Richtige Recording Strategie als Anfänger angewöhnen...

[Ash-Zayr]

Hallo
Ich habe mich die letzten Wochen in [g=539]Cubase[/g] Essentials 4 "eingearbeitet"...naja, ich bin Neuling und Kratze an der Oberfläche der Materie, aber ich habe einen Debut-Song im entstehen, der natürlich auch als Trainings- und Bastelobjekt dient.
Generell: ich bin eine 1-Man-Show...alles wird von mir brav nacheinander eingespielt.

Zur Verfügung stehen:
[g=539]Cubase[/g] Essentilas 4
XLN Addicitve Drums [g=77]VST[/g]
HALion One (bei [g=539]Cubase[/g] dabei) für alles rund um Tasten - über [g=32]Midi[/g]-Tastatur
E-Gitarren und Bässe kommen per [g=126]SPDIF[/g] aus einem BOSS GT-Pro über eine ESI Juli@ in meinen PC.
Gesang ist noch kein Thema...der kommt mal zum Schluss "irgendwie" in den PC...

Ich will mir nun von Anfang an keine unpraktikable, technisch unsinnige, ineffiziente oder gar falsche Arbeitsweise aneignen und wollte eure Meinung hören, wann, wie und in welcher Form man sich so ein Song-Gebilde aufbaut, und wann welche Arbeitsschritte zu tun sind.

1.)
Für klassisches Mehrspurrecording ist es sicher nicht verkehrt, wenn man mit einer Drum-Spur beginnt. Diese gibt Struktur, man hat gleich ein Tempo, an dem man sich zu einem optinalen Klick orientieren kann; es ist eifnach die Basis. Zudem zwingt es den "Macher" dazu, seinen Song fertig im Kopf zu haben; Aufbau, Länge, Arrangement, usw.
So habe ich mir Fills und Beats aus addicitve Drums in eine "Instrument-Spur" gezogen. Dort habe ich dann die Parts kopiert, zurechtgerückt, das Tempo auf [g=539]Cubase[/g] Tempo angepasst und die einzelnen Parts benannt nach "Strophe", "Refrain", "Intro", usw....so habe ich ich gleich optisch mit Blick auf die Drumspur beim Einspielen anderer Spuren immer vor Augen, wo ich gerade bin im Song und wann welcher Part kommt.
Wie ich das verstanden habe, liegen mir die Drums nun als fertiger Stereo Mix aus Addictive Drums in dieser Stereo(?) Instrumenten-Spur? Solange ich aber nicht final einen Mix-Down mache, kann ich ja nach Belieben noch die Sounds und sogar Drum-Instrumente tauschen, beeinflussen, usw. Und da es sich um eine [g=32]Midi[/g]-Spur handelt, kann ich natürlich, sofern erstmal alles andere eingespielt ist, im Schlagzeugeditor Feinheiten setzen, etwas Abwechslung erschaffen, die durch bloßes Kopieren von Parts bisher natürlich fehlt.

2.)
[g=118]Bass[/g]: ich habe das GT-Pro, welches kein [g=118]Bass[/g] Multi FX ist, so eingestellt, dass es möglichst neutral, ohne Speaker-Sim, ohne Effekte, einfach nur ein Signal an Cubase liefert...also ein bewusst "unfertiges" Signal...fast so, als würde ich im übertragenen Sinne [g=32]Midi[/g] Noten einspielen. Natürlich habe ich nun eine audio Mono-[g=118]Bass[/g]-Spur, aber Sinn ist es, das Klangbild des Basses dann rein innerhalb [g=539]Cubase[/g] mit dessen Effekten zu kreieren.

