Tempovorstellung/Auffassung

[oove]

Musik produzieren unterscheidet sich für mich im wesentlichen vom live spielen darin, dass man einen Elfenturm baut. Ein aufwändiger künstlicher Prozess, bei dem spontane Änderungen schwer möglich sind.
Die Software wird zwar immer mächtiger und lässt auch grobe globale Eingriffe zu (Tonhöhe, Tempo des gesamten Stücks), aber für professionellen Klang ist das nicht zu gebrauchen.

Wie ist also Euer vorgehen, wenn ihr drei Tage an hunderten Spuren produziert, dann aber feststellt, dass Teile daraus nicht stimmig sind. Ich meine eher klassische Musik, mit fließenden Übergängen... kein festgetackertes Tempo.

Durch Arbeit am Detail hört man sich in bestimmte Dinge ein, die einem im Moment vielleicht gut erscheinen, am nächsten Tag stellt man aber etwas grundsätzliches fest, wofür eigentlich so ziemlich alles geändert werden muss.

Wie nähert ihr Euch produzierend effektiv einer Auffassung, die länger Bestand hat?
Manchmal gelingt es ja gleich, aber oft auch nicht...

Live Pilotspur ... ? Kann aber nicht alle Aspekte darstellen. Wenn man zB. Klavier spielt, ist das für ein Orchester vielleicht zu schnell...
Wenn man nur ein Element aus der Musik heraus nimmt, stellt sich hinterher heraus, das das andere Element etwas anderes verlangt...

Einzelne Elemente müssen am Ende so wirken wie in einem Moment einem einzigen oder gemeinsamen Geist entsprungen.

 

[Marc1610]

Man hat doch eine Idee im Kopf, dazu gibt es auch ein gefühltes Tempo mal auf dem Schenkel den Takt mit klatschen wenn man seine Melodie pfeift.

Dann schau nach Begriffe wie Punch-In und Punch-Out und Overdubbing, damit lässt sich so manch missglückte Aufnahme wieder herrichten ohne Artefakte oder sonst irgendwie Hörbar angehen.
Wenn du mit klassischer Musik Orchester meinst bleibt dir auch nix anderes als Overdubbing, da du ja kein Ensemble hast die das mal eben zu deiner Pianolinie einspielen.
Also heißt es für dich Voice für Voice einspielen solange bis es für dich Timing mäßig passt.

Du denkst einfach zu kompliziert, Musik hat immer erstmal mit Gefühl zu tun und da ist Timing sehr wichtig nicht nur bei der Rhythmik.

mach et einfach.

 

[oove]

Schenkel klopfen ist ja ne Art Pilotspur.
Es is super einfach die Brahms Rhapsodien im vierfachen Tempo zu singen und zu Klopfen.
Dann kommen die anderen Elemente und Du merkst, dass Du völlig falsch lagst. Das ist wie beim Üben. Manche Werke brauchen Jahre, bis alles sitzt. Aber wenn Du alle Spuren allein an der Backe hast, ist das eine ziemlich unspontane Angelegenheit. Jede Nuance kostet Dich beim Produzieren 20 mal so lange als beim Live spielen und man gibt sich schneller zufrieden oder man gibt auf. Auf jeden Fall ist das Resultat ein anderes.
Die Auffassung darf eigentlich nicht während der Produktion entstehen.
Muss sie aber, weil die Details erst dann greifbar werden.

Es ist z.B. klanglich ein riesiger Unterschied, ob Du die Stimmen einer Fuge zusammen am Klavier spielst oder ob Du sie alle nacheinander aufnimmst. Die Tonform und das Timing bildet sich beim Solo Spiel unbewusst - alle Stimmen quatschen miteinander.
Nimmst Du allerdings zunächst erst einmal nur eine Stimme auf, ist sie allein für sich genommen viel schöner noch als im Zusammenspiel, sie braucht sich nämlich nicht um die anderen Stimmen kümmern, hat ihren ganz eigenen Charakter.
Sobald Du die zweite Stimme dazu aufnimmst, hast Du an vielen Stellen ein Problem weil die zweite Stimme sich so verbiegen muss, dass sie für sich genommen sch... klingt. Die erste ist schließlich fixiert und wunderschön!
Welch Taktik wendest dann an?

