Sinnlosigkeit: Sample Librarys!

  • Ersteller Koryban
  • Erstellt am
Koryban

Koryban

Registriert
09.05.05
Beiträge
148
Reaktionen
2
Punkte
179
Hallo zusammen,

musste den Titel etwa aggressiv gestalten, weil ich vor kurzem auf eine Thematik hingewiesen wurde, die mich zum nachdenken gebracht hat.

Die Aussage eines guten Freundes und Mitmusiker nach einer Diskussion über Abnahmen von Instrumenten in allen möglichen Räumen incl. wievieler Mirkoabstände etc. war folgende:

Sample CDs mit den besten Streichern oder anderen Instrumenten nützen dir grundsätzlich gar nichts, wenn du nicht weißt, wie eine Violine gespielt werden muss, um die Kraft dieser überhaupt entfalten zu können und die entsprechenden Emotionen rüber zu bekommen.

Letztendlich kann man sich ja auf die alte Theorie berufen "gut ist, was gut klingt" aber diese kann man wohl mehr auf den technischen Teil als auf den Kompositorischen legen. Zum anderen komme ich ja schon gar nicht auf bestimmte hochwertige Kompositionen, weil mir Grundkenntnisse fehlen.

Dies führt zur nächsten Frage. Ich persönlich zähle mich zu den reinen PC-Musikern. Ausgestattet mit diversen Softsequenzern, Softsynths, einem Midikeyboard und wirklich jeder Menge Samples bilde ich mir ein, jedes Instrument, wenn auch wirklich nur improvisiert, spielen zu können. Musikalisches Verständnis ist grundsätzlich auch vorhanden, hoffe ich :D

Falsche Aussage, zumindest, wenn ich über o.g. nachdenke. Was nütz es mir, wenn sämtliche technischen Vorraussetzungen gegeben sind, ich aber im entferntesten keine Ahnung von den "Instrumentenlogiken" habe.

Wenn man weiter darüber nachdenkt, ist die Situation musikalisch gesehen eine Gefahr. Von Leuten wie mir gibts heute mehr, als man sich vor 10 Jahren vorstellen konnte und die Zahl derer wird zukünftig wachsen.

Der Gedanke, dass in, lassen wir es mal ruhig 20 Jahre sein, alles über den PC gemacht wird, weil der eben auch alles kann und viel schneller ist und überhaupt so toll ist liegt doch gar nicht mal so fern, oder?

Ich befürchte, dass dieses Wissen bzw. auch die Logik im Laufe der Zeit verloren geht, bzw. sich auf einen kleinen Teil der Musiker beschränkt.

Oder kann man hier langfristig auch von "natürlicher Auslese" sprechen? Im Moment lebt der Hype ums Selbermusikmachen ja von der Möglichkeit, mit wirklich wenig Kapital anständige Arbeit zu machen bzw. machen zu können. Dann merken 90 % der Neulinge nach 5 Jahren, dass es doch nix für sie ist und der Rest bleibt übrig und erfüllt die Musikwelt wieder mit Hochwertigem.

Ich könnte die Theorien jetzt noch weiterdenken, möchte aber den Text nicht erschreckend länger werden lassen und auch mal zur Diskussion anstoßen,

Bin gespannt, was dabei raus kommt,

Viele Grüße!
Koryban
 
Du hast ein grundsätzliches Problem unserer Zeit angeschnitten
- Optimierung - es werden immer weniger Menschen für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen herangezogen. Im besten Fall kann ein Musikstück von einer einzelnen Person bewältigt werden.

Von dem wird jetzt plötzlich verlangt das er die Fähigkeiten UND die Kreativität von 3-5 Personen mitbringt - Komponist, Musiker, Arrangeur, Toningenieur u.u. sogar Produzent.
Das kann natürlich nicht gut gehen und schlägt sich mitunter auf die teilweise schlechte Qualität heutiger Produktionen - z.B. verglichen mit Aufnahmen aus den 70er Jahren.