3.)
Gitarren...für diese habe ich Audio-Stereo-Spuren gewählt, da ich hier im Grunde 100% fertige Sounds aus dem, GT-Pro liefere, die dann auch so in [g=539]Cubase[/g] ohne weitere Beeinfussung dort erhalten bleiben sollen. Stereo-Spuren daher, weil ich viele Sounds mit Stereo-Effekten und Set-ups verwende. Das GT-Pro ist zweikanalig, kann sozusagen 2 virtuelle amps in einem Presets gleichzeitig erklingen lassen und in einem echten Stereo-Modus ausgeben. Hier mache ich es so, dass ich die einzelnene Drum-[g=32]Midi[/g]-Events, die ja nach Songabschnitt betitelt sind, markiere, "P" drücke, und schon habe ich einen "lokatierten" Aufnahmebereich, wobei ich den linken Lokator noch etwas nach links schiebe, um nicht nur einen pre-klick zu haben, sondern auch noch etwas hörbaren Songvorlauf. Ich muss mich noch mal mit der Funktion pre-roll beschäftigen; die hat glaube ich diesen Sinn.
So verfahre ich z.B. so für eine [g=422]Gitarre[/g], die jede Strophe spielt, indem ich die Strophen einzeln markieren, die [g=422]Gitarre[/g] einspiele, und auf der gleichen Spur bleibe und an andere Stelle dann die nächste Aufnahme einspiele...die Gitarren-Spur hat nun für einen song mit 3 Strophen also 3 Aufnahmevents an jeweiligen Stellen.
Für Intro und Refrain mache ich es ähnlich, so dass sich alle Gitarren-Takes auf mehrere Spuren verteilen, innerhalb derer dann wieder mehrere Takes an unterschiedlichen Stellen stattfinden.

4.)
Keyboards & Flächen: werden nach Bedarf über Instrumenten-spuren erzeugt; erstmal so, wie sie aus dem HALion rauskommen; ohne Effekte schon beim Einspielen.

Sinn bis hier war es, erstmal alles an Material in die [g=17]DAW[/g] zu bekommen, wobei nun nur die Gitarren einen fertigen Charakter haben sollen, da die Soundtüftelei ja im GT-Pro stattgefunden hat.

Ist es nun praktiabel, von dieser Basis aus die Intrumente, vor allem, die Audio-Spuren, mit Effekten zu versehen und diese dann zu freezen? Oder sollte erstmal die Drumspur fertig überrabeitet werden, vor allem in Hinsicht auf den finalen gewünschten Sound? Sollte ich das alles in Addicitve Drums machen oder in [g=539]Cubase[/g] über [g=84]Insert[/g] Effekte daran arbeiten? Zumindest die Lautstärkeverhältnisse inneralb des Drum-Kits muss ich ja in Add. Drums selbst mischen, wobei Add. Drums dann sofort in Echtzeit einen Sterop-Mix an Cuabse liefert, richtig?
Es soll ja die Möglichkeit geben, alle einzelnen Add. Drum Instrumente an [g=539]Cubase[/g] zu leiten und dort dann auf einzelnen Spuren zu verwalten, aber das ist mir zu viel für den Anfang. Es klingt auch schon so, wie die Preests sind, verdammt gut.

Was ist eure Meinung, bzw. was gibt es noch an wichtigen Arbeitsschritten oder Tipps für sauberes, technisch sinniges Vorgehen?

Frage noch: belasten nur [g=32]Midi[/g]-Spuren den PC beim Abspielen und gleichzeitigem Einspielen anderer Spuren? Oder umgekehrt: eine Audio-spur ohne alle Effekte ist doch in beinahe beliebiger Anzahl möglich, ohne dass es den PC belastet, oder? Das ist ja nur so, als würde man ein MP3 abspielen, bzw. viele MP3 parallel? Ich frage daher, weil meine Gitarren-Sache in diesem Beispiel bisher 5 Spuren benötigt (6. Solospur kommt noch), wobei natürlich nicht zu jeder Zeit alle 5 Spuren Material aufweisen.
Verlangt also die blosse Existenz einer Audiospur bereits Ressourcen und Leistung, oder nur in dem Moment, wo Material kommt, oder sogar nur, wenn [g=539]Cubase[/g] Effekte in Echtzeit raufrechnen muss, bzw. wenn bei [g=32]Midi[/g] [g=77]VST[/g] Instrumente klingen?

Danke

Ash-Zayr

 

[J-Soundation]

Zudem zwingt es den "Macher" dazu, seinen Song fertig im Kopf zu haben; Aufbau, Länge, Arrangement, usw.

Warum?

 

[Ash-Zayr]

Naja, wenn ich eine Audio-Spur über eine [g=32]Midi[/g]-Spur spiele, dann kann ich danach zwar das Arrangement der [g=32]Midi[/g]-Spur ändern wie ich möchte, aber die Audio-Spur ist fix...da hilft denn unter Umständen nur neu einspielen...die [g=118]Bass[/g]-Spur zum Beispiel habe ich in einem Stück durchgespielt, und es gibt kaum hörbare Pausen im Notenfluss...wenn da der Ablauf von Bridge, Strophen, Intro, Solo, usw, sich dann plötzlich ändert, ist es sicher nicht ohne weiteres möglich, eine dichte Audio-spur völlig neue zu strukturieren. Man könnte versuchen, eine Arrangerspur zu erschaffen, so dass die Audiospur in Part-Gerechte Events zerlegt wird und man diese neu angrdnet....aber die Übergänge klingen dann doch meist hörbar mies, oder? Gerade bei bebundenen oder stehenden Noten? Oder Gitarren mit Delay!

