Tür-Durchbruch bedämpfen

[Jimmy_punk]

Gude,
in meiner Wohnung gibts ein Zimmer, was ich zum Mischen nutze. Es ist das Herrenzimmer eines Altbaus, d.h. in einer Nische des Zimmers befindet sich eine klassische Holztür zum Treppenhaus. Diese ist von Eigentümer (der nicht ich bin) bereits von innen mit sehr dünnen Styropor-Platten (Dicke < 1 cm) verschlossen und die Klinken sind abmontiert. Mit anderen Worten: die Tür kann nicht mehr benutzt werden.

Jetzt haben sich die Nachbarn beschwert, dass im Treppenhaus die Musik zu laut hörbar ist. Offensichtlich sind die Dämpfungswerte der Tür schlecht: Tests zeigten, dass man ein normal lautes Gespräch auf der anderen Seite noch deutlich wahrnehmen und auch teilweise verstehen konnte. Eine Skizze der Situation habe ich angehängt. Die schwarz dargestellten Wände sind aus Stein, der Türrahmen aus Holz und hat die Maße 0,9 x 2,1 (Breite x Höhe).

Ich möchte mit vertretbarem (finanziellen und handwerklichem) Aufwand die Schallleitung in dieser Situation reduzieren. Was haltet ihr von in Folie eingepackte Steinwolle, die in den Türrahmen gepresst und vom Treppenhaus aus mit einer Holzplatte verdeckt wird?
Oder habt ihr andere Vorschläge für mich?

Beste Grüße
Henrik

 

[Moiterei]

Ich würde sagen, Holztür oder Rigipsplatte (am besten doppelt), dann Steinwolle, dann Luft, dann wieder Steinwolle und dann noch mal Rigips. Und anschließend nicht vergessen, das ganze mit Silikon o.ä. komplett luftdicht zu bekommen

 

[Jimmy_punk]

ok. Warum Luft zwischen den beiden Steinwolle-Schichten? Ich hab nur ca. 20 cm, die ich füllen kann.

 

[holgi]

Wenn du bauen kannst, also einbauen, dann folgendes:

Flurseite:

In die Türnische Glaswolle stopfen, richtig feste rein, an der Vorderkante der Türnische, als kurz vor der Ecke zur Treppenhaustürwand, umlaufend in die Nische Dachlatten schrauben, auch in den Boden, die Dachlatten dann mit Holzplatte überbauen, quasi die Holzplatte auf die Latten schrauben, gerne auch zwei Platten übereinander.

Musikzimmerseite:

Umlaufend auf die Wand, ca 5cm neben dem Türrahmen, ebenfalls Dachlatten schrauben, 2 Latten aufeinander damit du Platz bekommst bis zum Türblatt, dann Glaswolle in die ca 5cm Platz, dann Holzplatte, auch hier gerne 2x übereinander.

Abdichten an den Wandanschlüssen auf beiden Seiten mit Acryl.

 

[Jimmy_punk]

Gude holgi,
so oder so ähnlich hatte ich mir das vorgestellt. Danke.

Wie wichtig ist der 100%-ige luftdichte Abschluss? Ich mein, wenn da in der Nische 20 cm Glas-/Steinwolle drin steckt (eingepackt in Folie natürlich) und eine oder zwei Platten davor geschraubt sind, dann fällt doch der luftdichte Abschluss für die Schallleitung kaum noch ins Gewicht, oder? Ich mein, ich schlag mich hier nicht um 1 oder 2 dB, sondern eher in der Größemordnung 20 - 30 dB.

Beste Grüße!

 

[Moiterei]

Doch, der luftdichte Abschluss ist sehr wichtig und macht einen ganz entscheidenden Unterschied. Ich bin jetzt aber leider nicht so ein Physik-As, daß ich das ordentlich erklären kann. Aber vielleicht kann das jemand anders übernehmen?

 

[Jimmy_punk]

Da wäre ich mal gespannt auf die wissenschaftliche Erklärung, nicht weil ich leise Zweifel habe, sondern weil ich mich für solche Erklärungen interessiere.

Grüße!

 

[holgi]

Ich bin kein Wissenschaftler, nur Handwerker, aber ich weiss das Luft Schallwellen transportiert, im Vakuum ist bekanntlich Stille.

Somit ist ein luftdichter Abschluss das Verhindern fast aller Luftbewegungen durch ein bestimmtes Bauteil, habe ich Spalten im Bauteil wo die Luft durchströmt nimmt diese auch Geräusche mit.
Hinzu kommt, das ein Abdichten auch die Schwingungen des abgedichteten Bauteiles absorbiert, und Schwingungen nicht zu absorbieren heisst diese weiterzugeben.
Das wäre meine Erklärung.

In Sachen Abkondensation von Luftfeuchte an empfindlichen Bauteilen kann man sich weiter abarbeiten, diesbezüglich, aber ich denke darum gehts dir nicht.

 

[Moiterei]

ok. Warum Luft zwischen den beiden Steinwolle-Schichten? Ich hab nur ca. 20 cm, die ich füllen kann.

"STC...can be increased in three ways:
-Adding mass,
-Adding or increasing an air space,
-Adding absorption material...inside the...wall..."
(Owsinski/Moody - The Studio Builder's Handbook)

 

[stefangeidel]

im Vakuum ist bekanntlich Stille.