Für Gebrauchsmusik zeigt der Ansatz von Apple in welche Richtung der Zug geht: mit Garageband oder Soundtrack Pro ist der Cutter oder Media Assistent in der Lage einfache Filmmusikuntermalung für Low-Budget Projekte umzusetzen ohne das er ein einziges Instrument spielt.

Spezialisierung und Ausbildung sowohl am Instrument als auch in Musiktheorie wird wohl das Schlüsselwort der Zukunft wenn man im kreativen Teil der Branche dabei sein will.
 
Also bei Klassik ist es shcon wichtig die Instrumente zu kennen und diese ganzen Vienna Libraries werden auch nicht von jedem bedient, dort sitzen dann schon Tonmeister mit Klassikerfahrung

Was normale Tasteninstrumente angeht, logo die kann jeder [g=32]Midi[/g] Mensch :)
 
Koryban schrieb:
Sample CDs mit den besten Streichern oder anderen Instrumenten nützen dir grundsätzlich gar nichts, wenn du nicht weißt, wie eine Violine gespielt werden muss, um die Kraft dieser überhaupt entfalten zu können und die entsprechenden Emotionen rüber zu bekommen.

Wenn man Instrumente authentisch rüberbringen will, benötigt man Kenntnis über sie, angefangen vom Tonumfang über bestimmte Spielweisen und in welchen Lagen sie sich am besten oder typischsten anhören etc. Klassisches Beispiel: Ewig lange Streichernoten. Quatsch, weil kein Bogen 20 m lang ist und der Spieler irgendwann absetzen oder von Abstrich zu Aufstrich wechseln muss. Oder die Klarinette, die 35 sec legato ohne Pause spielt. Der arme Klarinettist müsste ein Lungenvolumen von 30 Liter haben, um so eine Passage durchzustehen.

Wenn man dagegen Samples schöpferisch nutzen will, also gerade entgegen allen Konventionen existierender Instrumente, dann bieten sie eine praktisch unendliche Spielwiese. Es ist faszinierend, wie man existierende Sounds so bearbeiten und verfremden kann, dass ganz neue Klänge entstehen.

Letztendlich kann man sich ja auf die alte Theorie berufen "gut ist, was gut klingt" aber diese kann man wohl mehr auf den technischen Teil als auf den Kompositorischen legen. Zum anderen komme ich ja schon gar nicht auf bestimmte hochwertige Kompositionen, weil mir Grundkenntnisse fehlen.

Das betrifft aber alle Bereiche, gerade auch Harmonielehre etc.

Falsche Aussage, zumindest, wenn ich über o.g. nachdenke. Was nütz es mir, wenn sämtliche technischen Vorraussetzungen gegeben sind, ich aber im entferntesten keine Ahnung von den "Instrumentenlogiken" habe.

Man lernt halt immer weiter und wächst mit seinen Fähigkeiten und Kenntnissen.

Ich befürchte, dass dieses Wissen bzw. auch die Logik im Laufe der Zeit verloren geht, bzw. sich auf einen kleinen Teil der Musiker beschränkt.

Ebenfalls volle Zustimmung. Seit es Fotografie gibt, besteht der Reiz der Malerei gerade darin, Dinge nicht mehr natürlich abzubilden, mal abgesehen von der kleinen Gruppe der Naturalisten. Mit anderen Worten: Selbst bekannte Maler (abgesehen von Gerhard Richter) hätten heute überhaupt nicht mehr die Fähigkeit, Dinge und Personen so zu malen, wie man sie sieht (was früher aber selbstverständliche Voraussetzung war für die Kunst, die auf dieser Voraussetzung aufbaute, z.B. Beleuchtung der Szene, farbliche Gestaltung etc.)

Oder kann man hier langfristig auch von "natürlicher Auslese" sprechen? Im Moment lebt der Hype ums Selbermusikmachen ja von der Möglichkeit, mit wirklich wenig Kapital anständige Arbeit zu machen bzw. machen zu können. Dann merken 90 % der Neulinge nach 5 Jahren, dass es doch nix für sie ist und der Rest bleibt übrig und erfüllt die Musikwelt wieder mit Hochwertigem.

