Neulich beim Gig...

[Saurus]

Nun, es gab ja sanfte Beschwerden, dass es hier momentan zu viele uninteressante Beiträge gäbe. Vielleicht kann dieser Fred für ein bisschen Attraktion, Unterhaltung oder Abwechslung sorgen.

Passieren ja immer mal wieder kuriose Dinge bei Live-Events (aus Sicht der Akteure).



Eine "kleine" Geschichte von meiner Combo:

Neulich - auf einem Freitag - hatten wir mal wieder einen Gig. Ja, die Zeiten sind hart geworden. 20 x oder noch öfter raus pro Jahr ist lange her. Natürlich drängt sich bei dem Gedanken stets die Frage auf, ob wir so mies sind, dass uns kaum noch jemand bucht

Anyway. Was stand auf dem Zettel? Mitten im Nirgendwo unterhält eine winzige Gemeinde eine liebevoll aufgebrezelte Scheune als Kulturarreal. Seit zig Jahren findet dort ein alljährliches Sommer Open Air statt.
Das läuft hervorragend und finanziert sich komplett selbst. Darüber hinaus gibt es unterjährig eine Reihe weiterer Veranstaltungen unterschiedlicher Coleur.

Neulich also sollte wieder so eine außerordentliche Party stattfinden. Als Mainact und Zugpferd lud man sich Deutschlands beste XY-Tributeband ein. Wir sollten oder durften Supporten.

Wochenlang vorher geprobt, das Equipment optimiert,.....den Bulli beladen und ab ins Nirvana. Die Wetterprognose war bedenklich. Regen, Gewitter...

Tröstlich: 420 Karten bereits im Vorverkauf abgesetzt.

Wir kommen an. Heilige Scheiße! Vor drei, vier Jahren das letzte Mal hier, hat sich wieder viel getan. Die Gesellen hatten jetzt eine Dauer-Open-Air-Bühne gezimmert. Genau! Gezimmert, denn das Konstrukt war komplett aus Holz - quasi eine Tochterscheune mit einer fehlenden Seitenwand. Sah jedoch sehr solide aus.

Die Tributes waren schon am Sound checken. Also erst mal ab zur Bierbude.

Als sie dann fertich waren, nahmen wir die Bretter in Beschlag. Gut organisiert, wie wir nun mal sind, hatten wir recht schnell unser Zeug installiert. Soundcheck. Alles läuft ganz gut. Oops, hier noch mal schnell ein Kabel umgesteckt, aber das war´s auch schon. Dicke Wolken waren inzwischen aufgezogen. Entfernt grummelte es in den Wolken. Hier und da am Horizont auch Blitze. Beim Gesamtcheck dann Peng!! Saft weg. Nur unser Läppi rödelte weiter. Ein kleiner Vorteil solcher Flundern, dass sie bauartbedingt quasi eine eigene USV inne haben.

Zuerst dachten wir, es läge an unserem zu mächtigen Strombedarf, wofür die Installation unterdimensioniert schien. Eine Minute später dann jedoch die Meldung, dass der ganze Ort komplett stromlos ist.

Die Einlasszeit war schon erreicht. Leichte Panik machte sich breit. Kriegt man das wieder zeitnah hin? Was soll passieren, wenn der Hof voll besiedelt ist und nix geht? Die Idee der Nutzung eines Stromgenerators machte sich breit. Aber woher nehmen? Hat jemand einen Anrufjoker? Jaaa. Haha, aber auch Mobilfunkantennen benötigen Strom. Funknetz also auch nicht verfügbar. Schei...!!

Eine Stunde später: Bssssssst! Saft wieder da. Hurräi!

Systeme wieder hochgefahren - u.a. unser Herzstück, den Digimixer, den wir für IEM nutzen und durch den die Signale laufen, die vom Läppi kommen (Click, Synths, Samples, Loops etc.) und die auch ans FOH weitergegeben werden. Ich bin übrigens für das Herzstück zuständig.

Das Scheunengelände war inzwischen gut gefüllt. Leichte Ungeduldstendenzen waren bereits zu beobachten. Der Chef vom´s Ganze sprang auf die Bühne und machte eine herzzerreißend leidenschaftliche Ansage. Der Mob grölte.

Normalerweise drücke ich dann nur noch die Space-Taste am Läppi und Cubase (Elements) lässt seine Konserven frei, aber nix passierte. Cubase läuft, das DAW-Metering zappelt allerorts, doch Sound kommt schlichtweg Null. Ich kotze, zumal ich keinen Plan habe, was hier los ist. Standardprozedur: Treiber, VST-Verbindungen checken. Alles gut. Cubase zu und wieder auf. Immer noch nix. Digimixer aus und wieder an. Nix. Läppi down and up. Nihix!!! Verdammte Shice!!! Was nun???

