Schnauze voll – rock n roll

[rho]

Nee, da steckt schon noch ein bissken mehr dahinter.

Stimmt, holgi hat nur mit fast allem recht

 

[holgi]

US Rock'n Roll war auch immer ein vorgegaukelter freier Lebensstil und Liberalismus, den es dort immer nur auf dem Papier gab.

Bist du dir da sicher?

Vorweg; ich glaube es gab den Rock N Roll "in echt" wohl nie irgendwo so ganz richtig. Das war immer auch und vor allem Pose, all die revoltierenden Kids mit Papas Moneten, ein Jahr in Indien meditieren mit der Kohle ausm Elternhaus usw,

Mag sein die wirklichen Rock n Roller waren nie sichtbar, haben ihr Rebellen-Ding durchgezogen und sitzen seit dem ein, oder so

 

[Lobotomeandyou]

Die einzige Rebellion, die der Rock'n Roll in den USA ausgelöst hat, war der Konsumrausch, der die Jugend erfüllte.

War jetzt natürlich überspitzt.....aber Rock'n Roll ist auch nur 'ne Dekoration im Käfig, nicht der Schlüssel, um da raus zu kommen.

Und Dekoration ist gefährlich. Man richtet sich so schön darin ein.

 

[rho]

Es geht zwar nicht mehr um den Text, sondern wieder mal "nur" um sein Thema, aber bitte.

Westliche populäre Musik, also alle Musik, die als handelbares Gut* allgemein zugänglich (also populär) gemacht wurde, ist ein Überflussphänomen. Ein Publikum muss dafür Kapazitäten (Geld und Zeit) übrig haben, um die seitens der Anbieter ein Wettbewerb entsteht. Das meinte ich mit "systemstabilisierend" statt revolierend. Aber trotzdem wurde damit nicht nur Geld verdient. Das goldene Zeitalter dieser Vermarktung ging in Europa mit der Studentenbewegung einher und in den USA mit dem Civil Rights Movement. Deshalb hatte Musik hören immer einen Hauch von Bekenntnis, der im Punk zwar schon ironisch gebrochen, aber auch noch enthalten war. Heute ist es meistens nur noch eines von vielen anderen Zerstreuungsangeboten und umso mehr purer Luxus.
Trotzdem liegt ein Freiheitsfunken darin. Sonst würden wir ja hier nicht so diskutieren.

(*eigentlich wurde mit den Tonträgern ja nur die Verpackung gehandelt. Welchen Wert dem eigentlichen Gut, also Musik ohne Verpackung, sprich streaming oder download, noch beigemessen wird, erleben wir ja jetzt.)

 

[holgi]

Trotzdem liegt ein Freiheitsfunken darin.

Das wird auch immer so bleiben, jedoch immer nur so lange bis es kommerziell wird, oder ein Mass an Kommerz überschreitet.

Black Metal Anfang der 90er zB war ein ganz klares Statement gegen den Kommerz und die Angepasstheit im Metal, der ja ebenso wie viele Musikrichtung davor und danach als Rebellion begann um dann zur reinen Vermarktung zu mutieren.

HipHop dito, die Protestmusik der Schwarzen in den Staaten, heute.....lassen wird das, Bling Bling und Bitches on the run......

Punk wie schon angesprochen, das wohl deutlichste Statement gegen den Kommerz welches wohl, ob der Radikalität nicht eine Millisekunde Stand hielt gegen die eigenen Ansprüche an dieser Stelle.

 

[rho]

Trotzdem liegt ein Freiheitsfunken darin.

Das wird auch immer so bleiben, jedoch immer nur so lange bis es kommerziell wird, oder ein Mass an Kommerz überschreitet.

Stimmt. Das schrieb ich ja in einem früheren Post. Underground und Mainstream sind in einer Wechselwirkung. Der Mainstream verbreitet die Ideen des ehemaligen Undergrounds in weitere Kreise und stiftet die nächste Generation dazu an (also die die ein paar Jahre jünger sind), es anders zu machen, neu zu interpretieren, auf den Kopf zustellen... Bis dieser Underground wieder Mainstream wird... D.h. aber auch, dass die verachtete Mainstreamphase, in der es vermeintlich nur um Kommerz und Geld geht, eine kulturelle Funktion hat.