Würde sagen, sowohl als auch. Eine Revolutionierung der Musik begann mit dem Synthesizer und seinen Vorläufern, eine kleinere mit dem Sampling. Diese Technologien werden weitere, irreversible Änderungen in der Art des Musikmachens bedingen.

Interessantes Thema! In der Tat bin ich davon überzeugt, dass auch durch diese "Modernisierung" tendentiell wieder einiges an Fähigkeiten und Wissen verloren geht.

Viele GRüße
Rainer
 
Ich denke mal diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Der Radio spielt es uns jeden Tag vor.
Aber es gibt ja auch noch die andere Musik. Konzerte, Events,Vernissagen. Alles was live ist.
Generell bin ich der Meinung, daß alle Musik erst dann richtig lebendig wird, wenn von Menschen gemacht und gespielt. INteraktion, Stimmungen, Spontanität.
Ich sehe mich als Jazzmusiker (bin hauptsächlich Saxophonist).

Ich habe aber auch nichts gegen diese Entwicklung. Ich habe mir erst vor 2 Wochen Kontakt gekauft. Bin begeistert von der Realität der Samples, versuche meine eigene CD damit zu produzieren. Einfache Easy-Listening-Musik, um damit ein paar Euros beim Verkauf zu verdienen.
Egal wie die technischen Möglichkeiten sich entwickeln, man wird immer hören, wer Ahnung und Gefühl von Musik hat (selbst bei Techno oder so Gedöns) :)

VIele Grüße
Notenhobler
 
Hi,

mE bleibt noch die Frage: Was will man mit Musik ?
Wenn das Ziel im Wesentlichen darin besteht, einen Tonträger abzuliefern, den man unter der Zielgruppe (Freunde, Feinde, ganze Welt, ....) verteilen kann, kommt man vermutlich mit "Click&Play" relativ weit. Erst recht, wenn es sich um "Gebrauchsmusik" (Fahrstuhl, Werbung, Kaufhaus, Charts, ...) handelt.

Will man aber "Musik für sich und mit anderen leben" ("Events gestalten" (z.B. Konzerte), Inneres Erleben ausdrücken, seinen eigenen Horizont erweitern, Zusammenspiel erfahren...), dann kommt man "mit dem breiten Weg" bald nicht mehr weiter.
Musik bekommt für mich einfach einen anderen Stellenwert und eine andere Tiefe, wenn ich die Schwielen an den Händen und die endlosen Stunden des Übens kenne.
Mit diesem anderen Stellenwert eröffnen sich mir auch andere Möglichkeiten.

Besonders betonen möchte ich dabei die Chancen des gemeinsamen Musizierens, die einem "Clicker" verschlossen bleiben: Erlebt Euch mal im Zusammenspiel mit Anderen; da lernt Ihr viel über Euch (nicht ohne Grund waren die Beatles erfolgreicher und innovativer als jeder einzelne).

Gruß,

Simon2.
 
Zitat:
Der Gedanke, dass in, lassen wir es mal ruhig 20 Jahre sein, alles über den PC gemacht wird, weil der eben auch alles kann und viel schneller ist und überhaupt so toll ist liegt doch gar nicht mal so fern, oder?

Ich befürchte, dass dieses Wissen bzw. auch die Logik im Laufe der Zeit verloren geht, bzw. sich auf einen kleinen Teil der Musiker beschränkt.

Hallo

will da mal weiterspinnen: Wenn Leute zuhause am PC Musik erzeugen ist das eine Sache.
Wenn Leute sich zusammen setzen und Musik machen, eine andere. Sie kommunizieren mit einander. Ein Zusammenspiel von Gefühlen-Gedanken und Empfindungen. Aber was ist am PC? Hier ist doch nur einer, der da was empfindet! Und was kann er mit fertigen Sampels noch ausdrücken, die ja nur noch digital zusammen gestellt werden.
Irgendetwas ist doch da weg-verlorengegangen! Auch darüber sollte man nachdenken.


Gruss BaRo
 
Sehr interessantes Thema!

