Statischer Mix versus Faderfahrten

[Miss-Terry-Land]

Guten Tag liebe Leutz,

ich neige dazu und das schon leider sehr lange immer nur statische Mixe zu erstellen, also alle Fader auf Pegel bringen und so einen gesamt Mix zu bewerkstelligen. Faderfahrten mache ich allerhöchstens Mal auf Effektkanälen.

Vielleicht fehlt mir einfach ein vernünftiger Motorfader um mich mal von dieser Mixmethode zu lösen.....?

Andererseits denke ich wenn alles seinen Platz im Mix hat warum dann noch was featuren, Alles was ich leiser machen würde fliegt eh raus in den Parts wo ich dazu neige etwas leiser machen zu wollen....
das selbe Grundprinzip halte ich auch beim Panorama ein,..... und wieder nur für Effekte dürfen die auch mal wandern........

ist bestimmt total uncool die Methode die ich für mich verwende, aber ich kann mich schwer davon lösen, würde ein Motorfader oder auch mehrere das verändern, würde mir das was bringen?

Sollte ich tatsächlich diesen Schritt machen und Fader bewegen?

Lasst hören was ihr denkt

 

[Manoloco]

Seit ich mich für Fader entschieden habe (Euphonix/AVID), nutze ich diese auch unkompliziert und ... immer mehr
Ich bin auch total automatisationsfaul. Das muss durchrattern ohne Eingriff, VocalRider etc. Allerdings soll auch alles dynamischer werden und hierfür ist Automatisation gedacht, Mixelemente aus der Schiene zu reissen, vor den Latz zu knallen um wieder runter zu kommen

Ich empfehle Dir von der Art her den CC121 Controller.

Ebenfalls bin ich mit meinen 12 Fadern schon mal eher bereit den 'Reisseallesrunterundbaueneuauf' Reset zu verwenden. Gibt neuen, einfacheren, zielführenderen Einsatz statt Plugins zu stapeln.

Dafür jedoch 8-16 Fader mindestens. Sonst ist der Effekt für diese Anwendung nicht gegeben.

Ich scheue mich noch total vor weiterer DAW-Bedienung. Aber über das EUCON Protokoll soll sich ja viel bis alles bedienen lassen. Ich steh nur nicht auf Handbücher

Ich bereue den Kauf in keiner Weise.

 

[muffy]

Zum ersten Teil der Frage: je nach Material und Arrangement kann man mit einem statischen Mix nur bis zu einem bestimmten Punkt kommen. Wenn du hauptsächlich eigene Sachen mixt, kannst du ja einfach einen neuen Part machen, in dem das Instrument lauter spielt oder breiter gepannt ist - wie auch immer.

Generell ist ein bisschen musikalische Bewegung, die dem Arrangement folgt, empfehlenswert. Da ist ein Gitarrenlick, das beim statischen Mix etwas untergehen würde? Kurz anheben, und schon ist es auf Kurs. Poppen hier und da mal Vocals oder Bassnoten raus? Ein kurzer Dip und schon stört es nicht mehr

Wo Automation auch sinnvoll sein kann: das "Aufgehen" des Refrain: z.B. Summe sprunghaft +1dB lauter und während des Chorus wieder langsam zurücknehmen, gleichzeitig zu Beginn des Chorus z.B. die Seiten lauter - das kann zB via Waves Center (Cheating ) gehen oder du hebst ein paar helle, hart gepannte Gitarren an, die bislang eher so in der Masse mitgedümpelt sind. Durch den spontanen Treble-Anteil auf den Seiten geht der Chorus klanglich auf. Usw..

Wie du das umsetzt, d.h. die Automation einklickst (oder einmalst), mit der Maus den Fader ridest oder ein Gerät wie den Steinberg CC121 oder Presonus Faderport zulegst, ist immer eine Frage des persönlichen Geschmacks und wie sehr man Haptik braucht.

Ich habe nie an einer Konsole gesessen, also vermisse ich die Fader nicht, ich hatte beide o.g. Geräte testweise und sie gingen mir auf den Sack.