 

[Marc1610]

Sind deine Videos ein Fake?

Da beweist du Rhythmus Gefühl und spielst dein Instrument recht ordentlich, dir traue ich auch zu ein Keyboard spielen zu können.

Oder deine Visionen sind zu klein?

Deine Frage ist mir etwas unverständlich, da ich dir mehr zutrauen würde.

 

[oove]

Ich weiß nicht wie ich es noch anders erklären soll...
Das ist keine Frage des Niveaus sondern ein Grundsatz des Produzierens.
Stell Dir vor, Du hast eine Musik produziert und willst nun eine bestimmte Idee im Video umsetzen. Nun merkst Du nach wochenlanger Arbeit an der Musik, dass die filmische Umsetzung ein anderes Tempo verlangt. - Problem!!!

Wenn Du Live Musiker bist, spielst Du in dem Moment einfach schneller, aber bei produzierter Musik geht das nicht so einfach. Timestretch ist keine Lösung!

 

[oove]

Oder anderes Beispiel:
Ein magischer Moment entsteht im Studio eigentlich nur, wenn die Band oder das Orchester zusammen spielt und die Vibes stimmen.
Beim Produzieren kann das überhaupt nicht zustande kommen, denn wenn Du früh uninspieriert bist, nutzt es wenig, wenn Du abends inspiriert bist. Die alte Spur bleibt Kacke.

Nach Tagen hast Du eine fiktive Momentaufnahme geschaffen, die Du dann aber vielleicht plötzlich nicht mehr gut findest. Fängst Du dann wieder von vorne an?

Das ist der eigentliche Übe - Prozess (Live musizieren) blos dass dort alles viel viel flexibler geht.

 

[Marc1610]

Das kommt drauf an, wenn der Bogen der eigespielten Linie stimmt, checke ich ob es an der Performance liegt sprich Phrasierung sprich Notenlängen und Timing, oder ob ich den Einstiegt um ein zwei Noten falsch gewählt habe, es kann auch sein das ich einfach das falsche Instrument genutzt habe, bei Midispuren einfach am Sound schrauben, vielleicht ist der Sound auch zu lasch dann mal was dazu layer, bei Akustik Instrument doppeln oder Gegenpart spielen, vielleicht befriedigt mich eine Basslinie die ich dazu spiele oder eine Rhythmusgruppe usw.

Wenn das nichts bringt verwerfe ich es.

Das dumme ist nur oft so, das die besten Ideen immer dann kommen wenn man überall ist, nur nicht am Rechner um es umzusetzen

Ich würde dir raten nicht all zu viel an dir selbst zu zweifeln, wenn etwas gefällt kann es nicht so schlecht sein, wenn man denn etwas sein Instrument beherrscht.
Du bist ja kein Anfänger mehr, darum darfst und solltest du schon etwas mehr Mut zu deinen Sachen haben.

Du flippst beim spielen immer so aus, scheinst mit der Musik echt aufzugehen, du hast da Spaß dran.
Da vielleicht noch nen Tipp, wenn du ein Video zu deiner bestehenden Musik hast, passe das Video der Musik an und nicht anders rum, dann kannst du es halt nicht so in Bild umsetzen wie es gedacht war, Bilder sind schneller angepasst als die Musik.
Oder du schreibst die Musik zu deinem Video.

 

[oove]

Ich meinte jetzt nicht meine Videos. Da geht das relativ einfach.

Das dumme ist nur oft so, das die besten Ideen immer dann kommen wenn man überall ist, nur nicht am Rechner um es umzusetzen

Ich glaube das ist gesetzmäßig. Wenn man nämlich in der Wanne oder im Auto sitzt, hat man Phantasie und der Kopp dichtet sich alles mühelos zusammen.
Die Umsetzung ist aber konkret und mit Schwierigkeiten behaftet. Sobald ein Teil davon umgesetzt ist, ist die Phantasie als ganzheitlich Traum kaputt - es geht nur noch darum, mit dem winzigen vorliegenden aufgenommenen (fixierten) Schnipsel umzugehen.