Schwierig wird es stets dann, wenn Werte und Ethik ins Spiel kommen!
(Und das passiert bei dieser Diskussion spätestens nach der 6. Antwort - gerade nämlich meiner ;-)

Ich ziehe bei dieser Unterhaltung (ja ja - wir haben das Thema doch alle schon zieg mal durchgekaut, oder?) gerne die Sprache als soziales Phänomen heran!

Ständig wird in den Medien über den "Verfall der deutschen Sprache" berichtet! Besser wäre es zu sagen: der "Wandel der deutschen Sprache"! Und das passiert nicht erst seit gestern, sondern schon seit es Sprache gibt (dies kann man nun schon mal 1 zu 1 auf Musik übertragen).

Weiterhin:
Keine Sprachvariante ist wertiger als die andere - Französisch ist kein "Gossenlatein", Spanisch in Argentinien ist nicht schlechter als Castillano, Amerikanisch steht dem Oxford-Englisch in nichts nach - und das heutige Alltagsdeutsch ist auf keinen Fall "schlechter" als es noch zu Goethes Zeiten war - es ist nur anders!

Komplexe und dynamische Phänomene lassen sich nicht nur von einer Seite betrachten und erklären - die Reduktion in einem Bereich bringt stets eine Ausgleichsveränderung in einem anderen Bereich mit sich (Deklinierende Sprachen ermöglichen nicht selten eine freiere Satzstruktur usw.)

Auf die Musik bezogen heißt das:
Die Musik als gesellschaftliches, künstlerisches, soziales, wissenschaftliches und metaphysisches Phänomen kompensiert Reduktionen (wobei das Wort gefährlich ist) auf vielschichtige Weise!

So kann heutzutage sicherlich ein viel geringerer Teil der Musiker (prozentual gesehen) nach den, in der westlichen Musikstielistik tradierten Weise a la [g=347]Kontrapunkt[/g], Fuge, Kadenz etc. komponieren.
Dafür können jedoch viele zeitgenössische Musiker auf ein riesiges musikalisches Weltwissen zurückgreifen, welches dann nicht selten zu "neuen" Strukturen, Herangehensweisen und letztendlich "Musiken" führt!

-> Denn nur weil heute die Kinder in der Schule wohl sicherlich keinen Goethe oder Schiller mehr aus dem Stegreif aufsagen können, heißt das ja noch lange nicht, dass sie dumm und ungebildet sind. Lediglich eine Schwerpunktverschiebung im Kanon findet kontinuierlich statt (hoffentlich wird somit bald auch mal das verdammte Latinum abgeschafft :)

Nun ja - wollte ich nur mal erwähnen - bevor wieder alle über den "Verfall der Musik" reden!

Viele Grüße -
Christoph
 
@BaRo:

Stimme auch Dir grundsätzlich zu. Aber Komponisten haben zu allen Zeiten auch alleine wunderschöne Musik komponiert. Wenn ich gerade an die zuletzt entwickelten Symphonie-Libraries denke (allen voran VSL), dann bin ich sehr dankbar, dass es eine Möglichkeit gibt, eine Komposition in gehörte Musik umzusetzen, denn die wenigsten haben Symphoniker an der Hand, die mit ihnen kommunizieren und die [g=112]Partitur[/g] in einen Ohrenschmaus verwandeln. Für mich war die Sampling-Technik von Anfang die einzige Möglichkeit, selbst komponierte "klassische" (im weiten Sinne) Musik hörbar zu machen. Da ich die Entwicklung seit Anfang der 80er mitgemacht habe, bin ich mit dem Erreichten schon sehr zufrieden.

Gruß Rainer
 
Will man aber "Musik für sich und mit anderen leben" ("Events gestalten" (z.B. Konzerte), Inneres Erleben ausdrücken, seinen eigenen Horizont erweitern, Zusammenspiel erfahren...), dann kommt man "mit dem breiten Weg" bald nicht mehr weiter.

Ich glaube nicht das der Sinn der VSL Library darin besteht Menschen davon auszuschließen miteinander zu Musizieren sondern es erfüllt viel mehr den alten Traum jedes Komponisten sein Werk nach seinen eigenen Ideen zu gestalten ohne Rücksicht auf Orchester oder Dirigenten nehmen zu müssen. Das er dazu mehr Fähigkeiten braucht als nur das bloße Komponieren ist eine andere Geschichte.

