaraginga]

Ich bin noch am Suchen, ob ich den Text für mich übersetzen kann, in welcher Form auch immer und bin gespannt, was ich hier noch zu lesen krieg.
Was mir als dramaturgischer Kniff auffällt und gefällt, ist das 'mein' statt 'ein' in der letzten Zeile.

 

[artname]

Was mir als dramatuegischer Kniff auffällt und gefällt, ist das 'mein' statt 'ein' in der letzten Zeile.

Nochmals Danke! Du liest sehr aufmerksam!

Ich bin noch am Suchen, ob ich den Text für mich übersetzen kann, in welcher Form auch immer und bin gespannt, was ich hier noch zu lesen krieg.

„Form“ klingt in manchen Ohren sicher abschreckend! In meinen klingt es wie Musik!

Ich will nicht zu sehr spoilern! Auch hier stand mindestens ein formaler Anspruch vor der ersten getippten Wort: Ich hatte mir fest fortgenommen, mich absolut konsequent auf meinen Beginn zu beschränken! Jede Folgezeile sollte einen klaren Bezug auf diese Zeile haben, ohne dass ich meine inhaltliche Idee sonderlich breit trete!

Dieses Vermögen bewundere ich an meinen Vorbildern... Ich habe bei ihnen viele kleine Tricks entdeckt, wie die den Eindruck totaler Stringenz erreichen. Einige habe ich hier benutzt. Aber bevor ich mit den spektakulären beginnen konnte, war der Text leider schon fertig...

Auf andere konkrete Fragen zur Form gehe ich ein, wenn sie jemand ins Auge fallen.

 

[Locis]

Ich sehe viele Assoziationen zur Literatur. Der Text steht eindeutig nicht losgelöst einsam im Felde, sondern eingewoben in die klassische Bildung. Reime, Binnenreime, Assoziationen. Ob der Refrain ein Refrain ist, weiß ich nicht. Treibt die Handlung zu strophenmäßig voran. Zumindest ist er ein Prechorus oder etwas in der Art (meine Interpretation). Da hat die 3. Strophe schon eher etwas von Refrain, was ja auch dem Titel gerecht werden würde.

Ob ich mit allem einverstanden bin, geschweige denn verstehe, weiß ich nicht, mag aber das Geheimnisvolle des Textes.

 

[TheButcher]

Inhaltlich kann ich nicht sagen worum es da geht. Was mir persönlich nix ausmacht. Lese mehrmals; es wühlt mich auf, gruselt ein bisschen. Lese öfters, will hinter das Geheimnis kommen
Egal; ich persönlich finde fast jede Zeile für sich einfach wertvoll und interessant.
Vieles wirkt kryptisch. Hmmm. Spannend.

 

[artname]

Vielen Dank, lieber @Locis für diese fachkundige Sichtweise.

Am meisten berührt mich momentan, dass sich dMn der Refrain nicht klar genug von den Strophen absetzt. Klar, Refrain und Strophe sind metrisch identisch. Aber „Refrain“ heißt ja eigentlich nur, das bestimmte Strophen wiederholt werden. Und das ist eben nur beim „Refrain“ der Fall. Oder bei einer Schlussstrophe.

Hm... leider erkennst du nicht den veränderten Tonfall im Refrain nicht. Die übrigen Strophen sind mE eher erzählend bzw. beschreibend. Der Refrain ruft zur Aktion auf. Und legt sich bewusst nicht fest. Er macht scheinbar den gleichen „Fehler“ wie die Schauspieler! Er definiert nicht, wen genau er anspricht! Das tut die Politik zwar auch nicht, aber... ähm... die darf das. Oder so.

Danke, lieber @TheButcher für deine Zustimmung und noch mehr für dein Feedback!!

Es freut mich, dass ihr alle 3 im Text offensichtlich etwas Geheimnisvolles entdeckt! Da sind wir schon 4!

Obwohl oder weil ich diesen Text stringenter finde als meine letzten, begann ich das Schreiben hier mehr und mehr zu genießen Das Geheimnis ist vermutlich eben die Stringenz selber, die auch ich gleichzeitig als Bedrohung fühle! Wir leben in einer Zeit, wo man Quasi alles für möglich hält. Je begründeter etwas funktioniert, umso hinterhältiger könnte es sich gegen die Schöpfer richten.

