Nein, Underground darf (und soll) auch mal unperfekt klingen.
Ich schätze mal, vieles aus dem Underground war und ist auch ein bewusstes Statement gegen den Mainstream. Als in den Siebzigern die Rockdinosaurier-Bands (damals zählte man Bands wie Yes, Genesis, Pink Floyd etc) mit immer grösseren Mammut-Produktionen und Zehn-Minuten-Plus-Songs immer weiter abdrifteten, entstand als Gegenbewegung der Punk (mal ganz vereinfachend ausgedrückt).
Jetzt waren auch Musiker auf der Bühne, die nicht virtuos ihr Instrument beherrschten und die Songs spielten, die auch mal eine Minute oder auch zwei lang waren.
Man sollte sich aber nicht wundern, wenn man mit unperfekten Stücken nicht jeden erreicht. Heutzutage sind die Hörgewohnheiten anders als früher…heute hört man überall „perfekte“ aufpolierte Musik – schräger Gesang wird hinge-melodyned, Bass und Gitarre auf den Punkt hinproduziert (wenn’s nicht perfekt gespielt ist, wird’s hingeschoben), Drums sind timing-fest.
Man höre heute mal die Hintergrund-Chor von the Police „So Lonely“ (immerhin ein Top-Seller in den Siebzigern) – da singen die fröhlich unsynchron drauf los. Wunderbar! Heute würde man das per „Voc Align“ oder was immer auf den Punkt schieben. Weil die Leute es gewohnt sind.
Allerdings darf man nicht den Fehler machen und es sich zu einfach machen…nach dem Motto „ist Underground, passt schon“. Ich habe gemerkt, dass eine Tage mehr Arbeit meist den Sound vorwärts bringt. Klar wäre ich lieber schneller fertig, und man Genre (Oldschool Punkrock) lässt auch Unperfektion zu, dennoch ist am Ende die Zufriedenheit grösser, wenn der Sound fetter ist. Das bedeutet ja nicht automatisch den Verrat am Underground!