So, ich habe jetzt einige Zeit mit der zweiten Version vom Silk verbracht und muss mich leider fragen: "Ujam, was habt ihr da gemacht?"
Silk hat jetzt genau wie alle anderen Guitaristen die FX-Finisher von Ujam mit an Bord - und der Sound ist dermaßen künstlich und overprocessed, dass mit der ersten Version und deren natürlichen, brillanten Nylongitarren-Sound kaum noch Ähnlichkeit besteht. Es gibt unter den Presets sogar die Kategorien "Pads" und "Electronic". Dafür fehlen, was ich absolut bedauerlich finde, die Kategorien "Folk/Country" und "Latin", und auch die Kategorie "Alternative" hat nicht mehr viel mit der ursprünglichen Version zu tun. Nicht falsch verstehen: Es gibt immer noch genug Perlen zwischen den Presets, aber in der Summe hat Silk 2 nicht mehr viel mit Silk 1 gemeinsam - zumindest was den Guitarist-Modus angeht.
Der Instrumenten-Modus ermöglicht hingegen jetzt das freie Spielen von vier unterschiedlichen Charakteren einer Nylongitarre (Soft, Gentle, Real und Strong) und kann mit fünf voreingestellten Mix-Szenarien (Cabinets) räumlich angepasst werden. Dafür fallen leider die Einstellmöglichkeiten für die Mikrofonierung weg. Neben weiteren Einstellmöglichkeiten wie "Air", "Width", "Fokus"und "Blend", ergänzen zwei zu- und abschaltbare Finisher-Sektionen das Soundprocessing.
Die Bedienung im Instrumentenmodus finde ich persönlich etwas gewöhnungsbedürftig, man greift mit der rechten Hand die Akkorde und schlägt mit links die Seiten an, oder strummt (Down- und Upstroke). Gleichzeitig bräuchte man noch zwei weiter Hände, um rechts die Bassnote spielen und links die Anschlagart einstellen zu können (Open, Muted, Deadnotes etc.). Mit dem Midi-Editor samt Automation sind da aber sicherlich sehr gute Ergebnisse zu erzielen.
Mein persönliches Fazit: Silk 2 betrachte ich als eigenständiges neues Instrument und nicht als Nachfolger von Silk 1. Die alte Version bleibt bei mir weiterhin auf der Platte und es ist, wie auch bei allen anderen Plugins, die gleichzeitige Installation beider Versionen möglich. Ich habe für das Upgrade im Introsale 19,- Euro bezahlt, das ist wirklich ein sehr fairer Preis wie ich finde. Die Vollversion kostet im Introsale 49,- und regulär 129,00 Euro. Ich würde aber auf alle Fälle empfehlen, sich vor dem Kauf die Demo herunterzuladen und sich selbst ein Bild zu machen. Denn während mich Silk 1 in seiner Schlichtheit eher an Lagerfeuer und Folkmusik erinnert, ist Silk 2 mit den Effekten der FX-Finisher wohl eher für Pop-, Electronik und Scoremusic ausgelegt.
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Beim Ausprobieren sind mir allerdings auch schon ein paar unschöne Effekte aufgefallen. So lässt sich zum Beispiel die Anschlagstärke (Velocity) nicht über MIDI in der DAW einstellen. Ich weiß nicht, ob das ein Bug oder so gewollt ist.
Im Charaktermodus "Strong" klingt der Anschlag dann zuweilen sehr hart und sticht bei einer Akzentuierung unverhältnismäßig laut und unangenehm durch. Das lässt sich mit einem dynamischen EQ sicherlich korrigieren, spricht aber nicht unbedingt für Ujam.
Beispiel: Silk 2 im Guitarist Mode, Preset "Mystic Shakers" (StompBox - 75%), von Sekunde 12 bis 35 kommt das Sparkle 2 hinzu, Kompressor und Limiter nur auf der Summe für die Lautheit :
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