Kreise des Steins

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Kreise des Steins

Dein sind die Kreise des Steins, der ins Wasser fiel,
dein ist das Lachen der Kinder beim Würfelspiel,
dein ist das Spinnennetz, funkelnd vom Regenguss,
dein ist der stille Spaziergang entlang am Fluss…

Und wenn du willst, dann bin auch ich ganz dein
mit Haut und Haar und meinem Herzen obendrein.

Dein sind die Farben des Laubs im Oktoberlicht,
dein ist das Echo, das sich an den Felsen bricht,
dein ist der erste Schnee früh auf dem Fensterbrett,
dein ist der Duft von Kaffee, der dich weckt im Bett…

Und wenn du willst, dann bin auch ich ganz dein
mit Haut und Haar und meinem Herzen obendrein.

Dein ist das Schwalbengeschrei hoch im Himmelblau,
dein ist der Wiesenduft im Sommermorgentau.
Dein ist das Knacken der Holzscheite im Kamin,
dein ist das Rufen der Gänse, die südwärts ziehn…

Und wenn du willst, dann bin auch ich ganz dein
mit Haut und Haar und meinem Herzen obendrein.

Du kommst ganz ohne Maske aus,
verziehst dich in kein Schneckenhaus,
brauchst keine Lügen, keine List
und nimmst das Leben, wie es ist.

Und wenn du willst, dann bin auch ich ganz dein
mit Haut und Haar und meinem Herzen obendrein.
 
Du hast ein Händchen für schöne Titel.

"Kreise des Steins" erzeugen sofort Bilder im Kopf eines Musikers - mal unabhängig vom Gesamttext - und das ist verdammt wichtig, um sich auf 'nen Text einlassen zu können.
 
Interessanter Hinweis. Danke. :)
 
Der Titel erinnerte mich spontan an den Ausdruck "Wendekreis des Krebses". Aber "Kreise des Steins" klingt gut. Schöner Titel, fürwahr.

Beim Text musste ich an "Dein ist das Reich und die Kraft ,,," aus dem Vaterunser denken. (Eine Diskussion um Atheismus anyone? :) ) Und ich vermute, dass der Text auch religiös gemeint ist? Mir fallen da solche schönen Bilderkarten ein mit ähnlichen Gedichten darunter. Hängen auch gerne mal im Krankenhaus irgendwo an der Wand oder im Altersheim. Die Sprache und Bilder finde ich sehr schön gewählt. Das hat Kraft. Ist mit dem Kinder-Würfelspiel und dem Sonntagskaffee auch nicht zu unpersönlich oder nur in der Natur verbleibend, sondern eine gute Mischung aus kleinen und kleineren Dingen aus Natur und Umgebung.


Noch nicht ganz rund finde ich diese zwei Zeilen:
dein ist zur Weihnacht, wenn endlich das Glöckchen klingt,
dein ist das Schneeglöckchen, welches den Frühling bringt…

Zweimal Glöckchen, das zwickt sich ein wenig. Und in der ersten Zeile, muss es da "dein ist DIE Weihnacht" heißen?

Ansonsten, sehr gelungen wiedermal.
 
Ohne jetzt den Text auseinander zu nehmen finde ich daß er zu den Besten, wenn nicht sogar der Beste Deines Schaffens ist.
Könnte ich auf Anhieb so akzeptieren.

Lässt sich ganz sicher sehr gut mit Musik umgeben.

LG HL
 
dein ist zur Weihnacht, wenn endlich das Glöckchen klingt,
dein ist das Schneeglöckchen, welches den Frühling bringt…
Gut. Einwand akzeptiert. Das doppelte Glöckchen ist in einem anderen Forum auch kritisiert worden. Mal sehen, ob mir was Besseres einfällt. :)

Lässt sich ganz sicher sehr gut mit Musik umgeben.
Freut mich, dass es dir gefällt. :)
 
Dein sind die brennenden Lichter am Weihnachtsbaum,
dein sind die Schneeglöckchenbüschel am Waldessaum...
 
Hey, das gefällt mir sehr gut! Ich finde die Bilder in ihrer Schlichtheit ziemlich gewaltig - toll! Und ich kriege auch ein intensives Gefühl beim Lesen, was gar nicht so leicht zu beschreiben ist, aber mit Spiritualität und Ehrfurcht zu tun hat.

In der zweiten Strophe doppelt sich noch das 'früh' in zwei aufeinanderfolgenden Zeilen. Und als phonetische Winzigkeit ist mir noch der 'Guss' in der ersten Strophe aufgefallen. Inhaltlich und vom Klang her ist alles drumrum sehr leicht, und dieser Guss stört das dann ganz leicht für mich.
 
Finde den Text auch ganz gut, aber das Weihnachtsgedöns stört mich schon etwas. Nimmt dem Leser, Hörer etwas Interpretationsspielraum und bricht das an sich harmonische Bild ( z.B.Beziehung Mensch/Natur) etwas. Kriegt dadurch 'nen leicht kitschigen Touch.
 