 

[J-Soundation]

Kannst Du die Drums nicht blockweise über [g=32]Midi[/g] einspielen und erst am Ende in Audio umwandeln?
Dann kannst Du die Blöcke nach Lust und Laune herum schieben.

 

[gabrielsworld]

ich weiß ja nicht, was du für eine musik machst, aber (das ist ja vielleicht nur meine meinung) ich finde es von anfang an sinnvoll das gesamte songkonzept fertig zu haben, denn wie willst du sonst [g=118]bass[/g] und gitarre einspielen...(je nach musikrichtung)..du kannst die gitarrenparts ja eher schlecht im nachhinein arrangieren. damit meine ich nicht alles im kopf zu haben, sondern vielmehr eine länge und einen ablauf festzulegen (nicht, ob da noch 4 [g=85]layer[/g] strings im ref dazukommen oder nicht). mir persönlich hilft es auch den song fertigzustellen, denn dann hat man auch einen leitfaden...das sich das alles erst bei der aufnahme entwickelt kann ich mir ja fast nicht vorstellen.

 

[Ash-Zayr]

Du hast glaube ich meine beschriebene Ausgangs-Situation nicht verstanden. Wenn ich eine Drum-Spur als erste Spur eine Projektes erstelle und darauf basierend dann fleißig Audio aller Art einspiele, dann ist es im Grunde zu spät sich zu überlegen, dass ich lieber die Strophe hier gehabt hätte, da noch eine Bridge, Refrain doppelt so lange, usw.
Daher meinte ich, dass eine Drum-Spur also schon das fertige Arrangement abbilden sollte. Klar, die Drums bleiben bis zum Ende [g=32]Midi[/g] und könnten für sich gesehen manipuliert wrden ohne Ende, und das sehr einfach...aber im Konsens mit Audio Krams, der schon genau der ursprünglichen Abfolger der Songteile zugrunde liegt, wird es nahezu unmöglich. Von daher ist meine Maxime, den Song fertig im Kopf zu haben, und ihn dann "nur noch" zu produzieren...nicht umgekehrt..

 

[lito]

also was die Drums betrifft,würde ich dir empfehlen in [g=539]Cubase[/g] auf die Taste F11 drücken da sind die [g=77]VST[/g] Plugs enthalten und auf der linken Seite neben dem "e" müßte ein Pfeil sein, da drückste drauf, da öffnet sich ein Fenster damit kannst du die einzelnen Instrumente wie Kick [g=149]Snare[/g] usw. in [g=539]Cubase[/g] auf extra Instrumentenspuren legen,somit bräuchtest du nicht immer ins Addictive Fenster umzuschalten. Ich persönlich verwende immer nur die Effekte bzw. Dynamics von [g=539]Cubase[/g], ist aber Geschmacksache. Außerdem brauchst du nicht unbedingt zu jeder Midispur eine Audiospur erstellen,die Instrumentenspur reicht da völlig aus (ich hoffe ich habe das jetzt nicht falsch verstanden) Damit kannst du zu jeder Zeit die Drums ändern wie du willst,so mache es ich halt.
Den [g=118]Bass[/g] spiele ich immer direkt in mein Interface ohne DI Box, weil ich damit einen mehr als zufriedenen Sound habe, Vorraussetzung ist natürlich,daß der [g=118]Bass[/g] qualitativ von Haus aus schon was zu bieten hat. Soll aber nicht heißen das eine DI Box keine gute Dienste leisten kann !

Ansonsten,sollte das mal reichen.

 

[Hannes_Meister]

Warum postest Du Dein Thema auch bei [g=422]Gitarre[/g] & [g=118]Bass[/g]?

Hast Du kein Vertrauen zu uns?


PS: Ich weiss, dass willst Du nicht hören aber: Mach den Song komplett fertig, spiel ihn immer wieder auf der [g=422]Gitarre[/g] usw. und beginn erst dann mit der Aufnahme. Ist gut für die Qualität des Songs und das ist ja eigentlich extrem effizient

 

[Ewert]

Ash-Zayr schrieb:


Frage noch: belasten nur [g=32]Midi[/g]-Spuren den PC beim Abspielen und gleichzeitigem Einspielen anderer Spuren? Oder umgekehrt: eine Audio-spur ohne alle Effekte ist doch in beinahe beliebiger Anzahl möglich, ohne dass es den PC belastet, oder? Das ist ja nur so, als würde man ein MP3 abspielen, bzw. viele MP3 parallel?

