Venus und Mars

[rho]

Venus und Mars

Du schreibst wir können uns treffen
Mann, das wird ein Spaß
Ich schäum vor Freude über
seit ich die Nachricht las

Denn
Du bist von der Venus
Du bist von der Venus
und ich wahrscheinlich vom Mars

Du bist der hellste Stern am Himmel
Und wie durch ein Fernglas
scheinst du mir plötzlich näher
und ich genieße das

Denn
Du bist von der Venus
Du bist von der Venus
und ich wahrscheinlich vom Mars

Es gibt Millionen Sprachen in der Galaxie
Doch welche wir auch sprechen verstehen wir uns nie
Und so werden wir bald müde
und verlieren den Spaß

Denn
Du bist von der Venus
Du bist von der Venus
und ich wahrscheinlich vom Mars

Du sprichst von Kindern und Familie
und ich gucke tief ins Glas
Zum Abschied will ich dich umarmen
doch nur ein kurzer Blick - das war's

Denn
Du bist von der Venus
Du bist von der Venus
und ich wahrscheinlich vom Mars

Denn Du bist von der Venus ...

 

[Teestunde]

Mich irritiert ein bisschen, dass er erst vor Freude überschäumt und dann später bekennt, dass sie sich NIE verstehen. Das ist für mein Empfinden ein Widerspruch.

 

[Lobotomeandyou]

Mich irritiert ein bisschen, dass er erst vor Freude überschäumt und dann später bekennt, dass sie sich NIE verstehen. Das ist für mein Empfinden ein Widerspruch. Lächeln

Hmmm, finde ich nicht....

Gegensätze ziehen sich an, können aber auf Dauer nicht miteinander die Anziehung halten. That's life!
Gemeinsames Vergnügen - ja (gelegentlich) - gemeinsame Zukunft - nein.

So verstehe ich den Text.

 

[Teestunde]

@Lobo

Gemeinsames Vergnügen - ja (gelegentlich) - gemeinsame Zukunft - nein

Ja, so gesehen, hast du recht.

 

[Saurus]

Mich irritiert ein bisschen, dass er erst vor Freude überschäumt und dann später bekennt, dass sie sich NIE verstehen. Das ist für mein Empfinden ein Widerspruch.

Finde ich auch. Die Wende kommt viel zu früh.

Aber, wenn das die Botschaft sein soll:

Gemeinsames Vergnügen - ja (gelegentlich) - gemeinsame Zukunft - nein.

Dann ginge es gerade noch so.

 

[Lobotomeandyou]

Hmmm, ich weiß ja nicht, wie ihr es interpretiert.

Ich z.B. tendiere dazu, hier so'ne Internetflirtgeschichte zu deuten, vom Internetflirt zur ersten Begenung - von der Schwärmerei bis hin zur Ernüchterung durch real life Begegnung.

Also - so gedeutet - geht es m.M. nach kaum besser zu schreiben als es hier der Fall ist. Kurz, knapp, treffende Signalwörter....

 

[hedelund]

Mich irritiert ein bisschen, dass er erst vor Freude überschäumt und dann später bekennt, dass sie sich NIE verstehen. Das ist für mein Empfinden ein Widerspruch. Lächeln

Vielleicht soll ja gerade dieser Widerspruch dargestellt werden, um aufzuzeigen, wie irrwitzig so ein virtuelles Techtel Mechtel eigentlich ist.

lg hl

 

[hedelund]

Mich irritiert ein bisschen, dass er erst vor Freude überschäumt und dann später bekennt, dass sie sich NIE verstehen. Das ist für mein Empfinden ein Widerspruch. Lächeln

Vielleicht soll ja gerade dieser Widerspruch dargestellt werden, um aufzuzeigen, wie irrwitzig so ein virtuelles Techtel Mechtel eigentlich ist.

lg hl

 

[Teestunde]

Mir war ja bloß das NIE so aufgefallen. Er probiert es also immer wieder?