Peinlich! Die verheißungsvolle Anmoderation und Minuten danach immer noch Schweigen im Walde. Unser Sänger hatte bereits versucht, diese Phase mit etwas Gequatsche zu überbrücken, aber da er eh nicht der Eloquenteste ist, war sein Sprachvorrat zu früh erschöpft.

Dann fiel mir was ein. Ich hab bei Cubase schon mehrfach beobachtet, dass einige Projekte aus irgendwelchen Gründen keinen Sound mehr ausgaben, obwohl alle Settings zu stimmen schienen. Allerdings konnte ich mich gerade nicht erinnern, wie ich das jeweils gefixt habe. Ich vermute schon, dass da irgendetwas in Cubase buggy ist und das nur noch nicht groß öffentlich diskutiert wurde, weil das Phänomen schwer reproduzierbar ist. Ursächlich im vorliegenden Fall erschien mir aber der Stromausfall, denn einerseits schaltet der Läppi von Netz auf Akku um. Normalerweise unproblematisch. Andererseits - und das ist wohl dramatischer - verlor Cubase durch den nun stromlosen Mixer seine ASIO-Verbindung. Der Digimixer ist ja zugleich Interface. Und hierbei muss irgendetwas zerhackt worden sein. Meine Elementsversion (8) hat leider noch nicht die Eigenschaft wie Cubase Pro 9 mit USB-Deplug/Plug. Das hätte uns vielleicht hier den Arsch gerettet.

Die Lösung:
Normalerweise bin ich backupfaul, aber ich hatte am Dienstag doch tatsächlich von dem betreffenden Projekt ein Backup auf den Desktop gelegt. Man weiß ja nie. Haha!
Backup-Projekt geladen und............................Feuer frei!!! Puhh......




What is your story?




.

 

[mfx]

Cool geschrieben. Danke für's Teilen.

 

[muffy]

1.
Wir, d.h. die Schuldband in der ich vor sehr langer Zeit gespielt habe, wurden 1995 "gesignt", um bei dem großen RMV-Fest (das ist ein ÖPNV-Verbund) gleich 3 Showcases à ca. 60 Minuten an unterschiedlichen Orten zu spielen. Als Gage durften wir den ganzen Tag frei futtern und v.a. saufen. Letzteres haben wir natürlich ausgiebig gemacht.

Beim letzten Gig, ich war ganz schön angetüdelt, standen wir auf einer sehr niedrigen Bühne, weswegen die Lichter auch so ca. 2,20m hoch waren. Ich hatte einen billigen Nylon Bass-Gurt, der super heiss wurde, wenn die Lampe anging. Auf einmal wurde es so heiss, da habe ich über die Schulter geschaut und es qualmte (der Drummer hat geraucht), aber ich dachte ich brenne und habe erstmal nen schönen Satz gemacht. Sah super Banane aus, wurde mir von den Zuschauern berichtet.

2.
Auch ne Steinzeit-Story: ebenfalls so Mitte 90er haben wir mit unserer Crossover (eigentlich v.a. RATM, RHCP Cover-Band) einen Gig bei einem Schulfest einer anderen Schule gelandet ("BiKuZ", Höchst). Wir durften für die dortigen Local Heroes eröffnen (die wiederum eine Green Day Rip-Off Combo waren).

Das Publikum hasste uns selbstverständlich und nach jedem Song herrschte Stille, durchbrochen von zaghaften Buh-Rufen. Wir waren ziemlich pissed und haben immer wütender gespielt (und schlechter). Beim Abschlusstrack "Freedom" (von RATM) wollten wir es den Ottos mal richtig zeigen, v.a. diesen Pop-Punk Pussies!

Wer den Song kennt, weiss dass es in der Mitte einen Breakdown gibt (ca. 4:14 im Video), aus dem sich mit diesem Walking-Bass Riff eine typsische RATM Steigerung aufbaut. Am Ende des Songs (ca. 5:20) gibt es eine Reihe von "Abschlägen" oder Stops, die den Song furios beenden sollen. Nicht nur, dass wir das super untight gespielt haben, beim letzen finalen Boooom haben der Gitarrist und ich es geschafft, dass die Saite nur "böp" macht.

Wir haben uns sofort von der Bühne verpisst.