Aktuell nehme ich bei PT den sogenannten Touch-Mode. D.h. statischen Mix machen. Dann Track für Track überlegen, ob Automation sinnvoll, da wo sinnvoll zur Stelle springen, laufen lasen, den Move machen, dann geht der Fader in die Ausgangsposition zurück. Super entspannt.

Das können andere DAWs sicherlich auch irgendwie.

 

[krischkros]

Hmm.. ist Geschmackssache.
Der Mix wandelt sich von Session zu Session, eine Erkenntnis die ich auch erst kürzlich gemacht habe.
Man darf keine Angst empfinden durch (ggf. starke) Änderungen den Mix zu verunstalten.
Kann zwar passieren, aber man ist immer in der Lage es zu verbessern.
Ich finde eine gesunde Mischung aus beidem ganz gut. Faderfahrten machen für mich eher über Busse Sinn, bei einzelnen Tracks wird es etwas unübersichtlich nach einiger Zeit. Ebenso macht es Sinn den Masterfader z. B. zum Drop zu verändern ggf. leiser zu machen bis zum Drop.
Ich hab früher auch hin und wieder den Threshold von meinem Kompressor automatisiert, sodass ich nochmal eine priese extra an Dynamik bekam (teilweise auch parallel gemischt). Jedenfalls ist die Technik "Ridin' the Fader" eine gute Methode für eine gesunde Balance herbeizuführen und wird denk ich im professionellem Segment gerne eingesetzt. Auch bei Reverb, Delay und Saturation, falls du ein AUX nutzt, macht es Sinn.

 

[Miss-Terry-Land]

@Manoloco ja das mit der Faulheit ist wohl so ein Grund bei mir ich überlege schon länger und vermisse schon ein bißchen mal direkt in den Mix eingreifen zu können..... gerade das runterziehen alles Fader und mal ebend neu aufziehen ist ein Argument......aber dann braucht es schon 8-16 Fader denke ich...... muss ich mich wohl mal schlau machen was da existiert an Controllern...Merci

@muffy alles sehr sehr gute Argumente. Vielen Dank für den Input!

@krischkros japp merci auch dir, ich sehe schon die Tendenz geht hier durchaus zum Fader und zum anfassen ebend diesens

muss ich mich wirklich mal schlau machen was so geht und was einigermaßen gute Fader kosten......... das verbrennt bestimmt ohne Ende "Asche"

 

[muffy]

aber dann braucht es schon 8-16 Fader denke ich

Presonus Faderport 8 (große Kiste, Fader sehr eng beinander) bzw. Avid Artist Control (sehr gut, aufs Wesentliche reduziert, teuer!)

 

[krischkros]

Du musst dir nicht unbedingt ein Gerät anschaffen.. regle einfach chaotisch mal deine Regler durch und schau was passiert
Nur so gewinnst du mit der Zeit das Gefühl von Tiefe und Dynamik. Auch interessant: Schalte deinen Master auf Mono und regle jeden Regler runter und sukzessive hoch. Fang mit den wichtigsten Elementen an.. so entscheidest du schon, was in die Fresse geht und was in der Gegend rumeiert. Ein großer Vorteil den ich bei Hardware-Mixern sehe ist die Abkapslung vom Bildschirm / vom Visuellem. Das wird mir ständig zum Verhängnis,.

 

[m_tree]

Faderfahrten bzw. Automation sind die Geheimwaffe von vielen großen Mixing Engineers.
Und ich könnte auch nicht mehr ohne ... man kann so einfach viel transparenter und musikalischer Mischen. Ein paar Beispiele:

- markantes und wichtiges Drums Fill -> 2-3dB lauter automatisieren
- Leadvocals passend komprimiert, aber vereinzelte Phrasen gehen trotzdem leicht unter oder stechen zu arg raus -> automatisieren
- eine Hi-Hat wird sowohl geschlossen als auch offen gespielt und ist in den offen gespielten Parts zu laut -> automatisieren
- in einem Part ist der Bass wichtiger als sonst und muss mehr Schub geben -> automatisieren (ggf. auch einen Präsenzboost oder einen bestimmten Kompressor)
- die Mischverhältnisse sind gut eingestellt und der Summenkompressor reagiert in jedem Part wie gewünscht, aber die Refrains sollen sich z.B. mehr abheben -> Refrains lauter automatisieren