Kraftklub: "Unsere Fans haben sich verändert, unsere Fans haben sich verkauft, unsere Fans sind jetzt Mainstream." Sehr schön.

 

[rho]

upps.. hab mich verklickt

 

[blueskommune]

"Trotzdem liegt ein Freiheitsfunken darin."

Das wird auch immer so bleiben, jedoch immer nur so lange bis es kommerziell wird, oder ein Mass an Kommerz überschreitet. "
Das sehe ich nicht so, der bereits erwähnte John Lennon z.B. wurde von der CIA beschattet, es gibt eine dicke Akte über ihn. Gerade weil er berühmt war und für viele ein Vorbild, wurde er für das Establishment zur Gefahr. Die 1968er Bewegung wurde nicht zuletzt durch die kommerziell erfolgreiche Beatmusik angeheizt, Protagonisten wie Jagger und Richards landeten zwar wegen vorgeschobenen Drogendelikten im Knast, aber wer z.b. das Buch " Life" von Keith Richards aufmerksam gelesen hat, weiß, das ganz andere Gründe ausschlaggebend dafür waren.
Deshalb gehen für mich die Zeilen im Text über den Beat an der geschichtlichen Wirklichkeit vorbei. Richtig ist, dass z.b. Bohlen, die späten Beegees und viele ihresgleichen nichts mehr mit Rock&Roll zu tun haben.

 

[rho]

@blueskommune
Ich rede vom individuellen Freiheitsimpuls, aus dem sowas wie die Rolling Stones oder die Beatles entstanden sind, naturlich nicht, ohne auf Vorbilder zurückzugreifen. Freiheitseinschränkungen durch z.B. staatliche Institutionen und ethische oder politische Intentionen sind darurch völlig unberührt.

Ein schönes Beispiel für die Verschiedenheit der Freiheit des Marktes im Musikkontext und der institutionellen Freiheit außerhalb der Musik kann man in dem Film "Rammstein in Amerika" sehen. In den 90ern sind sie immer wieder mit der US-Polizei in Konflikt geraten, weil sie in ihren Bühnenshows offen sexuelle Anspielungen mit entsprechenden Requisiten machten.
2010 spielten sie im Madison Square Garden mit einer riesigen Schaumkanone in Form eines Penis. Iggy Pop kommentiert das in dem Film sinngemäß mit: "In Amerika ist Sexualität in der Öffentlichkeit nur solange ein Tabu, bis man ein erfolgreiches Produkt daraus gemacht hat. Ist einem das erst gelungen, ist alles andere kein Problem mehr."

Ansonsten verbindlichsten Dank für deine Erklärung der "historischen Wirklichkeit".

 

[verflixte13]

Wenn man die "Schnauze voll" hat von diesen Zusammenhängen, oder vom Nachdenken darüber ist die Empfehlung des Songs, sich einfach fallen lassen zu lassen und den Spaß zu genießen.

das kann man ja erst einmal so stehen lassen
dennoch ein paar senf-gedanken dazu:

rock´n´ roll ist auch nur ein temporäres lebensgefühl ...
und wie alle als einstmals so empfundenen "lebensechten" gefühle,
verändern sie sich im laufe der zeit und reiben sich an der realität ab.
und dies nennt man dann eben entwicklung ...

deswegen ist der text für mich völlig ok und erzählt,
wie viele andere "lebensgefühl-entäuschten" texte,
eine kleine übergangs-frustrationsgeschichte ...

gewürzt mit ein büschen "amerika-verpackungs-konsum"-kritik,
dann dem Bohlen noch eine mitgeben und fertig ist die laube ...

hier mit der message gekrönt -->

"Schnauze voll."

und das ist auch völlig legitim! ... wenn einer während seiner persönlichkeitsentwicklung
zu solch´einem doch ziemlich pubertären statement kommt ...

wir waren doch schliesslich alle mal jung ... aber ...

jetzt sollte die persönliche entwicklung auch weitergehen,
denn nun wird es erst richtig spannend, wenn nach "Schnauze voll" ...
das nächste "Lebensgefühl" beschrieben und auch gelebt werden soll ...

