Machen es sich Songwriter heutzutage zu einfach?

[speedtom]

Guten Tag liebe Recording-Euthusiasten,

ich weiss nicht recht, ich hab so ein Gefühl, dass die Songs heutzutage (also die in den Charts) echt zu einfach gestrickt sind. "Früher" hatten Songs Strophen, Refrains, Mittelteile, Soli vielleicht, etc pp. Heutzutage kann man froh sein, wenn ein Refrain mal harmonisch sich von der Strophe unterscheidet.

Wir hören im Büro den ganzen Tag Formatradio, und die songwriterische Bilanz der aktuellen Stücke ist sehr ernüchternd. An Stelle des klassichen Songwritings werden Arrangementtricks verwendet, um zu vertuschen, dass eigentlich musikalisch wenig passiert...

Meist sieht es so aus:

Grundidee (meist vier billige Akkorde) plus Bass-Drum: Strophe
Grundidee plus Bass- und Snare-Drum: Refrain
Grundidee durch den Filter gejagt: MIttelteil/Breakdown
danach Snare-Cresdendo, Refrain - aus die Maus

Besonders geschockt war ich von der aktuelle Musik von Coldplay. Ich mochte die zu Zeiten von Yellow und A Rush of Blood to the Head sehr. So klingen die heute:

http://www.myvideo.de/watch/9549877/Coldplay_A_Sky_Full_Of_Stars_Official_Audio

Natürlich weiss ich, dass das wie die Klage des alten Mannes klingt, aber ich finde die Entwicklung nicht sehr schön.

Teilweise begegnet man sogar hier im Feedback oder Songvoting Stücken, die auch nur eine Idee runternudeln! Was ist da bloss los?

Naja, das musste jetzt mal raus...

 

[helge1973]

Du hörst Dir noch Charts an?



Es ist ganz einfach.

Musik ist (oft) wie Blockbuster-Scheiss: berechenbar.

Da gibt es ne handvoll Akkorde, die - wie DU richtig erkannt hast - immer wieder durchgequarkt werden.

Das mag die (feiernde) Mallotze-Abteilung, in der einen Hand die Alcopops, in der anderen das Smartphone, um dem neidischen Mob Bildchen von der ach so geilen In-Party zu senden.

DAS .. ist auch dann die "entbehrliche Masse" von der Nietzsche sprach und genau die hören und kaufen das auch.

Das ist seit Jahren so.
Und es geht immer um eins: um Kohle.

Und es ist auch nicht neu, das ehemals geile Indy-Gruppen/Künslter später zu plastiksingenden Prostituierten werden - oder würdes DU, speedtom, "Nein" zu einem Koffer sagen, in dem
€ 500.000,00 stecken?

Übertriebenes, simplifiziertes Zeug vom Hellgay, gar keine Frage.

Aber ich denke, Du weisst, worauf ich hinaus will.

Es ist ein bisschen so wie mit dem Vegan-Zeugs: so lange die Leute weiter Fleisch anbieten und Tiere töten, werden auch die Hersteller Gewinne erzielen und weiter Fleisch und noch mehr und mehr anbeiten - und der Vegane-Trend wird hinterher hinken.

Und so auch eben in der Musik-/Filmbranche.

IMMER .. geht diese Kalkulation nicht auf.

Und ab und zu findet ein kleiner Film oder ein kleines Lied eine Riiiesenbeachtung.

Leider stehen genau diese (tollen) Juwelen statistisch schlecht da.

Und das wird sich in den nächsten Jahren sicher nicht ändern, orakel ich mal.

 

[Marc1610]

Man passt sich einfach an um auch die Jüngere Generation zu erreichen, so das es auch im Club gespielt wird, da versucht man sich etwas anzupassen und da hat Coldplay so gute Chancen das der DJ sie ins Set rein nimmt.
Der Song wäre zb, ganz gut um mal einen Break zu schaffen um etwas ruhe zur richtigen Zeit ins Set zu bringen.

Da hab ich mich auch schon drüber aufgeregt aber es wird wohl immer mehr in die Richtung gehen, zumindest was Dance Klamotten angeht vor allem House usw.
Ich mach es so, einmal hören und dann eben nicht mehr, weil es so einfach nicht komplett flasht außer die ein oder andere Passage oder Idee die im Song vorkommt.

Das sie es sich einfacher machen würde ich aber nicht sagen.