 

[AndiPaulo]

Is schon sehr lang her (Ende letztes Jahrtausend):

Kumpels von mir, ne Trommelband mit Synthie, spielen live und ich nehm auf, zum ersten mal mit Splitbox. Irgendwas brummt aus der PA, alle suchen was es is. Der Haustechniker entdeckt in der Stagebox ein unsymmetrisches Kabel wo schon die Isolierung in Fetzen hängt und zieht es raus. Siehe da: nix brummt mehr, alle zufrieden, Ufftritt geht weiter.

3 Stücke später setzt sich ein Musiker an den Synthie, greift in die Tasten: kommt nix.
Dreht lauter: kommt nix.
Dreht ganz laut: kommt nix
Sagt zum Mischer: bei moi Süntie kummt nix (Pfälzer!)
Mischer dreht lauter: kommt nix.
Gain ganz rauf, Fader oben: immer noch nix.

Da erinnert sich der Haustechniker dran daß er vorhin so´n Kabel rausgezogen hat und steckt´s wieder rein...

Die PA macht RUMMS, 150 Leuts schreien aua und halten sich 300 Ohren zu, beim PA-Mischpult und bei meinem Recording-Pult gehen alle eingebauten roten Lichter an...

Das war der PA-GAU den ich mal erlebt hab. Wir ham Glück gehabt daß es nur ne kleine PA von nem Jugendzentrum war (is inzwischen abgebrannt).

Kinder, nicht daheim nachmachen!!

 

[Struppi]

1.
...bei dem großen RMV-Fest (das ist ein ÖPNV-Verbund)......"BiKuZ", Höchst

Sachma muffy, du bist ja direkt aus meiner Hood


Live Unsinn ist uns auch einiges passiert, meistens verbunden mit der unbeabsichtigten Zerstörung des Equipments. Im Sinkkasten in Frankfurt (Gott habe ihn selig), wurde der Marshall unseres Gitarristen vor zwölf Jahren mal mitten im Set vom Haus- und Hof Techniker mit dem Feuerlöscher bearbeitet... Was den genau zur Rauchentwicklung getrieben hat wurde leider nie erforscht, die Sache ging glimpflich aus und der Amp war unrettbar abgesoffen

Wir waren generell berüchtigt für unsere jugendliche Bewegungsfreude. Bei einem größeren Open-Air (Funksysteme, was hab ich sie geliebt) war ich mitsamt meines Basses mitten im Sprint, als der Lichtmensch die Blinder volle Möhre aufgerissen hat. Ich, vollständig erblindet, aber mit gut Schwung, lege an der Bühnenkante einen hübschen Salto inklusive Sturzflug in den Graben hin. Daraus resultierte dann ein Halsbruch am Bass und eine 12cm lange Narbe an meinem Rücken von den Bierflaschen im Graben, die mich abrupt gestoppt haben. Unter dem Gejohle der Menge hob mich einer der Security-Schränke quasi am T-Shirt einfach wieder auf die Bühne, drückte mir meinen Bass, der seine diversen Teile nur noch durch die Saiten beieinander halten konnte in die Pfoten und drehte sich einfach wieder um... Ich glaube der fand uns furchtbar anstrengend an dem Abend. Mit zerrissenem Shirt, blutendem Rücken und meinem Zweitbass ging das Ding weiter und danach ab zum Klammern in die Notaufnahme...

Am lustigsten waren allerdings die Hotelzimmer-Erlebnisse. Wir hatten als Jugendliche mit unserer alten Combo das Glück, ein wenig durch die Welt fahren zu dürfen. Nichts übertrieben abgefahrenes, kleine Club-Gigs mit befreundeten Bands im In- und näheren Ausland und schäbige Schrott-Hotels, allerdings doch abgefahren genug, sich als gerade Siebzehnjähriger wie ein richtiger Rockstar zu fühlen. In Warschau hatten wir eine ganz besonders fürchterliche Absteige erwischt, da das allerdings die Homebase einer befreundeten polnischen Band war, mit der wir das ganze gemeinsam bestritten, ging an dem Abend gute Party mit mächtig vielen Leuten in unseren drei Hotelzimmern (der Rest des Hotels war glaube ich ziemlich leerstehend, was bei dem dreckigen und kaputten Ding absolut nicht wunderte...).
Direkt vor dem Badezimmer unseres Gitarristen gab es diese Nische vor der Tür und das betrunkene Ich fand es äußerst unterhaltsam, ihn mithilfe eines dort hinein gezwängten Stuhles im Badezimmer einzusperren. Und so rüttelte es an der Klinke und sprach... "ich weißnich... hicks... wassihrgemacht habt... aber ich komm.. hicks... jetz' raus....", gefolgt von einem ohrenbetäubenden Schlag, als der Holzstuhl in sich zusammenbrach und die Badezimmertür aus den Angeln fetzte und sich ihren Luftweg durch den halben Raum bahnte....

