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Lucky
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(vorweg: Dieser Beitrag ist verdammt lang geworden. Es lag mir aber daran, unsere Situation möglichst anschaulich zu beschreiben, und es brannte mir einiges auf der Seele, weshalb es schön wäre, wenn sich doch der ein oder andere die Mühe macht, alles zu lesen...)
Hallo,
seitdem ich gestern über eine ältere Keyboards-Ausgabe (10/02) stolperte, bin ich ein wenig aufgewühlt, und weiß nicht mehr so recht, woran ich glauben, wie ich weitermachen soll. Auslöser war ein Testbericht über Steinberg/Wizoo’s „Virtual Guitarist“:
Dazu sollte ich vielleicht sagen, dass ich in einem 2-Mann-Projekt spiele, welches, grob gesagt, Gitarren-Pop macht. Beide spielen wir Gitarre, aber da ich für wirklich gute Aufnahmen einfach zu unsauber spiele (für Live reicht’s allemal), übernimmt mein Partner sämtliche Gitarrenparts, während ich eigentlich (bis auf die Vocals, die teilen wir uns) alles andere mache: Arrangement/Chorsätze, Keyboards, Drum- und Orchester-Programmierung, Scheiden, Mischen, Mastern.
Nun ist der Gitarrist echt eine Wucht, packt er sich z.B. an einem Tag 20 neue Songs drauf (einmal durchgespielt, dann kann er sie) und spielt sie beim nächsten Gig absolut fehlerlos und mit jeder Menge Feeling. Bei unseren Aufnahmen zeigte er sich bisher auch geduldig, obwohl es uns inzwischen beiden langsam auf die Nerven geht, wie lange doch so ein Album braucht, wenn man mit zwei Leuten eine 5-Mann-Band plus Orchester halbwegs glaubhaft imitieren möchte, und maximal zweimal die Woche je zwei bis drei Stunden Aufnahme-Zeit hat...
So verbrachten wir einige Wochen, um die Rhythmus-Gitarren für bisher die Hälfte der Songs einzuspielen, und da die meisten Songs allein in der Rhythmus-Sektion eine akustische und zwei E-Gitarren (oder andersrum) haben, ist dies wirklich ein Stück handwerkliche Arbeit. Dabei sind wir immer wieder auf folgende Unzulänglichkeiten gestoßen:
1) So gut auch die Live-Qualitäten des Gitarristen sind, so sehr merkt man allerdings, dass er auch im Studio immer mit „Live-Bonus“ spielt, also im Laufe des Songs gerne schneller wird. Auch passieren andere kleine Ungenauigkeiten, dass er zum Beispiel im letzten Refrain auf der „1“ einmal mächtig ein Luftloch schlägt oder ähnliches, weshalb wir jeden Track (und sei’s der langweiligste Achtel-Groove) immer etwa fünf- bis sechsmal einspielen müssen, wenn wir die Gitarre z.B. „dreifach doppeln“ wollen.
2) Für einen reicheren Klang sollte man vermeiden, wenn z.B. zwei A-Gitarren vorkommen, für beide dasselbe Instrument zu nehmen. Nun ist der Gitarrist dummerweise Linkshänder, so dass er mit meiner Sammlung von Rechtshändergitarren (alles keine Profi-Stücke, aber jeweils mit sehr individuellem Klang, darunter z.B. auch eine 12-saitige) nichts anfangen kann, und alles auf seiner einen Gitarren spielt. Da steht zwar Fender drauf, das ist aber auch alles: Sie klingt nicht schlecht, ist aber auch nicht das non plus ultra.
3) Dann das Problem mit der Abnahme: Während für A-Gitarren mein Rode-NT 1 Gesangsmikro (ist halt das einzige, was ich habe) sehr brauchbare Ergebnisse erzielt, stehen wir bei E-Gitarren-Parts vor dem bekannten Problem, dass den Gitarren auf der Aufnahme einfach der Druck fehlt. Jetzt haben wir sie schon mehrfach gedoppelt, aber ich muss meine Hoffnung wohl in meine [g=182]Amp[/g]/Röhren-Simulationen legen, sowie auf andere Plugins, die den Sound (wieder) fett machen. Nach den ersten Versuchen bin ich da eigentlich ganz zuversichtlich, aber es ist schon ein ziemlicher Aufwand/Umweg.
