Stereo: eine Sache des Mixes oder fixe Wiedergabeeigenschaft?

[Ash-Zayr]

Hallo
Ich sitze vor meinem Mix und frage mich diese recording-philosophische Frage und habe Angst, dass ich aus falscher Anschauuung in ein Mix-Zwangsverhalten abgleite.

Also....solange ich in [g=539]Cubase[/g] meine Spuren des Mixes abhöre, befinde ich mich ja quasi doch noch im stereo- bzw. mono-undefinierten Bereich, oder? Erst wenn ich den mix final auf zwei Master Kanäle als expliziten Stereo-Mix exportiere, ist das Produkt doch am Ende ein Stereo-Produkt, welches dazu bestimmt ist, eben künftig zweikanalig wiedergegeben zu werden.

So, was passiert nun aber, wenn der Sound-Engineer, also ich daheim, sämtliche Monospuren und eigentlich alless ohne einen einzigen PAN versieht...alles ist genau in der Mitte.
Ist der exportierte Stereo-Mix nun eigentlich stereo?? Auch faktisch, oder nur noch streng technisch gesehen auf dem Papier? Würde sich ein expliziter Mono-Export noch unterscheiden von einem Stereo-Export, wenn doch aber das Material komplett in der Mitte kuschelt?

Hintergrundgedanke: ich sitze vor den Spuren und zwinge mich beinahe verzeifelt, dieses und jenes auf Krampf links und rechts verteilen zu wollen, nur damit es später auch wirklich im linken und rechten Kanal anderes klingt und verteilt ist. Was aber bitte macht man, wenn die beteiligten Spuren nie alle gleichzeitg erklingen? Wenn ich dann das eine R75 panne, die Spur aber alein steht, bis dann vielleicht in einem nächsten Part eine andere Spur übernimmt, die ich L75 panne, dann habe ich doch im Grunde eine akustische Asymetrie über weite Teile, die mir gruselt....der Pan Gedanke ist doch im Grunde dazu da, Material, welches gleichzeitig erklingt, im Spektrum zu verteilen...?

Wie komme ich aus dieser Zwangsneurose raus? Wann was pannen, was ist Stereo, was ist pseudo-stereo, wann darf wieviel einfach undgepannt auf Center bleiben....

Ash

 

[Burkie]

Hallo,

Du hast das Problem genau richtig erfasst.

Der "Trick" besteht darin, die Signale nicht trocken zu verwenden.

Erzeuge Dir z.B. eine Stereo-Effektenspur und lege dort einen Stereo-Halleffekt an. Route sie nach dem Masterbus.

Nun nimm eine Mono-Spur, panne sie auf R75, route sie in den Masterbus, und mache einen Send nach der [g=108]Hall[/g]-Effektenspur.

Drehe nun den [g=108]Hall[/g] bzw. den Pegel der Effektenspur nach und nach nach oben. Du hörst nun die Spur aus einer Seite, aber [g=108]Hall[/g]- bzw. Raumanteil aus allen Seiten.

Auf ähnliche Weise kann man die trockene Spur (ohne Halleffekte) hauptsächlich auf eine Seite (rechts) pannen. Gleichzeitig pannt man auf die andere Seite (also jetzt links) die Spur um einige Millisekunden verzögert (Delay) und natürlich leiser., evtl. mit dem Euqalizer bearbeiten.

Das Spur kommt nun eigentlich aus beiden Kanälen, wird aber, da sie zuerst von rechts kommt, dort verortet.


Wichtig ist nun, diese Effekte ([g=108]Hall[/g] oder Delay) so sparsam (leise) zu verwenden, dass sie nicht bewusst wahrgenommen werden, es also nicht nach Hallsoße klingt. Vielmehr sollte dadurch nur etwas Raum erzeugt werden.
Eigentlich hört man die Effekte also nicht, man bemerkt nur, wenn man sie ausschaltet, dass etwas (der Raum) fehlt.

MfG

 

[tubeless]

befinde ich mich ja quasi doch noch im stereo- bzw. mono-undefinierten Bereich, oder?

Nein, undefiniert nicht.
Schliesslich hat jeder Kanal einen PAN-Regler zum Einen, zum Anderen benutzt Du zwei Ausgangskanäle - einen rechten und einen linken, also Stereo.
Selbst wenn alle Signale aus der Mitte kommen, ist das nicht Mono, sondern die Signale kommen aus der Mitte...... Aber das ist Definitionshaarspalterei.