In der zweiten Strophe doppelt sich noch das 'früh' in zwei aufeinanderfolgenden Zeilen.
Ich hatte es drin gelassen, weil ich es durch die unterschiedliche Verwendung nicht (mehr) störend fand. :)
Aber mir fällt etwas auf: die Zeile ist sowieso Quatsch!
dein ist der Duft von Kaffee Sonntag früh ans Bett…
Wer serviert Sonntag früh ans Bett den Duft von Kaffe? Blödsinn! :( Danke also doch für den Einwand.

aber das Weihnachtsgedöns stört mich schon etwas.
Sooo schrecklich finde ich das jetzt nicht. Weihnachten ist nun mal die am intensivsten erlebte Zeit im Jahr. Jedenfalls für die meisten Leute. Gedöns wäre es, wenn ich mehrere Zeilen damit belegt hätte. :)
 
Jo, wie gesagt... für mich stellt es nur so'ne Art Bruch im Text dar. Bis dahin haben wir fast ausschließlich Beschreibungen (aus) der Natur, gewisse Wechselwirkungen, Kinder beim Spiel (auch ein natürlicher Trieb) und dann knallt irgendwann Weihnachten ohne Vorwarnung und erkennbaren Bezug rein....

aber das schein' nur ich so zu sehen - insofern durchaus zu vernachlässigen, die Kritik.

Hab' da einfach 'ne andere Erwartungshaltung, gerade in Bezug auf den Titel, gehabt.
 
Toller Text.
 
@Lobotomeandyou

Bei dem Weinachtsgedöns bin ich sehr bei dir. Den Text finde ich sehr toll, aber das macht ihn so plötzlich etwas schlagersk. Für mich jedenfalls kippt er an der Stelle etwas.
Ohne Weihnachten kann ich mir sehr unterschiedliche Versionen und Richtungen vorstellen. Vielleicht ja so was in etwa?

@ Teestunde

Dein ist das Schwalbengeschrei hoch im Himmelblau,
dein ist der Wiesenduft im Sommermorgentau.
dein ist der Winter, wenn der Schnee den Lärm verschlingt
und dein ist der Frühling , wenn das Eis beim brechen singt.
 
dein ist der Duft von Kaffee Sonntag früh ans Bett…

So quatschig find ich's nicht.

ICH konnte sofort den Kaffeeduft mit demjenigen verbinden, der ihn ans Bett bringt.
So nach dem Motto: wenn ich (i-wo) Kaffee rieche, assoziiere ich das sofort mit der lieben Person, die mir diesen bringt, ergo: ich denke an sie :)

Finde das insgesamt absolut gelungen.
Der Text lebt von einer wundervollen nicht-kitschigen Leichtigkeit.

Ein Klavier am Anfang, Streicher die im Background lauter werden - Melodie und Gesang sind sofort da!
Schafft sonst nur die Mami!

Toll! :right: :verbeug:
 
Dein ist das Schwalbengeschrei hoch im Himmelblau,
dein ist der Wiesenduft im Sommermorgentau.
dein ist der Winter, wenn der Schnee den Lärm verschlingt
und dein ist der Frühling , wenn das Eis beim brechen singt.

Jo, sowas fände ich gut.... würde den Text - im positiven Sinne - universeller machen - aus meiner Sicht, weniger verengen - Weihnachten wäre hier der Flaschenhals quasi aus meiner Sicht.

Genau darauf wollte ich mit meiner Kritik hinaus.

Würde mich dann auch von seiner Tiefe und Spiritualität näher an den Sonnengesang von Franz von Assisi bringen, in so'ner Art moderneren Variante.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnengesang_(Franz_von_Assisi)

Vorteil bei solch einem Text wären dann ggf. auch mehr Freiheiten für die musikalische Gestaltung.

Vielleicht ist ja da noch Platz für 'ne zweite Version zu diesem Text von Teestunde.
 
Dein ist das Schwalbengeschrei hoch im Himmelblau,
dein ist der Wiesenduft im Sommermorgentau.
Dein ist der Winter, wenn Schnee jeden Lärm verschlingt,
dein ist der Frühling , wenn Eis beim Zerfließen singt.
Würde mir metrisch besser gefallen...
 
Sehr schön. Hier verbindet sich dein Faible für das Detail mit einem größeren, gewagteren Sprung. Hier verlierst Du Dich nicht in den Details, sondern reihst sie gelassen und mutig auf einem roten Faden auf. Gefällt mir.
 
@ Teestunde

Ja, metrisch ist deine Idee gut. Ich würde dann aber schreiben, " Wenn das Eis beim Zerbrechen singt" .
Denn beim Zerfließen singt es nicht. Jedenfalls nicht das ich wüsste.
Beim Zerbrechen schon . Öfter mal gehört. Vor dem Zerbrechen gibt es dann manchmal ganz eigenartige Töne von sich. Wie Glas, das zerbricht. Ein Knirschen,ein Stöhnen, ein Singen.
 
@Mama
Hab's geändert. Aber so richtig überzeugt bin ich noch nicht. Schade, dass ihr euch mit meinem Weihnachtsglöckchen nicht anfreunden könnt. In meiner Familie war es Tradition, den Kleinen mit einem Glöckchen zur Bescherung zu rufen. Bei euch war (leider) was anderes Tradition. Nun, ja. :)
Und noch was: Weißt du, in meiner Heimat gibt es viele Moore und Sümpfe, die so tief sind, dass man darin umkommt, wenn man im Sommer vom Wege abkommt oder wenn im Winter das Eis bricht. Daher verbinde ich das Zerbrechen von Eis jetzt nicht unbedingt mit Gesang. :)
 

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