Ja geil denkt ihr jetzt??... Rock'N'Roll Kindergarten zerstört Hotels und fühlt sich ganz großartig dabei?? Denkste, uns ging der Arsch auf Grundeis... So sehr, dass wir nachts, völlig besoffen, noch aufbrachen, auf der Suche nach einer Lösung. Und die fanden wir... in einer Tankstelle, in Gestalt einer Heißklebepistole. Also besorgten wir das Ding und jede Packung Klebemunition, die der Laden zu bieten hatte. Befeuert durch noch mehr Bier, Angst und eine unbeirrt weitergehende House-Party ballerten wir dann den kompletten Kleber in die Tür, um das Scharnier wieder einzukleben.... Wie gesagt... Arsch auf Grundeis... Total ungeduldig hängten wir die Tür wieder ein, und siehe da, sie hielt.... Erleichterung, weiter gehts, erst mal Bier....

Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich zerstört auf, wollte ins Bad, versuchte die Tür zu schließen und hoppala... sie bewegte sich keinen Zentimeter... Wir haben sie einfach starr an den Rahmen/das Scharnier gepappt, keine Ahnung.... Also hieß es, unter den amüsierten Augen des Zimmergenossens bei offener Tür kacken und auschecken... Wir haben nie etwas gehört vom Hotel, ich glaube geputzt wurde da eh nicht und ich bin mir sicher... die Tür hängt da immer noch halboffen und vermisst uns...

 

[DHG]

Das war der PA-GAU den ich mal erlebt hab. Wir ham Glück gehabt daß es nur ne kleine PA von nem Jugendzentrum war (is inzwischen abgebrannt).

Abgebrannt nachdem PA-Gau oder später? x)
Zumindest kann ich mir vorstellen das der Haustechniker da irgendwie mit drin steckt...

 

[AndiPaulo]

Abgebrannt nachdem PA-Gau oder später? x)

Nee später, ich nix Schuld...

 

[verflixte13]

… ein paar jahre her …

da hat unser damaliger terminmanager einen gig ausgemacht
mit der ansage -> schöne location in einem etwas größeren dorf …

der laden wäre immer rammelvoll: die abendkasse geht an uns,
und der betreiber spendiert neben den obligatorischen freigetränken
noch ein warmes abendessen und zusätzlich noch eine übernachtung
in seinem angeschlossenen „hotel“.

na prima! … den bandbus gepackt und nach ca 1 stunde fahrt
kommen wir an … tja … schön war die location schon, aber,
das war ein kleiner gasthof mit 2 gästezimmern.

der eigentliche auftrittsort entpuppte sich als die wirtsstube, in der
in einer abgewinkelten kleinen ecke ca 3-4 qm als bühne vorgesehen waren.

den entgeisterten blick unseres drummers werde ich niemals vergessen,
seine „double-bass-gewitter-schlagbude“ hat da schon nicht mehr hineingepasst.
geschweige denn, dass unsere amps oder wir 5 musiker platz gehabt hätten …
(nur zum bleistift; mein gitkollege hatte seinen 2x4x12er Marshall eingeladen …)

selbst unsere PA war völlig überdimensioniert und für mittel-große hallen
(800-1200) besucher ausgelegt. tja und nun? … sofort wieder abreisen? …

die abstimmung ergab -> 3 wollten den gig nicht spielen und nur mein gitkollege
und ich wollten das ding durchziehen.

ok … nach kurzem hin und her haben wir uns mit dem „großhallen-betreiber“
kurzgeschlossen, der uns einen kleinen powermixer besorgen wollte,
den er auch schon oftmals vom elektroladen um die ecke ausgeliehen hatte …
um seine „rocknächte“ zu beschallen …

wir zwei haben dann unsere e-gitten und mics aus dem bandbus gezerrt
und die anderen jungs sind wieder abgezottelt.

im hinterzimmer/einem kleinen muffigen büro haben wir dann versucht
die songs zusammenzustellen und auf die schnelle in´s „minimalste“
zu übersetzen. das war damals gar nicht so leicht, denn es gab bei unseren
eigenen stücken unglaublich viele, rein instrumentale, rockpassagen …
und das kam über den kleinen powermixer und den direkt „eingestöpppelten“ gitten
nun alles andere als überzeugend.

