Philosophische Anmerkung zum Mastering - Alles Einbildung?

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Guest
Hallo ihr Lieben!

Ich möchte einige Sachen zum Thema "Mastering" loswerden, da dies ja eines der Themen ist, das so viele nahezu magisch bewegt. Mein Ziel ist, etwas den Wirbel darum etwas zu senken, da er strenggenommen aus einen offensichtlichen Mißverständniss heraus resultiert.

Zunächst einmal klingt jede Musik, die man von Tonträgern über Lautsprecher hört, unatürlich.
Egal ob ihr Billig-Lautsprecher oder Edelabhöre habt, es klingt immer nach Lautsprecher und nicht nach einer "echten Sängerin in persona" oder was auch immer man da zu hören "glaubt".
Jeder Kopfhörer klingt nach Kopfhörer, jede Dolby-Sourround Anlage nach Dolby-Sourround etc.
So könnte man noch weiter unterkategorisieren.

Selbst bei amtlichen Abhören hat man je nach Bedingung erhebliche Unterschiede im Klang(empfinden).
Aber: Die wahrgenommenen Unterschiede von Lautsprechertyp zu Lautsprechertyp, von Produktion zu Produktion haben ja nicht nur was mit dem benutzen Equipment, sondern auch wie wir alle wissen, mit der Aufmerksamkeit und Einstellung des Zuhörers zu tun.

So kann man nicht gleichzeitig alle Feinheiten raushören, und wenn man sich beispielsweise auf den Bass beschränkt, ok, der ist dann gut zu hören, aber der rest der Musik tritt zwangsläufig erstmal in den Hintergrund und wird teilweise gar nicht mehr richtig wahrgenommen, existiert dann also auch nicht!

Auch wenn man die Musik nicht mag, würde man dazu neigen ihre (Klang)qualität schlechter zu beurteilen, als bei Musik, die man persönlich favorisiert.
Die Frage ist auch ob ein ungeschultes Ohr, die Feinheiten, die man im Mastering Prozess teilweise erkämpft in der Summe überhaupt raushören kann.
Ich denke, dass dieser ganze Masteringkram größtenteils eine sehr subtile Sache ist, und man von daher sich nicht in die kleinste Feinheiten verlieren braucht.

Je nach am Ende benutzer Anlage, Lautsprecher, Raumverhältnissen, Stimmung und Konzentration, Geschmack (>Bewertungsmaßstäbe/Vergleichspubkte) des Höreres etc. wird die Musik eh wieder vom Hörer ganz unterschiedlich empfunden.
Auch die Informationen "über" die zugrundeliegende Musik spielen wohl eine Rolle, wenn ich jetzt Leuten bei ein und denselben STück erzähle, das Version 1. des Stückes von einem echten Tontechniker gemastert wurde und die Version2., die ansonsten identisch ist, nur mit Plug-Ins, ist zu erwarten, obwohl ich zweimal exat das selbe Stück hintereinander abspiele, dass die meisten Leute sich einbilden Version 1. klinge besser. Nur ein Profi würde da wohl noch Unterschiede hören, nämlich, das beide Versionen gleich sind.

Und wieviele der Menschen, die man mit seiner Musik erreichen will sind schon Vollblutmusiker mit absolutem Gehör?
Jeder kann das eben erwähnte Experiment im gerne mit Testpersonen ausprobieren.
Natürlich will ich hier nicht abstreiten, das Mastering unütz wäre, klar ist es wichtig, ebenso das Mixing, - einen übersteuerten Bass und unsaubere Verhältnisse wird wohl jeder irgendwie störend merken (auch auf einer Dolby-Sourround-Anlage? ;-).
Aber, wenn ich so auf Sachen stoße, wo um das kleinste Dither-Bit geringt wird etc. frag ich mich, ob es denn dadurch zu einem absolut guten Ergebniss kommen kann. Was ist die letztendliche Ursache? Wieviel sagt eine quantitative tontechnische Messung, über die Qualität der wahrgenommen Musik und über die Wahrnehmungsfähigkeit des Höreres nun aus?

Musik kann einfach nicht, überall und für jeden gut klingen. Musik ist nichts Absolutes oder Objektives, sondern etwas Subtiles, Lebendiges, was bei jeden Hörvorgang neu entsteht, ein Dialog zwischen Hörer und Gehörtem.

Ich möchte damit, niemanden hier angreifen, ich kenn den Fleiß, der da drin steckt und habe großen Respekt vor jeder Leistung und Bemühung von euch in der Richtung, auch vor den Leuten, die sich beheizbare Kabel kaufen... bitte aber, hier auch nicht überzubewerten und sich in Details zu verfangen.


