Nichts von mir

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MamaMuuht

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Liebe Recordler,

hier ein Text zu dem ewigen Scheissthema Verlassen werden. Ich hoffe, ich habe es trotzdem tief verdichtet und freue mich natürlich wie immer über eure Rückmeldungen. Und natürlich auch über Vertonungen...

Liebe Grüße

die Mama Fettig

Nichts von mir

Ich wollte mir von dir kein Bildnis machen
und malte mir mein Leben mit dir aus.
Ich hab versucht, das Glück gut zu bewachen,
es floh mit dir aus unsrem Reihenhaus.

Dein Leibgeruch hängt noch in allen Schränken,
die Kleiderbügel zittern kühl und leer.
Was mögen sie von deinem Abschied denken?
Fällt ihnen leicht sein auch so schrecklich schwer?

Nichts von mir ist ohne dich ein Himmel
Nichts von mir ist ohne dich ein Meer
Nichts von mir weiß ohne dich noch weiter
Nichts von mir liebt ohne dich so sehr

Die Winterstiefel hast du hier vergessen.
Sie liegen tief im Schuhschranksommerschlaf.
Ich war auf dich in ihnen ganz versessen.
Und war dir nur ein treues, braves Schaf.

Das Haustürschloss hab ich jetzt ausgewechselt.
Geschichte hängt in Fetzen von der Wand.
Ich hatte dich mit meinem Traum verwechselt,
doch Luftschlösser sind aufgebaut auf Sand.

Nichts von mir ist ohne dich ein Himmel
Nichts von mir ist ohne dich ein Meer
Nichts von mir weiß ohne dich noch weiter
Nichts von mir liebt ohne dich so sehr

In meinem Keller noch ein Stapel alter Briefe,
vergilbt und doch ein Leuchten in der Nacht.
Ein Rettungsboot in kalter, schwarzer Tiefe.
Ich hör noch immer, wie du lachst. Du lachst.


Nichts von mir ist ohne dich ein Himmel
Nichts von mir ist ohne dich ein Meer
Nichts von mir weiß ohne dich noch weiter
Nichts von mir liebt ohne dich so sehr



©Jörg Dahlbeck





Schultern zucken ohne Wimpern. ©Jörg Dahlbeck
 
Ein schöner, perfekter LiedText, der gute John -Gott hab ihn selig- Lennon hätte mit Dir u Deinen wohlgefeilten Wortspielchen, -doppeldeutigkeiten und -verdrehereien seine wahre Freude. Eine hohe Kunst fürwahr. *Mir* persönlich fehlt ein bisschen das "herausgerissene Herz", der "Abgrund, der sich auftut", der "gleitende Blick zur Packung Schlaftabletten", wenn ich an das Thema auch nur gestriffenerweise denke. Bei Dir klingt es ein bisschen nach -tralala, die ReihenhausIdylle wurde soeben unterbrochen, und jetzt zum Wetter" :) ... Aber ich denke, Du weißt, was Du tust u es ist alles beabsichtigt, ähnlich wie ein Gambitbauer gelegentlich sein Leben für die gute Sache läßt.

Versteh mich nicht falsch, ich jammere -genbedingt- gerne ... über Dein HöchstNiveau.

lg
Andi
 
Hi Mama Fettig,
ja, es ist schon seltsam das dieses Thema immer wieder präsent ist. Eigentlich müßten wir doch durch eigene Erfahrungen und dauerndes wiederholen solcher Texte abgebrüht sein.

Mir gefällt der Text gut.
Ganz besonders klasse finde ich die nachdenklichen Kleiderbügel.

Ich werde gleich mal zu meinem Kleiderschrank gehen und mal an der Tür lauschen ob meine Kleiderbügel evtl. über "sein oder nicht sein" philosophieren.

Der Ref. gefällt mir. Da ist viel Herzschmerz drinnen, der sicherlich auch musikalisch noch prima unterstützt werden kann.