 

[Andaraginga]

Alles super.
Wenn ich irgendwas bekritteln möchte, würde ich die letzte Strophe nehmen:

----
Du sprichst von Kindern und Familie
und ich gucke tief ins Glas
Zum Abschied will ich dich umarmen
doch nur ein kurzer Blick - das war's
----

In Zeile 1 und 2 geht es ja um abweichende Zukunftsvorstellungen und den Frust, der daraus resultiert. Dass die Zukunftsvorstellung nun aber genau aus "Kindern und Familie" und die
Frustreaktion aus Alkohol trinken besteht, würde ich weglassen. Wenn du das allgemeiner
formulierst, können mehr Leser den Text zu "ihrem eigenen" machen und mit ihren eigenen
Erfahrungen verbinden.

Statt
"Du sprichst von Kindern und Familie"
würde ich so was schreiben wie
"Du sprichst von einer Zukunft" -oder-
"Du planst schon unser Leben"

Und statt
"ich gucke tief ins Glas"
würde ich so was schreiben wie
"ich bin viel lieber frei" -oder-
"mir geht das etwas schnell" -oder-
"ich schau auf meine Uhr" -oder-
"in Gedanken bin ich weg"

Die Abschiedsszene (Zeile 3 und 4) finde ich zu abrupt:
"Tschüß, das war es. Ich verabschiede mich nicht mal mehr richtig", finde ich zu hart.
Realistischer wäre es für mich, wenn ihr euch sehr wohl umarmt, dabei aber jeder stumm für sich fühlt, dass die Umarmung nicht "echt" ist.

Grönemeyer würde wahrscheinlich so was schreiben wie "umarmst mich mechanisch, völlig
steril"
Und Lindenberg würde es schaffen, das Fernglas aus Strophe 2 wieder aufzugreifen und
die Abschiedsumarmung zu verbinden mit einem neuen Bild des Fernglases, das nun irgendwie
nicht mehr funktioniert und dadurch auch das Gefühl von Nähe zerstört hat (vgl. Meine erste Liebe, wo die Frau am Anfang wie Rauschgift für ihn ist, er am Schluss aber sagt: "als Droge bist du leider überhaupt nicht mehr geeignet!")

 

[rho]

Danke an alle. Ich habe nur wenig Zeit, deshalb mal ganz kurz (...na wer atmet denn da so erleichtert auf?)

Eigentlich ganz einfach, Idealisierung aus der Distanz und Ernbüchterung aus der Nähe. Und das soll sich im Laufe diese "Dates" entwickeln. Sie reden einfach immer aneinander vorbei.

Aber ihr habt Recht, die Dramaturgie stimmt noch nicht. Das Kippen ins gegenseitige Unverständnis kommt zu früh.

Überarbeitung folgt, kann aber ein paar Tage dauern.

 

[rho]

Danke allerseits, insbesondere Andaraginga und Teestunde. Hier nun endlich eine neue Fassung:

Du schreibst wir können uns treffen
Mann, das wird ein Spaß
Ich schäum vor Freude über
seit ich die Nachricht las

Du bist der hellste Stern am Himmel
Und wie durch ein Fernglas
scheinst du mir plötzlich näher
und ich genieße das

Denn
Du bist von der Venus
Du bist von der Venus
und ich wahrscheinlich vom Mars

Wir waren eine Supernova
Und später nur noch Gas und Staub
Die Sterne zeigen nur was da war
Egal wie tief ins Glas ich schau

Wer weiß wieviele Sprachen da draußen existiern
warum konnte nicht mal eine für uns richtig funktioniern?
Zum Abschied will ich dich umarmen
doch nur ein kurzer Blick - das war's

Denn
Du bist von der Venus
Du bist von der Venus
und ich wahrscheinlich vom Mars

Denn Du bist von der Venus ...

 

[artname]

Hallo rho,

ich lese und spüre: es ist irgendwie noch unrund. Und wie auch schon bei "Leipzig 88" sehe bereits in der Form eine Ursache. Vergleiche mal die metrische Struktur deiner 3 Strophen. Die unterschiedliche Zahl der Verfüsse (H) und Silben bringen Unruhe in den Text. stell dir das mal in Nöten vor. Ein Notenbild und darunter die 3 Strophen. Da wäre das Notenbild voller eingeklammerter Noten, um den unterschiedlichen Strophen gerecht zu werden.

Tolle Texter wie Grönemayer oder Randy Newman leistet sich ebenfalls gelegentliche Abweicher. ABER: dort bleiben wenigsten die Sprachebenen, der Tonfall gleich. Bei dir wechselt der Tonfall aber kunterbunt. Nimm nur mal die zweiten Zeilen aller Strophen:

Mann, wird das ein Spass!
Und wie durch ein Fernglas.
Die Sterne zeigen nur was da war...