Und selbst bei A-Gitarren gibt es manchmal höchst mysteriöse Probleme. Als ich neulich mal selbst ein Stück auf einer meiner Gitarren einspielte, da war auf der Aufnahme (merkte ich schon bei einspielen auf dem Monitor) die A-Saite dreimal so laut wie der Rest. Genauer gesagt, waren es das tiefe A und – einen [g=40]Halbton[/g] drüber – das B, welche irgendwelche Resonanzen hervorriefen, die alles kaputtgewummert haben. Das interessante: Im Raum selbst konnte man KEINERLEI Lautstärkeunterschiede zu den anderen Saiten ausmachen. Auch der die Equalizer am Mischpult standen auf Neutral. Ein EQ-Nachregeln in Cubase brachte auch nichts: Ein zu hoher Q-Wert (Richtung Notch-[g=43]Filter[/g]) machte den Sound unnatürlich, ein zu kleiner Q-Wert nahm der Gitarre sämtliche Bässe, obwohl z.B. die E-Saite dieses Lautstärke-Problem.
4) Zu all diesen Unwegsamkeiten gesellt sich die Tatsache, dass ich mir nie einen optimalen Aufnahmeraum werde leisten können, dass unsere Mikrofonierung alles andere als professionell ist, und dass ich mit meiner Familie, bei der ich noch wohne, und die von verzerrten E-Gitarren weniger als nichts hält, schon so manche Auseinandersetzung hatte, wenn wir den [g=182]Amp[/g] auch nur halbwegs aufdrehten, dass der Sound doch zumindest besser war, als würden wir direkt (also stumm) ins Pult spielen.
5) Ach, und noch eine wichtige Sache: Bei einem Song hatten wir eine E-Gitarre eingespielt, die nur im Refrain reinknallen sollte, in den Strophen dafür Sendepause hatte. Nachdem unser Gitarrist also etliche Takes für den Refrain irgendwann fehlerfrei eingespielt hatte, packten wir unser Zeug zusammen und nannten dies eine gelungene Session. Wie ich jedoch einige Tage später merkte, hatten wir vergessen, dass zwischen Refrain und nachfolgender Strophe noch 4 Takte Überleitung waren, wo plötzlich die E-Gitarre völlig fehlte. Als wir in der nächsten Session versuchten, diese 4 Takte anzufügen, gaben wir nach einer Stunde probieren entnervt auf, weil es einfach nicht möglich war, exakt den Sound wieder zu treffen, den wir die Woche vorher hatten. Den Übergang merkte man immer. Also musste alles neu eingespielt werden.
6) Wir verstehen uns beide hauptsächlich als SONGWRITER und haben fast täglich Ideen für neue Songs. Bei den Aufnahmen geht es uns nun wirklich nicht darum, unseren Leuten zu zeigen, wie toll wir recorden können. Denn, Hand auf’s Herz: Über 99% der Hörer können es doch nicht ANSATZWEISE nachvollziehen, wie viel handwerkliche Arbeit hinter der Fertigung eines vernünftigen Albums steckt: Alles, was man später hört, ist in unseren Köpfen – bei 14 Songs – innerhalb von guter einer Woche gewachsen, also Text, Melodie, Harmonien, Arrangement, Gesamtsound. Und es steht halt in keinem Verhältnis dazu, wenn man für die Umsetzung dessen fast ein ganzes Jahr braucht. Wir haben inzwischen genug gute Songs, um gleich zwei weitere Alben zu produzieren, aber bei unserem derzeitigen Arbeitstempo klafft die Schere immer weiter auseinander und die „Warteliste“ mit dem, was wir eigentlich machen wollen, wird immer länger, und der ursprüngliche Spirit der neuen Songs droht, zu versiegen...