Das, was Du oben beschreibst, ist genau das, was mir so auf den Keks geht.
Die ursprüngliche Idee eben sofort umzusetzen - das ist nicht drin. Du musst alles schrittweise tun und stellst unterwegs fest (oder auch nicht) wie weit Du Dich von Deiner spontanen Idee entfernst.

Das Ergebnis nach tagen wird nicht schlecht sein, aber vielleicht auch nicht ideal.

Am schlimmsten leide ich immer, wenn eine eigentlich gute Band ins Studio kommt, und plötzlich alles in Spuren aufnehmen will, obwohl sie das noch nie gemacht haben.
Diese Produktionen kannst Du meistens knicken, weil diese statischen Prozesse nicht trainiert wurden.
Geht schon beim Clickspiel los, der nie perfekt genug sein kann.
Weiter geht es damit, dass die Musik atmet und lebt, was durch den Click sofort eliminiert wird.
Deshalb lasse ich eben meist live spielen und syncronisiere dann mit der Tempospur (falls Noten gebraucht werden oder irgendein anderer technischer Vorgang nötig wird.

Trotzdem bist Du dann sofort fixiert. Das müsste alles viel intuitiver gehen!

 

[EC2]

Mir scheint, dass du da etwas zu verkopft an die Sache herangehst. Zu viele dieser Gedanken und Zweifel würden zumindest meine Kreativität wohl im Kein ersticken.

Dass sich Tempo und Tuning mit der Zeit, die man an einem Projekt sitzt, ändern können, kalkuliere ich mittlerweile ein. Das ist halt auch eine Frage der Logistik: ich lege meine Projekte so an, dass ich diese Parameter - bis zu einem gewissen Zeitpunkt - ändern kann. Früher oder später wird jedoch unweigerlich der Zeitpunkt kommen, an dem man sich festlegen muss.

Wenn ich einen ersten Loop gebastelt habe spiele ich den oft in verschiedenen Tempi und Stimmungen ab, dazu reicht mir auch ein stinknormales DJ-Programm. Meist merkt man da recht schnell, wo die Reise hingeht. Und wenn ich gegen Abschluss eines Projektes merke, dass ich aus einer 128 BPM-Nummer doch noch ein Klavierkonzert mit 98 BPM machen möchte, dann muss ich wohl in den sauren Apfel beißen, und entweder neu einspielen, oder die MIDI-Daten rauskopieren und in einem neuen Projekt anlegen. Mehr gibt es da aber auch nicht, über das man sich den Kopf zerbrechen müsste.

Ein magischer Moment entsteht im Studio eigentlich nur, wenn die Band oder das Orchester zusammen spielt und die Vibes stimmen.
Beim Produzieren kann das überhaupt nicht zustande kommen

Natürlich gibt es diese magischen Momente auch als musikalischer Einzelkämpfer - jede Menge sogar. Es gibt nichts genialeres als diese Momente, wenn der verschwurbelte Fill genau passt, Kick und Bass verschmelzen und deine Synth-Hooks dich vorantreiben so dass du nicht mehr stillsitzen kannst. Oft sind es die sogenannten happy accidents, die dir einen unvorhergesehenen Blick auf dein Arrangement verschaffen können, und dich regelrecht euphorisieren können. Die eine oder andere Session artet bei mir immer in eine regelrechte Abfahrt aus, die ich in keinem Club der Welt bekommen könnte.

Und das Problem der Muse, die sich in eher unpassenden Momenten mitteilt, löse ich, indem ich mir Sachen einfach aufs iPhone singe, oder gleich in iMaschine eintackere. Das dauert keine zwei Minuten und schon hat man neues Material. Du siehst, ist alles nur eine Frage der Einstellung und der Organisation.

 

[oove]

Ja, dieses fiebrige Dranbleiben kenne ich auch, man verbeißt sich in einem Detail und liebt es.
Wäre live so nicht möglich gewesen. Klar.
Manchmal gehe ich nicht essen und will nur ungern schlafen um das fertig zu kriegen!

Aber man verliert ziemlich schnell den Überblick.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass sich ausschließlich um Audiospuren handelt.
Midi nützt nix.