Somit ist ein luftdichter Abschluss

luftdicht != Vakuum

Vakuum = luftleer

Was du machst ist nur das Transportmedium eintüten.

 

[Jimmy_punk]

Zunächst DANKE. (es gibt keinen DANKE-Smiley?

)

Zum Thema: soweit hatte ich das auch aufm Schirm. mir ist klar:

- je weniger Luft strömen kann, umso mehr Widerstand wird den Schallwellen entgegen gebracht.
- sicherlich gibts dann noch andere Massen, die schwingen können (in meinem Fall Türen z.B.)
- Dampfsperre ein Punkt, dem ich mich bisher nicht wirklich gewidmet habe, allerdings befindet sich keine Aussenwand in der Nähe und in diesem Treppenhaus herrscht nicht wirklich ein anderes Klima als in der Wohnung.
- Abdichtung != Vakuum ist natürlich auch klar. Der Effekt den Holgi meint ist
Widerstand Holz (bzw. Gipskarton, bzw Anderer Werkstoff) ist Höher als der von Luft, wodurch Dämpfung der Schallleitung eintritt.

ABER: bisher konnte mir niemand erklären, warum die Abdichtung durch Silikon/Acryl Effekte im signifikanten Bereich bewirken kann. Also bleibe ich bei meiner Einschätzung: die Maßnahme "Nische mit Steinwolle füllen und von aussen beplanken ist sinnvoll und effektiv, Mehraufwand für luftdichten Abschluss ist nicht lohnenswert.

 

[NivraMM]

Mehraufwand für luftdichten Abschluss ist nicht lohnenswert.

Ich wette dagegen

Wie holgi auch schon erklärt hat…Luftdurchlässigkeit vermindert die Schalldämpfung ungemein.

Aber du kannst es ja einfach versuchen. Ohne Silikonfuge umlaufend, wenns dir zu wenig ist ist die als letzter Arbeitsgang auch noch anzubringen. Spätestens dann wirst du feststellen dass es sehr wohl einen Unterschied macht.


Je nach dem was du so für Möglichkeiten oder bekannte hast, wäre ausmauern der Nische btw eine noch effektivere Möglichkeit. Aber da die wenigsten sowas selber machen vermutlich unangemessen aufwenig…auch weiss ich nicht was dein Vermieter so dazu sagt.

Aber Masse ist ein sehr guter Weg Schall zu dämmen.

 

[Black_Bender]

hi,

kann jeder ganz einfach selbst beurteilen.

am besten eignet sich ein fenster zur straßenseite.
wenn man das fenster nicht richtig verriegelt also nur leicht anlehnt dann wäre das der selbe effekt den man zu erwarten hat wenn man eine tür nicht ordentlich luftdicht abschließt.

ich verwende nicht selten wenn budgets begrenzt sind standard t30 türen rundumabdichtend.
je nach einbautolleranz kommt es vor dass die tür nicht 100% gut abdichtet an der zarge. das kann auch nur eine haaresbreite sein und reicht schon aus dass hochfrequente geräusche aus dem nebenraum eindringen bzw umgekehrt. etwas selbstklendes dichtband unter den gummi reicht schon damit die tür dann ordentlich abdichtend schließt und der unterschied ist schon recht deutlich.
was dann noch durch die tür geht ist dann reiner körperschall der nicht über die luft sondern die baustoffe übertragen wird und der ist viel tieffrequenter.

lg

 

[Jimmy_punk]

hm, ok: überzeugt,
dann frage ich mich aber, ob der komplette Einbau nicht evtl. übertrieben ist und ich in einem ersten Schritt die vorhandenen Luftspalte abdichte (Schlüsselloch, Schacht für die Klinke, Türrahmen). Danach kann ich ja immer noch schauen, ob mehr gemacht werden muss?

Grüße
Henrik

 

[holgi]

Ne, Baesse brauchen Masse, nur abdichten daemmt keine Baesse

 

[Jimmy_punk]

Gude,
nach einer ganzen Weile habe ich zwischen den Jahren das Projekt mal in Angriff genommen und möchte hier kurz berichten.

Eure Bemerkungen habe ich mir durch den Kopf gehen lassen und bin Schlussendlich zu einer Umsetzung gekommen. Ein paar Meter Konstruktionsholz habe ich zugeschnitten und es dann so im Türrahmen eingebaut, dass es sich gegenseitig verkeilt und einen Rahmen bildet auf den ich später OSB und Rigips schrauben konnte. Sämtliche offenen Spalte habe ich mit Acryl behandelt.
Danach habe ich 1 Paket Rockwool (6cm Dicke) im Türrahmen verpresst, so dass an den meisten Stellen 3 Lagen Steinwolle waren. Jetzt noch die OSB- und dann die Rigips-Platten verschraubt und mich zufrieden ins Wohnzimmer gesetzt.
Oberflächenbehandlung in Form von Vergipsen und Streichen mache ich, wenn sonst nix mehr anliegt.
Ich hab zwar keine Messungen gemacht, aber gefühlt ist die Dämpfung >30dB. Konnten wir vorher noch jedes normal-laut gesprochene Wort auf der anderen Seite hören, muss man jetzt schon nahezu schreien, damit man überhaupt wahrgenommen werden kann. So hatte ich mir das vorgestellt.

Bilder folgen.

Beste Grüße und danke für eure Hinweise!
Henrik