Ein Song ist nicht aufwendiger nur wenn dieser mehr Akkorde hat das ist wiederum quatsch.

 

[cherry50]

Sehe das ähnlich wie Du, gebe aber zu bedenken, daß sich so gut wie die Wenigsten mit einer Analyse des Songs beschäftigen, der da gerade dudelt.

Es ist ausreichend, was da geboten wird, und es funktioniert. Ganz so einfach wie Du es beschreibst ist es auch nicht, denn versuche mal mit den angeblich wenigen Mitteln einen Song zu machen, der gehört werden will.

Gerade gestern habe ich einen POP Schlager für mich analysiert.

Ich bin immerhin auf 12 Instrumente ohne den Gesang gekommen. Dann passiert da zwischendurch und parallel noch so einiges an Effekte, Percussions, etc.

Jetzt kommt noch Hauptstimme mit Backroundgesang.


Das alles ist dann vernünftig arrangiert schon ein schönes Stück Arbeit.

Es kommt ja dann noch auf die Wahl der Sounds an, und die Sache soll Grooven und animieren zum Tanzen.
Es muß also insgesamt einige Kriterien erfüllen. Vielleicht ist da auch ein wenig die Dekadenz der Gesellschaft zu bemerken, und sie bekommt was sie verdient.

LG Cherry50

 

[Dodo_I]

nicht einfach. Anders ...

 

[verflixte13]

Meist sieht es so aus:

Grundidee (meist vier billige Akkorde) plus Bass-Drum: Strophe
Grundidee plus Bass- und Snare-Drum: Refrain
Grundidee durch den Filter gejagt: MIttelteil/Breakdown
danach Snare-Cresdendo, Refrain - aus die Maus

also, für mich, da erklärt Dave Grohl dieses "songwriting"-phänomen sehr gut -->








aber mal ernsthaft:

am ende ist es nicht die frage --> aus wieviel unterschiedlichen elementen ein song
zusammengestellt wurde, sondern --> ob ein song in sich funzt oder ob er es eben nicht packt …

und das hat bestimmt nichts mit der anzahl der variierenden songteile zu tun. LG

 

[helge1973]

Es hat was mit Wiederholung von Wiederholungen zu tun.

Der Mut zu Neuem wird vergeblich gesucht.

Begegnet mir hier auch oft so: man geht eher die bereits betretenen Pfade, anstatt neue.
Deshalb mekka ich hier ja auch so viel, also so:

 

[SoulFrontier]

Speedy ich glaube Du weißt einfach zuviel . Genau wegen solchen Diskussionen habe ich mich ja laaaange Zeit mit meinen einfachen Feuerlager Wald/Wiesen Liedern nicht getraut mal was zu posten.

Minderwertig fühlte ich mich, weil ich nix Ahnung von komplizierte Musik hatte. Und dann doch mal getraut und war sehr positiv überrascht vom Feedback und Reaktionen. Ein kleines Lied mit 4 Lagerfeuer Akkorden war das.

Es gab schon immer in den Pop Charts NUR einfache, eingängige Lieder. War so, ist so, bleibt so.
I can get no satisfaction. CCR, Albert Hammond u.a.

Deswegen sind diese Songs aber nicht "schlecht". Nur weil etwas mit einfachen musikalischen Mitteln daher kommt muss es nicht "schlecht" sein imo.

Die Songs in den Radio Formaten "funktionieren". Nicht alles gefällt mir, manchmal bekomme ich davon Ekelpickel , aber eine große Anzahl der Songs im Radio ist imo einfach auch geil!


Bei einem Song wie are we human oder aktuell Love runs out ist mir egal ob da Akkorde drin sind oder nich und was für welche, wie viel u.s.w. Das ist einfach supi zum Mitsummen bla bla (weißt beim Bügeln und so) Aber ich bin ja auch pervers, ich mag ja auch Lady Gaga Pokerface z.B. oder Alejandroooo! Es ist schlimm mit mir. Ich muss zum Doc.

Und daneben (nicht in den Pop Charts, nicht im Frühstücksradio) gab und gibt es etliche interessante und von mir aus auch anspruchsvolle Musik.

Vergiss nicht, nicht jeder Musiker hier oder anderswo kann und will immer Musik komponieren, die wer weiß wie verkopft und vertrackt ist. Ich finde z.B. die überwiegende Mehrheit an Prog Rock einfach nur furchtbar und zum Weglaufen.