Ash-Zayr

ja, das stimmt. reine audiospuren kosten kaum ressourcen.

insgesamt gesehen(also bezüglich effektierter audiospuren und [g=32]midi[/g] spuren) solltest du dich in deinem fall mal mit der "freeze" funktion beschäftigen.

könnte hilfreich sein, ist nämlich ziemlich effektiv

du hast dich ja schon mit dem "rahmen" beschäftigt. als nächsten schritt würde ich mir alle tastatur schnellbefehle von [g=539]cubase[/g] aufschreiben und mit ihnen arbeiten. das spart ne menge zeit, wenn du sie erstmal draufhast.

 

[J-Soundation]

Du hast glaube ich meine beschriebene Ausgangs-Situation nicht verstanden

Doch, habe ich.

Du hattest nach Meinungen gefragt und ich habe die, das es ganz verschiedene Herangehensweisen geben kann. Es spricht nichts gegen Deine Überlegung, das Lied schon fertig arrangiert im Kopf zu haben - ganz im Gegenteil.
Es kann aber auch interessant sein, einen Song von Anfang an in Abschnitten aufzunehmen, d. h. [g=118]Bass[/g], Drums, Git., Keys etc. erstmal nur Intro oder Strophe oder... . So kann man auch gleich einige grobe Ausflüge in Richtung Mix unternehmen oder den Song dann doch verändern.
Übrigens nehme ich Audiospuren nie durchgehen in einem Take auf. Warum sollte ich das am PC tun?
Wie gesagt, das ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Nicht mehr und nicht weniger...

 

[Ewert]

J-Soundation schrieb:

Es kann aber auch interessant sein, einen Song von Anfang an in Abschnitten aufzunehmen, d. h. [g=118]Bass[/g], Drums, Git., Keys etc. erstmal nur Intro oder Strophe oder... . So kann man auch gleich einige grobe Ausflüge in Richtung Mix unternehmen oder den Song dann doch verändern.

da stimme ich dir vollkommen zu.
ich komponiere nur so. es ist wie mit nem guten buch - wie es ausgeht weiss ich nicht. ich liebe es, diese freiheit zu haben und würde mich durch solch eine sehr durchdachte grundstruktur gestört fühlen.

bei mir entstehen gute stücke gerade durch diese freiheit und vor allem spontanität.

aber jedem das seine.

 

[paufeldick]

Projektstruktur soll ja auch dazu dienen daß man gewisse Freiheiten hat. - Nehme ich zwar nicht her, aber ich kann mir gut vorstellen daß das sehr effizient ist.

Probier das mal aus, vielleicht wirst Du es mögen. So kannst Du den Song nach beliben (wenn er eh shcon fertig ist) kreieren!

 

[thilo_S]

ich mach das z.b. so, daß ich mir nen geeigneten grundgroove der drums als endlosloop aufnehme.

dann spiele ich erstmal ne weile einige instrumente dazu und verändere permanent.

wenn dann ein instrument fertig ist, nehme ich das auf - dann läuft drumspur + fertiges instrument und ich kümmere mich ums nächste instrument.

irgendwann hab ich dann ne idee zu den drums und dann spiel ich zur ersten drumspur z.b. mit addictive ne völlig neue drumspur ein und schmeiß die alte/erste weg.

und erst wenn dann der ablauf des kompletten songs fertig ist, beschneide ich die drumspur auf die richtige länge und kümmer mich um fills, breaks, etc.

das hat den riesen vorteil, daß ich von anfang an zu passenden drums spielen kann und trotzdem jederzeit die länge und das arrangement des songs verändern kann, wenn ich z.b. ein geiles gitarrensolo hinbekommen habe.
wenn die exakte länge schon vorher feststeht, konzentrierst du dich doch nur noch auf das zählen der takte bis zum ende des solos. und der groove bleibt auf der strecke....

aber auch das ist nur eine von tausend meinungen...

 

[HipHopMacher]

Prinzipiell geht es doch hier garnicht so sehr um Recording,
sondern um Komposition und Arrangement und wie
man an die Sache herangeht.

Der Fragensteller mag jetzt möglicherweise bemängeln, dass ich
auf einige seiner Teilfragen garnicht eingehen mag, aber meine
Antwort soll hier auch deutlich machen, wie wichtig oder wie unwichtig
bestimmte Dinge sind.