Von mir kann ich nicht behaupten, dass ich ein guter Instrumentalist wäre, allenfalls ein brauchbarer Sänger, dafür liegen die Stärken eindeutig auf der kreativen Seite, und in der Fähigkeit ganze Arrangements und Orchestersätze spontan im Kopf zu hören, so dass viele Songs (bis auf die genauen Lyrics) eigentlich schon nach 10 Minuten größtenteils fertig sind
Bei meinem Partner sieht es ähnlich aus. Zwar ist er ein Gott an der Gitarre (vor allem Solo, und da wird ihm auch kein Virtual Guitarist je Konkurrenz machen), hat aber inzwischen viel mehr Spaß an Gesang, wo er auch immer besser wird.
Und so abwägig der Gedanke auch klingt, bei einer Gitarren-Band nicht einmal die Gitarren selbst einzuspielen, so sehr bringt mich der angesprochene Keyboards-Testbericht ins Wanken:
In einer Zeitschrift, die selbst am [g=77]VST[/g] „The Grand“ noch was zu meckern hatte (ich habe nie die Ehre gehabt, darauf zu spielen, kenn aber einige sehr gut klingende E-Pianos, und die soll er ja angeblich alle in die Tasche stecken), hat ein [g=8]Plugin[/g], von dessen Grundidee ich schon dachte: „Eine gesampelte Rhythmusgitarre, das KANN ja nix sein!“ in höchsten Tönen gelobt und schreibt etwas von „sehr authentisch, variabel und flexibel“, was man in den Testberichten dort nicht allzu oft liest.
Bei Orchester und Schlagzeug war mir schon recht schnell klar, dass ich dort auf Samples zurückgreifen muss: Die benötigten Orchester-Instrumente werde ich im Leben nie ansatzweise so gut spielen (geschweige denn besitzen) können, dass es für eine Aufnahme reicht. Ein echtes Orchester wär zu teuer. Und selbst diese Probleme außer Acht lassend, gäbe es immer noch das große Problem der richtigen Mikrofonierung, der Vorverstärker etc. etc... Arbeit, welche einem die Autoren der Sample-Libraries auf Weltklasseniveau abgenommen haben.
Ähnlich sieht’s bei Schlagzeugen aus. Ich spiele nach wie vor jedes [g=32]MIDI[/g]-Event einzeln über mein E-Piano ein, verzichte auf vorgefertigte Loops und Fills, weil’s dann nicht mehr „meine“ Musik wäre, wie ich finde. Zwar bastel ich an manchen Fills über eine halbe Stunde, bis sie RICHTIG gut klingen, aber das ist es mir wert. Mit einem echten Schlagzeug (und Drummer) würde ich nie die Ergebnisse erzielen, die ich mit Samples zustandebringe, allein schon vom Sound. Wer hat schon einen optimalen Schlagzeug-Aufnahmeraum zu Hause, und kommt selbst bei 8-kanaliger Mikrofonierung mit den Übersprechungen etc. so wirklich klar...?
Und hört euch mal folgende Songs an, die alle so in die Richtung unserer Musik gehen:
Bee Gees – „Alone“
Paul McCartney – “Young Boy”
R.E.M. – “Losing My Religion”, “Man On The Moon”, “Shiny Happy People” etc. etc.
Was machen die Gitarren dort? Ziemlich langweilig, oder? Trotzdem sind dies m.E. sehr gute Songs und haben in der Pop-Musik auf jeden Fall ihre Berechtigung, weit oben mitzuspielen.
Irgendwie schreib ich, und schreib... es wird immer länger und ungeordneter, weshalb ich an dieser Stelle einfach mal aufhöre, ohne die eigentliche Frage ganz konkret gestellt zu haben. Aber wenn ihr Euch die Problempunkte 1 bis 6 noch einmal vor dem Hintergrund anseht, dass der „Virtual Guitarist“ mit vielen verschiedenen, absoluten Edel-Gitarren und hervorragender Technik aufgenommen wurde, würdet ihr an unserer Stelle dieses Programm benutzen?
