Panorama vor den 70ern

Aggi

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Hi Leute !
Ich hab eine wie ich glaube recht interessante Frage.. Hab mir grade mal wieder Strawberry Fields von den Beatles angehört und gemerkt, dass hier wie bei so vielen (allen?) anderen Aufnahmen bis hinein in die frühen 70er die Panoramaverteilung ein wenig "grobmotorisch" gelöst ist... Ich nehm mal an, dass das an technischen Gegebenheiten zu dieser Zeit lag, aber es wär mal interessant, das genau zu wissen. Hier gibts sicher den ein oder anderen, der dazu was sagen kann, oder ?

liebe Grüße, Aggi
 
Hi,

was Strawberry Fields angeht (übrigens ein sooo genialer Song) hat es sicher mit der damaligen Technik zu tun. Die Beatles hatten für Sgt. Pepper 8 Spuren zur Verfügung. Dadurch war die Flexibilität schon mal eingeschränkt. Außerdem war Stereo damals für Musik neu und ich denke einige kennen dieses Gefühl, wenn sie sich heute an einer 5.1-Mischung versuchen (mich eingeschlossen) - man probiert einfach aus, wie etwas klingt und findet es cool. Mittlerweile gibt es für Stereo gewisse "Regeln", für 5.1 zwar auch, aber man darf noch mehr experimentieren.
Vielleicht sagen wir da auch in 20 Jahren "Oh Gott, wie kann man die Drums nach hinten packen und den Synth von Vorne Links nach hinten rechts fliegen lassen".
Speziell über die Aufnahmetechniken der Beatles gibt es ein Buch (weiß leider weder Verlag noch Name) in dem alles harklein beschrieben steht. Auch wenn man nicht unbedingt Beatles-Fan ist, ist es bestimmt interessant zu lesen, da es einfach eine tontechnische Epoche wiederspiegelt.
 
Hallo!

Beatles, The Recording Sessions; Marc Levisohn; Verlag weiß ich leider nicht, habe es nicht greifbar.

Wenn euch das interessiert (nein, ich war auch nicht wirklich dabei...hab nur das Buch auswendig gelernt...):

Sgt. Pepper wurde mit 2 4-Spur-Maschinen (sind ja eh 8 Spuren :)) aufgenommen. Zuerst hat man 4 Spuren vollgespielt. Meistens Drums, Rhythmusgitarre, Klavier und irgendwas... Kein [g=118]Bass[/g], den spielte Paul grundsätzlich später auf eine Einzelspur, was George angeblich sehr gestört haben soll.
Die 4 Tracks wurden dann auf die 2. Maschine "gebounct". Auf nur eine Spur! Dann wurden [g=118]Bass[/g], Vocals usw. aufgenommen. Bei manchen Songs war dann nochmaliges Überspielen erforderlich. Wenn man den Basic mono auf einer Spur hat, könnte man ihn natürlich in die Mitte drehen. Das klingt relativ unspektakulär - hab ich jahrelang auf meinem Tascam 4-Spur so gemacht. Die Beatles drehten ihn aber gern auf eine Seite, Vocals und [g=118]Bass[/g] auf die andre oder eins davon Mitte...
Und getüftelt wurde nicht viel. Zuerst wurden nämlich meistens Monomixe fabriziert, damals noch das verbreitetere Format. Der Stereo-Mix kam ganz am Schluss. Erst dann durfte die 2. Monitor-Box eingeschaltet werden. Strenge Regeln in den Abbey Road Studios sogar für die Beatles!

Sollte keine Klugscheißerei, vielleicht doch interssant!

Gruß

Chris
 
Hi,

das Buch kommt auf jeden Fall auf meine Wunschliste. War schon recht abenteuerlich, wie die damals aufgenommen haben.
Hab noch ein nettes Zitat von John im Kopf, John zu George Martin (Produzent):"Kann man meine Stimme nicht direkt ins Mischpult geben, so wie Gitarren auch?"Georges antwort:"Schon, aber dann müsstest Du Dir eine Buchse in den Kehlkopf operieren lassen"
Wie kann man musikalisch so genial und naiv zugleich sein?
 
Speziell über die Aufnahmetechniken der Beatles gibt es ein Buch (weiß leider weder Verlag noch Name) in dem alles harklein beschrieben steht.


George Martin/William Pearson
"Summer of Love - Wie Sgt Pepper entstand"
Henschel Verlag


Könnte sein, dass Du das meinst.

LG,
mellothom
 
Wer will, kann ja auch mal auf die Seite der Abbey Road Studios nachschauen. Viel Spaß.
 
Hi Alle !