Metrische Analysen machen wenige. Zu zeitaufwändig. Wahrscheinlich würde ein Komponist den Text irgendwie unrhythmisch empfinden und ev. sagen: "ich hör da keine Musik". Ein Todesurteil. Ich würde die Metrik überarbeiten oder wenigstens den Tonfall..

Besonders die erste Strophe fällt aus dem Rahmen. Mal grob skizziert eine Tonfallanpassung:

Du schreibst Du willst mich treffen
Ein Lichtschein in der Nacht
Ich schaue aus dem Fenster
Das Wetter wechselt krass

Dieser Tonfall passt mMn besser zu den folgenden Metaphern. Bliebe noch die Metrik man könnte die leicht in der zweiten Srophe ändern. Hier ist unter anderem der unbetonte Reim in einen betonten zu verändern

Mein hellster Stern am Himmel
erscheint im Teleskop
Und kommt mir immer näher
Chaos, mein Atem stoppt

Nun noch die dritte Strophe metrisch anpassen

Einst warn wir Supernova
Dann nur noch Gas und Staub
Nun sind wir nur noch Nebel
Je tiefer ins Glas ich schau

Gut, besser bekomm ich das in der Kürze der Zeit nicht hin. Ich meine aber, Metrik und Tonfall sind nun nicht mehr so sprunghaft. Das Ganze könnte an Ruhe gewonnen haben.

Oder findest du (ihr) das zu haarspalterisch?

Metrische Analyse

Du schreibst wir können uns treffen.......... xXxXxxXx (4Hebungen, 8 Silben)
Mann, das wird ein Spaß..................,,,,,,,,XxXxX........(3 H, 5 S)
Ich schäum vor Freude über.....................xXxXxXx....(3 H, 7 S)
seit ich die Nachricht las..........................XxxXxX ......(3H, 6 S)

Du bist der hellste Stern am Himmel..........xXxXxXxXx ( 4 H, 9 S)
Und wie durch ein Fernglas*.......................xXxxXx ......(2H, 6 S)
scheinst du mir plötzlich näher.................xXxXxXx......( 3 S, 9 S)
und ich genieße das.................................xXxXxX ......( 3 H, 6 S)...

Denn
Du bist von der Venus
Du bist von der Venus
und ich wahrscheinlich vom Mars

Wir waren eine Supernova........ ..........xXxXxXxXx ( 4 H, 9 S)
Und später nur noch Gas und Staub...xXxXxXxX....( 4 H, 8 S)
Die Sterne zeigen nur was da war......xXxXxXxX ... ( 4 H, 8 S)
Egal wie tief ins Glas ich schau..........xXxXxXxX.....( 4 H, 8 S)

Wer weiß wieviele Sprachen da draußen existiern
warum konnte nicht mal eine für uns richtig funktioniern?
Zum Abschied will ich dich umarmen
doch nur ein kurzer Blick - das war's

Denn
Du bist von der Venus
Du bist von der Venus
und ich wahrscheinlich vom Mars

Denn Du bist von der Venus ...[/quote]

 

[holgi]

Wahrscheinlich würde ein Komponist den Text irgendwie unrhythmisch empfinden und ev. sagen: "ich hör da keine Musik"

Dachte ich mir auch und damit wäre mein Vermögen den Fall zu skizzieren schon erschöpft

 

[artname]

Mein Vorschlag, mal zusammenhängenö

Du bist Venus

Du schreibst Du willst mich treffen -
ein Lichtschein in der Nacht!
Ich schaue aus dem Fenster:
Das Wetter wechselt krass.

Der hellster Stern am Himmel
erscheint im Teleskop
und kommt mir immer näher,
bis mir der Atem stoppt.

Du bist Venus -
ich Mars

Einst warn wir Supernova,
dann nur noch Gas und Staub -
ein Lichtsymbol des Sterbens,
je tiefer ins Glas ich schau.

Du bist Venus -
ich Mars

Wer weiß, wieviele Sprachen
da draußen existiern!
Warum kann für uns keine
richtig funktioniern!
Ich möchte dich so lieben
und nehm' dich in den Arm.
Doch dann kommt dieser Nebel -
finito, break, das war's!