Vielen Dank an alle, die bis hierhin durchgehalten haben. Ist mir einfach ein wichtiges Thema!
Hallo,
seitdem ich gestern über eine ältere Keyboards-Ausgabe (10/02) stolperte, bin ich ein wenig aufgewühlt, und weiß nicht mehr so recht, woran ich glauben, wie ich weitermachen soll. Auslöser war ein Testbericht über Steinberg/Wizoo’s „Virtual Guitarist“:
Dazu sollte ich vielleicht sagen, dass ich in einem 2-Mann-Projekt spiele, welches, grob gesagt, Gitarren-Pop macht. Beide spielen wir Gitarre, aber da ich für wirklich gute Aufnahmen einfach zu unsauber spiele (für Live reicht’s allemal), übernimmt mein Partner sämtliche Gitarrenparts, während ich eigentlich (bis auf die Vocals, die teilen wir uns) alles andere mache: Arrangement/Chorsätze, Keyboards, Drum- und Orchester-Programmierung, Scheiden, Mischen, Mastern.
Nun ist der Gitarrist echt eine Wucht, packt er sich z.B. an einem Tag 20 neue Songs drauf (einmal durchgespielt, dann kann er sie) und spielt sie beim nächsten Gig absolut fehlerlos und mit jeder Menge Feeling. Bei unseren Aufnahmen zeigte er sich bisher auch geduldig, obwohl es uns inzwischen beiden langsam auf die Nerven geht, wie lange doch so ein Album braucht, wenn man mit zwei Leuten eine 5-Mann-Band plus Orchester halbwegs glaubhaft imitieren möchte, und maximal zweimal die Woche je zwei bis drei Stunden Aufnahme-Zeit hat...
So verbrachten wir einige Wochen, um die Rhythmus-Gitarren für bisher die Hälfte der Songs einzuspielen, und da die meisten Songs allein in der Rhythmus-Sektion eine akustische und zwei E-Gitarren (oder andersrum) haben, ist dies wirklich ein Stück handwerkliche Arbeit. Dabei sind wir immer wieder auf folgende Unzulänglichkeiten gestoßen:
1) So gut auch die Live-Qualitäten des Gitarristen sind, so sehr merkt man allerdings, dass er auch im Studio immer mit „Live-Bonus“ spielt, also im Laufe des Songs gerne schneller wird. Auch passieren andere kleine Ungenauigkeiten, dass er zum Beispiel im letzten Refrain auf der „1“ einmal mächtig ein Luftloch schlägt oder ähnliches, weshalb wir jeden Track (und sei’s der langweiligste Achtel-Groove) immer etwa fünf- bis sechsmal einspielen müssen, wenn wir die Gitarre z.B. „dreifach doppeln“ wollen.
2) Für einen reicheren Klang sollte man vermeiden, wenn z.B. zwei A-Gitarren vorkommen, für beide dasselbe Instrument zu nehmen. Nun ist der Gitarrist dummerweise Linkshänder, so dass er mit meiner Sammlung von Rechtshändergitarren (alles keine Profi-Stücke, aber jeweils mit sehr individuellem Klang, darunter z.B. auch eine 12-saitige) nichts anfangen kann, und alles auf seiner einen Gitarren spielt. Da steht zwar Fender drauf, das ist aber auch alles: Sie klingt nicht schlecht, ist aber auch nicht das non plus ultra.
3) Dann das Problem mit der Abnahme: Während für A-Gitarren mein Rode-NT 1 Gesangsmikro (ist halt das einzige, was ich habe) sehr brauchbare Ergebnisse erzielt, stehen wir bei E-Gitarren-Parts vor dem bekannten Problem, dass den Gitarren auf der Aufnahme einfach der Druck fehlt. Jetzt haben wir sie schon mehrfach gedoppelt, aber ich muss meine Hoffnung wohl in meine [g=182]Amp[/g]/Röhren-Simulationen legen, sowie auf andere Plugins, die den Sound (wieder) fett machen. Nach den ersten Versuchen bin ich da eigentlich ganz zuversichtlich, aber es ist schon ein ziemlicher Aufwand/Umweg.
