Meinungsdikultur

G

Gel Mitglied 86343

Guest
Wenn ein kleine Provokation eine Diskussionsschlacht auslöst, kann es mit der Kultur nicht weit her sein.
Der Protestsong war beim Kartoffeln Kochen schnell hingeschrieben und die Kartoffeln waren gar.
Punkige Rockriffs steigen schnell und disharmonisch auf und ab, der Bass spielt dazu gegenläufig.

Bist du richtig, bin ich richtig schlecht.
Bist du richtig falsch, bist du mir lange recht.
Bist du nur ehrlich, bist du niemals echt.

Das ist meine Diktatur jaja, meine Diktatur!
Das ist meine Natur jaja, meine Urnatur!

Wie die Welt nun aussehn soll, ich weiß ganz genau:
Der Himmel voller Geigen und ab und zu mal blau.

Das ist meine Diktatur jahja, meine Urnatur
Da ist keine Spur, absolut keine Spur von

Liebe Glück und Freiheit für meine Schwestern, Brüder.
Sie haben keine Hoffnung, nur Angst von Tag zu Tag.

Das ist meine Natur, meine Urnatur
Meine Diktatur enthält dagegen nur...

Wenn man meine Formel in den Rechner tippt,
kommt dabei am Ende raus, was es längst schon gibt.

Das ist meine Diktatur, wir leben in
meiner Diktatur, meiner Urnatur.

Ich will Freiheit haben, so lang bis es stört.
bis an diese Grenze, weil es so gehört.

Das ist meine Diktatur, wir leben in
meiner Diktatur, meiner Urnatur.

Sag alles was du sagen willst, nur dann ist es gut.
Ich habs nur gar nicht so gemeint, jetzt packt mich die Wut, denn

das ist meine Natur, meine Urnatur.
Das ist Meinungskultur!
 
Ein Protestsong beim Kartoffelkochen - das macht absolut Sinn! Welcher Nationalität und Weltanschauung waren deine Gegner- nur Kartoffeln?
 
Eindeutigkeit wird dann gemocht
wenn die Kartoffel gar gekocht
 
leider lässt sich der Text nicht einordnen, so dass eine evtl. Diskussion irgendwie nicht stattfinden kann.
Was möchtest du damit zum Ausdruck bringen?
Sich etwas konkreter auf eine Seite zu schlagen, hätte ich gut gefunden.
 
Ein Protestsong beim Kartoffelkochen - das macht absolut Sinn! Welcher Nationalität und Weltanschauung waren deine Gegner- nur Kartoffeln?
Beim Kochen erreicht man so eine Art von Freiraum, in dem sich die Erbschen äh Dinge entwickeln können. Gegner habe ich keine außer den Kartoffelschalen und dem Abwasch, denn ich will ja gerade keine Gegner, zumindest nicht solche, mit denen man sich blutig bekämpfen muss. Kurz gesagt, ich sollte öfters und länger kochen und auch mal den Output ordentlich durchgaren.;)


Ich bin durch diesen Text milde und diffus empört. o_O
Das wollte ich erreichen. Milde walten lassen. Und Ungenauigkeit entsteht, wenn man das Objekt ganz genau betrachtet, wusste schon Heisenberg.:rolleyes: Gib schon zu, du siehst dabei noch mehr als Nebel!


Eindeutigkeit wird dann gemocht
wenn die Kartoffel gar gekocht
Zu Ende garen oder denken soll man das gar nicht. Es ist ein Rundumschlag gegen Schubladen und dem eigenen Bestreben, alles zu durchschauen und besser zu machen. Anarchismus ist zu gewalttätig, aber das Chaos darf bleiben und wirken. Schlussendlich bleibt sowieso nur Kartoffelsalat.


leider lässt sich der Text nicht einordnen, so dass eine evtl. Diskussion irgendwie nicht stattfinden kann.
Was möchtest du damit zum Ausdruck bringen?
Sich etwas konkreter auf eine Seite zu schlagen, hätte ich gut gefunden.
Diskussion kann nicht stattfinden -doch sie kann, nur eine eindeutige Richtung, klare Abgrenzungen fehlt zum Disput. Da liegt ein Schwerpunkt: Alle Meinungen erst einmal nebeneinander bestehen lassen. Das ist sowohl Selbst- als auch Fremd-Kritik. Zum Ausdruck bringen wollte ich auch diesen Frieden. Zu schnell bezieht man Stellungen, die bis zum letzten Mann verteidigt werden.


-Insgesamt habe ich ehrlich nicht mit so konsequenter Kritik gerechnet. Die Antworten bestätigen mich sogar in der Wahl des Konzeptes, aufgesammelten Text- und Gedanken-Bruchstücke eher zufällig zu einer abstrakten Plastik zusammen zu kleben.
 