anyway … der laden war dann wirklich „rammelvoll“ … ca 25-30 besucher …

rein musikalisch war das für uns jedoch auch alles andere als befriedigend …
wir haben uns extremst „naggisch“ und mies gefühlt und wären am liebsten im
boden versunken … aber ->

es war für mich auch der anlass um komplett umzudenken,
was den wahnwitz überdimensionierter „fuhrparks“ und auch die einstellung
zur musik betraf … denn kann es wirklich sein, dass man ohne sein „e-zeuch´s“
und seine überladenen "effekt-boardhaschereien" nichts vernünftiges gebacken bekommt?

seitdem habe ich, zusammen mit meinem kollegen, ein komplett
akustisches gitten-set zusammengestellt, das wir auch in der kleinsten ecke
spielen könnten, notfalls auch ohne zusätzliche vox-verstärkung …

also, so im rückblick gesehen … da habe ich eine menge von diesem
etwas unglücklich/schrägen erlebnis profitiert.

LG

 

[AndiPaulo]

@verflixte13
Super Story wie man durch Krisen lernt und gestärkt aus ihnen hervorgeht würd der Esotheriker jetzt sagen.


Ich bin froh daß ich da vielseitig bin.
Ich kann
sehr elektrisch mit Loopern spielen, mit Hardware oder Software
elektrisch Session zusammen mit Schlachzeuch und Väschdäkä
Session ganz naggich ohne Strom
sehr laute Session ohne Strom (zB viele Djembes)
(um ma bissi rum zu prahlen...)

 

[Kosaken-Kaffee]

Der Klampfenspieler in unserer Combo damals hatte einen guten Draht zu einem Pfarrer, der - so wollte es der Zufall - auch Pfarrer in einem Gefängnis war. Und der Bruder vom Zufall wollte es, dass es sich bei dem Gefängnis um ein Frauengefängnis gehandelt hatte. Kurzum - über die Kontakte dieses Pfarrers hatten wir einen Auftritt im Frauenknast klar gemacht! Geil auf der einen, etwas unheimlich auf der anderen Seite.

Ich hab' die Szenerie vor Augen so, als ob es erst gestern passiert ist. Wir haben die Karren vollgepackt mit dem Geraffel und machten uns Richtung Frauenbunker auf den Weg. Zunächst wurden wir am Empfang willkommen geheissen, wo wir nach Ausweiskontrolle und Abtasten uns in das Innere der femininen Besserungsanstalt gemacht haben. Stacheldraht, hohe Mauern, Hubschrauber-du-kannst-hier nicht-landen-weil-es-überall-quergespannte-Seile Innenhöfe - huaaahhh, ich fühlte mich an diverse Alcatraz-Klassiker erinnert.

Nach einer kurzen Fröstelphase kam dann eine gefühlte 2,80 Meter grosse und 1,90 Meter breite Kampftitanin auf uns zu und gab uns mit wortkargen Äusserungen zu verstehen, wo wir unser Zeug aufbauen sollten. Es war eine Art Saal, einem Universitäts-Vorlesungssaal nicht unähnlich, wo wir quasi unten in der Mitte waren und um uns steile Treppen nach oben zu den Platzreihen führten. Nachdem wir aufgebaut und einen kurzen Soundcheck durchgeführt hatten, warteten wir flitzebogengespannt, wie es denn nun weitergehen würde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ging ganz oben irgendwo ein kleines Türchen auf und - die geballte Ladung von etwa 7 bis 9 Mädels kamen rein, schauten sich scheu um, und nahmen ganz oben Platz. Dann tat sich erst mal gar nichts. Wir schauten uns alle verdutzt und etwas ungläubig an und sagten: Okay, wenn's so ist, dann isses so, aber wir werden alles geben für die Handvoll Damen. Kabel reingesteckt, Volume nach oben gedreht, Test-1-2-3-4 und ... HAAAAALLT !!!!!!!! prasselte es von schräg oben rechts auf uns ein. Die Mannfrau brüllte: Da kommen noch welche!! Kaum hatte sich unser Trommelfell vom Schock erholt, gingen oben ALLE Türen auf und innerhalb von 2 Minuten war der komplette Saal gefüllt. Muaaahhh, Mann haben wir uns in die Hosen gekackt. Wir konnten es quasi unisono aus allen Mündern hören ... Hm, lecker, Frischfleisch ... yammy, yammy ...
Jeder von uns im Sandwich mit 50 Frauen ...