 

[Realist]

Ist so ein bischen auch die Frage wofür Du schreibst. Bei einem Film, wo man die Musik für schreibt und idealerweise schon Bildmaterial hat, wird einem oft ja schon vorgegeben, was gewünscht ist.
Da gibt auch oft schon der Film oder eine Szene ein gewisses Tempo vor.
Ich fange oft mit Klavier an ein Leitmotiv einzuspielen oder nutze erstmal Ensembles für Orchestersachen. So hört man schonmal sehr gut ob Tempo,Stimmung,Melodie usw. passt.
Danach verfeinere ich die Sachen, drösel sie auf.
Pros die das schon jahrelang machen, denken über solche Tempogeschichten gar nicht mehr groß nach und ändern diese in Sekundenschnelle in der Tempospur.

Seit ca. 2 Monaten komponiere ich Orchestersachen für Royalty-free Libraries.
Da habe ich anfangs allerdings den Fehler gemacht zuviele Temposchwankungen einzubauen.
Oft ist das in diesem Bereich aber gar nicht gewünscht, weil verschiedene Parts geloopt werden usw.
Also wie immer, es "kommt wohl auch drauf an" für welches Medium man produziert.

 

[Kollege]

gutes thema.

Ein magischer Moment entsteht im Studio eigentlich nur, wenn die Band oder das Orchester zusammen spielt und die Vibes stimmen.

also ich kenne diese 'magischen' momente. alle denken, daß es geil ist, aber hört man es sich 2 tage später an, ist es auf einmal garnicht mehr so dolle. das gefühlvolle spiel des drummers ist eigentlich untight und der chorus bei der gitarre war wohl doch zu weit aufgedreht usw...

 

[oove]

Ich fange oft mit Klavier an ein Leitmotiv einzuspielen oder nutze erstmal Ensembles für Orchestersachen. So hört man schonmal sehr gut ob Tempo,Stimmung,Melodie usw. passt.
Danach verfeinere ich die Sachen, drösel sie auf.

Jawoll. Das halte ich auch für sinnvoll. Wenn Du Dich dann aber entscheidest, muss Dir da genau der große Wurf gelungen sein, weil Du den Rest anpasst. Das ist schon riskant.
Aber eine andere Möglichkeit hat man ja kaum...

Pros die das schon jahrelang machen, denken über solche Tempogeschichten gar nicht mehr groß nach und ändern diese in Sekundenschnelle in der Tempospur.

Geht bei mir nicht, weil (zumindest im aktuellen Projekt) alles auf Audiobasis ist.
Ich verzichte schon auf aufwändige Sounds wie VSL Dimensions, obwohl ich die hier habe und mich das sehr reizt ... vielleicht später - wenn ich sicher bin.
Im Moment mache alles gleich Live, mit den großen Libs frickelt man ja noch mehr!

alle denken, daß es geil ist, aber hört man es sich 2 tage später an, ist es auf einmal garnicht mehr so dolle.

Genau das. Live spielst Du es einfach nochmal und achtest Du nun mehr auf die Dinge, die Dir aufgefallen sind. Beim Produzieren fängst Du von vorn an und weißt erst nach dem Produktionsprozess, ob es gut geworden ist. Zwischendurch mit Höhen und Tiefen wie bei mir gerade!

Ach. Vielleicht bin ich einfach nur frustriert, dass es nicht gleich so klingt wie es soll.

 

[Marc1610]

Ist aber auch besser wenn man sich vorher im klarem ist was man Genremäßig bedienen will.
Wenn du den Klick nicht magst, dann nehm den Drumsampler der bei den meisten Sequenzern dabei ist, oder kauf dir nen Drumsampler wie Slate, EZ-Drum uswusw und nutze das als Metronom, damit bist du sehr Flexibel was Tempoänderungen angeht, Nachteil ist dann was freies Spiel angeht da du so an ein Raster gebunden bist, was dich vielleicht hemmt, Vorteil du neigst weniger zur Übertreibung was dein Spiel angeht und da du weißt wo die Reise hingeht, kann man dementsprechend Einstellungen vornehmen Tempospur, Taktart usw.