Und ganz besonder unwichtig sind Dinge, die mit der Leistungsfähigkeit
der zur Verfügung stehenden Computerhardware zu tun haben.
Eventuelle Probleme löst man hier einfach, indem man einen
leistungsfähigeren Computer anschafft.

Mit aktuellen Computern kann man heute einen kompletten Song
von Anfang bis Ende erstellen, ohne sich wirklich ernsthaft
Gedanken machen zu müssen.
Es wird sicherlich auch User geben, die einen Arturia MiniMoogV
gerne 57 mal aufrufen würden. Nun gut, da muss man dann eben mal
was exportieren, aber die meisten Fragen diesbezüglich beantworten
sich ja fast von selbst.

[g=77]VST[/g]-Instrumente benötigen in der Regel viel CPU-Leistung.
Audiospuren hingegen fast garkeine. Da muss dann die Festplatte
leistungsfähig sein.

Die Entscheidung darüber, an welcher Stelle im Schaffensprozess
ich gewisse Festlegungen treffe, indem ich [g=89]VSTi[/g] als Audiospur
exportiere und statt einer Midispur und einem [g=89]VSTi[/g] nutze, muss
ich alleine treffen.
Es gibt User, die möchten bis zum allerletzten Moment noch alles
völlig offen lassen. Die möchten jederzeit jeden Schritt wieder
rückgängig machen können. Das hat aber auch Nachteile.


Man kann diesbezüglich nicht davon sprechen, dass
es hier eine "richtige Strategie" gibt.
Wie eine Strategie aussehen kann, wirst Du erst noch
selbst herausfinden.

Du solltest Dich in Deinem Fall garnicht so sehr von der
Frage leiten lassen, wie man mit [g=539]Cubase[/g] einen Song
komponiert und arranglert, sondern wie man das überhaupt
macht. Es gibt dafür etwa genausoviele Wege, wie es User gibt.

"Die Beatles hatten leider eine vollkommen falsche Recording-Strategie,
aber trotzdem haben sie gute Musik gemacht." - Klingt irgendwie seltsam ...

Wie Du die Dir zur Verfügung stehenden Mittel einsetzt, um
eine musikalisches Werk zu erschaffen und eine Aufnahme davon
anzufertigen, ist alleine Deinen Neigungen und Vorlieben
überlassen.

Ich berichte hier mal aus meiner eigenen Praxis:
Ich selbst arbeite grundsätzlich mit sehr viel Gesang.
Mit einem vollständig ausgearbeiteten Instrumental-Arrangement
kann ich im Grunde nicht viel anfangen, wenn ich den Gesang arrangiere.
Hier kann es mitunter vorkommen, dass eine allzu opulente
Ausschmückung der Instrumentalbegleitung bei der Ausarbeitung
des Vocal-Arrangements schlichtweg nur stört.

Ich muss das Tempo haben und ich muss wissen, in welcher Taktart
das Lied gehen wird und ob der Groove einen Swingfaktor hat.
Und ich muss die Tonart wissen.
Das sind die Dinge, die ich hinterher nur noch sehr schlecht ändern kann.
Wobei das aber auch nicht so schlimm ist. Dann nimmt man es
eben nochmal neu auf. Solange das Arrangement nur aus Midispuren
besteht, ist man ja immer noch sehr flexibel. Aber irgendwann sollte
man es dann festlegen.

Angenommen ich habe das Tempo und die Tonart festgelegt.
Wie geht es nun weiter?
Für mich geht es dann schon mit der Singstimme weiter.
Die Singstimme repräsentiert schliesslich das, was wir in der
Popularmusik als "den Song" bezeichnen. Der Singstimme
hat absolut zentrale Bedeutung. Ihr ordnet sich alles unter.

(Bitte jetzt keine Diskussionen über Techno, House oder Filmmusik
- Ich erkläre das hier anhand eines Popsongs)

Als nächstes wird die Singstimme komplett ausgearbeitet.
Dazu gehört auch ein vollständiger Text für Strophen, Refrain und
Breakdownsection/Middle8 oder auch "Mittelteil" genannt.
Aus all diesen Elementen ist ein Popsong aufgebaut.

Die Grundakkorde für die Liedbegleitung lege ich zusammen mit der
Singstimme fest.
Mit anderen Worten: Bevor ich auch nur eine Note in den [g=70]Sequencer[/g]
aufnehme habe ich bereits einen Song, den ich sofort mit der [g=422]Gitarre[/g] oder
dem Klavier begleiten kann. Der Song als solcher ist also schon entstanden.