Die Stunden, die man zum Abwägen braucht welcher EQ nun am besten klingt, kann man lieber nochmal in die Komposition investieren etc.
Und mit einem Durchschnittsquipment kann man auch durchaus hochwertige Ergebnisse "für sich" erzielen. Ich will hier nicht verallgemeinern.
Zusätzliche Beispiele:

Wer Britney Spears scheiße findet, schaltet ab, egal wie gut der Mix nach offiziellen Maßstäben sein mag etc. ist.

Wer sich nur 4 Euro Kopfhörer kaufen kann, der wird alles zum kotzen finden, egal wie gut die Produktion ist und vielleicht sogar diesen Höreindruck auch dummerweise der eben zum ersten Mal gehörten Musik selbst zuschreiben, da er unbewußt die Musik in Kontext mit dem Höreindruck bringt.

Danke für`s Lesen!

Micha
 
Hi Micha,

ich möchte das ganz mal aus meine Sicht als Techniker und eben nicht als Musiker kommentieren.

Die Stunden, die man zum Abwägen braucht welcher EQ nun am besten klingt, kann man lieber nochmal in die Komposition investieren etc
Eben genau DAS soll der Musiker ja machen, richtig! Ich kann mir einen Wolf Mischen und Mastern - wenn der Song scheiße ist, bringt's nichts! Ich gehe in meiner Situation als Techniker aber einfach mal davon aus, der der Musiker der unser Studio bucht bereits alles für einen guten Song getan hat. Mein Job ist es eben aus einer Auswahl von fünf (schweineguten und obendrein auch noch schweineteuren) EQs noch den richtigen rauszupicken, um das Ganze noch ein klein wenig zu veredeln.

Und wenn wir mal das Premastering aus der Sicht eines der vielen eben nur normal "durchschnittlichen" (keinesfalls schlechten) Tonstudios betrachen, ist es einfach eine Sache, an der man nicht vorbei kommt.
Schließlich muß es jemanden geben, der aus einer CD mit Audiodateien eine Redbook-Kompatible Scheibe macht, der sich mit PQ-Editing und dem ganzen anderen technischen Kram auskennt. Der z.B. einfach dafür sorgt, daß die Fehlerrate der CD die an's Presswerk geht bei Null liegt.
Und obendrein kann es doch nicht schaden, wenn eine dritte Person mit frischen Ohren einfach mal drüberhört und die eine oder andere Kleinigkeit verbessert.

Das Problem ist der Hype, der aus dem Premastering gemacht wird - die meisten Leute kapieren schlicht und ergreifend nicht, das ein fetter, druckvoller und brillianter Sound beim Mischen entsteht - und eben nicht hinterher aus irgendwelchen Plug-Ins.
 
Ich glaube, das oftmals der lautere Mix mit dem besseren Mix verwechselt wird. Es wird auch gerne vergessen, das selbst der beste Mastering- Ingenieur immer unter dem Einfluss seines persönlichen Geschmacks arbeiten wird.(s.Moonkid)

So ziemlich alle, die in diesem Forum schreiben, machen ihre Recordings auf dem Computer und haben über die mitgelieferten Filter ihres Audio- Programms oder zugekaufte VSTis, DXis und AUs die Möglichkeit, in jeder einzelnen Aufnahmespur völlige Kontrolle über Dynamik und Frequenzgang zu erhalten. Sollte eigentlich das "Mastering" (beinahe) unnötig machen, macht ausserdem mehr Spaß und übt ungemein das Gehör. Ausserdem den Krempel auf vielen Stereoanlagen, Autoradios und Walkmen austesten und möglichst vielen unbefangenen und kompetenten Versuchskaninchen vorspielen (gar nicht leicht zu finden), auf die Weise kan man sich recht flott zu ziemlich sauberen Mixes vorarbeiten.

Wenn ihr 88dB Dynamik haben wollt, dann lasst die Maximizer im Schrank.

Gruß
Juggernaut
 
Hallo zusammen,

ich hatte mal das Glück einem Ton-Ing. beim Mastern über die Schulter schauen zu können. Er hat eine Demo-CD einer mir bekannten Kapelle mit diverser Hardware- TC- und einem Schnittprogramm bearbeitet. (Nicht Wavelab)

Aufgenommen wurde das ganze von einem guten Freund von mir im Proberaum. Besagter Freund ist, nicht nur meiner Meinung nach,ein talentierter Toner mit echt gutem Gehör und einigen Referenzen, ntsprechend waren die Aufnahmen nicht schlecht...(Hatte die Aufnahmen auch schon mehrfach anderswo gehört...)

Was allerding der besagte Ing. aus diesen Aufnahmen machte, war für mich, als unbedarftem auf diesem Gebiet, ein Genuß.

Ich denke, das es einfach eine Frage des entsprechend ausgebildeten Gehöres ist, das letzte aus einer Aufnahme zu holen.