Jetzt wirds mir schon wieder fast zu speziell.. Bei den Beatles ist mir diese etwas altbackene Art der Verteilung von Instrumenten im Panorama nur wieder mal aufgefallen. Zu hören íst das auf ganz vielen Aufnahmen bis in die frühen 70er.. Ich hab mich schon tausendmal drüber geärgert, nur die linke Spur zu hören, wenn bei mir im Auto mal wieder die rechte Box ausgefallen ist.
Kann der Grund echt sein, dass die Leute in den Studios das damals cool fanden, dass die meisten Instrumente fast ganz rechts, bzw. links außen sind ? Vielleicht gabs ja noch garkeine Stereospuren in unserem heutigen Sinne und damit auch keine Panoramaregler ?

liebe Grüße, Aggi
 
Extreme Links-Rechts-Aufteilung der Instrumente:

Auf der Anthology DVD erzählt McCartney, sie hätten 64 oder 65 ein Stereoalbum zu einer Party mitgenommen und den Leuten gesagt: "Jetzt lauft mal zu dem linken Lautsprecher, hört ihr wie gut die Gitarre klingt? Und jetzt schnell zur rechten Box, da kommt gleich ein Fill von Ringo" ...

Speziell aber witzig.
 
Hallo, Aggi!
Also dann unspeziell :D :

Der Panregler verschiebt eine Monospur im Spektrum, indem er eine Seite leiser macht als die andere. Das gab's schon.

Wenn man das erste Mal 4 Spuren (wie ich anno 83 mit meinem Tascam M244 - 4-Spur-kassettestudio) aufnehmen und abmmischen kann, faszinieren einen Stereo und der Panorama-Regler schon. Und wenn man nur 4 Spuren verschieben kann, will man das effektiv machen. Backing auf der einen, Vocals auf der anderen Seite war mir allerdings schon zu extrem; in den 70ern und 80ern gab es ja schon andere Hörgewohnheiten: [g=118]Bass[/g], BD und [g=149]Snare[/g] und Vocals "mussten" nun mal in die Mitte. Also hab ich dannn die Rhythmusgitarren und die Keyboards weit auseinandergelegt. Übrigens haben das auch z.B. Deep Purple (obwohl die schon 8/16 Spuren hatten) so gemacht. Jon Lord z.B ganz rechts, Blackmore ganz links. Auch das hat was. Aber ich werd schon wieder zu speziell.

Auf alle Fälle denke auch ich, dass die in den 60ern neue Stereotechnologie möglichst ausgereizt werden sollte.

Ich steh übrigens heute noch auf Mixe, bei denen die Instrumente klar ortbar sind - auch räumlich.
Die aktuellen Produktionen nehmen - soviel ich weiß - möglichst viel stereo auf (Doppelungen zähl ich mal dazu). Ganz extreme Pan-Einstellungen kann ich oft nur noch bei Percussioninstrumenten oder Doppelungen (fast idente Rhythmusgitarren) wahrnehmen. Ich nehm lieber alles (Ausnahme Drum-Modul, das kommt natürlich stereo) mono auf und fächere dann im Mix auf.

Gruß
Chris
 
Hi,

ich hab neulich gelesen, daher keine Garantie: als Stereo aufkam, gab es angeblich Mischkonsolen, die noch nicht das berühmte PAN-Poti hatten, sondern mehrere Drücker für Links-Halblinks-Mitte-halbrechts-rechts. Erst später hat man die wegrationalisiert.
Ich habs nicht am 1. April gelesen, dehalb frag ich mal ganz schüchtern: Wahrheit oder Lüge?

Gruß Rainer
 
Kann ich dir leider auch nicht sagen -

wäre jedenfalls noch eine Begründung für die grobmotorischen Stereo-Mixe ;-)

Gruß

Chris
 
earl, jo - gibts wirklich, die universal audio pulte mit den m610 modulen hatten das noch (erste van halen wurden noch damit gemacht, heute sieht man das wieder mit den summing boxen (zB dangerous music, folcrom).
viele producer und engs machen das sogar heute noch genau so : mitte, halb rechts oder halb links, voll rechts, oder voll links.

wenn man so einen rough mix macht, geht das recht flott und effektiv
 
Noch eine kleine Anekdote zum Thema "Produktionsmethoden von Anno Dazumals".

Für den Song "While my guitar gently weeps" vom White Album brachte George Harrison Eric Clapton mit ins Studio, um ein Solo einzuspielen.

Da aber die Bandmaschine schon voll war, schleppte man zusätzlich eine 2-Spur Maschine an.
Auf einem Kanal nahm man einen Monomix auf, zu dem dann Clapton seine Gitarre einspielte.

Beim Endmix gab es dann jedoch Probleme, die beiden Maschinen zu synchronisieren.

Also stoppte McCartney das Band der 2-Spur immer etwas mit dem Daumen ab, wenn Diese wegzurennen drohte.

Daher der etwas leiernde Sound der Clapton Gitarre.

Gruß Frank
 
Hallo, Frank!