insofern --> "wahrscheinlich" bin ich tatsächlich schon zu alt,
um deinen text unter "meiner" haut zu spüren ... aber ich kann
dennoch nachvollziehen, dass jede generation versucht dieses
"schnauze voll"-gefühl zu beschreiben ... LG

p.s.
einfach nicht mehr "nachdenken darüber" und nur spass haben,
das ist nun wirklich keine lösung! ... und falls du das ernsthaft
als "empfehlung" durch deinen text hinterlegen möchtest ...

dann bist du selbst noch mehr Bohlen und oberflächliche verpackung,
als es dir vielleicht bewusst ist? ...

 

[rho]

@verflixte13, du bist ja der reinste Profiler

Auf dem Weg zum Proberaum, in dem eine Band probte, die auseinanderzubrechen drohte, kam mir die Idee, etwas nur für den Gitarristen zu schreiben, der seine alten R'n'R-Träume von vor 25-30 Jahren wieder aufleben lassen wollte (und auch nix anderes konnte), was mich sehr schwer genervt hat. Ich persönlich habe eigentlich mit dem R'n'R in Reinkultur nix tun, sondern wollte erstmal nur Stoff schaffen, anhand dessen man sich hätte in der Band kalibrieren können. Und eben auf diesem Weg sah ich großes Tourplakat von Kraftklub und schon war die Zeile geboren "Wir sind jetzt die Band der Stunde, vom A*sch der Welt in aller Munde". Den Rest kennt ihr ja.

Die Band brach dann trotzdem auseinander. Was nicht ist, schafft Platz.

 

[verflixte13]

@verflixte13, du bist ja der reinste Profiler

Auf dem Weg zum Proberaum, in dem eine Band probte, die auseinanderzubrechen drohte, kam mir die Idee, etwas nur für den Gitarristen zu schreiben, der seine alten R'n'R-Träume von vor 25-30 Jahren wieder aufleben lassen wollte (und auch nix anderes konnte), was mich sehr schwer genervt hat. Ich persönlich habe eigentlich mit dem R'n'R in Reinkultur nix tun, sondern wollte erstmal nur Stoff schaffen, anhand dessen man sich hätte in der Band kalibrieren können. Und eben auf diesem Weg sah ich großes Tourplakat von Kraftklub und schon war die Zeile geboren "Wir sind jetzt die Band der Stunde, vom A*sch der Welt in aller Munde". Den Rest kennt ihr ja.

Die Band brach dann trotzdem auseinander. Was nicht ist, schafft Platz.

naja ... das "profilen" gehört zu meinem beruf auch irgendwie dazu
(und nein ... ich bin kein kriminalist*g)

ansonsten: bin ich der meinung, dass das künstlerische werk,
in diesem fall ein song-text, an und für sich stehen sollte ...
die arbeit muss auch ohne weitere erläuterungen,
erklärungen des künstlers/texters im raum bestehen können.

*will sagen --> wie und warum du zu diesem text gekommen bist,
das ist mir erst einmal egal und spielt auch keine rolle.
denn wenn es eine rolle spielen würde, um den text zu
verstehen, dann gehört diese rolle auch in den text
geschrieben ... oder?

ich vermute, durch deine bisherigen äusserungen, dass dir
das auch schon selbst bewusst geworden ist, dass der text,
als thema, noch weiter ausbaufähig ist ... aber das ist nun
wirklich deine arbeit/deine entscheidung! LG


p.s.
nur noch ein gedanke, der mir gekommen ist ...
und der handelt vom grund, warum ich mich hier
überhaupt zu wort melde -->

und das ist diese plakative verkürzung --> "Schnauze voll"

wie schon gesagt, absolut legitim! ... es gibt einfach lebensphasen,
da bringt man das auf diesen einfachen nenner ... aber dann
beginnt eben die weitere lebens-arbeit, weil man "Schnauze voll"
einfach nicht leben kann ...