Später gab's dann die Aufklärung: Zuerst kamen die jüngeren herein, die kleinere Vergehen begangen haben und die getrennt von den älteren in anderen Räumlichkeiten untergebracht sind. Und dann kamen die älteren, wo zwischen Kaugummiklau und Mord sowie Ausweiden alles dabei gewesen ist.

Nachdem wir wieder saubere Hosen hatten, legten wir los. Wir haben etwa eine Stunde lang Rockklassiker gespielt und die Meute hat getobt: Ohrenbetäubender Applaus, Kreischen, Tanzen, Pfeifen, Johlen, Mitsingen - es gab für die fast kein Halten. Wir hatten grosses Vertrauen zu den Wärterinnen und hofften, dass die stets einen guten Job gemacht haben und bei denen alles unter Kontrolle ist.

Die aufgeladene Stimmung und die Energie haben sich schwuppsdiewupps auf uns übertragen, und wir haben gespielt wie junge Götter. Als ein Jimmy Hendrix Song kam, und der Gitarrist die Saiten abgeleckt hatte, war's ein einziges Tollhaus, und die Mädels sind ausgerastet. Irgendeiner von uns kam dann auf die bescheuerte Idee, das T-Shirt etwas nach oben zu ziehen und seinen Pelz den Damen darzubieten. Das war's ... Die haben gebrüllt, was das Zeug hielt und 30.5 Millisekunden später standen mehr oder wenige alle von uns mit nacktem Oberkörper da. Wir haben uns gefühlt wie die Beatles - der einzige Unterschied war wohl gewesen, dass hier im Knast keine ohnmächtig wurde, aber ansonsten kam das schon ganz nahe.

Nun, irgendwann mal näherten wir uns der Zugabe, und als die dann anstand, wurde uns klar, dass wir wohl unbewusst das richtige Stück gewählt hatten : Eric Clapton "I shot the Sheriff"
Kurzum, wir haben's überlebt aber nach diesem Song haben uns die Lauschlappen dermassen geglüht, weil die so mitgegangen und mitgesungen haben, dass es eine wahre Pracht und Freude gewesen ist. Die Wärterinnen hatten immer noch entspannte Gesichtsausdrücke, was wir als sehr, sehr, oooohh jaaaa seeehr beruhigend empfunden hatten.

Nach diesem Auftritt war nichts mehr so, wie es war: Wir waren die Geilsten, die Grössten, die Besten, und wir wussten, dass unsere Kindeskinder noch darüber sprechen werden.

 

[speedtom]

Kosaken-Kaffee, falls deine Geschichte stimmt, ist das für mich der Reißer, was soll jetzt noch kommen, ich verschone euch dann besser mit meinen lächerlichen, alkoholbefeuerten Bühnen-Eskapaden...

 

[Saurus]

Wunderbar

 

[Kosaken-Kaffee]

Kosaken-Kaffee, falls deine Geschichte stimmt, ist das für mich der Reißer, was soll jetzt noch kommen, ich verschone euch dann besser mit meinen lächerlichen, alkoholbefeuerten Bühnen-Eskapaden...

You betcha! Die Story hat sich 1:1 so zugetragen, und wenn ich die alten Kumpels von damals treffe, steht uns vor Lachen das Wasser in den Augen, wenn wir das Ganze nochmals Revue passieren lassen.

 

[Kosaken-Kaffee]

ich verschone euch dann besser mit meinen lächerlichen, alkoholbefeuerten Bühnen-Eskapaden...

Nee, lass 'raus. Jede Story hat ihren Charme.

(Vor allem, wenn man sich im Suff zum Vollpfosten macht).

 

[Struppi]

Der Threadtitel ist prädestiniert für genau die Geschichten Tom...

 

[muffy]

Kosaken-Kaffee, falls deine Geschichte stimmt, ist das für mich der Reißer, was soll jetzt noch kommen, ich verschone euch dann besser mit meinen lächerlichen, alkoholbefeuerten Bühnen-Eskapaden...

Wipe your tits and talk, Nancy!

Sachma muffy, du bist ja direkt aus meiner Hood

Yep, Hofheim Ghetto.