Diese Version der Geshichte ist bekannt, es gibt aber noch eine andere - fast wahrscheinlichere: Clapton war angeblich äußerst besorgt, als Nicht-Beatle mitzuspielen und er wollte eben kein typisches Clapton/Cream-Solo abliefern. Um den weeping-Effekt noch zu verstärken und den Gitarristen etwas zu kaschieren wurde "Ken's [g=104]Flanger[/g]" eingesetzt. Der wurde ursprünglich erfunden, um den faulen Lennon, der es leid war seine Vocals noch einmal exakt zu doppeln (ein Element des typischen Beatlessound der mittleren Phase), und so entwickelte Ken Townsend (ein Tontechniker von George Martin) das ADT (Artificial Double Tracking). Hierbei wurde die zu doppelnde Spur auf eine zweite Maschine überspielt und zeitlich versetzt zur Original-Spur hinugemischt. Die Spule der zweiten Maschine (flange) wurde abgebremst um sie zu verzögern. Die ersten Flanging-FX entstanden also so. Ken sei Stunden lang damit beschäftigt gewesen, dem Clapton-Solo so seinen psychedelischen Sound zu verpassen. Es hat alles nix genutzt. Obwohl kein Wort auf dem Album-Cover Clapton erwähnt, war bald jedem klar, wer das Solo gespielt hat.

Hoffe, nicht gelangweilt zu haben

der alte Geschichten-Erzähler Chris

PS: Ich halte das großartige Solo in Ehren; hat mich u.a. bwogen meine Leadsänger-Ambitionen zurückzustellen und dafür Leadgitarrist zu werden -sicher die bessere Entscheidung ;-)
 
Der faule stonyroad würd auch gern seine Stimme doppeln ohne den Mund nochmals aufzumachen. Gibts da so ein ADT-[g=8]Plugin[/g] oder Flanger-[g=8]Plugin[/g] mit passendem Preset ("lazy johnny" :D ) ?

"All you need is adt" - ratatatara ........
 
@ stonyroad
habs mal mit autotune gemacht: spur doppeln und eine mit autotune etwas verbogen. ich fand es witzig. ...und wie wir alle wissen: witzigkeit kennt keine grenzen. :lol:

bis denne menne
 
@menne

Hab ich auch schon mal versucht. Klang dann etwa so wie "This Wheels On Fire" (Julie Driscoll Anfang der 70er) nicht wirklich gedoppelt, sondern eher - wie du bereits festgestellt hast - witzig. Bei "Accross The Universe" oder "I'm Only Sleeping" scheint auch so etwas in der Art von flanging in Lennons Gesang zu sein, nur bei Sachen wie "Dig A Pony" , "A Day In The Live" oder "I Want You" fällt mir das nicht (so sehr) auf.
 
Habe jetzt nicht alles gelesen, aber der Hauptgrund für etwas seltsame Stereo-Aufteilungen war wohl der daß die am Anfang einfach nicht wussten wie man das am besten einsetzt so daß es auch wirklich gut klingt.
So kams dann wohl daß das Schlagzeug komplett links war und Gitarre komplett rechts oder so.

An techn. Gegebenheiten lag das imho nicht, den ab dem Moment wo Stereo erfunden war, war ja sicher auch der Panoramaregler erfunden.
 
@ stony
ich glaube für ein überzeugendes ergebnis bleibt dir nur selber doppeln. aber ich weiss echt nicht wie die das bei " only sleeping" ( mein absolutes lieblingsstück von den fab4,und " tomorrow never knows" ) machen. aber lennons stimme ist schon der hammer, egal mit welcher intension der singt ( z.b. imagine oder cold turkey). da läufts mir immer wie öl den rücken runter.

@ alle
da gipps von waves noch nen sogenannten doppler, aber ob dat wat taucht...

bis denne menne
 
So verschieden sind die Geschmäcker!

Lennon-Fan der 2. Stunde (bin geboren, als die Beatles abhoben), aber bei Imagine (schon eine schönes Lied, klar) singt er für mich wie ein Buchhalter mit Ärmelschonern. Wirklich toll: Happiness is a warm gun; natürlich die ganze mittlere Phase (bestes Album IMHO: Revolver)
I'm only sleeping, And your bird can sing.
A day in the life
Walrus, Strawberry...

Und nachdem die Beatles das richtige Doppeln aufgegeben hatten, hörte sich Lennon definitiv "dünner" an - trotz ADT. Selbstdoppeln ist immer noch das Beste. Z.T. verblüffend, wie schlampig sie das bei manchen Stücken gemacht haben. 2. Fassung wurde einfach deutlich leiser gedreht, aber der Schwebeeffekt ist da.

Zum ADT: Ich hab's früher (aus Spurenmangel) so gemacht:
kurzes Delay (am besten Stereo) und einen Hauch von Harmonizer (5 - 10 ct) drauf. Macht die Stimme deutlich fetter.
Heute lass ich das beim Leadgesang eher; aber mittlerweile kann ich auch auf Gitarren keinen [g=52]Chorus[/g] mehr ertragen - hab mich in den 80ern wohl überfressen.

Gruß

Chris
 

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