 

[tubeless]

Wenn ich dann das eine R75 panne, die Spur aber alein steht, bis dann vielleicht in einem nächsten Part eine andere Spur übernimmt, die ich L75 panne, dann habe ich doch im Grunde eine akustische Asymetrie über weite Teile, die mir gruselt....d

Bei einem Konzert hopsen die Spieler doch auch nicht zur Mitte, nur um eine "grausige Asymmetrie" zu vermeiden, oder?

 

[BasementBluesBoy]

hallo,

wenn du in cubase einen monodownmix machst bekommst du nur eine spur. machst du einen stereo downmix mit allen instrumenten in der mitte, dann erhälst du zwei spuren. nur das stereopanoramo dürfte dann ähnlich wie bei einem mono-signal ziemlich auf die mitte beschränken.

wenn du in ruhigen phasen eines songs elemente ziemlich nach außen legst ohne dem auf der anderen seite etwas entgegen zu setzen, dann bekommst du natürlich z.t. starke verschiebungen des stereobildes nach links oder rechts

z.t. wird sowas bewußt gemacht. auf der slash 2010 ist direkt beim ersten song, das intro-solo vom guten slash stark nach links gepannt, um das stereobild dorthin zu verschieben. gerne wird links genommen, weil wenn der song im radio läuft hat zumindest in nordamerika der fahrer mehr spaß von einem temporär linkslastigen stereoimage.

es handelt sich dabei in der regel um kurzfristige verschiebungen, die dann idr wieder zu einem ausgewogenen stereoimage zurück finden.

bbb

 

[Burkie]

Wenn alles in die Mitte gepannt ist, ohne Stereo-Effekte, ist es tatsächlich Mono. Denn beide Kanäle, links und rechts, sind gleich.
(So wird Mono auf der [g=420]CD[/g] gespeichert.)

Stereo ist es nur, wenn links und rechts nicht gleich sind.

MfG

 

[LM18]

Hintergrundgedanke: ich sitze vor den Spuren und zwinge mich beinahe verzeifelt, dieses und jenes auf Krampf links und rechts verteilen zu wollen, nur damit es später auch wirklich im linken und rechten Kanal anderes klingt und verteilt ist. Was aber bitte macht man, wenn die beteiligten Spuren nie alle gleichzeitg erklingen? Wenn ich dann das eine R75 panne, die Spur aber alein steht, bis dann vielleicht in einem nächsten Part eine andere Spur übernimmt, die ich L75 panne, dann habe ich doch im Grunde eine akustische Asymetrie über weite Teile, die mir gruselt....

Also wenn ich, zum Beispiel, zwei akustische Gitarren in einem Intro habe die sich akustisch und im Arrangement ergänzen, panne ich die hart L und R.
Wenn dann, nach ein paar Takten nur die eine weiterspielt, automatisiere ich den Panner und stelle ihn danach in die Mitte.
Oder ich schneide die Spuren und verteile die Fitzel auf verschieden gepannte Spuren.

Du kannst pannen wie du willst solange es gut klingt und es dir ästhetisch vorkommt.

Wenn du einen natürlichen Klangkörper in Stereo (Drumkit oder ein Ensemble z. B.) hast und du hast Stützmikros die du einbinden willst, musst du die Position im Stereobild heraushören und die Stütze mit dem Panpot auf die gleiche Position bringen.

 

[Signalschwarz]

Oder ich schneide die Spuren und verteile die Fitzel auf verschieden gepannte Spuren.

Habe ich das so richtig verstanden?

Du hast in diesem Moment nur noch eine Gitarre die spielt und deren Spur(en) zerteilst Du, verteilst sie auf (zwei) Spuren und pannst sie hart L/R?

Nimmst Du die A-Gitarre grundsätzlich nur mit einem Mikrophon ab?

Wenn nicht, ändert sich deine Arbeitstweise wenn die A-Gitarre mit mehreren Mikrophonen abgenommen wurde?

Wonach richtest Du dich dann beim Zerschnippeln bzw. welche Größe haben diese Schnippsel dann?

Wenn dann, nach ein paar Takten nur die eine weiterspielt, automatisiere ich den Panner und stelle ihn danach in die Mitte.

Zumindest bei Soli mache ich das auch mal, ist ja auch häufig so, das dann der Gitarrist auf der Bühne nach vorne/in die Mitte kommt. Es gibt aber auch Bands die können damit gar nichts anfangen und wollen an dieser Stelle lieber ein "Loch" auf der Seite.

 

[clemenserwe]

Ich sitze vor meinem Mix und frage mich diese recording-philosophische Frage

Also willst Du eigentlich wissen: an welchen Parametern definiert sich Stereo? Muss eine Stereoaufnahme stattgefunden haben? Reicht es wenn das Wiedergabegerät stereo ist?

