Welche tipps haste da für mich ausser mehr bier und die beiden besten Freundinen von susanne die total auf metal Gitarristen stehen????
Hier die versprochene Fortsetzung unseres Homerecording-Groschenromans:
... wir erinnern uns: die aufrichtige Beziehung unserer beiden Hauptfiguren, die im Wesentlichen auf einer Überdosis Tequila und Pils beruht, droht nach 48 Stunden an Schwung zu verlieren und steckt in einer tiefen Sinnkrise.
„Kann das wirklich alles gewesen sein“ fragt man in so einer schnelllebigen Zeit auch schon mal während man noch schwitzt und so wundert es nicht, dass der Frust gigantisch ist und die Gefahr aufzugeben immer größer wird.
Man hat doch alles genauso versucht wie es vorgeschlagen wurde: das SM57 besinnungslos vor der Kalotte hin- und hergerutscht bis man wund war. Man hat geredet, geschrieben – miteinander, unter- und übereinander – und hat sich zur Sicherheit den Vornamen auf den Handrücken gemalt.
In so einer Situation müssen gleich berechtigte Partner offen aufeinander zugehen, das Gespräch suchen und dabei herausfinden, wo der weitere gemeinsame Weg langgeht.
Aber Vorsicht: man ist in dieser ausweglos erscheinenden Situation schnell versucht auch extreme Maßnahmen zu ergreifen – wenn sie denn nur schnelle Besserung versprechen – ohne die Folgen zu bedenken oder sich die möglichen Gefahren bewusst zu machen.
Off-Axis!
Ehrlich jetzt, muss das sein?
Mal sehen:
In unserem Recordinghelden steigen die ersten Selbstzweifel hoch. Was ist, wenn die erste Entscheidung schon falsch war?
Nicht alles, was nach 24:00 Uhr den Kopf an die Tür zur Damentoilette schlägt ist als Partnerin fürs Leben geeignet und nachts sind alle Boxen eckig!
Niemand kann auf Anhieb hinter eine schöne Fassade schauen und das, was gerne von einer drallen Stoffbespannung verdeckt wird ist interessanter als die Frage, ob die glasigen Augen Lust oder Medikamentenmissbrauch sagen. Sind wir nicht alle Opfer unserer Hormone und hören auf zu denken, sobald wir hinten das Schild „16 Ohm“ sehen?
In meiner Rolle als Mann in dieser Gesellschaft, als Vater und als gelegentlicher heimlicher Beobachter des Trainings der ersten Damen-Volleyballmannschaft in unserer Gemeinde ist es meine Pflicht darauf hinzuweisen, dass es nicht egal ist, wo wir unsere Klinke reinstecken!
Na klar passt es immer, aber ob das, was dabei herauskommt auch nach unserem Geschmack ist wissen wir erst, wenn es zu spät ist. Wir ahnen zwar, dass die offen beworbene Möglichkeit zur „2 x 8 Ohm“ Nutzung geil sein kann, aber so ein Luder schleppt man nicht – nur auf dieser Idee basierend – in den Hafen der Ehe.
Kümmern wir uns also zunächst um die inneren Werte.
VINTAGE 30:
Der Standard-Speaker für Metall-Arbeiter. Zeichnet sich durch straffe Bässe, gedrungene Mitten und zurückhaltende – aber ordentliche – Höhen aus. Steht gut im Futter, kann auch einen beherzten „Oomph“ sehr gut wegstecken und hat genug „Hüfte“, um auch einen Recti mit raus gedrehten Mitten nicht wie eine Nähmaschine klingen zu lassen.
Im Umfeld dieser grenzwertig zwielichtigen Geschichte muss man das leichtverständliche 90-60-90-Ideal zur Erklärung zu Hilfe holen: der V30 wäre eine 90-60-85 Box!