Und selbst bei A-Gitarren gibt es manchmal höchst mysteriöse Probleme. Als ich neulich mal selbst ein Stück auf einer meiner Gitarren einspielte, da war auf der Aufnahme (merkte ich schon bei einspielen auf dem Monitor) die A-Saite dreimal so laut wie der Rest. Genauer gesagt, waren es das tiefe A und – einen [g=40]Halbton[/g] drüber – das B, welche irgendwelche Resonanzen hervorriefen, die alles kaputtgewummert haben. Das interessante: Im Raum selbst konnte man KEINERLEI Lautstärkeunterschiede zu den anderen Saiten ausmachen. Auch der die Equalizer am Mischpult standen auf Neutral. Ein EQ-Nachregeln in Cubase brachte auch nichts: Ein zu hoher Q-Wert (Richtung Notch-[g=43]Filter[/g]) machte den Sound unnatürlich, ein zu kleiner Q-Wert nahm der Gitarre sämtliche Bässe, obwohl z.B. die E-Saite dieses Lautstärke-Problem.
4) Zu all diesen Unwegsamkeiten gesellt sich die Tatsache, dass ich mir nie einen optimalen Aufnahmeraum werde leisten können, dass unsere Mikrofonierung alles andere als professionell ist, und dass ich mit meiner Familie, bei der ich noch wohne, und die von verzerrten E-Gitarren weniger als nichts hält, schon so manche Auseinandersetzung hatte, wenn wir den [g=182]Amp[/g] auch nur halbwegs aufdrehten, dass der Sound doch zumindest besser war, als würden wir direkt (also stumm) ins Pult spielen.
5) Ach, und noch eine wichtige Sache: Bei einem Song hatten wir eine E-Gitarre eingespielt, die nur im Refrain reinknallen sollte, in den Strophen dafür Sendepause hatte. Nachdem unser Gitarrist also etliche Takes für den Refrain irgendwann fehlerfrei eingespielt hatte, packten wir unser Zeug zusammen und nannten dies eine gelungene Session. Wie ich jedoch einige Tage später merkte, hatten wir vergessen, dass zwischen Refrain und nachfolgender Strophe noch 4 Takte Überleitung waren, wo plötzlich die E-Gitarre völlig fehlte. Als wir in der nächsten Session versuchten, diese 4 Takte anzufügen, gaben wir nach einer Stunde probieren entnervt auf, weil es einfach nicht möglich war, exakt den Sound wieder zu treffen, den wir die Woche vorher hatten. Den Übergang merkte man immer. Also musste alles neu eingespielt werden.
6) Wir verstehen uns beide hauptsächlich als SONGWRITER und haben fast täglich Ideen für neue Songs. Bei den Aufnahmen geht es uns nun wirklich nicht darum, unseren Leuten zu zeigen, wie toll wir recorden können. Denn, Hand auf’s Herz: Über 99% der Hörer können es doch nicht ANSATZWEISE nachvollziehen, wie viel handwerkliche Arbeit hinter der Fertigung eines vernünftigen Albums steckt: Alles, was man später hört, ist in unseren Köpfen – bei 14 Songs – innerhalb von guter einer Woche gewachsen, also Text, Melodie, Harmonien, Arrangement, Gesamtsound. Und es steht halt in keinem Verhältnis dazu, wenn man für die Umsetzung dessen fast ein ganzes Jahr braucht. Wir haben inzwischen genug gute Songs, um gleich zwei weitere Alben zu produzieren, aber bei unserem derzeitigen Arbeitstempo klafft die Schere immer weiter auseinander und die „Warteliste“ mit dem, was wir eigentlich machen wollen, wird immer länger, und der ursprüngliche Spirit der neuen Songs droht, zu versiegen...