Ansonsten bleibt dir nur noch Overdubbing bis der Arzt kommt wenn du Alles frei Schnauze einspielen möchtest ohne an einem Raster gebunden zu sein, es ist dann aber die Gefahr das man sich sein Feeling kaputt macht da man ohne Ratser es nach Gehör ausrichten muss, das kann sich auch Negativ auf den Groove auswirken, da man etwas Konzentrierter hinhört und dabei verarscht man sich schon mal selbst je nach dem wieviel du da Korrigieren musst.

Hat Alles Vor und Nachteile, aber nach Raster spielen hat einfach mehr Vorteile.

 

[Realist]

Das ist keine Frage des Niveaus sondern ein Grundsatz des Produzierens.
Stell Dir vor, Du hast eine Musik produziert und willst nun eine bestimmte Idee im Video umsetzen. Nun merkst Du nach wochenlanger Arbeit an der Musik, dass die filmische Umsetzung ein anderes Tempo verlangt. - Problem!!!

Wenn Du Live Musiker bist, spielst Du in dem Moment einfach schneller, aber bei produzierter Musik geht das nicht so einfach. Timestretch ist keine Lösung!

Man muss, wie schon geschrieben, etwas differenzieren. Filmmusik ist schon was anderes als Live in einer Band zu spielen.
Ich war in den 80ern auch Keyboarder, Gitarrist und Songwriter in einer Band.
Wir haben die Songs aber im Proberaum zusammen ausgearbeitet und jeder hat seinen Style da mit einfliessen lassen. Die Magie des Zusammenspielens mit den Kollegen hatte ich in keiner späteren Band mehr. Das hat einfach gepasst. Mit ein Grund warum ich zum Einzelkämpfer wurde.
Bei Studioaufnahmen war es uns immer wichtig, auch das Ganze Live umzusetzen, weil wir eine Liveband waren. Da kam zwar nochmal ne Effekt oder Keyboardspur dazu, aber ansonsten war es das schon. Wenn ich als Zuschauer von Konzerten manche Bands gesehen habe, die live total sch.. klangen, aber ne gute CD gemacht hatten, war ich echt enttäuscht. Auf der anderen Seite war ich aber auch schon auf vielen Konzerten, wo ich die CD nicht so ganz doll fand und die Liverperformance der absolute Wahnsinn war. Beispiel wäre Pink wo ich aus Liebe zu meiner Frau zum Konzert mitgegangen bin und die Musiker die Songs schon etwas anders spielen als auf CD.

Seit den 90ern ist mein einziger Mitmusiker in den meisten Fällen mein PC.
Und klar muss man da dann selbst die Entscheidungen treffen. Ich lasse meine Songs aber immer noch von meiner Frau gegenhören, die über die Jahre natürlich auch schon weiß, wie ich ticke und sagt mir dann auch mal ganz knallhart. Da haste dich jetzt aber verrannt, das is sch... oder das kannste besser oder was auch immer.
Meistens ist es wohl gut gelungen wenn sie gar nichts sagt.

Jawoll. Das halte ich auch für sinnvoll. Wenn Du Dich dann aber entscheidest, muss Dir da genau der große Wurf gelungen sein, weil Du den Rest anpasst. Das ist schon riskant.
Aber eine andere Möglichkeit hat man ja kaum...

Dieses festbeissen kenne ich natürlich auch, da ich leider auch der Perfektionisten-Typ bin.
Aber dadurch dass ich mir immer erst ein Midi-Grundgerüst baue, weiß man mit der Zeit schon wann man auf dem richtigen Weg ist.
Ist bei mir zumindest so. Ich habe dann ne ganz klare Vorstellung von dem Klangbild.

Geht bei mir nicht, weil (zumindest im aktuellen Projekt) alles auf Audiobasis ist.
Ich verzichte schon auf aufwändige Sounds wie VSL Dimensions, obwohl ich die hier habe und mich das sehr reizt ... vielleicht später - wenn ich sicher bin.
Im Moment mache alles gleich Live, mit den großen Libs frickelt man ja noch mehr!