Solche Dinge sind sehr oft einfach selbstverliebt, schaut was für unglaublich artistische Sachen ich/wir machen! Da stehen dann die anderen Musiker und wenn es klappt dann fällt ihnen die KInnlade runter. Und dann sind se neidisch. ÄÄÄTSCH!

Kompliziert und vertrackt....wer es mag soll es machen und hören.

 

[verflixte13]

Es hat was mit Wiederholung von Wiederholungen zu tun.

Der Mut zu Neuem wird vergeblich gesucht.

Begegnet mir hier auch oft so: man geht eher die bereits betretenen Pfade, anstatt neue.
Deshalb mekka ich hier ja auch so viel, also so:

"mekka"´n … das darf man ja auch, bis der arzt oder die salafisten-polizei kommt


aba ma so unter uns --> wir reden hier nicht von wirklich neuen musikalischen pfaden,
sonst müsste man (nur zum bleistift) nach Schönberg, die gesamte heutige "song"populär-musik,
als rückwärtsgewandte "lagerfeuer-kuschelromantik-liebficken-gedöns" abschreiben …

völlig egal , ob diese songs aus 4 oder 20 akkorden oder aus einer verse + chorus
oder mehreren vers-/und chorus-variationen PLUS zig angedockten bridge bestehen. LG

 

[Basstronaut]

Es ist doch völlig wurscht wieviele Akkorde in einem Song drin sind. Das Rad neu erfinden nur weil man denkt : Das muß jetzt mal was " Neues" sein macht keinen Sinn.

Man sollte gucken das der Song funktioniert, und man selbst damit zufrieden ist. Solang der Song Emotionen weckt ist doch alles OK.
Allerdings geb ich speedtom völlig recht : Viele aktuellen Charttitel klingen einfach nur zusammengeklatscht, und in dem Beispiel von Coldplay ganz extrem.
Da wurden ein paar Vocalparts recht lieblos hin und her kopiert und mit nem fetten Soundteppich kaschiert.
Da gibts wirklich viele Coldplaysongs die wesentlich mehr hergeben und einfach besser produziert sind.

 

[SoulFrontier]

Ja ja der Helge und der Dodo die singen im Chor:

"Das ist alles alte Grütze, das ist nicht innovativ, das klingt nach meinem Opa, von vorgestern ist das" Mach mal was ANSTÄNDIGES, mach das mal modern!

Recht haben sie!

Nur es kann halt leider nicht Jeder diesem hohen Anspruch genügen, manche fallen einfach durch bei der Qualitätskontrolle.

Noch schlimmer: es gibt sogar Subjekte, die machen sich noch nicht mal die Mühe!!!

Skandal.

 

[raziel28]

Eieiei....

also, mal ein etwas 'anderer' Blickwinkel', ich betreibe die Musik ja nur auf Hobbieniveau.
Neben der Musik nenne ich mal die Hobbies Astronomie und Geocaching mein Eigen.
Stimmungen aus den Szenen:

Astronomie:
Der Himmel wird immer schlechter wegen der vielen Lichtverschmutzung durch die völlig unnötige Beleuchtung nachts. Heutzutage müssen sich die Leute am Teleskop doch null anstrengen, weil die Elektronik vermeintlich alles alleine macht. Und die Qualität erst, die da ausgeliefert wird, alles Billigkram aus China, weil die Leute nicht mehr bereit sind, für Qualität auch Geld auszugeben, die Billich&Viel machen die kleinen guten kaputt! Das wird alles immer schlimmer.

Geocaching:
Früher war das alles besser, da haben wenige intelligente Leute gute Caches ausgelegt, die sich wirklich gelohnt haben, heutzutage sind ja meist nur noch Pappnasen unterwegs, die nicht mal ihr GPS-Gerät vernünftig beherrschen und stattdessen lieber mit dem Smartphone bequem von Parkbank zu Parkbank lieber viele billige Gummipunkte sammeln. die machen das ganze schöne Hobby kaputt.

Musik:
Na ihr sehts ja selbst, von den mangelnden Ideen über Zufallsnoten bishin zum 1-Knopf Soundgeilmacher, das könnte man unendlich fortspinnen.