so weit, so gut ... was mich aber tierisch nervt -->

dass wir uns mittlerweile immer mehr in eine plakativ
verkürzende "schlagwörter-gesellschaft" verwandeln
und das empfinde ich als mehr und mehr gefährlich ...
da dies von immer mehr "denk-unwilligen/unfähigen"
auf unsere strassen getragen wird ...

insofern kann man "Schnauze voll" als universal-plakat
für so ziemlich jede dumpf-stumpfe mob-äußerung verwenden.
(natürlich denke ich da an Pegida oder AFD oder sonstige konsorten ...)

nicht falsch verstehen! ... ein "weltschmerzzorniger" jugendlicher
oder ein alter frustrierter rock´n`roller, die dürfen das sicher auch
gegen ihre pickel oder grauen schläfen "singen" ... aber ...

hier bleibt mir dein text, deine eingeflochtene gesellschaftskritik
einfach zu allgemein vage und dadurch auch missverständlich ...

NUR ein vorschlag! --> schreibe den song tatsächlich
über den von dir erwähnten R´n`R-träumer ... da steckt
sicherlich eine sehr gute geschichte dahinter ...

 

[artname]

Heute morgen, beim Frühstück - und meine Freundin hatte es wieder besonders lecker zubereitet - kam mir ein Gedanke: Gerade sie weist mich immer wieder auf die Machenschaften der internationalen Lebensmittelindustrie hin... aber noch größer ist ihre Lust und Freude, maßvoll und lecker zu essen.

Und sie steckt mich mit dieser Lebenslust regelmäßig an. Nicht zufällig! Denn ihre Leidenschaft ähnelt meiner zur Musik und Literatur. Unzählige Stunden tröstete mich die Musik einiger bekannter Rock und Popkünstler über menschliche Enttäuschungen hinweg. Neben einigen Literaten oder Malern boten mir seit der Kindheit beseelte und mutige Komponisten, Texter und Interpreten immer wieder die Vision einer besseren Zukunft. Vie häufiger, als ich das in deprimierenden Augenblicken für möglich hielt.

Andererseits: Gerade in dieser Woche habe ich wieder als Gemamitglied erleben müssen, wie stark die Lust und die Greifarme der internationalen Lobbyisten sind, um sich am Ende möglichst die Rechte der Autoren aller Verwertungsrechte für einen Appel und ein Ei unter den Nagel zu reißen. Wie sie es beispielweise mit Youtube bereits eindrucksvoll bewiesen. Und wieder einmal spürte ich fast hautnah den Atem der großen Konzerne, die Brüssel instrumantalisieren. Ihre Phantasie ist sehr erfolgreich damit beschäftigt, Menschen klein zu halten, einfallsreich zu betrügen. Es ist manchmal zum entgültigen Aufgeben.

Aber Künstler holen mich, holen uns oft aus dieser Hölle auf Erden heraus, preisen das Leben, die Liebe, die Freundschaft,unsere Widerstandskraft oft so stark, als wäre all das so real wie dasBöse! Und so war und bleibt diese stets bedrohte Kunst einer meiner Akkus. Genausso wie ein gutes, gehaltvolles Essen.

Denn kreative Menschen sind nicht vordergründig am Profit, sondern an der detailierten Darstellung ihrer Freuden, Hoffnungen, Träumen, Schmerzen und Ängsten interessiert.
Im Gegensatz zu den Reden oder Texten machtorientierte Menschen, die für all das nur Versatzstücke und Parolen übrig haben.

Derartige Gedanken kann ich in dem Text nur kleinlaut oder sarkastisch formuliert finden. Weil er mMn seine Überzeugungskraft nicht aus der Stärke, sondern eher der Schwäche der Menschen zu schöpfen sucht. Es ist aus meiner Sicht ein Irrtum vieler "Comedians", den Menschen Unwissen zu unterstellen. Viele von ihnen agieren mit einer "aufgeklärten" Lustigkeit, die mich besonders traurig stimmt. Denn ich möchte ihnen zustimmen, aber sie vermitteln mir leider noch weniger Kraft, als ich sie selber in mir spüre....