Verstehe ich Dich richtig?

Also wenn Du einen Mix, der komplett auf Center gepannt ist, an einer Stereoanlage wiedergibst, tritt ja schon der erste für Stereo wichtige Effekt auf: die Phantonschallquelle. Ein Box steht links eine steht rechts, trotzdem kommt der Klang aus der Mitte. (Mono wäre ja eine Box steht in der Mitte und der Klang kommt aus der Mitte).

Würde sich ein expliziter Mono-Export noch unterscheiden von einem Stereo-Export, wenn doch aber das Material komplett in der Mitte kuschelt?

Da würde der gleiche Effekt auftreten, den wir hier immer bei Einsteigern mit der Mikrofonierung haben ("Mein Mikro ist kaputt - es kommt nur aus dem linken Lautsprecher) - sprich: Mono (ohne Pan-Möglichkeit) auf einer Stereoanlage wiedergegeben kommt nur aus einem Lautsprecher.
Sobald der Panregler aktiv wird (und das ist er auch in Mittelstellung) wird Stereo daraus. (Denn das Signal wird anteilig auf zwei Kanäle verteilt.)

Clemens

 

[Signalschwarz]

Sobald der Panregler aktiv wird (und das ist er auch in Mittelstellung) wird Stereo daraus. (Denn das Signal wird anteilig auf zwei Kanäle verteilt.)

Nein, auch bei Dir nicht. Stereo ist immer noch eine Differenz zwischen linken und rechtem Kanal. Das Goniometer heisst doch nicht umsonst im deutschen "Stereo-Sichtgerät". Wenn man das Signal auf fünf Kanäle legen würde hätte man auch immer noch kein Surround, eine Vervielfachung bringt's nicht.

 

[clemenserwe]

Stereo ist immer noch eine Differenz zwischen linken und rechtem Kanal.

Du hast Recht.

Eigentlich rede ich gerade von "Dual-Mono". Aber auch hier kommt der Ortungseffekt der Phantomschallquelle zum tragen.

Einigen wir uns auf Mono mit "ein bisschen Stereo"?

Clemens

 

[Ash-Zayr]

.....ist ja auch häufig so, das dann der Gitarrist auf der Bühne nach vorne/in die Mitte kommt...............

Hihi...und er rückt dann vor dem Solo auch erstmal seinen [g=182]Amp[/g] in die Mitte.....

 

[Signalschwarz]

Stereo ist immer noch eine Differenz zwischen linken und rechtem Kanal.

Du hast Recht.

Eigentlich rede ich gerade von "Dual-Mono". Aber auch hier kommt der Ortungseffekt der Phantomschallquelle zum tragen.

Einigen wir uns auf Mono mit "ein bisschen Stereo"?

Clemens

Klaro.

.....ist ja auch häufig so, das dann der Gitarrist auf der Bühne nach vorne/in die Mitte kommt...............

Hihi...und er rückt dann vor dem Solo auch erstmal seinen [g=182]Amp[/g] in die Mitte.....

Genau, hihihi... ich glaube Du kämst Dir ziemlich verarscht vor, wenn Du in einer Menschenmenge so 15m entfernt von der Bühne stehen würdest und der Sänger ganz lässig verkündet das die Band vorhat die Meute lediglich mit den Mittelklasse-Combos der Gitarristen und des Bassisten zu beschallen. Ich denke dann würdest Du (wie vermutlich fast alle anderen auch) weiter nach vorne drängen (wobei es ja kein vorne gibt wenn alle da hin wollen) um besser zu hören oder eben ganz weit weg, weil Du keinen Bock mehr auf die Chose hast. Hihihi... Stichwort PA. Ein FOH-Mann würde dann in der oben genannten Situation des Gitarren-Solos wohl einfach mal am Pan-Pot drehen bevor sich der Gitarrero einen Hexenschuss holt.

Die Wände aus Cabinets/Boxen die Metallica und Co. auf den Bühnen haben, die laufen doch auch nicht wirklich, das ist Show. Der Gitarrist/Bassist spielt über seine Box über die er sich auch hört (je nach Wunsch und Möglichkeit) und auf seinem Monitor bekommt er den Rest der Band im gewünschten Verhältnis, am Cabinet wird mit Mikrophon abgenommen.

Das weiss ich natürlich nicht genau, ich habe aberhört das die Cabinets/Amps teilweise auch nur leere Attrappen waren, klingt logisch wenn man bedenkt was sowas wiegen kann und wieviel dann zusmamnekommt wenn man davon fünf, sechs oder mehr aufeinanderstapelt