Nun muss ich Festlegungen bezüglich des Drum-Arrangements treffen.
ich muss entscheiden, ob es elektronisch oder eher wie ein richtiges
Schlagzeug klingen soll. - Diese Entscheidung ergibt sich meist schon
aus der angestrebten Stilistik des Songs.

Nachdem ich einen halbwegs brauchbaren "Groove" gefunden habe,
der einfach nur einen [g=253]Takt[/g] lang ist, kopiere ich diesen [g=253]Takt[/g] über die gesamte Songlänge.
Jetzt kommen die Begleitakkorde. Entweder [g=422]Gitarre[/g] oder Klavier.
Hauptsache, die Akkorde sind gut zu hören und stören nicht
die Singstimme. Allzu aufwändige "Gitarrenwände" oder irgendwelches
"Piano-Geklimper" was zu viel Eigencharakter hat, würde bei der Arbeit
mit den Vocals vorerst nur stören.

Weiter geht es mit dem [g=118]Bass[/g]. Der muss in dieser Phase nicht unbedingt sein,
aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein bereits rudimentär vorhandener
[g=118]Bass[/g] den Sänger beim singen der Pilotspuren mehr "anmacht".
Er kann sich so einfach besser in die bereits vorhandene Musik hinenlegen
und auch mehr Gas geben, wenn es nötig wird.

Beim [g=118]Bass[/g] ist darauf zu achten, dass er mit den Drums korrespondiert.
Insbesondere das Zusammenspiel von [g=118]Bass[/g] und Bassdrum ist hier essenziell.

Wir haben nun ein Gerüst erstellt aus Drums, [g=118]Bass[/g] und Grundakkorden.
Jetzt kann es mit dem Gesnag weitergehen.
Hier ist zunächst darauf zu achten, dass alle gesungenen Töne und
Tonfolgen gut zu hören sind. Das ist wichtig, wenn man später eventuell
einige Akkorde doch noch umstellen möchte. Man muss hören können,
ob "es passt".

Wir haben nun die Hauptstimme eingesungen.
Das ist nicht die endgültige Aufnahme.
Diese Spur benötigen wir zur Orientierung.

Weiter geht es mit den Chorstimmen.
Wir legen fest, welche Stellen des Songs mehrstimmig
gesungen weden. Wir legen fest, an welchen Stellen
Chorstimmen ins Spiel kommen. Wir experimentieren
zunächst und entscheiden dann, an welchen Positionen
wir mehrstimmigen Satzgesang oder grössere Chor-Gesänge
einfügen werden.

Diese Chöre nehmen wir nun auf.
Diese Spuren werden uns auch bis zum Schluss begleiten.

Nun haben wir Drums, [g=118]Bass[/g], Akkordbegleitung,
Hauptstimme und einen Grossteil der Chorstimmen.

Unser Song ist nun schon soweit, dass wir ihn theoretisch
schon jemandem vorspielen könnten. Die emotionale
Ausstrahlung des songs sollte in diesem Stadium schon
deutlich erkennbar sein. Es geht vor allem um Emotionen.

Die Drums lassen wir estmal noch sie wie sie sind.
Der [g=118]Bass[/g] bleibt auch noch so wie er ist.
Wir machen uns aber schonmal gedanken, ob wir die
ausgewählten Sounds so beibehalten wollen.
Wollen wir vielleicht doch lieber einen richtigen Schlagzeuger
für unseren Song? Wollen wir einen richtigen Bassisten?
Oder einen anderen [g=118]Bass[/g]-Sound? Ein anderes Sound-Preset?
Das alles sind Dinge, die jeder Musiker nun mit sich selbst ausmachen muss.

Weiter geht es: Die Akkordbegleitung.
Wollen wir eine [g=422]Gitarre[/g] oder ein Klavier oder beides?
Wollen wir eine Synthesizerpad? Streicher?
Bläser?
Das alles entscheiden wir nach unseren Vorlieben, unserem Können
und unserer technischen Ausstattung.

Wir versuchenfür unsere Instrumentalbegleitung nun sowas wie
ein "Riff" zu finden. Es geht dabei um den musikalischen Part des
Songs, der unserem Zuhörer im Gedächtnis haften bleibt, wenn
wir vom gesang einmal absehen.
Satisfaction von den Stones oder Another Day in Paradise von
Phil Collins seien hier nur als beispiele genannt, damit wir wissen,
was mit "Riff" gemeint ist. Zumindest kann man sagen, dass das Riff
nicht allein ein Gestaltungsmittel der Rockmusik ist. Und es muss nicht
immer eine [g=422]Gitarre[/g] sein...