Ich denke mal dass ist der Knackpunkt bei dir.
Ich hatte jetzt 2 Monate Schlechtwetter und konnte mich jetzt auch mal etwas intensiver mit dem Thema beschäftigen. Das ist ab nächste Woche auch wieder vorbei.
Was ich in den 2 Monaten gemerkt/gelernt habe ist, gerade wenn es um Filmmusik oder ähnliches geht:
Kenne deine Libraries. Ich habe über die Jahre auch ne Menge Libraries für Kontakt angehäuft.
VSL, Cinesample, EastWest etc.
Ich habe im Dezember nichts anderes gemacht als mit diesen Libraries rumzuspielen.
Momentan bin ich an dem Punkt. Ich mach nen Track und weiß schon in etwa, welche Library für bestimmte Parts oder Moods in Frage kommt bzw. ich fange schon langsam an, die Artikulationen bestimmter Libraries beim Komponieren zu "hören".
Hört sich jetzt ein bischen crazy an, aber ich denke das geht vielen Komponisten so.
Auf jeden Fall war das für mich ein wichtiger Schritt, da jede Library ihre Stärken,Schwächen und Besonderheiten hat.

Hier mal ein paar interessante Videos zum Thema, heutige Filmmusik.
Diese Geschwindigkeit habe ich selbst auch noch nicht erreicht, aber ich geb nicht auf und arbeite dran.
https://www.youtube.com/playlist?list=PL4E0F5DAB1C67F3BC

 

[oove]

Also - bevor wir hier über verschiedene Sachen sprechen mache ich es mal an meinem Beispiel konkret.
Ich spiele mit einer Solistin zusammen und übernehme live gespielt den "Orchesterpart".
Die Solistin hat mir einen Klavierauszug von Por Una Cabeza von Meister John Williams vorgeknallt und ich habe diesen "reorchestriert". Das Soloinstrument ist eigentlich eine Geige, meine Solistin spielt aber Bandoneon.

Wir spielen also alles live auf der Bühne und es ist kein Playback im Spiel.
Nun möchte bei den Konzerten aber auch eine CD dabei haben.
Was live für mich an künstlichen Klängen und Layersounds gerade noch so vertretbar ist, ist für die CD aber nicht gut genug. Wenn ein Orchester klingen soll, muss ich eigentlich ein Orchester engagieren - schon klar. Nun ist das zu natürlich für mich zu teuer, außerdem habe ich virtuosen Ehrgeiz und die CD soll ja auch unser eigenes Spiel repräsentieren und nicht ein gekauftes Orchester. Also produziere ich das, was wir live spielen. Es ist eine Gratwanderung zwischen nur mal eben ein wenig Aufhübschen und absoluter Neuschöpfung.
Nun habe ich aber sowieso nur noch 1 Woche Zeit und viele andere Dinge zu tun. Also lasse ich das Arrangement und die Sounds jetzt erst einmal so wie im Konzert. Schließlich wollen die Leute ja immer das kaufen, was sie im Konzert erlebt haben.

Jetzt kriege ich aber während der Aufnahme persönlich die Grätze wenn Klavier, Streicher und das ganze Gedöns relativ statisch (da gelayert) auf CD aufnehme. Jeder Anschlag kommt perfekt zusammen, jede Dynamik wird von jedem Instrument genau kongruent ausgeführt... Das geht live unter (toleriere ich gerade noch), aber auf der CD hört man das Künstliche tierisch heraus.
Also habe ich die Sounds wenigstens einzeln gespielt aber nicht mit besseren Sounds ersetzt, weil das im Sinne der Konzertabbildung nicht authentisch wäre und nur noch mehr Aufwand bedeuten würde. Die Geigen sind nun mit anderem Anschlag und Dynamik als z.B. Cello oder so. Dadurch ist es schon viel lebendiger (trotz billiger Sounds) aber man lastet sich durch diese Verfahrensweise eine Bürde auf, da jede Änderung mit großem Aufwand verbunden ist.

Dies ist besonders gravierend, weil ich gerade im Findungsprozess bin. Meine Solistin ist nämlich gerade nicht zur Aufnahme bereit und ich muß das Bandoneon ebenfalls mit meinem Midi Akkordeon allein spielen.