Ich, für meinen Teil, würde auch für den letzten Arbeitsschritt (...Feinschliff?) einige Zeit aufwenden, das habe ich hieraus mitgenommen...

Viele Grüße, Matthias
 
Hallöle,
Ich stimme Micha in sofern zu, daß psychische Aspekte wie Vorlieben, Musikgeschmack und Abhörsituation eine Rolle beim "Premastering " spielen. Ich kann aber nicht zustimmen, daß es meist keinen oder nur sehr wenig hörbaren Einfluss auf eine Produktion hat. Natürlich ist eine lückenlose, qualitativ hochwertige, Kette von der Komposition zum Arrangement , Aufnahme und Mix der Idealfall. Aber häufig stellt man kleine Schwächen in dieser Kette erst im Nachhinein fest. Ist dann alle Arbeit umsonst? Nein!
Auch im Mastering können noch erhebliche "Veredelungen" stattfinden, die deutlich hörbar sind! Auch wenn mancher "Theorieguru" da etwas anderer Meinung ist. In der Praxis wird daß getan, was nötig ist um das vorliegende Material qualitativ auf das Mastering vorzubereiten. Dies können mitunter auch erhebliche Eingriffe in klangliche und dynamische Bereiche sein! Siehe Artikel "Feinschliff" in der aktuellen PC&Musik (mit Klangbeispielen). Kein Mensch, der gesunde Ohren hat wird bestreiten können, daß die klanglichen Veränderungen im vorliegenden Beispiel erheblich sind. Ich habe einen Teil der dort erwähnten Mastering PLUG IN`s und ich nutze Sie auch gelegentlich. Allein die Kombination aus Mastering Mehrkanalkompression danach Mastering EQ und abschließend Bandsättigung (Reihenfolge ist auch nach Bedarf einzurichten und nicht nach Schema) mit z.B. Magneto 1.5 von Steinberg kann klanglich sehr viel beeinflussen (je nach nötiger Dosis).
..und dies ist letztendlich mein Statement. Die Hauptarbeit hinsichtlich Klang passiert bis inklusive MIX aber im Premasering wird enschieden welche DOSIS Veredelung noch dazu kommt! ...und in der Regel ist die Klar zu hören! ohne Kampf um Dithering Bit und ohne falsch verstandene TechnikMystik...eher mit einem Satz frischer Ohren, Fantasie und einem passenden "Klangkonzept/Idee".

Grüße aus meinem Arbeitsexil in Idstein
gitano
 
hab mich in der letzten zeit sehr intesiv mit dem mastering-buch von bob katz beschäftigt und nach der lektüre dessen weiß ich das mit einem guten mastering-ingenieur und entsprechenden equipment mehr als die oft erwähnten 2 oder 3 % aus einem mix rauszuholen sind. und wenn ein mix nunmal nicht SO fett geworden ist wird man mit einem entsprechenden mastering noch einiges rausholen können zumal es mehr techniken gibt als 'einfach nur' die stereosumme durch einen kompressor zu jagen.
irgendwer meinte letztens ein guter mix auf -2 bd ausgesteuert müsste besser sein als ein gemasterter song auf -0,1 (oder so ähnlich eben. hab den wortlauf nicht mehr im kopf). einen solchen mix würde ich gerne mal hören, denn selbst wenn man 'nur' einen schön klingenden kompressor auf die summe packt beim mastering und sonst nix wieteres verändert bekommt man immer noch ein wenig mehr punch aus dem material heraus als ohne. und selbst das sind meistens noch erheblich mehr als 2-3 % in meinen augen - aber das kann ja auch jeder anders sehen sonst wärs ziemlich langweilig.
 
Gerade in einer Zeit von mp3 und co, wo Jugendliche mit einer Quantität der Musik und Schnelllebigkeit umgehen ... finde ich ist es an der Zeit Gegenpole zu setzen. Musik muss wieder seine Qualität haben. Viel zu viele Musikproduktionen sind voll auf Kommerz aus - also schnell ins Studio, schnell gemixed, schnell gemastert und ab in den Laden. Ich finde das total scheisse.

Nun - wir sind hier im homerecoding bereich. Für die Meisten von uns wird es reines Hobby sein. DA ist es doch "egal" wie man seine zeit "verschwendet". Wenn der eine eben gerne stundenlang mastered, dann ist es doch oki. Er masteret dann so, wie es ihm - in dieser speziellen Situation - am besten gefällt. Es kann ja sein, dass er zwei Tage später wieder anders mastern würde ... aber das ist ja das schöne an ei einem Hobby ... es muss nicht perfekt sein. (Und abgesehen davon traue ich vielen unter uns einen besseren Mix zu wie so manch schnell produzierter "Hit").


Besten Gruß
 
Mancher Leute Hobby ist es, es so zu machen, das es perfekt klingt.

Gruß
Juggernaut
 

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