Du bist Venus -
ich Mars

Du bist Venus -
ich Mars


Hm, holgi, über den Inhalt kann man weiter streiten, aber Musik höre ich jetzt mühelos. Bin ich beim Überarbeiten betriebsblind geworden? Flächige Strophen, Coldplay-Refrain, pathetische Bridge und dann wieder Coolplay, bis der Arzt kommt. Kann man sowas raus lesen?

 

[holgi]

Hm, holgi, über den Inhalt kann man weiter streiten, aber Musik höre ich jetzt mühelos

Ich habe mich mit meiner Äusserung auf den TE Text ausm Eingangspost bezogen

 

[rho]

artname, deine Analysetiefe ist einschüchternd
post 13 muss ich mir noch genauer auf der Hirnkruste zergehen lassen. Aber wenn ich allein auf den Arbeitsprozess zurückblicke, ahne ich, wie recht zu hast.

Den Bezugrahmen der Strophen hast du konsequenter genutzt.

So, jetzt aber genug geschleimt.

Deine Chorus-Version hat mit meiner rhythmischen Vorstellung nichts zu tun, aber das kannst du ja leider dem nackten Text nicht entnehmen. Werde demnächst wohl Klangmuster mitposten.

Neue Fassung kommt, kann aber ein Momentchen dauern, weil ich zwischendurch lästige Erwerbsarbeit zu erledigen habe. (Kleiner Hinweis für meine Fans, die an anderer Stelle mutmaßten, ich änderte keine Texte und wollte mich nur feiern lassen.)

 

[artname]

Lieber holgi,

so verstand ich das ja auch. Aber du hattest ja mich zitiert. Also nahm ich an, damit wolltest du meine Bedenken zur Metrik bestätigen.

In meinem Vorschlag ist die Metrik ja nun synchroner, der Refrain stark abgespeckt und auch die Bridgezeilen regelmäßiger. Außerdem empfinde ich den Duktus nun durchgehend.

Ein Prozess, der z.B. meine Textarbeit ganz gut illustriert. Aber der läuft ja normalerweise unbemerkt hinter den Kulissen.

Mich interessiert, ob ihr automatisch in metrisch regelmäßigen Varianten mehr "Musik" hört, oder ob ihr das vom Gesamtpaket (Inhalt und Form) abhängig macht. Ob metrische Anpassungen oder Einschmelzen der Hook auf Riffgröße eher subjektive Textbearbeitungen sind die den Komponisten letztlich nicht "bestechen" können.

Also ich als Texter-Bearbeiter eines fremden Textes habe mir als möglichen Komposer durchaus eine musikalischere Vorlage geschrieben. Mal gaaaanz bescheiden angemerkt.

 

[artname]

Hallo rho,

artname, deine Analysetiefe ist einschüchternd

eitel, wie ich nun mal bin, lese ich da keinerlei Ironie heraus.

Und meine: Einschüchternd vielleicht für den Moment. Aber da, wo ich für dich anregend sein kann, wirst du vorübergehende Einschüchterung für immer vergessen. Du kannst ja auch vehement widersprechen. Und du siehst ja an meinen Nachfragen, dass ich mir auch nicht sicher bin

Ich habe in der Zwischenzeit im PF deinen Wissendurst glaubwürdig kennengelernt. Darin ähnelst du mMn den beseeltesten Textern, die sich hier öffentlich zwischen Lonb und Kritik ehrlich "schinden"!

Viel Glück

Ach so, wenn du auf Musik geschrieben hast, woher kommen dann die rhythmischen Schwankungen?
Das mit dem Klangmuster hab ich für mich auch schon überlegt. Eigentlich sinnvoll, wenn du hier NICHT vertont werden willst. Aber dann solltest du den zahlreichen hier mitlesenden Musikern VERRRRRBIETEN, sich zur Qualität des Klangbildes zu äußern. Du verstehst? ...

 

[rho]

Hallo rho,

....VERRRRRBIETEN, sich zur Qualität des Klangbildes zu äußern. Du verstehst? ...

Wie könnte ich mich hier stählen, wenn ich von vornherein etwas verböte?

Also immer schon feste druff, Leute

PS: ich hatte nur den Chorus. Wie gesagt, die häppchenweise Arbeitsweise bei der ich den Blick für's Ganze verloren habe, war Kappes.