Im Endeffekt läuft die Entwicklung im Moment auf eins hinaus:
Wozu die ewig gleichen Riffs, Phrasen usw. die schon seit Jahrhunderten bekannt sind immer wieder neu einspielen...

In dem Zusammenhang ist noch interresant anzumerken, dass die Konzerthäuser am liebsten jahrhunderte alte Werke aufführen - dass da ein großer Sinn darin liegen soll außer ein komerzieller Gedanke, kann ich ehrlichgesagt nicht glauben. Auf der anderen Seite: Zeitgenössische Komponisten bedienen wenn sie nicht unbedingt Filmmusik schreiben meist nur einen kleinen auserlesenen Kreis von Zuhöhrern.
 
Ich habe jetzt nicht die anderen Beiträge durchgelesen aber ich gebe Koryban schon prinzipiell recht.
Mit dem Unterschied daß ich es gut so finde, daß die beste Sample Library nichts nutzt wenn man nicht weiß auf welche Art dieses Instrument wirklich gespielt wird damit es auch authentisch klingt.

Das bedeutet ja nur daß auch in Zukunft Musiker gebraucht werden, und daß es möglicherweise besser ist für 2 Tage ein polnisches Orchester zu buchen als mit einer sündteuren Library dann letztendlich doch nix authentisches hinzukriegen.
Ich kann da nix negatives dran finden.

Und die Möglichkeit SELBST ein Instrument zu erlernen, die besteht ja gottseidank weiterhin, auch in Zeiten von reinen PC-Musikanten.
 
Despistado schrieb:

Und die Möglichkeit SELBST ein Instrument zu erlernen, die besteht ja gottseidank weiterhin, auch in Zeiten von reinen PC-Musikanten.

... meisst ist die urspruengliche Inspiration fuer einen Song verflogen, wenn man das Instrument beherrscht. :D

Aber es ist ja ueber Foren wie dieses durchaus moeglich, jemanden zu finden der fuer einen ein bstimmtes Instrument einspielt! :)
 
@lordbuggy:

Diese Entwicklungen in Musik, Sprache, Kultur bewerten zu wollen, erfordert m.E. dermaßen komplexe Betrachtungen, dass ernthaft eigentlich kaum darüber "gepostet" werden kann.

Es ist eine immer wiederkehrende Beobachtung, dass technologischer Fortschritt und damit neue Errungenschaften mit einer Minderung oder gar einem Verlust bestimmter menschlicher Fähigkeiten einhergehen. Dafür, dass man neue Instrumente erhält, mit denen man Sachen machen kann, die früher nicht zu realisieren waren, zahlt man oft den Preis, dass die menschliche Fähigkeit, die früher erforderlich war, um die gleichartige, aber nicht so weit fortgeschrittene Sache zu machen, verlustig geht, einfach weil durch die neue Technologie die eigene Fähigkeit obsolet, quasi nutzlos, wird. Wohin die Waagschale ausschlägt, lässt sich jedoch nicht absehen, da der Mensch zugleich neue Kanntnisse und Fähigkeiten erlangt. Diese Fülle an Wissen und Fähigkeiten kann ein mensch allein schon sehr lange nicht mehr bewältigen, so dass zwangsläufig Universalgenies aussterben und Spezialisten und Dilettanten die Welt beherrschen und gestalten.

Das bedeutet, der Mensch muss immer weniger selbst können und kann doch immer mehr selbst machen, ist dabei aber abhängig von den Instrumenten, die die Spezialisten unter ihm dem Menschen geschaffen haben.

So mal als Gedanke. Aber bei der Rechtschreibreform habe ich eine ganz andere Meinung. Da liegt der wesentliche Unterschied darin, dass hier keine natürliche Entwicklung vorliegt, sondern ein unnützer, winzig kleiner Kreis von Pseudo-Spezialisten den deutschssprachigen Völkern Sprache vorschreibt. Aber das ist wohl ein ganz anderes Thema.