 

[sixstringwarrior]

Der Text ist gut. Nicht weil er komplett neu wäre, sondern weil er einfach wahr ist und diese Wahrheit in vielen Musik-affinen Menschen brodelt statt ausgesprochen zu werden. Es sind ja die naheliegenden Sachen, die uns zum nachdenken bringen, nicht die intellektuellen und abstrakten.

 

[verflixte13]

Es sind ja die naheliegenden Sachen, die uns zum nachdenken bringen, nicht die intellektuellen und abstrakten.

hm ... das verstehe ich nicht ? ..

denn falls es "wirklich" intellektuell" ist, dann reflektiert es auch über die
naheliegendsten "ur-naiven" gefühls-/gedankenäusserungen ...


und noch näher kann man den dingen, über die man "vorgibt" nachzudenken,
doch eigentlich nicht kommen ...

 

[rho]

ansonsten: bin ich der meinung, dass das künstlerische werk,
in diesem fall ein song-text, an und für sich stehen sollte ...
die arbeit muss auch ohne weitere erläuterungen,
erklärungen des künstlers/texters im raum bestehen können.

*will sagen --> wie und warum du zu diesem text gekommen bist,
das ist mir erst einmal egal und spielt auch keine rolle.
denn wenn es eine rolle spielen würde, um den text zu
verstehen, dann gehört diese rolle auch in den text
geschrieben ... oder?

Unter allen Profilern bist du derjenige, der im Nebenberuf auch noch beckmesserischer Spielverderber ist. Es gibt keinen Grund, mir das Selbstverständliche zu erklären. Natürlich muss der Text für sich stehen und mein kleines Geplauder aus dem Nähkästchen war nur Ausdruck meiner Freude darüber, wie gut die Codierungen funktioniert haben, eben weil du so gut die "Haltung" des Textes aus ihnen lesen konntest. Aber zwischen erzählerischer Haltung und der Befindlichkeit des Autors gibt es einen Unterschied.
Gerade in diesem Forum lösen sich die Diskussionen immer schnell von den eigentlichen Texten und weichen der Spekulation über und der Bewertung von vermuteten Autorenbefindlichkeiten. Wie im literarischen Quartett ....örks

Und genau in diesem Sinne fährst du fort:

p.s.
nur noch ein gedanke, der mir gekommen ist ...
und der handelt vom grund, warum ich mich hier
überhaupt zu wort melde -->

und das ist diese plakative verkürzung --> "Schnauze voll"

wie schon gesagt, absolut legitim! ... es gibt einfach lebensphasen,
da bringt man das auf diesen einfachen nenner ... aber dann
beginnt eben die weitere lebens-arbeit, weil man "Schnauze voll"
einfach nicht leben kann ...

so weit, so gut ... was mich aber tierisch nervt -->

dass wir uns mittlerweile immer mehr in eine plakativ
verkürzende "schlagwörter-gesellschaft" verwandeln
und das empfinde ich als mehr und mehr gefährlich ...
da dies von immer mehr "denk-unwilligen/unfähigen"
auf unsere strassen getragen wird ...

Mal abgesehen davon, dass du hier mit deiner Befindlichkeit hausieren gehst, die mit meinem Text nichts zu tun hat, finde ich die Kritik an formelhafter Verkürzung ausgerechnet am Genre des (Pop)Songs geradzu niedlich und veranlasst mich dazu, mein dir naiv fröhlich überreichtes Blumensträußchen, beleidigt wieder einzustecken

hier bleibt mir dein text, deine eingeflochtene gesellschaftskritik
einfach zu allgemein vage und dadurch auch missverständlich ...

Der Text ist ja eine Absage an die Gesellschaftskritik im Moment des (vielleicht auch biografisch unangemessenen) pubertären R'n'R-Erlebnisses.

NUR ein vorschlag! --> schreibe den song tatsächlich
über den von dir erwähnten R´n`R-träumer ... da steckt
sicherlich eine sehr gute geschichte dahinter ...

Sicher gut gemeint, aber danke, abgelehnt. Der Typ interessiert mich nicht. Schnauze voll, weißt du...

 

[rho]

Aber Künstler holen mich, holen uns oft aus dieser Hölle auf Erden heraus, preisen das Leben, die Liebe, die Freundschaft, ....