 

[Turquoise]

Die Story kommt zwar nicht an Kosaken-Kaffees ran, war aber trotzdem nicht schlecht. Um die Jahrtausendwende hatte das Kultusministerium meines Bundeslandes einen Wettbewerb ausgeschrieben: Leben in Deutschland - was bedeutet das für Dich? Der Flyer lag in einer Bibliothek aus. Ich hatte gerade ein sarkastisches Lied über unsere Kleinstadt geschrieben und schickte ein Demo davon an die Adresse, ohne mir viel dabei zu denken.
Wenig später kam die Einladung, am Wettbewerb teilzunehmen. Es gab die Disziplinen Literatur, Theater, Bildende Kunst und Musik. Wir wurden mit der Band in eine große Stadt eingeladen, in ein Hotel einquartiert und spielten später am Tag neben anderen Bands einen super Auftritt mit unseren eigenen Songs. Schon auf der Bühne merkte ich, dass es gut läuft. Im neuen Jahr kam dann die Nachricht, wir hätten im Bereich Musik mit unserem Lied über unsere Kleinstadt gewonnen und wurden zur Preisverleihung in den Landtag eingeladen, wo alle Sieger aus den einzelnen Disziplinen noch einmal ihre Beiträge zum besten geben sollten. Auch an dem Tag waren wir wieder super locker drauf, der Auftritt im Landtag wurde richtig gut. Danach ging es an Buffet. Es gab auch Sekt, Presse war da, der Kultusminister, Kulturdamen, bisschen schickes Publikum, ich nahm einmal Probesitzen in den Stühlen des Landtages (übelst bequem) - kurz: es war so ganz und gar nicht rock'n'rollig. Unter all den "Kulturfuzzis" fühlten wir uns wie Außenseiter. Aber coole Hunde.
Etwas hatte mich geärgert. In allen Disziplinen wurde ein erster, ein zweiter und ein dritter Preis vergeben - verbunden mit Geld: nämlich je 1000, 750 und 500 Mark. Allein im Bereich Musik sagte der Kultusminister, hätte man sich gegen einen ersten Preis entschieden und beschlossen, dem Sieger - also uns - den zweiten Preis zu geben. Der erste Preis wurde nicht vergeben. Wir bekamen also als bester Musikbeitrag 750 Mark. Ich weiß bis heute nicht, warum. Vielleicht war es ihnen zuviel Geld. Oder sie fanden uns dann doch nicht sooo gut... Anyway: wie man als ersten Preis den zweiten vergeben kann ist mir bis heute ein Rätsel.

Wir bedanken uns artig und packten langsam zusammen. Es wurde spät. Wir blieben bis zuletzt, um den Tag im Landtag voll auszukosten. Stühle im Foyer wurden schon zusammen gestellt. Sachen die Treppe runter in den Eingangsbereich getragen. Da rief irgendjemand "spielt doch noch mal!" Andere stimmten mit ein. Kulturdamen und der Kultusminister sahen sich fragend an. Unser Equipment stand schon an der Treppe. Ich dachte, jetzt zeigen wir's ihnen noch mal und sagte zu den Jungs, kommt, spielen wir gleich hier an der Treppe. Ehe sich's die Schickeria versah hatten wir das Nötigste aufgebaut, angesteckt ein gestöpselt - und los gings. So schnell konnten die gar nicht kucken. Ein paar Leute stellten wieder Stühle hin. Sogar der Kultusminister nahm noch einmal mit Platz und saß mit verschränkten, wippenden Beiden in der ersten Reihe.
Wir spielten wie im Rausch und das übertrug sich auch auf die Leute. Der Applaus war noch stärker, als bei der eigentlichen Darbietung zwei Stunden zuvor, die Jüngeren tanzten herum.... Da klingelte mein Handy. Unser Kumpel, der ein Studio hatte, rief an und wollte wissen, wie es gelaufen ist. Ich sagte zu den Jungs nur: weiterspielen! und begann sein Telefonat spontan in die Show einzubauen. Ich telefonierte mit ihm laut übers Gesangsmikro und erzählte ihm, er sei gerade Zeuge von etwas Historischem - wir würden gerade live im Landtag vor der Creme de la Creme spielen, vor mir säße u.a. der Herr Kultusminister usw. Unser Kumpel sagte, ich würde wohl ihn verarschen wollen. Da begann ich - während wir weiter unsere Musik spielten - einen Dialog mit dem Publikum und bat die Leute, meinem Kumpel am Telefon zu bestätigen, dass ich die Wahrheit, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit erzählen würde - und die Leute incl. Kultusminister gingen voll mit.
Ich glaube, hinterher hat sich das Foyer des Landtags angefühlt, als wäre etwas durchgerauscht, von dem keiner genau sagen konnte, was gerade passiert war. Jedenfalls fühlten wir uns danach wie die Helden des Jahrzehnts und ich dachte mir so, was Bono vorausplant - auf der Bühne herumtelefonieren - kann ich sogar spontan machen...