 

[Erwin]

Gebe zu dass ich immer mal wieder in die Charts reinschau und dort Songs gut finde, die auch Millionen andere gut finden, z.B.:"She moves"
Da gibt es auch nicht viele Akkorde aber irgendwas flirrt da, was bei mir ankommt. Nicht umsonst sind reine Akkordfolgen nicht so geschützt. Das allermeiste der Charts gefällt mir rein gar nicht aber manche Stücke funktionieren eben. Liegt manchmal an der Art des Gesangs, am federnden Rhythmus oder an Lebenssituationen, die zum Lied passen. Auch wenn Cmaj7 mein absoluter Lieblingsakkord ist hab ich zwischendurch mit einem hundsnormalen Am auch meinen Spaß

 

[L0rdVetinari]

So lange die Masse frisst, wird sie gefüttert. Mein Lieblingsbeispiel ist da der Mashleg von Daleri mit 16 Liedern aus den Beatportcharts (vorsicht, das ist völlig grauenhaft in meinen Augen, aber irgendjemand scheint darauf abzufahren):

http://soundcloud.com/daleri/epic-mashleg

Aber zum Glück gab/gibt es ja noch gute Musik und wird es auch immer geben. In den gängigen Radiosendungen würde ich da allerdings nicht nach suchen. Natürlich gibt es Ausnahmen.


.

 

[helge1973]

@verflixte15:
ich hab überhaupt nix von Deiner Argumentation fastanden

Ja ja der Helge und der Dodo die singen im Chor:

genauso wie Du immer Deinen Ich-hab-Spass-an-der-Sache-und-damit-Basta!-Chor singst.

Ist beides erlaubt

Wird halt dann entsprechend bewertet.

Auf beiden Seiten.

 

[oliveramberg]

Schlechte Songs gab's schon immer. Die Radio-Stationen werden einfach immer mutloser und werden von Marketing-Doofies programmiert die keinen Plan von Musik haben. Nur Zahlen klingen gut.

Abseits des Mainstreams gibt es wunderbare Songwriter, tolle Musiker und Bands die aber nicht in das Raster passen und daher selbst entdeckt werden müssen.

Radio ist für mich seit langem ein toter Kanal. Es gibt natürlich tolle Ausnahmen. Aber die grossen Sender sind vorallem tagsüber nicht hörbar.

 

[helge1973]

Zu 100% JA!

 

[magnazeon]

Ach ja... die Welt ist schon schlecht.
Ich höre Klassik. Da ist das ganz anders! xD

Früher war übrigens alles ( A L L E S ) besser!

 

[BassBurger]

So lange die Masse frisst, wird sie gefüttert. Mein Lieblingsbeispiel ist da der Mashleg von Daleri mit 16 Liedern aus den Beatportcharts (vorsicht, das ist völlig grauenhaft in meinen Augen, aber irgendjemand scheint darauf abzufahren):

http://soundcloud.com/daleri/epic-mashleg

Aber zum Glück gab/gibt es ja noch gute Musik und wird es auch immer geben. In den gängigen Radiosendungen würde ich da allerdings nicht nach suchen. Natürlich gibt es Ausnahmen.
.

Für heute genug gelacht

(liegt bestimmt daran dass die Wörter "Epic" und" Supermario" drin vorkommen )

 

[anne5555]

schönes Thema dazu möchte ich auch etwas beitragen:

Wieviel Prozent der Mallebesucher werden ein Instrument Hobbymäßig oder auch als Profi spielen?
Wieviel Prozent der derjenigen, die Musik zu 80 % nur aus dem Radio kennen wissen was eine Snare-Drum ist?
Es funktioniert doch genauso wie im Fehrnsehen.....am Vormittag bringt man Programme die auch von 6 Klässlern verstanden werden. (Ok RTL macht das auch am abend).
Und wenn man ehrlich ist, den ganzen Tag möchte ich mir auch keine anstrengenden Sinfonien anhören. Zum bügeln -)) kann es auch mal Helene Fischer sein.

Die Zeiten bei dem eine Band aus einem Schlagzeuger, einem Bass, einer Gitarre und einem Sänger bestand und die nur damit Musik gemacht haben ist doch lange vorbei.

Aus meiner Sicht auch nicht schlecht...weil ich ansonsten nie zu diesem Forum gekommen wäre.
Ich möchte Musik machen....und das kann auch etwas "anspruchsloser" sein...denn besser kann ich es noch nicht.

Was nicht heißt, dass man deshalb nur noch Bausteine hin und her schieben sollte.
Wer sich über längere Zeit mit eigener Musik beschäftigt wird eigene Ansprüche stellen...und die werden über die Mallemucke gehen.

LG Anne