Gruß Rainer
 
Daß in Zukunft alles über den PC gemacht wird, da habe ich kein Bedenken, das wird IMHO nie kommen. Das klassische Orchester wird in seiner Ausdruckfähigkeit wohl kaum zu 100% von einem Computer ersetzt werden können. Oder andersherum, die Musik, die mit dem PC gemacht wird, ist und bleibt bis zu einem gewissen Grade synthetisch. Das hat für bestimmte Musikstile seine Berechtigung aber die Lebendigkeit eines realen Orchesters kann eben doch nur ein ein reales Orchester entfalten. Und im letzter Konsequenz ist es dann noch ein finanieller Aspekt, der darüber entscheided, ob ein echtes Orchester eingespielt wird oder nicht.
Nur mal als Beispiel: Das fängt doch schon beim [g=108]Hall[/g] an. Die besten Hallgeräte können die komplexen Vorgänge einer Raumakustik nicht emulieren und dann glauben wir, wir können das mit dem gesamten Orchester tun? Nein, zum Glück geht das nicht.

Erdie
 
Hallo zusammen,

in der Tat ist es sehr sinnvoll, die Instrumente, die man digital nachbilden möchte zu verstehen.
Derzeit geht der Trend aber weg von einfachen Sample-Anhäufungen zu komplexen Plugins, die die Physik der Instrumente automatisch nachzubilden versuchen. Deshalb ist sowas sicher eine interessante Alternative.

Seien es die virtuellen Gitarren (Virtual Guitarist, Slayer,...), die virtuellen Flügel und so weiter, Groove Agent generiert aus wenigen Parametern eine passende rhytmische Begleitung. Bin schon gespannt, wohin die Entwicklung noch geht. Eines Tages gibt es vielleicht Solche Assistenten, bei denen man nur noch Musikrichtung und Geschwindigkeit einstellt und automatisch ein kompletter Song generiert wird. Es gibt ja die sogenannte Hit-Formel, die besagt, wieviele Takte Refrain und Strophen in etwa sein sollten, wo eine Bridge hinpasst und solche Dinge, wenn dann noch der Assistent per Zufall Akkordfolgen erzeugt, die nach dem Quintenzirkel eine angenehme Akkordfolge ergeben, könnte eine dazu harmonische Melodie nach rythmischen Gesichtspunkten erstellt werden und so weiter...

Oje, jetzt ist die Fantasie aber mit mir durchgegangen. :D
Naja, wer weiß, vielleicht wird der Music Maker 2020 ja so weit sein, aber schön schön wird sowas mit Sicherheit nicht klingen. Und der passende Songtext fehlt dann ja auch noch...

Viele Grüße
Freealism
 
naja, is doch wieder allet ne betrachtungsweise...mit orchestrale sachen hab ik da sowieso weniger am hut...daher bau ik meine ton-bibliothek immer weiter aus...wobei ik einigen hier voll zustimmen kann :D ...
unter dem gesichtspunkt, das dieset library genau in die zukunft "jedem-das-eigene-orchester" zielt...bei zunehmender kontaktlosigkeit, höchstens mittels web, kann man davon ausgehen, daß sich tatsache eventuell in hundert jahren ne minderheit der "kulturaufrechterhaltung" heraus kristallisiert hat...werden doch schon jetzt frei nach dem motto "was-lange-hält-bringt-uns-kein-geld", synthis gebaut und regelrecht verscherbelt...zumal die alten ehrwürdigen sachen sowieso unter den händen der benutzer zerbröseln werden...wird nicht einfach, muß jeder halt seinen weg bahnen und finden ;) ...ciao