Zu Ende garen oder denken soll man das gar nicht. Es ist ein Rundumschlag gegen Schubladen und dem eigenen Bestreben, alles zu durchschauen und besser zu machen. Anarchismus ist zu gewalttätig, aber das Chaos darf bleiben und wirken. Schlussendlich bleibt sowieso nur Kartoffelsalat.
Können wir uns dann nicht einfach die Zeit und Energie sparen?
Getretener Quark wird breit, nicht stark. [J. W. v. Goethe]

P.S. als Burroughs'scher Cut-Up-Sprachsalat zwar kalter Kaffee, aber ein respektables Geräusch unter Geräuschen. Insofern ist es nur konsequent, dass du dich bestätigt fühlst :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Getretener Quark wird breit, nicht stark.
Ja die Form ist absichtlich unausgereift. Sowas wie Fluxus in Schriftform übersetzen ohne in Lautschrift zu verfallen.

Von der Aussage her steckt schon Information drin, die man nicht kleinstampfen kann.

Ein Gestaltungsprofessor prophezeite mir einst, auch die Sprache und die Schrift werde einmal wie Fischstäbchen modern industriell in Formen gestampft und in beliebigen Mengen gehandelt sein.
Als Anfang dieser Entwicklung stellte er den Untergang der Groß-Kleinschreibung in Aussicht.
Recht verwegen die These. Dabei halten schon die Sprachstile in Kurznachrichten auch ohne Zeichenbegrenzung umsturzhafte Tendenzen bereit. Die Form ist also schon lange Quark. :)
 
  • Danke
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Ein Gestaltungsprofessor prophezeite mir einst
Ich wusste nicht, dass du so alt bist, dass dir ein Gestaltungsprofessor des 16. Jahrhunderts solch gewagte Prophezeihungen eröffnen konnte.

Dein Text ist zwar nicht sehr konkret
doch gut für einen Sudel-Fred:rolleyes:
 
rho schrieb:
meinte nur, dass hier jetzt nicht so die ganz knallharte Textdebatte zu erwarten ist
Vielleicht doch. Die Frage ist, was man unter „Textform“ versteht. Jeder Text hat ja eine Form.

Wenn ich über Form nachdenke, dann vor allem darüber, dass Form und Inhalt sich ergänzen sollen. Also eben nicht zwingend übereinstimmen sollten. Wenn ich Klugscheißerisches schreibe, darf die Form ruhig stolpern. Wenn ich ungelenk schreibe, darf der Inhalt ruhig einen Tuck klüger erscheinen. Wenn ich mich traurig fühle, soll mich Ironie ein wenig beschützen. Und so weiter! Je stolzer ich fühle, umso bescheidener darf der Tonfall sein.

Ich würde sagen, die Form soll mich davor bewahren, in den chaotischen Sog der Gefühle abzugleiten. Die „Balance“ ist wahrscheinlich MEIN Tick. Aber ich bin sicher, dass jeder so seinen Tick hat. Und dass es sich immer lohnt, über das Ergänzende von Inhalt und Form nachzudenken
 
Schöner Ansatz, @artname. Aber so richtig weiter bringt mich das mit diesem Text nicht. Ich lese eine kindliche Unzufriedenheit mit der Uneindeutigkeit der Welt und der Meinungen über sie. Und was ist es? Eine Meinung, was sonst. Ich halte das für eine ausbaufähige Weltsicht, die aber passend formal umgesetzt ist. Das erste Stichwort zur Form, das mir beim Lesen einfiel war "Kretinismus". Nein, nicht das medizinische Syndrom, sondern das Lügner-Paradoxon, wenn ein Kreter sagt, dass alle Kreter Lügner seien. Somit habe ich diesem Text noch ein hübsches Blümelein aus meinem bunten Begriffsgarten gepflückt, das er mMn nicht verdient. Aber Goethe hatte ich ja schon zitiert.
Schließlich hat auch der Entstehungszusammenhang des Textes, ich nenne ihn den "Kartoffel-koch-Faktor", meine Rezeption beeinflusst. Es hilft alles trotzige Gestampfe und Getexte nicht, die Welt bleibt vielfältig und Orientierung ist immer mit Mühe verbunden, und sei es die Mühe, mit Ambivalenzen leben zu können. Aber ... Das ist alles schon viel zu ernst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit großem Vergnügen lese ich mit. -Nur kurz als Zwischenton:
Kartoffeln dauern 20 Minuten. Diese waren etwas größer. -In 30 Minuten einen Songtext mit passendem Musikstil zu entwickeln ist schon eine Herausforderung. Mit 300 oder 3000 Minuten zur Verfügung wird es immer einfacher.

Aus dem Bauch heraus zu schreiben hat etwas von direkter Lebenswirklichkeit. Ein paar Beispiele waren ja vor kurzem auch hier zu Lesen. Ich habe darin mehr über die Autoren und ihre Themen erfahren als durch das Lesen hunderter kleiner Text-Beiträge. -Als Challenge-Contest fürs Textforum wäre ein Stehgreif-Schreiben doch echt mal eine Idee!
 
  • Danke
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