Gruß
Ralf
 
Lieber Jörg,

sehr sehr schön. Das Herzschmerzthema, wunderbar abgekühlt auf klare Bilder !

Das Luftschloss finde ich überflüssig, weil von der Absicht mMn unnötig erklärend, während ich alles andere darstellend empfinde.

Wie eigentlich alle deine Texte ist auch dieser Text eine Herausforderung für Komponisten. Aus einem verblüffenden Grund: Sie sind in sich bereits Musik. Es bedarf eines klugen Musik-Handwerkers, diesen oft unbemerkten Nachteil eines Musiktextes in einen Hammervorteil zu verwandeln. Musik und Text rivalisieren immer um die Gefühle der Zuhörer. Deshalb tragen mMn auch Vertonungen toller Texte oft eine unspektakuläre Livree. In diesen Fällen bieten die Komponisten scheinbar "nur" Erfrischungen an in den Atempausen, die ihnen der Text lässt. Und sind stolz auf ihre Fähigkeit, auch als Diener eine gute Figur abzugeben ;-)

@ anthe

Schön formuliert, was Dir da fehlt. Aber könnte es sein, dass Dir DAS nur deshalb fehlt, weil dieser gute Text deine Phantasie kräftig in Bewegung setzt? ... ;-)
Lg
 
@anthe

" Bei Dir klingt es ein bisschen nach -tralala, die ReihenhausIdylle wurde soeben unterbrochen, und jetzt zum Wetter"

Ja,ja! Und so banal und gleichzeitig so bewegend ist es ja auch häufig,oder? Wie geht die Geschichte wohl weiter? Meine irgendwie ja auch traurige Erfahrung ist: Die Kleiderbügel werden bald wieder unter der Last des Tragens stöhnen. Und Raider heißt dann Twix, geändert hat sich nix....Aus Susanne wird Anne....Und manchmal auch später der Peter.

@knallfrosch

Danke für dein Lob! Und ich steh auch auf meine Kleiderbügel......
 
@artname

Ick freu mich sehr über dein Lob! Und die Luftschlösser sind, ich gebe es zu, einer kleinen Selbstverliebtheit geschuldet. Ich hatte soo viel Spaß an den Bild.....
Tja, die Sache mit der Herausforderung für Komponisten. Darüber denke ich häufiger nach. Ich selber als schlechter Musiker habe ja so gut wie aufgehört, zu meinen Texten Musik zu erfinden.Ich erreiche da eben nur ein begleitendes Lallalala.Auch nett, aber auf Dauer frustriert mich das. Doch ich bleibe zuversichtlich, das sich immer mal Menschen finden, die das können. Ehrlich gesagt: Es ist einer meiner größten Wünsche in meinem Leben....
Janz liebe Grüße

der Jörg
 
@jörg

Zum Luftschloss: schmeichelt nicht gerade das den Narzissmus des Dichters, dass er es sich leisten kann, auf etwas abgegriffene Zeilen - die sich im Vorfeld des Textes einstellen - locker verzichten zu können? ;-)
 
@artname

Ein Dichter hängt ja öfter in den Seilen.
Doch noch viel öfter an seinen Zeilen.
smil470009513826a.gif


Du hast natürlich recht! Wenn ich locker genug hänge, schaffe ich das....

Und dazu fällt mir doch glatt einer meiner Lieblingsaphorismen ein. Populär geworden duch Otto Rehhagel....



Ich bin Optimist. Ich hänge mich erst auf, wenn alle Stricke reißen.

© Wolfgang Mocker

(1954 - 2009), deutscher Journalist und Autor
 
Sehr schön. Dem habe ich nichts mehr hinzu zu fügen ;-)
 
sau guter text, alter schwede!
 
@funkyfloh

Danke für dein Lob! Vorher weißt du, das ich ein alter Schwede bin? Fahre ich doch tatsächlich seit 25 Jahren sehr regelmäßig hin!
 