tro
 
Generell sehe ich in deisen entwicklungen keinen Verfall, sondern eine Erweitrung der Möglichkeiten. Das heißt ja nicht, dass das Original weniger Wert ist. Es heißt nur, dass auch andere Menschen neue Möglichkeiten offenbart werden. Man muss keinen 20000 € Konzertflügel mehr besitzen, um Klavier zu spielen. Wer aber wirklich in dem Instrument aufgehen möchte, wird sich trotzdem irgendwann eins kaufen müssen. Schallplatten sind ja auch immer noch nicht ausgestorben, obwohl es CD's, DVD-Audio und [g=114]MP3[/g] gibt.
Generell ist doch nichts falsches daranm, etwas Gutes und Schönes für mehr Menschen zugänglich zu machen.
Stephen Hawking schreibt z.B. Bücher, die auch jemand versteht, der weder Astro- noch Atom- oder Quantenphysik studiert hat. Er schafft einen Zugang, macht Verständnis möglich.
Wer aber wirklich in die Materie einsteigen will, muss sich irgendwann, wenn seine Möglichkeiten an die Grenzen stossen, trotzdem weiterbilden, intensiver mit der Materie auseinander setzen, also den Flügel kaufen, das Geigespiel erlernen oder eben Astrophysik studieren.
 
Es ist doch vorallem auch so, dass wirklich gute Produktionen vielleicht am PC komponiert wurden. Das Endergebnis wurde aber meistens mit "live" eingespielten Instrumenten verwirklicht. Dabei sind es dann wieder "echte" Musiker die ihren eigenen Bereich beherrschen und auch auf das Gesamtergebnis dementsprechend einwirken.

Hab heute ein Interview mit Curse gelesen. Darin sagt er sinngemäß "Ich hatte die Möglichkeit einen Song mit dieser Rockgruppe zu machen also habe ich es gemacht. Ich hatte die Möglichkeit mit Live-Instrumenten zu arbeiten, also habe ich es gemacht."
Ich denke jeder der die Möglichkeit hat mit realen Instrumenten und Musikern zu arbeiten wird dies auch tun.
Seeed ist Deutschlands erfolgreichster Live-Act in Sachen Hiphop/ Reggea vorallem auch weil sie eine eigene Band haben. Dadurch ensteht Spontanität und somit Qualität durch Abwechslung. Es ist nämlich kaum möglich ein Schlagzeugsolo, während eines Auftrittes mit Battery zu improvisieren und live zu spielen wenn man an einem [g=32]Midi[/g]-Controller sitzt und keine Ahnung vom Drummen hat.
 
@EarlGrey
Diese Entwicklungen in Musik, Sprache, Kultur bewerten zu wollen, erfordert m.E. dermaßen komplexe Betrachtungen, dass ernthaft eigentlich kaum darüber "gepostet" werden kann.

-> sagte er sehr weise - und hielt sich dann doch nicht dran :)

Jedoch kann man bei diesem Grad der "Relativität", "Subjektivität" und erschaudern vor der Komplexität der Materie wohl über viele, kontrovers diskutiere Themen keine Aussage/Post mehr wagen (wobei ich in relativer kürze, EINE recht aktuelle Forschungsansicht der Linguistik wiedergegeben habe).

Wichtig war jedoch der Grundgedanke (welchem du dann ja auch später beigepflichtet hast), dass [ja - mit ss] sich die Waagschale in "unabsehbare Richtungen" bewegt und es von einer Person allein (so wie du, ich, alle hier) quasi nicht zu berwerten ist!

Etwas stutzig macht mich diese Aussage:
Diese Fülle an Wissen und Fähigkeiten kann ein mensch allein schon sehr lange nicht mehr bewältigen, so dass zwangsläufig Universalgenies aussterben und Spezialisten und Dilettanten die Welt beherrschen und gestalten.

Wenn ich mir anschaue, was die Universalgelehrten so alles verzapft haben (da sie nämlich bei allem und jedem mitreden/mitdenken wollten) so bin ich froh, dass es heute viele Spezialisten gibt, die sich einer Materie alleine widmen (man schaue sich nur an, was Kant, Keppler & Co so neben ihren großartigen Theorien noch für zum Teil krassen Müll erzählt und gelehrt haben).

Aber wer sind denn dann die Deletanten? Das verstehe ich noch nicht ganz (ist keine Fangfrage - denn wenn es mehr Spezialisten gibt, sind dann die Deletanten die, die versuchen die nun schon zu große Anzahl der Bereiche zu beherrschen und damit am Universalgelehrten scheitern und nur noch Diletant sind?)