Ich könnte da jetzt noch unzählige weitere Beispiele aufzählen. Andy Wallace geht bei seiner Automation (im Normalfall mit SSL Pulten) sogar soweit, dass er einzelne Bassnoten automatisiert, damit sie gleichmäßig im Mix sitzen, statt alles tot zu komprimieren (gibt mittlerweile so ein schlaues Waves Plugin dafür). Oder die Overheads bei allen Crashbeckenanschlägen lauter automatisiert uvm. ...

Macht halt nen haufen Arbeit ... aber wie gesagt, ich könnte nicht mehr ohne. Wenn ich höre, dass was irgendwo nicht ganz stimmig ist, wird automatisiert. Ganz einfach.

 

[SilentWarrior]

Der Grund warum im Hobby Sektor Automatisationen kaum Anwendung findet liegt auf der Hand:

Die Mischenden sind sich bei ihren Levels unsicher. Erst mal eine Automatisation geschrieben, würde eine nachträgliche Bearbeitung bzw. Änderung der Level viel "Nerv" kosten.
Aus diesem Grund würde ich nicht den Channelfader automatisieren sondern ein Utility Tool oder ähnliches. Man kann dann immer noch die Levels an den Fader verändern. Für die Psyche ist dies viel angenehmer und nimmt die "Panik" vor Automatisationen.

Ein Mix ohne Automatisationen wird nie "Profi" Feeling erzeugen, wurde ja oben schon erwähnt.

 

[rocking.xmas.man]

seh ich ja genau anders rum - wenn die automation sich an irgendwelche knöpfchen in pluginfenstern versteckt ist doch viel umständlicher, die ggf neu zu schreiben, als wenn man einfach beim abspielen an nem großen fader wackeln kann.

 

[gyn]

Ich automatisiere nie die Fader. Wenn ich Lautstärkeautomation in einer Spur mache, lade ich den "Free G"-Fader rein und automatisiere den. So bin ich, wie schon oben geschrieben, frei, die Levels verändern zu können, wie ich möchte, ohne mir unnötige Komplikationen durch Automatisieren der Fader einzuhandeln. Das ist mir nämlich auch immer gehörig auf die Nerven gegangen.

 

[BrayZ]

gibt mittlerweile so ein schlaues Waves Plugin dafür

Welches meinst Du?

Mich würde persönlich auch grundsätzlich interessieren, zu welchem Zeitpunkt der Session ihr die Automationen fahrt ..Gegen Ende hin, nachdem alles komprimiert, entzerrt gepannt und gelevelt ist? Oder sogar schon zu Beginn?
(ich hoffe, der TE ist mir nicht böse aufgrund dieser Zwischenfrage)

 

[Navar]

Ich automatisiere selten Fader sondern hab immer ein Gain Plugin als letzten Insert das ich automatisiere. Der Grund ist ebenfalls, dass ich dann weiterhin mit dem Fader frei umgehen kann.
Desweiteren überlege ich mir sehr früh ob es in manchen Fällen nicht einfacher ist eine zusätzliche Spur anzulegen. Als Beispiel: So ein typischer Delay Einwurf auf ein einzelnes Wort. Man könnte jetzt das Delay automatisieren, den Send zum Delay oder aber man kopiert einfach das Wort auf eine Delay Spur. Geht schneller und man kann viel einfacher einzelne Schnipsel noch bearbeiten und wenn es noch komprimiert oder eqed werden muss mach ich das schnell auf dem Event und schreib es dann auch gleich so raus.
Und ich automatisiere ab dem Zeitpunkt an dem ich festelle, dass da eine Automation notwendig ist. Hab ich eine Idee setze ich sie gleich um anstatt bis ganz zum Schluß zu warten. Brauche ich eine Automation damit sich ein Instrument besser in den Mix einbettet mach ich das gleich.