@Wennto

Okay, ich mache Mundgeruch daraus... Im Ernst: Die Stelle macht mich auch noch immer etwas unglücklich. Ich hatte erst: Und dein Geruch... Tja, und dann ging der Dichter mit mir durch und ich wollte es noch schöner machen....Deswegen ist deine Rückmeldung wichtig!

@alle anderen

Was meint ihr denn zum Leibgeruch?
 
Was meint ihr denn zum Leibgeruch?

Vorsicht: jetzt kommen einige Zeilen berufsbedingten Frustes. Daran, lieber Wennto, hast Du natürlich keinerlei Anteil;)

Aber ich ärgere mich seit vielen Jahren über ungenaue Kritiken, die den Kritiker 1 Sekunde und den Autoren im schlimmsten Falle einen Text kosten können. Wie zum Beispiel:

"Dein Leibgeruch..."

find ich doof zu singen
-
Solche Kritik find ich höchst maulfaul und verwaschen gegenüber dem Texter, der sicher lange darüber nachgedacht hat, ob etwas "Doof" klingen könnte.

"Doof zu singen" klingt am ehesten nach ungünstigeneiner Anhäufung von Konsonanten, nach phonetischen Schwierigkeiten beim Singen.Oder zum Beispiel nach einem zu engen Vocal auf einem zu hohen Ton..

Aber ich vermute, Du hast inhaltlich Probleme mit dem Wort "Leibgeruch". Und damit meine ich, "DU" hast damit Probleme. Nicht MamaFettig - sonst hätte er das Wort und den Zusammenhang nicht veröffentlicht. Also würde ich als Autor eine ehrliche oder wenigstens etwas ausführlichere Antwort erwarten, kein - sorry - verklemmtes Augenzwinkern.

Ich finde Leibgeruch machbar. Leibgeruch ist allerdings neutral. Das meint letztlich stinken wie duften gleichmaßen. Deshalb fände ich beispielsweise "Duft Deiner Hau " schon mal klarer und angenehmer. Klingt allerdings abgenutzter. Auch "Dein Duft" wäre eine angenehmere, aber auch beliebigere Variante. Hm...Ich würde wohl Richtung Parfümduft texten: Dein schwerer Duft, frischer Duft, süßer Duft.

Jörg - Du weißt das alles selber. Bei deinem eleganten Stil geht doch jeder halbwegs interessierter Hörer davon aus, dass Du Dir bei "Leibgeruch" was gedacht hast.

Allerdings kann ich mir "Leibgeruch" als positive Aussage ebenfalls gut vorstellen. Aber da schwebt mir die erotische Beschreibung eines Liebesaktes ala Berthold Brecht vor. Aber auch hier zöge ich zum beispiel einen "Achselgeruch" einem "Leibgeruch" vor;)

----------------------------------------------------

Noch mal zu meinem Frust mit hingeworfener Kritik. Ich hab in meiner Laufbahn auch schon gehört:" das klingt mir zu sehr nach Schlager."...die DAS sagten, waren allerdings SCHLAGERSÄNGER. - Wer so kritisiert, der meint das sicher ehrlich, hat aber leider seine Sprache selber überhaupt nicht im Griff. Ich frag in solchen Fällen: "Ist Dir das Wort oder das Bild zu abgenutzt?" ... und bleib so ich im Gespräch.... solange mir die Lust nicht völlig vergangen ist 8-)
 
@artname

Vielen Dank für deine ausführliche Stellungnahme. Du hast Recht, ich habe mir bei Leibgeruch eine ganze Menge gedacht. Ich wollte den Geruch irgendwie körperlich bekommen und, mir fehlt da das rechte Wort, "versachlicht". Und ich wollte damit, das merke ich aber erst gerade, auch ein wenig provozieren,textlich anstößig sein. Denn die Rückmeldung von Wennto, der das sicher kein bisschen böse gemeint hat, ist mir bei dieser Zeile, die aus einem Gedicht von mir stammt, schon ein paar mal begegnet. Und trotzdem ist sie ja bis heute drin geblieben. Es ist sicher kein Wort, auf das ich auf jeden Fall bestehen würde. Und doch setzt es ja auch eine persönliche Duftnote. Wenn ein Sänger oder ein Komponist Schwierigkeiten mit diesem Wort hätte, würde ich sicher darüber nachdenken.Und versuchen, darüber ins Gespräch zu kommen.....Denn ich bin mir keinesfalls sicher, ob ich Recht habe.....
 