Weiter geht es:
Wir "schmücken" unser Arrangement nun weiter aus.
Wir setzen geschickte Nebenmelodien ein.
Wir schaffen Übergänge, Einwürfe, Ankündigungen.
Lauter kleine Melodieelemente, die einander ergänzen.

Dadurch, dass wir schon den Gesang und die Chöre haben,
wissen wir stets , ob unsere neu hinzugekommenen Elemente
auch mit dem bereits vorhendenen Gerüst harmonieren.
Immer wieder ist man geneigt, allzu ausladende Instrumental-Orgien
zu arrangieren, die dem Gesang aber nicht mehr ausreichend Raum lassen.

Der Gesang ist das wichtigste Element. Das müssen wir uns immer wieder
vergegennwärtigen. Unser Arrangement soll vor allem eines: Den Gesang
unterstützen und ihn im richtigen Licht erstrahlen lassen!

Weiter geht es.
Unsere Drums bestehen imme rnoch aus einem einzigen "Drumloop", der
in Form eines eintaktigen Midiparts hintereinanderkopiert wurde.
jetzt können wir nochmal richtig was rausholen. Eventuell finden wir
noch einen vollkommen anderen Groove. Wir arrangieren nun die Drums mit
den endgültigen Drumsounds und setzen Breaks, Fills, Übergänge usw.

Nun überlegen wir uns, womit wir unser Arrangement weiter verzieren können.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, hier mit Effektsounds noch Akzente zu sezten,
Rückwärtseffekte, Autotune, [g=132]Vocoder[/g], Echos, Telefonstimme, Verzerrer usw.
bieten hier ein breites Spektrum.

Unser Song ist nun soweit fertig.

Unser Sänger bekommt einen Rohmix von dem Song.
Diesen Song hört er sich nun solange an, bis es "sein Song" ist!
Es ist egal, ob das nun ein halbes Jahr dauert, oder nur eine Woche.

Der Sänger kommt nun ins Studio und singt die Hauptstimme noch einmal
ein. Aber diesmal hat er als Playback einen fertig arrangierten Song und
nicht mehr dieses einfache Song-gerüst!
Der voll durcharrangierte Song wird ihn beim Einsingen der Hauptstimme
wesentlich mehr ansprechen. Er wird emotional noch besser mitgehen
und sich richtig in den Song reinhängen. das ist wichtig.
Denn der Gesang repräsentiert den Song und nicht das Playback.
Daher also auch das wichtigste zum Schluss.

Wir haben hier also gesehen, dass man sich ein Gerüst bauen kann,
das man dann immer weiter ausfüllt.
Wir habe aber auch gesehen, dass wir unendlich viele Entscheidungen
treffen mussten, bis unser Song fertig war.

Es kommt nun eventuell noch die Frage auf: Wann kommt denn eigentlich der Mix??
Ganz einfach: Der Mix passiert eigentlich schon die ganze Zeit über.
Es leutet doch ein, dass man die Spuren, die man gerade erarbeitet hat, auch sofort
mit dem rest des Songs in Beziehung setzt. Man möchte doch nicht tagelang
an einem Song arbeiten, der total seltsam klingt, nur weil einem irgendwann
mal jemand gesagt hat, das der Mix immer am Schluss kommt. wenn alle Spuren
aufgenommen sind.
Es istr allerdins auch klar, dass man am Ende den ganzen Titel erstmal eine zeitlang
ruhen lassen wird, um etwas Abstand zu gewinnen und das eigene Werk mit den
Ohren eines unvoreingenommenen Hörers zu hören. Das gelingt zwar nicht
immer, aber eine längere Pause von mehreren Tagen oder oder gar Wochen kann
hier Wunder wirken.
Dann widmet man sich dem Endmix.

Noch eine Bemerkung:
Viele User haben Angst, Entscheidungen zu treffen.
Oft werden uralte "Songleichen" aus der Steinzeit des eigenen
musikalischen Schaffens immer und immer wieder neu aufgewärmt.
Das führt oft zu nichts und man dreht sich nur im Kreis.
Es ist oft viel anregender, sich einen neuen Song auszudenken,
als an irgendwelchem alten Mist herumzudoktern.
Man muss einfach auch mal eine Idee wegschmeissen, wenn sie
nicht funktioniert. Man muss entscheidungsfreudig sein.
Musik komponieren und produzieren ist eine nicht enden wollende
Abfolge von entscheidungen, die man da zu treffen hat.