Soviel zu den Hintergründen. Allgemein gilt aber:
Es muss nun während der Aufnahme (am Reißbrett sozusagen) etwas zusammen wachsen, was normalerweise zwischen den Bandmitgliedern (Orchestermusikern) in den Proben stattfindet.
Das ist langwierig und beeinflusst auch mein Livespiel! Denn mich juckt es ständig, auch am Arrangement zu basteln. John Williams hat eigentlich keine Ahnung vom Tango ... Die Starwars - Stellen sind viel überzeugender als der orchestrale Tango, der im Original nur von einer kleinen Band gespielt wird. Zudem ist der Solopart für Violine geschrieben und garnicht für Bandoneon geeignet... ich will am liebsten ständig etwas verändern. Ich habe aber nur ein paar Tage dafür...

ufff

Mal meine Haupt Kritikpunkte (dem "billigen" ROM-Sound mal außer acht gelassen)

1. Cadenz nicht brilliant (außerdem fehlt der Schmelz, den eine Geige mit Vibrato und Glissando machen kann) ... eine Änderung wäre nur durch Üben, Änderung des Arrangements und natürlich auch Orchester anpassen möglich.

2. 0:32 das Tempo schleicht sich rein - empfinde ich als unklar. Direkt ein klares Tempo starten ist mir aber zu technisch!

3. Artikulation und Phrasierung des Bandoneons sollen zwar schlicht aber irgendwie mit Schmäh sein.

4. Bei 1:03 ist irgendwas verschmiert

5. 1:09 müßte ausgedünnt und umarrangiert werden, das Bandoneon (die Geige von John Williams) spielt ur unnützes Zeug. Die Streicher sind zu sphärisch, zu glatt. Irgendwie will ich auch ein bischen Hollywood dabei haben - denn unser Live Programm hat Filmmusik zum Thema

6. 1:26 viel zu langsam, zu weihnachtlich,

7. 2:00 Verzierungen fehlen noch, darf aber auch nicht kitschig werden

7a 2:16 scheint langsamer zu werden, klebt.

8. 3:05 zu langsam, zu weihnachtlich, allerdings muß es im Williams Arrangement auch süßlich bleiben, weil der Kontrast zum Krieg gewahrt bleiben muß.

9. Ab 3:29 scheint es langsamer zu werden.

10. 3:38 sinnloses Gehüpfe (hab ich mir nicht ausgedacht!!)

Gibt noch viele andere Sachen, z.B. vergessenes Abschalten der Tastenklappengeräusche usw.

Wie Realist schrieb, man sollte eine klare Vorstellung haben bevor man anfängt, dann eine Pilotspur aufnehmen. Aber man ist umzingelt von Zwängen und Zeitdruck, Limits und Vorgaben und die klare Vorstellung kann sich in meinem Szenario erst unterwegs entwickeln.

Ohne diese Produktion würde ich wahrscheinlich nicht darüber nachdenken. Aber wenn ich schon dabei bin, möchte ich es auch zum Ziel führen, sobald es die Zeit erlaubt. Vielleicht könnt ihr doch helfen, indem ihr Vorgehensweisen beschreibt, die solche schwierigen Prozesse vereinfachen.

Übrigens, fragt nicht, warum ich nicht mit MIDI recorde, wenn es schon ein Midi Akkordeon ist.
Das geht aus technischen Gründen nicht. Will ich jetzt nicht weiter ausführen.

 

[Locis]

Ja, die Sounds klingen billig, aber ehrlich, das Bandoneon reißt es wieder raus. Hier würde ich eher in die Zukunft schauen und überlegen, wie die Sounds verbessert werden können. Grade wenn man Zeitgrenzen hat, muß man auch Kompromisse eingehen. Für diese Produktion scheint mir schon ein hohes Level erreicht. Warum geht MIDI und eine gute Library nicht?

 

[Realist]

Nun ist das zu natürlich für mich zu teuer, außerdem habe ich virtuosen Ehrgeiz und die CD soll ja auch unser eigenes Spiel repräsentieren und nicht ein gekauftes Orchester. Also produziere ich das, was wir live spielen. Es ist eine Gratwanderung zwischen nur mal eben ein wenig Aufhübschen und absoluter Neuschöpfung.