Das bedeutet, der Mensch muss immer weniger selbst können und kann doch immer mehr selbst machen, ist dabei aber abhängig von den Instrumenten, die die Spezialisten unter ihm dem Menschen geschaffen haben.

Stimmt absolut nicht: Ok - ich kann sicherlich nicht mehr mit Feuerstein, Stahl und Zunder ein Lagerfeuer anmachen, kann nem Hasen nicht fachgerecht das Fell über die Ohren ziehen und aus Milch Butter machen [es sei denn ich wäre Pfadfinder gewesen] aber Internet, Sprachen, fremde Kulturen, Technologie, Reisen, Ethik, Sport und und und verlagen vom heutigen Menschen (zumindest in rein kognitiver Hinsicht) mehr als je zuvor! Oder hab ich jetzt an der Aussage vorbeiargumentiert?

Zuletzt:
Da liegt der wesentliche Unterschied darin, dass hier keine natürliche Entwicklung vorliegt, sondern ein unnützer, winzig kleiner Kreis von Pseudo-Spezialisten den deutschssprachigen Völkern Sprache vorschreibt.

Seit wann ist/war den Rechtschreibung eine natürliche, gewachsene Entwicklung? Die Mehrheit entscheidet, wie geschrieben wird (so war das sicherlich noch nie)? Rechtschreibung war immer schon ein normiertes System, welches einer Masse durch eine Minderheit auferlegt wurde!

Und außerdem: "Pseudo-Spezialisten den deutschssprachigen Völkern" sowohl die Aussage "Pseudo-Spezialist" als auch "Völker" ist unhaltbar! Deutssprachige Völker im geschichtlich/ethnologischen Kontext - "Pseudo-Spezialisten", weil es eine derbe Anmaßung ist (ich kenne 2 Professoren aus den Gremien - und die sind ganz sicher keine Pseudos!)
Aber wie du schon sagtest - das Thema gehört hier wohl nicht hin !

Jetzt ist mir der Text ein wenig aus dem Ruder geraten (wie ich gerade beim Durchlesen merke). Solche Posts wirken ja oft wehementer und anmaßender, als sie es in einer gepflegten Runde bei Wein und Bier wären!

Deshalb nicht sauer sein oder persönlich nehmen - ich glaube die meisten denken hier ähnlich (also mit Gefühl und Seele) über dieses Thema (und oft genug ertappe ich mich auch beim Faseln über "Werteverlust", "alte Zeiten" etc.).

Deshalb sollten wir dafür sorgen, dass Musik auch weiterhin fassetenreich und mit Seele daher kommt!

Gruß
CHristoph


ps.
Einen kann ich mir nicht verkneifen: Denn noch NIE zuvor gab es so eine große Vielzahl an handgemachter Musik, Konzerte, Events aller Musikrichtungen (Klassik, Pop, Rock, Reggae - was auch immer). Dann kann es doch eigentlich nicht SO falsch sein, oder?
 
Aber wer sind denn dann die Deletanten? Das verstehe ich noch nicht ganz (ist keine Fangfrage - denn wenn es mehr Spezialisten gibt, sind dann die Deletanten die, die versuchen die nun schon zu große Anzahl der Bereiche zu beherrschen und damit am Universalgelehrten scheitern und nur noch Diletant sind?)

Ich glaube, er meint damit ehr die Hausfrauen, die mithilfe von Mikrowellenstrahlen, die sie weder sehen noch verstehen, eine Mahlzeit erhitzen können, die sie selbst nie kochen könnten. ;) Als Beispiel...

Gruß Bara
 

Ähnliche Themen

tim_heinrich
    • Danke
  • Artikel
Antworten
1
Aufrufe
2K
ollo123
ollo123
Transient-Shaper
Antworten
4
Aufrufe
607
Transient-Shaper
Transient-Shaper
moonbooter
    • Danke
    • Gute Antwort
  • Artikel
Antworten
7
Aufrufe
4K
moonbooter
moonbooter
Atlacamani
Antworten
15
Aufrufe
2K
Jax
Jax
moonbooter
    • Danke
  • Artikel
Antworten
0
Aufrufe
3K
moonbooter
moonbooter

Oft gelesene Themen

Zurück
Oben