Ein weiters problem:
Viele User haben das ewige Problem mit den Texten.
Sie können wunderbare Melodien erfinden, aber sie
können oder wollen keinen Text schreiben.
Hier sollte man sich unbedingt Mitstreiter suchen!
Es gibt einen Haufen Leute da draussen, die Texte
machen, aber viele davon kann man für Musik kaum verwenden.
Da muss man sich zusammen hinsetzen und sich austauschen,
bis klar ist, wie ein Text unter musikalischen Gesichtspunkten
funktioniert und wie nicht. Man muss sich einander annähern.
Das geht.

Ich persönlich gehe sogar soweit, dass der Text die absolute Priorität hat.

Ein sehr erfahrener User, den ich hier im Forum kennengelert
habe, hat in diesem Zusammenhang mal gesagt:
"Wenn Du einen Text hast, wird die Melodie greifbar."

Dadurch, dass der Text in Silben unterteilt ist, gibt er
einen Grossteil der Melodie vor. Über Vocale kann man
lange Noten singe. Über Konsonanten nicht. Das leuchtet ein.


Nächstes Problem: Gesang

Viele User klagen: "Ich kann leider nicht singen!"
In ganz ganz wenigen Ausnahmefällen mag das zutreffen, aber
eigentlich kann jeder singen. Die eigenen stimmlichen Fähigkeiten
werden bei den meisten Usern allemal ausreichen, einen
Eindruck von einem Song zu vermitteln.

Worauf ich an dieser Stelle überhaupt noch garnicht eingegangen bin:
Die technischen Grundbedingungen, unter denen man Musik macht.

Hier gibt es zu sagen, dass euer Setup sicher funktionieren sollte.
Nichts ist peinlicher, als eine Gesangssession mit einer Top-Sängerin,
die vielleicht noch übers Wochende zu euch anreist und ihr müsst
einen halben Tag lang Pause machen, weil euer e i n z i g e s
Mikrofonkabel gerade kaputtgegangen ist, oder weil ein Kopfhörer
nicht funktioniert. Sowas darf nicht passieren! Auch nicht im Homerecording.
Die Paar Kröten für halbwegs anständiges , funktionierendes Equipment muss
man übrig haben, sonst macht dieses Hobby einfach nur halb soviel Spass.
Da entsteht plötzlich Stress ohne Ende, der sich dann auch auf die
Leistungen der Musiker auswirkt.

Also haltet euer Zeug in Schuss und investiert langfristig in Equipment,
was auch nach Jahren noch funktioniert.
Man möchte ja schliesslich Musik machen und sich nicht im entscheidenden
Moment darüber ärgern, dass ein Gerät gerade nicht funktioniert.
Der musikalische Einfall, den mann dann gerade auf der Pfanne hatte,
ist dann meistens schnell wieder vergessen und man holt ihn auch nicht
mehr zurück.

Das equipment, was man nutzt, sollte in einem gesunden Verhältnis
zum eigenen musikalischen Können stehen.
Ein Recording-Einsteiger ist mit einem [g=116]Mikrofon[/g] für 100€,
einem Preamp für 100€, einer Soundkarte für 100€ und Boxen für 200€
schon bestens ausgerüstet. Alles andere muss dann jeder für sich selbst
herausfinden. Und was man dann noch braucht, kann man erst
entscheiden, wenn man entsprechende Erfahrungen gesammelt hat.

Es gibt auf garkeinen Fall irgendeinen Zusammenhang zwischen
besserem Equipment und besserer Musik!
Stellt euch ruhig von Zeit zu Zeit diese Frage:
"Wird meine Musik besser werden, wenn ich dieses Gerät besitze?"

 

[paufeldick]

Das hast Du wirklich klasse geschrieben!

 

[Ash-Zayr]

Tolles Essay! Wenn es auch eher den "metaphysisch" "esoterischen" Ansatz des Producings repräsentiert. Auch wenn es in meinem Thread nicht so ürberkam, zielte meine Thematik und Anregung zur Diskussion allerdings tatsächlich eher auf die rein technischen Arbeitsschritte ab....aber das Ganze sollte man ruhig auch als Ganzers betrachten; von daher ein sehr guter Beitrag, dem ich einiges abgewinnen kann!

Ash