Und ich wollte damit, das merke ich aber erst gerade, auch ein wenig provozieren,textlich anstößig sein.

Provozieren? - Hm, das verstehe ich vermutlich
smil451c71f7edf7c.gif
Aber wen provozieren?
 
Na, die "Leibegeruchsdebatte" geht an mir völlig vorbei, denn ich empfinde dies nicht als Problemzone, eher dann "Schuhschranksommerschlaf. "

Ich mein, ihr deutschen habt eh Wörter, die so lang sind wie Kombiwürste und dann soll man das auch noch singen? ;-)

Ansonsten mag ich den Text sehr.
Normales ("Das Haustürschloss hab ich jetzt ausgewechselt") wechselt sich mit schönen, magischen Bildern ("vergilbt und doch ein Leuchten in der Nacht") ab und der Trennungschmerz wird nicht larmoyant verarbeitet, sondern einfach nur direkt und ehrlich ("Ich hör noch immer, wie du lachst. Du lachst").

Lieblingsstelle: "die Kleiderbügel zittern kühl und leer".
Wieder das bildhafte, kann man sich exakt vorstellen, einfach genial.

schwächste Stelle: "Und war dir nur ein treues, braves Schaf"
Klingt i-wie zu brav, zu kindgerecht.

Ach, hätt ich doch nur mal Zeit einen Deiner tollen Texte zu vertonen, aber man wird ja hier ständig von i-wem gejagt und ich hab so was ätzendes, das man vergessen hat, bei meiner Geburt zu entfernen und das nennt sich Gewissen, Jörg :traurig:
 
Hallo Mama

Leibgeruch ist anrüchig und zieht den ansonsten guten Text schlagartig nach unten.

Das würde ich weglassen.

cherry50
 
@artname

Gute Frage! Ehrliche Antwort: Ich weiß es gar nicht so genau. Es ist irgendetwas, ich nenne es mal positiv pubertäres in mir, was mich immer wieder dazu antreibt. Vielleicht geht es mir da wie meinem Helden Stefan Stoppok, der mal sinngemäß in einem Interview gesagt hat, er hätte grundsätzlich Schwierigkeiten damit etwas zu tun ,was man von ihm erwartet.. Vor 30Jahren hätte ich dir geantwortet: Die Spießer. Oder: Die Gesellschaft. Heute ist das nicht mehr so einfach.
Aber:
Der Stein des Anstoßes sorgt für Berührungspunkte. ©Jörg Dahlbeck

@helge1973

Ich finde nicht, das du ätzt.Du hast Humor! Neologismen als Kombiwürste zu bezeichen, ist schon echt witzig! Danke für dein Lob! Der Schuhschranksommerschlaf ist allerdings meine Lieblingskombiwurst. (Demnächst übrigens hier mal ein Text der nur aus Kombiwürsten besteht!)
Über das Schaf denke ich noch mal beim Einschlafen nach...
 
hier ein Text zu dem ewigen Scheissthema Verlassen werden
nimms locker;) ich meine auch mit dem Text, wie es wäre mit : ein schöner Tag dich zu vergessen, siehts du das Leben geht auch ohne dich weiter und die Bienen und Blumen ...blablabla
Nein das war kene Kritik, das ist meine persönliche Haltung zu diesen (Arabesk so sagt man bei uns)
Melancholisch oder traurigen Texten.
Aber ich würde mich freuen, von dir mal einen Text mit Lebensfreude zu lesen bzw.. zu vertonen.
LG
Oktay
 

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