 

[Struppi]

Sachma muffy, du bist ja direkt aus meiner Hood

Yep, Hofheim Ghetto.

Ach was... ist ja wirklich um die Ecke. Bin in Mainz und Eschborn unterwegs


Einen hab ich noch, dann geh ich ins Bett für heute, morgen ist Probe angesagt... Here goes the story... mein Gitarrist versus ein voll besetzter Airbus A320...


Auf besagter Polentour waren wir unter anderem auch mittels Flugzeug unterwegs (ein alternatives Transportmittel fand sich in einem angemieteten Nightliner für die polnische Band und uns, der Busfahrer war ein älterer polnischer Herr, der die meiste Zeit über sturztrunken war und das Wort "Kurwa" absolut inflationär gebrauchte. Heute wäre ich wohl nicht mehr eingestiegen, damals fand ich es lustig)... Auf jeden Fall befanden wir uns nach einer anstrengenden Zeit auf der Rückreise von Katowice nach Frankfurt und dort am Flughafen haben wir uns noch ein letztes mal an den absurd großen 1 Liter (oder waren es 1,5 Liter?) Bierdosen aus Polen erfreut. Bereits der Gang durch die Security war... sagen wir mal "erschwert". Die polnischen Security-Jungs waren etwas anders drauf als die deutschen Kollegen und die Hälfte der Band durfte dort (ohne dafür in einen abgetrennten Bereich geleitet zu werden) einen halben Strip-Tease hinlegen. Zudem wedelten die Jungs in der Öffentlichkeit mit halbautomatischen Waffen durch die Gegend, die Stimmung war definitiv etwas angespannt. Also stand ich dort in der Boxershort an der Flughafen Security, während der stinknormale Betrieb rechts und links neben mir weiterging und mir die Band und irgendwelche fremden Mädels ausgesprochen unzüchtige Dinge zuriefen, während die Beamten meinen Rucksack und meine Schuhe bis auf die letzte Naht filzten und mich in schlechtem Englisch immer wieder irgendwie anblafften. Ich dachte noch, ich hätte über die Lautsprecher auch irgendetwas wichtiges gehört, aber ich war gerade wirklich anderweitig abgelenkt und sah zu, der Band hinterher zu kommen...

Dieses Martyrium hinter uns gelassen, boardeten wir dann schließlich das Flugzeug und wähnten uns endlich in Sicherheit.... Als vier bewaffnete Beamten DAS VERDAMMTE FLUGZEUG STÜRMTEN und unseren verdatterten Gitarristen da in Null-Komma-Nix herauszogen. Einigermaßen verwirrt saßen wir da, schauten uns an und wussten... nichts... Eine gefühlte halbe Ewigkeit später machte der Captain dann eine Durchsage, es würde eine leichte Verzögerung geben, da man noch auf Nachzügler warte... aha... raus wollten sie uns auf jeden Fall auch nicht mehr lassen, daran erinnere ich mich noch. Irgendwann kam dann unser sichtlich mitgenommener Gitarrist wieder ins Flugzeug.

Es stellte sich heraus, dass der sechssaitige Held die oben erwähnten Monster-Bierdosen so super fand, dass er vor dem Check-In auf die Schnelle noch ACHT STück davon in seinen Koffer gezwängt hatte. Die fein säuberlich gestapelten Metall Tornister in Kombination mit einigen losen Gitarrensaiten sahen beim Scan des Koffers wohl... sagen wir mal, bedrohlich aus Und so wurde der arme Kerl gezwungen, unter Waffe im Anschlag seinen Koffer zu öffnen und den Beamten zu zeigen, was das wohl sein möge. Die Bierdosen mussten am Ende auch dableiben, was sich im Laufe des Rückfluges zu seiner eigentlichen Hauptsorge an der Geschichte entwickelte. Und so verließen wir Polen mit einer knappen halben Stunde Delay....

 

[verflixte13]

Ich bin froh daß ich da vielseitig bin.
Ich kann
sehr elektrisch mit Loopern spielen, mit Hardware oder Software
elektrisch Session zusammen mit Schlachzeuch und Väschdäkä
Session ganz naggich ohne Strom
sehr laute Session ohne Strom (zB viele Djembes)
(um ma bissi rum zu prahlen...)

... ach was … das ist doch kein prahlen, sondern >
ein lautstark vorgetragenes selbstbewusstsein!

(dich habe ich eh auf dem "nachfrage-scanner", falls ich mal für ein kleines „fremdgehprojekt“
einen percussion-hero suchen würde ...)

 

[Saurus]

Herrlich Leute! Vielen Dank.