Eigentlich ein Gitarristen-Problem.
Nein, is Spass.
Aber was mir jetzt anhand deines Hörbeispiels sofort in den Sinn kam, dass die Soloinstrumente recht laut sind und auch zu weit vorne stehen. Deshalb klingt das Ganze vielleicht auch noch nicht so richtig aus einem Guss.
Man könnte da jetzt auch etwas tricksen, so wie es die Metal-Bands früher gerne gemacht haben. Einfach beim Livekonzert die Spuren einzeln mischneiden und dann später im Studio noch etwas aufhübschen.

Dies ist besonders gravierend, weil ich gerade im Findungsprozess bin. Meine Solistin ist nämlich gerade nicht zur Aufnahme bereit und ich muß das Bandoneon ebenfalls mit meinem Midi Akkordeon allein spielen.

Das ist natürlich ungünstig.

Nun habe ich aber sowieso nur noch 1 Woche Zeit und viele andere Dinge zu tun.

Das auch.

Allgemein würde ich jetzt auch sagen, erstmal Augen zu und durch.
Dann würde ich vielleicht nochmal in einer ruhigen Minute auf Soundfindung gehen.
M.M. nach brauchst Du da gar nicht das volle Orchesterbrett rausholen, sondern nur vereinzelt Akzente mit gut ausgewählten Sounds setzen. Also vielleicht nen gutes Piano und von der Streichersektion ein paar gute dynamisch spielbare Artikulationen. VSL wäre da doch schonmal ne gute Anlaufstelle. Dann vielleicht noch etwas Percussion und fertig is der Lack.
Ein richtig fettes Orchester könnte ich mir da jetzt nicht vorstellen.

 

[Marc1610]

Sorry wenn ich das so direkt sage aber,
du bist total bescheuert.

Wenn du davon nicht abkommst diesen übermäßigen Perfektionismus abzulegen wirst du dir das Livespiel auch noch versauen, weil du ständig an diese Passagen denkst.

Das ist unterhaltsam genug was du da n Beispiel gebracht hast das was du da beschreibst fällt dem Hörer garnicht auf.
Also besinne dich sonst wird das Livespiel verstockt rüber kommen, mach dich frei von diesen Negativ Gedanken, du machst es dir selbst schwer.
Einzige was mir negativ aufstößt sind die Klappengeräusche, der Rest ist vollkommen ausreichend.

Das könnte man ja schon als Depression deuten, da muss man ja Bange haben das du deine Musikerin nachher noch anfährst

Kannst deine / eure Songs ja mal einem Studio überreichen um es mal mischen zu lassen, vielleicht geht für dich ja die Sonne auf.

Für mich bist du total negativ aufgeladen.

 

[oove]

Die Sounds stören mich gar nicht einmal so sehr, und sie sollen zumindest für diese Aufnahme so bleiben weil es genau die sind, die live zu hören sein werden. Ich mag nicht mit Laptop auf die Bühne.

Für eine normale Produktion würde ich natürlich VSL oder echte Streicher nehmen.

Locis - ist das eine Antwort auf Deine Frage?

Realist - wahrscheinlich hast Du recht. Eine kleinere Band wäre besser, doch irgendwie sind Soloinstrumente meiner Meinung nach mit Samples noch schwieriger zu handeln als Orchestergruppen.

Ich schwanke immer zwischen den Noten von Williams die ich habe:
-c

und dem Original:


Die Suche zwischen der einen, der anderen und meiner eigenen Fassung findet aber nicht an einem spielbaren Instrument statt, sondern beim Recorden. Es geht mehr um diese Arbeitsweise beim Entwickeln von Ideen beim Recorden. Um ein natürliches Ergebnis zu bekommen, müßte man eine natürlicheres Verfahren erfinden.
Wir können ja mal phantasieren und herum spinnen.

Marc - Du hast auch vollkommen recht, natürlich hab ich einen an der Klatsche

.
Aber keine Sorge, ich gehe niemandem an den Hals!
Es ist ja nicht immer so schlimm, im Moment ist der Druck einfach recht groß und wenn kein Problem wäre, gäbs hier keinen Thread.

Ich werde das wohl jetzt erst einmal so lassen müssen.
Aber irgendwann soll ein Ergebnis her, das mit neuen oder den gleichen Sounds eine organische Auffassung präsentiert. Der Weg ist mir aber noch unklar.