Bravo!

Denn kreative Menschen sind nicht vordergründig am Profit, sondern an der detailierten Darstellung ihrer Freuden, Hoffnungen, Träumen, Schmerzen und Ängsten interessiert.
Im Gegensatz zu den Reden oder Texten machtorientierte Menschen, die für all das nur Versatzstücke und Parolen übrig haben.

Zu erklären, wie kreative Menschen so im Allgemeinen sind, ist auch nichts anderes als eine Befindlichkeit, ein Glaubensbekenntnis, wenn nicht gar eine Verstiegenheit, die mit meinem Text nichts zu tun hat.

Derartige Gedanken kann ich in dem Text nur kleinlaut oder sarkastisch formuliert finden. ....

Warum soll ich nicht auch mal Glück haben? Vielleicht wollte ich ja mit meinem kleinlauten Sarkasmus die eigentliche Wirkung des Textes erzielen.

Seine poetische Funktion, Reflexion auszulösen, hat der Text erfüllt. Abzüglich der kommunikativen Dynamik der Textdiskussionen hier, die aus Mücken oft Elefanten macht.

 

[rho]

Der Text ist gut. Nicht weil er komplett neu wäre, sondern weil er einfach wahr ist und diese Wahrheit in vielen Musik-affinen Menschen brodelt statt ausgesprochen zu werden. Es sind ja die naheliegenden Sachen, die uns zum nachdenken bringen, nicht die intellektuellen und abstrakten.

.... hach, jetzt hatte ich mich gerade so schön warmgestänkert und dann das.

Fairerweise muss ich jetzt einräumen, dass ich keine Ahnung habe, ob sixstringwarrior wirklich Recht hat. Ich möchte es aber sehr gerne glauben

 

[artname]

.... hach, jetzt hatte ich mich gerade so schön warmgestänkert und dann das.

Das erinnert mich an eine Zeile Bukowski: er war ein verdammt mieser Stänkerkopf, nur gegenüber Lob hilflos.

Ansonsten gilt wohl auch für diesen Faden: Wie man in den Wald hinein ruft. Geständnisse provozieren Geständnisse, Geschichten eher Geschichten und Parolen garantiert Parolen. Meine Oma sagte immer kryptisch: So ist der Mensch, mach was dagegen...

Natürlich bestimmt Profitstreben den Musikmarkt. Aber Ich glaube nicht, dass sich das menschliche Gehirn der Autoren der Popmusik innerhalb weniger Jahre stark verändert hat.
Wer einen Song schreibt, ist dem Verkehr auf seinen Gehirndatenbahnen ausgeliefert. Mancher verspricht sich mehr vom Rasen auf überfüllten Autobahnen, andere schleichen dann lieber auf einsamen Landstraßen. Und wie der Autor, so der Hörer.

Wenn ich Vivaldis 4 Jahreszeiten hören, denke ich eher sehr selten an das Gespreizte der Höfischen Musik des Barocks. Barockmusik verbinde ich ja eigentlich nur mit formaler Enge - Aber ihr Flagschiff, die Jahreszeiten schafft riesige Weite in mir - die Arbeit eines genialen Gehirns,

Randy Newman ist ohne Blues undenkbar. Und dennoch denke ich vor allem an seine Songs, wenn ich durch die Staaten reise. An politisch gefärbte, wunderschöne Songs, die erst ab den Siebzigern entstanden. Ich möchte der amerikanischen Politik fast dankbar sein, dass sie solche genialen Gegen-Reaktionen provozierte....

Jetzt muss ich wieder. Aber am Schluss nochmal: ich wäre echt gespannt, wie du klingen würdest, wenn dein Schreibtalent mal die Versatzstücke bei Seite ließe und sich an einer geschlossenen kleinen Story versuchte...

 

[verflixte13]

... mein dir naiv fröhlich überreichtes Blumensträußchen, beleidigt wieder einzustecken

oooch ... wie schade! ... ...

dann halte ich mich eben an deinen vorgestellten/vorgeschobenen protagonisten
und beende meine hirntätigkeit mit den worten -->

"Nun Vase leer und Schnauze voll ... Rock´n´Roll !"