Mikrofon Naheffekte bei Becken?

[raziel28]

Hallo zusammen,

mhh, mal wieder so eine Frage, wo ich nicht genau weiß, in welche Rubrik sie am Besten passt.

Also, kurzer Erklärbär, ich mache eigentlich Musik mit eher/meistens elektronischen Mitteln und habe nun das Experimentieren mit Klängen für mich entdeckt. Dafür habe ich allerlei akustisches Zeugs zusammen gestellt und vielerei Beckenschrott eingesammelt, zurecht geschnitten, gedengelt... naja, es macht halt gerade Spaß, damit zu arbeiten und Klänge zu entdecken.

Da es wie gesagt alles eher experimentell zugeht, habe ich die Tage mal ein paar Versuche gemacht, wie ich die Becken am Besten aufgenommen bekomme, mit verschiedenen Mikros, mit verschiedenen Klöppeln gespielt etc.

Beim Vorhören ist mir dann aufgefallen, wie groß/breit der Sound eines Beckens wird, fast wie ein Gong mit 2m Durchmesser, wenn man mit dem Mikro in den Nahbereich des Beckens geht, so ca. unterhalb 5mm Abstand. Das passiert dann im Grunde schlagartig (nein, es ist nicht, dass einem der Kopf zwischen dem Kopfhörer platzt weil man mit dem Mikrokorb ans Becken ran kommt ).

Kann es sein, dass hier dann schon Induktion durch die Beckenschwingung dazu kommt?

 

[LM18]

Becken produzieren sehr viel tiefe (modale) Frequenzen.

Geh mal an ein Vorfahrtsschild an einer Straße (so ein dreieckiges) und hau' mal drauf und dann siehst du wie die Dreicksenden ganz tief vor sich hinschlappen.

Bei Becken ist das ähnlich.
Du kannst die Ränder verschwommen weit und langsam auslenken sehen.
Das sind tatsächlich praktisch "Bässe".

Wenn du mit einem Nierenmikrofon nah rangehst bekommst du den Nahbesprechungseffekt zu spüren.
Das das Mikro mit steigender Entfernung gegenüber tiefen Frequenzen unempfindlich wird, aber bei kurzen Entfernungen zur Schallquelle auf die Tiefen voll mitgenommen werden.

 

[raziel28]

Ahja, nun, jetzt wo ich es so lese ist es "eigentlich" logisch, Becken vereinen ja durch diese Art Rauschen, das sie produzieren, sehr viele Frequenzen, will man ja so haben. Dass diese Frequenzen an unterschiedlichen Stellen/"Ringen" im Becken produziert werden, konnte ich durch diese Bastelei, wo ich die Bells aus Schrottbecken ausgeschnitten habe, schon erahnen. Zudem kann man durch geschicktes Abdämpfen bestimmter Becken"Ringe" ganz unterschiedliche Töne/Tonhöhen freilegen, ähnlich dem Flageoletteffekt bei Gitarrensaiten.

Also, ist doch alles noch akustisch und keine Induktion. Schade eigentlich, meine nächste Schandtat wäre gewesen mal mit einem Humbucker an ein Becken zu gehen

 

[LM18]

Von elektrophysikalischer Induktion bist du in der Tat noch etwas weiter entfernt

 

[raziel28]

Ich habe mal zum Spaß hier eine kleine Datei gemacht:

https://app.box.com/s/nst3n9k6jwzcs2wsj5h2t3mbdb0henay

Erster Schlag:
Ein China 'Topfdeckel' Becken, relativ dünnes Blechmaterial, es hatte Ursprünglich mal ca 18", ich habe es wegen Rissen auf 21cm zurück geschnitten.
Entfernung zum Becken ca 20cm, aufgenommen auf die schnelle mit dem Zoom Handyrecorder in der Hand.

Zweiter Schlag, das gleiche Chinabecken, Entfernung nun etwa 5-10mm von unten gegen die 'Hutkrempe', Außenrand.

Dritter Schlag:
Ein 20" Paiste Ride 302 Plus Serie, Entfernung zum Becken ca 20cm.

Vierter Schlag, nochmal das Paiste Ride, Entfernung nun etwa 5-10mm von unten gegen die 'Hutkrempe', Außenrand. Das Schwingen in der Aufnahme ist das Schwingen des Beckens selbst auf seiner Halterung.

Alle vier Schläge mit dem gleichen Gummiklöppel mit annähernd gleichem Anschlag gespielt, die Schläge 1 und 3 habe ich zum besseren Vergleich vor dem Mixdown etwas lauter gepegelt, daher rauschen die etwas mehr.