Der Zeiger rückt nicht nur... er verrückt! Ist auch Präzession treffend - so trifft manchmal das Fehlerhafte besser!

Lg

 

[Turquoise]

Von der Rhythmik her einer Deiner schönsten Texte für mich. Die Zeilen wogen und hüpfen auf und ab wie auf gleichmäßigen Wellen. Sehr schön. Ich mag das: x Xxxx Xxxx Xx - drei Hebungen auf elf Silben. Hab ich vor vielen Jahren auch ausprobiert. Das hat was Beschwörendes, Geheimnisvolles, es passiert viel und es strahlt gleichzeitig Ruhe aus.

Nur in der ersten Zeile passt es nicht ganz. Da würde ich allein um der Vollständigkeit halber es auch noch so hindeichseln.

 

[artname]

Danke, @Turquoise , für dein sehr aufmerksames Feedback! Zugleich gebe ich dir in allem Punkten Recht! Ich werde nochmals an der ersten Zeile arbeiten!

Die Zeilen wogen und hüpfen auf und ab wie auf gleichmäßigen Wellen. Sehr schön. Ich mag das: x Xxxx Xxxx Xx - drei Hebungen auf elf Silben. Hab ich vor vielen Jahren auch ausprobiert. Das hat was Beschwörendes, Geheimnisvolles, es passiert viel und es strahlt gleichzeitig Ruhe aus

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Richtig, die Zeilenmetrik spielt hier eine besondere Rolle, wenn zu meiner riesigen Freude eigentlich in jedem Feedback Adjektive wie geheimnisvoll, kryptisch oder gar gruslig erwähnt werden. Ich würde sie etwas anderes X-en, aber das kommt auf absolut das Gleiche wie bei @Turquoise hinaus!

Die metrische Zeilenfigur nennt sich schlicht 5-Heber.x Xx Xx Xx Xx X(x)
Die Klammer besagt, dass der letzte Versfuß männlich (X) oder weiblich (Xx) sein darf.

So, das allein ist aber noch nicht der Clou! Nun kommen noch die Pausen (Zäsuren) ins Spiel. Meistens sind diese Pausen durch „Komma“ , „Gedankenstrich“ oder „Doppelpunkt“ markiert!
Ich zeig euch mal einige Varianten. Dabei verzichte ich auf jede Poesie, um nur die Wirkung der Pausen zu zeigen:

x/ Xx Xx || Xx Xx Xx // Hey / schau mal rüber, siehst du dieses Mädchen
x/ Xx Xx Xx || Xx X // Ich/ kenn die Bitch von früher: Bahnhof Zoo!
x/ Xx Xx Xx Xx || Xx // wie // Du zur Welt kommst gehst du wieder - Hure!

Ich hoffe, ihr bemerkt die verschiedenen Moves und Spannungen, allein durch Zeichensetzung!. Für diese Schreibweise der wandernden Satzzeichen eignen sich besonders 5 Heber!

Ich benutze hier noch viele andere dramaturgische Hilfsmittel. Sie können aber letztlich nur verbessern, was Mut, Ehrlichkeit und Frechheit zu liefern bereit ist!

Es gibt kaum Tutorials oder Bücher, die das Spiel von Form und Inhalt spannend aufgreifen. Ich lese seit langer Zeit täglich Rilkes Formspiele - und komme noch immer nicht aus den Staunen raus!

Aber letztlich ein Dichter wie jeder andere Mensch ein großes Wunder. Es lohnt sich für Jeden, sein eigenes Innenleben wie ein Meisterwerk zu studieren!

 

[Teestunde]

Hab den Thread jetzt kaum gelesen. Nur soviel: Danke, artname!!!
Du erdest mich mal wieder.

 

[SoulFrontier]

Jupp, sehr geil! Bissel Gothic. Das ist zwar nicht meins, aber dieser Text ist prima!

 

[artname]

Hab den Thread jetzt kaum gelesen. Nur soviel: Danke, artname!!!

Herzlichen Dank auch meinerseits, liebe @Teestunde !

Kann ich nachvollziehen! Komme mir in öffentlichen Foren momentan vor, als wäre ich im Mittelalter! Samt Pranger und Galgen!