Greenbacks
Für eher Classic-Rock orientierte Gitarristen mit Faible für Endstufen-Sättigung. Damit quasi „anti-modern“ aber nett. Ist kein Nachbau der ersten Vintage 4x12er – das wären dann die verwandten neuen Hendrix-Greenbacks mit mehr Mitten – verhält sich aber in den Höhen ähnlich. Die blumige Beschreibung erspare ich mir jetzt – kann man bei jedem Händler nachlesen – was uns interessiert ist das Prädikat „vollbusig“: eine reinrassige 90-55-95 Box, wobei die Bässe da sind, aber nicht so straff wie beim V30. Die Hendrix-Greenbacks wären 90-60-95 – wen’s interessiert.
G12T/75
Näselnde 80er Jahre Hair-Rock-Box. Wabelige 85-70-80. Will eigentlich niemand haben, hängt aber immer mit den anderen rum und wenn’s mal nicht so drauf ankommt (oder Not tut) geht die auch.
Ich will jetzt keine Kriege anzetteln, ob die Beurteilung und Klassifizierung richtig ist oder anders besser funktioniert. Hier kommt der Punkt:
Für welche Box hat man wohl – aus der Not geboren – Off-Axis Recording eingeführt?
Die V30 nicht – die ist nämlich gar nicht so alt und hat ja auch angenehme Höhen.
Was wirklich weh tut ist der Greenback Sound mit einem Marshall ohne Master-Volumen bei 1/4 - 1/2 Lautstärke. Hier hilft ein Ribbon, das SM57 wegzudrehen oder das Biest mit einem Bodentreter ein bisschen zu zähmen.
Was auch immer: man verliert Höhen und klingt Vintage – also eigentlich das Anti-Viagra für die direkte Metal-Keule!
Erfunden wurde dieser Technik in einer Zeit, als auf dem Band Platz für genau eine [g=422]Gitarre[/g] war. Nix doppeln, sehr selten bis gar nicht Multi-Miks.
Man musste das eine Mik also drehen, würgen, schütteln und schubsen bis der Klang akzeptabel war. Das SM57 hat sich in dieser Zeit seinen Spitzenplatz erkämpft, weil es sich dabei flexibler als sein Artgenossen zeigte: Off-Axis Response war durchaus für diesen Zweck brauchbar weil eben von einem gewünschten starken Höhenabfall zwischen 20 und 45 Grad gekennzeichnet. Und voll drauf ging immer wenn der Sound mal sanfter wurde; ein klassisches Ribbon hat selbst auf die 12 im Vergleich zum SM57 unterbelichtete Höhen.
Das ist also das etwas langatmige Ende der Off-Axis Idee für Metal-Sound. Phasenschweinereien muss man da jetzt gar nicht mehr erklären, oder?
Für cleane Sounds kann man allerdings auch mit einer Vintage30 mal probieren, ob es passt:
- Ausgangspunkt ist, das SM57 gerade auf die Mitte der Kalotte zielen zu lassen.
- Die Spitze des Miks da lassen, wo sie ist und den Hintern drehen
- Maximum sind 45 Grad! Lieber weniger.
- Wenn’s klingt, die ganze Anordnung Versuchsweise verschieben. Dabei gibt es die zwei Möglichkeiten: die Richtige und die Falsche. Je weniger die Spitze des Miks die Kalotte sieht, desto sanfter wird es. Schiebt man es dagegen entgegengesetzt schaut das Mik die Seite der Kalotte an und es endet widerlich!
In der nächsten Folge muss natürlich was Spannendes passieren. Aber was?
Hier als Zeitvertreib – bis ich mir darüber klar geworden bin – unser beliebtes Gewinnspiel:
- Was passt nicht in die Reihe, lenkt beim recorden ein bisschen ab und wird von der Gesellschaft nicht als stürmische Begrüßung unter guten Freunden akzeptiert: 421-69-57.
- Wir haben unsere Vorwahl vergessen! Was ist der Unterschied zwischen 0-160 und 0-260.80?
- Wenn’s irgendwie eingeengt klingt hilft a) Vorspiel oder b) Raummikro
- Phasenschweinereien erhält man a) bei Beate Uhse, b) wenn einer vor dem anderen kommt, c) im Internet – da gibt’s jeden Scheiß oder d) gar nicht: die muss man sich verdienen!
T.B.C.
Frank