@Dave und floppy8
Vielleicht liegt das auch an ganz individuellen Beweggründen von uns allen, warum wir Musik machen. Die einen machen's eher...
...weil sie sich gerne schönen Harmonien und Melodien hingeben (typus musicus)
...weil sie ein Instrument/Gesang hervorragend beherrschen und damit irgendwie unterkommen wollen, um dies zu präsentieren (typus virtuosus)
...weil sie gerne am "Sound" basteln und hier ihren kreativen Part sehen (typus experimentalus)
...weil sie "einfach irgendwas Neues machen wollen" (typus innovatus)
...weil sie damit reich werden wollen (typus bohlus superstuss)
usw, usw... hat alles seine Berechtigung. Ich gehöre wohl zu der Gattung, die Musik vor allem der Texte wegen machen, weil sie meinen, "der Welt etwas zu sagen zu haben"

oder einfach um andere an den eigenen Gedanken teilhaben zu lassen, die man am liebsten in Versform und der entsprechenden musikalischen Untermalung verfasst.
Der "Sound" hingegen ist für mich einfach nur Transoportmittel. Zwar bin ich selbst auch "Feinschmecker", und kritisere (innerlich) sofort, wenn ich meine, ein Stück hat zu wenig [g=118]Bass[/g], oder das Schlagzeug klingt zu blechern.
Aber es ist mir eben schon passiert, dass ich mir eine Soul-Ballade ausgedacht hatte, ist schon etwas her, und och ÜBERHAUPT keine Technik, auch nicht gesanglich, hatte - nur ein veraltetes Keyboard, wo ich dann mit Piano-Begleitung die Melodie dazu meinen Leuten vorsang, die dann meinten: "naja..."
Wenige Monate später brachte R. Kelly dann "I believe I can fly" heraus, und ich dachte: "Hey, das ist ja praktisch mein Song, ähnliche Melodie und Sound und Arrangement waren vor'm inneren Ohr fast identisch"... Aber wie wil das ein 16-jähriger Laien-Sänger mit einem alten Keyboard vermitteln?? Das war der Moment, wo ich mich für Recording zu interessieren begann.
Was ich eigentlich sagen möchte: ich bin vielleicht manchmal etwas nostalgisch, wenn es Gruppen wie Beatles ging, aber ich mag den Sound, möchte sie nicht kopieren, aber auch nicht alles, was sie gemacht haben, verwerfen, als wär's nie dagewesen, oder durch den Fleischwolf drehen, um unbedingt einen "neuen Sound" zu kreieren. Ähnlich geht's mir aber auch mit einigen aktuellen Produktionen. Wenn ich einen Text habe, wo die Musik von "Keane" verdammt gut zu passen würde, dann versuch ich eben auch möglichst so wie Keane zu klingen.
Und der "angesagte" Sound, der ist halt nötig um bei den Hörern überhaupt erstmal eine Chance zu bekommen.
Folgende Analogie ist vielleicht etwas gewagt, hat aber auch etwas für sich: Wenn ein junger Single ausgeht, um jemand kennenzulernen (was ja an sich noch nicht schlimm ist) wird er auch nicht seine Gartenklamotten anziehen, nur weil er zu Hause gern mal buddelt und das auf diese Weise "zum Ausdruck" bringen möchte. Solche Feinheiten kann er gern "auf den zweiten Blick" offenbaren, aber für den ersten Eindruck zählt die Optik (im weitesten Sinne), weil's halt das erste ist, was man sieht, noch bevor überhaupt ein Wort gewechselt werden kann.
Und was beim Date die Garderobe ist beim song der Sound.
So sehe ich das
Lucky