Es drohen schwere Zeiten. Wir sollten Ruhe, Freunde und Kraft suchen, statt Krieg!

Du erdest mich mal wieder.

Schöneres kann man mir kaum sagen! Danke

lg

 

[artname]

sehr geil!,

Danke, lieber @SoulFrontier

Bissel Gothic.

Ja, könnte sein.,, aber @TheButcher hat mir einen ersten Entwurf ins PF geschickt, der mich auf ganz andere Art begeisterte und auf den Rest gespannt macht!

....dieser Text ist prima!

Danke Freut mich sehr!

 

[artname]

@akStudio , herzlichen Dank für die grundsätzliche Zustimmung!
@Locis , auch deine erneute prinzipielle Zustimmung baut mich auf! Danke

 

[holgi]

sehr schön, besonders die erste Strophe und danach der Refrain haben es mir angetan, da könnte für mich schon schluss sein, ein herrliches "warum?" bleibt zurück an dieser Stelle, und tausend mögliche Antworten umzingeln mich augenblicklich, herrlich

das mit dem "warum?" bleibt auch danach bestehen, also im weiteren Verlauf deines Textes, aber da mir nichts klarer wird was du eigentlich sagen möchtest, genügt mir die Reduktion

wer soll n ditt singen?

 

[holgi]

Die Nacht gehört der Liebe und den Schweigern

find ich extrem gelungen

 

[artname]

sehr schön, besonders die erste Strophe und danach der Refrain haben es mir angetan, da könnte für mich schon schluss sein, ein herrliches "warum?" bleibt zurück an dieser Stelle, und tausend mögliche Antworten umzingeln mich augenblicklich, herrlich

lieber @holgi , herzlichen Dank, besonders für deinen wohltuenden Kommentar! Ich freue mich besonders über dein neugieriges „Warum“!! Vermutlich willst du dir DEIN „Warum“ auch für dich bewahren!

Aber etwas will ich verraten: Zu meinen schönsten Erlebnisse der Kinderzeit in meiner Kleinstadt zählten die Feueralarme. Erst heulten die Sirenen, dann kam der reich Tischlermeister Otto mit dem Wartburg, dann Schreiner Claus mit dem Fahrrad und schließlich der wenig begüterte Fräser Gotthard per pedes! Alle im Feuerwehranzug, alle eilten im höchstem Tempo zum Spritzenhaus, von wo dann mit Höllenlärm die Feuerwehr zum Feuer raste! Wir Kinder standen auf der Straße und brüllen: Straße frei, Straße frei, es brennt!

Gefühlt erschienen mir alle Männer der Gemeinde, unabhängig von sozialer Stellung, gemeinsam, ja innig vereint, gegen das Feuer zu kämpfen! Bis heute eine wunderbare Vision. meinen Erinnerungen! Einer der Feuerwehrmänner verbrannte bei einem Einsatz. Tausende folgten seinem Sarg. Der Friedhof versank in einem Meer aus Blumenkränzen...

das mit dem "warum?" bleibt auch danach bestehen, also im weiteren Verlauf deines Textes, aber da mir nichts klarer wird was du eigentlich sagen möchtest, genügt mir die Reduktion

Herzlichen Dank für diese Haltung! Das ist auch die meine bei fremden, zwar kryptischen, aber dennoch poetisch anmutenden Zeilen! Ich verbinde natürlich sehr konkrete Bilder mit denn einzelnen Zeilen, aber Eure Reaktionen lassen mich hoffen: Leser haben auch Bilder - eben ihre eigenen!

wer soll n ditt singen?

Na, ich warte beispielsweise auf die komplette Umsetzung von @TheButcher ...

 

[TheButcher]

Na, ich warte beispielsweise auf die komplette Umsetzung von @TheButcher ...

Danke
Wird...

 

[artname]

Danke
Wird...

Lass dir Zeit lieber @TheButcher . Musikalisch Ruhe zu kreieren - verträgt keine Eile!

 

[TheButcher]

Danke
Wird...

Lass dir Zeit lieber @TheButcher . Musikalisch Ruhe zu kreieren - verträgt keine Eile!

Keine Angst.
Ich ließ mir für die 1. Demo schon ewig Zeit.
Der Schaffensprozess ist eh das Schönste.