Von mir kann ich nicht behaupten, dass ich ein guter Instrumentalist wäre, allenfalls ein brauchbarer Sänger, dafür liegen die Stärken eindeutig auf der kreativen Seite, und in der Fähigkeit ganze Arrangements und Orchestersätze spontan im Kopf zu hören, so dass viele Songs (bis auf die genauen Lyrics) eigentlich schon nach 10 Minuten größtenteils fertig sind
Bei meinem Partner sieht es ähnlich aus. Zwar ist er ein Gott an der Gitarre (vor allem Solo, und da wird ihm auch kein Virtual Guitarist je Konkurrenz machen), hat aber inzwischen viel mehr Spaß an Gesang, wo er auch immer besser wird.Und so abwägig der Gedanke auch klingt, bei einer Gitarren-Band nicht einmal die Gitarren selbst einzuspielen, so sehr bringt mich der angesprochene Keyboards-Testbericht ins Wanken:
In einer Zeitschrift, die selbst am [g=77]VST[/g] „The Grand“ noch was zu meckern hatte (ich habe nie die Ehre gehabt, darauf zu spielen, kenn aber einige sehr gut klingende E-Pianos, und die soll er ja angeblich alle in die Tasche stecken), hat ein [g=8]Plugin[/g], von dessen Grundidee ich schon dachte: „Eine gesampelte Rhythmusgitarre, das KANN ja nix sein!“ in höchsten Tönen gelobt und schreibt etwas von „sehr authentisch, variabel und flexibel“, was man in den Testberichten dort nicht allzu oft liest.
Bei Orchester und Schlagzeug war mir schon recht schnell klar, dass ich dort auf Samples zurückgreifen muss: Die benötigten Orchester-Instrumente werde ich im Leben nie ansatzweise so gut spielen (geschweige denn besitzen) können, dass es für eine Aufnahme reicht. Ein echtes Orchester wär zu teuer. Und selbst diese Probleme außer Acht lassend, gäbe es immer noch das große Problem der richtigen Mikrofonierung, der Vorverstärker etc. etc... Arbeit, welche einem die Autoren der Sample-Libraries auf Weltklasseniveau abgenommen haben.
Ähnlich sieht’s bei Schlagzeugen aus. Ich spiele nach wie vor jedes [g=32]MIDI[/g]-Event einzeln über mein E-Piano ein, verzichte auf vorgefertigte Loops und Fills, weil’s dann nicht mehr „meine“ Musik wäre, wie ich finde. Zwar bastel ich an manchen Fills über eine halbe Stunde, bis sie RICHTIG gut klingen, aber das ist es mir wert. Mit einem echten Schlagzeug (und Drummer) würde ich nie die Ergebnisse erzielen, die ich mit Samples zustandebringe, allein schon vom Sound. Wer hat schon einen optimalen Schlagzeug-Aufnahmeraum zu Hause, und kommt selbst bei 8-kanaliger Mikrofonierung mit den Übersprechungen etc. so wirklich klar...?
Und hört euch mal folgende Songs an, die alle so in die Richtung unserer Musik gehen:
Bee Gees – „Alone“
Paul McCartney – “Young Boy”
R.E.M. – “Losing My Religion”, “Man On The Moon”, “Shiny Happy People” etc. etc.
Was machen die Gitarren dort? Ziemlich langweilig, oder? Trotzdem sind dies m.E. sehr gute Songs und haben in der Pop-Musik auf jeden Fall ihre Berechtigung, weit oben mitzuspielen.
Irgendwie schreib ich, und schreib... es wird immer länger und ungeordneter, weshalb ich an dieser Stelle einfach mal aufhöre, ohne die eigentliche Frage ganz konkret gestellt zu haben. Aber wenn ihr Euch die Problempunkte 1 bis 6 noch einmal vor dem Hintergrund anseht, dass der „Virtual Guitarist“ mit vielen verschiedenen, absoluten Edel-Gitarren und hervorragender Technik aufgenommen wurde, würdet ihr an unserer Stelle dieses Programm benutzen?
Vielen Dank an alle, die bis hierhin durchgehalten haben. Ist mir einfach ein wichtiges Thema!
