Kreative Leere, leeres weißes Blatt Papier, leeres Projekt in der DAW

[scholz37]

Wie siehts bei Euch mit kreativer Flaute aus?

Kurzes Szenarium: Vor 30 Jahren als Sozialarbeiter begegnete ich einen ehemaligen Geschäftsinhaber im Obdachlosenheim. Stets saß er angetrunken auf den Couches, vor ihm auf dem Boden eine alte mechanische Schreibmaschine mit eingespanntem weißem Papierbogen. Immer erzählte er was geschrieben wird, seine Lebensbiografie, seine Geschichten einer besseren Zeit..

Kurz um, jedes Mal wenn ich sein Zimmer betrat war da die Schreibmaschine mit weißem Blatt Papier. Fertig zum Tippen. Der erste Buchstabe wurde nie geschrieben und die ersten Sätze nie getippt. Alles benötigte für die Geschichte da, aber das Blatt Papier blieb leer...



Der weite Bogen zu Heute: als bürgerlich beruflich noch tätig mit komplett eingerichtetes kleinen Amateurstudio, viele Programme die erwerbbar sind, Instrumente und Zubehör, leeres neu geöffnetes Projekt in der DAW.. und man sitzt Tag für Tag davor und findet einfach keinen "ersten Buchstaben“.. keine ersten Sätze. Leere, Flaute….tausend Ideen und Melodien aber keine davon aufs Blatt...


Geht’s euch auch so, keine Einfälle, kreatives Sterben, innere Leere… und der Blick auf andere was die alles so schönes neues Engagieren? Dazu das eigene Unvermögen was aufs Blatt zu bringen..

 

[muffy]

Wie siehts bei Euch mit kreativer Flaute aus?

Habe ich gerade. Ich weiss, dass sich das irgendwann ändern wird und kümmere mich nicht weiter drum. Irgendwann kommt der intrinsiche Antrieb schon wieder.

 

[sts]

und man sitzt Tag für Tag davor und findet einfach keinen "ersten Buchstaben“.. keine ersten Sätze. Leere, Flaute….tausend Ideen und Melodien aber keine davon aufs Blatt...

Das liest sich so, als würde es Dir allein um Texte gehen. Ist das so?

 

[Froschkapitaen]

Lass deine DAW aus, nimm ein Blatt Notenpapier und schreibe deine Ideen beim 'rumklimpern auf.

Das reduziert auf's Wesentliche.

DAW werfe ich erst an, wenn das Leadsheet soweit ist.

 

[Lacunaflow]

Die Zeit sinnvoll nutzen, z.B. Presets erstellen, Templates machen, Plugins aussortieren (oder auch einsortieren).

 

[Detune]

Ich höre viel Musik, wenn es mal wieder so weit ist. Das inspiriert mich oft zum komponieren. Ansonsten einfach rumspielen - bei mir, da Synths am Start, holen mich Sounds oft ab und bringen mir eine Idee.

 

[mjuenke]

Ist eine Alterserscheinung.
Das Ende ist halt nah.

 

[BodoH]

Wenns lediglich um Texte ginge, dann "ChatGPT schreibe mir einen Text zum Thema xxx, bestehend aus zwei Strophen, einem Refrain, im 4/4tel Takt...." und dann braucht man nur noch bissel was zu verändern und schon ist das erledigt.
Besonders bei englischen Texten ist das simpel, da sie oft primitiv sind und dem Zuhörer die Interpretation überlassen werden darf.
"My heart belongs to you. But I have to drive away now. I don't know if I'll ever come back. Don't wait for me. The time will come...."

 

[LM18]

Es gibt einen (eher mäßigen IMHO) Film mit Sean Connery in welchem er einen (sehr berühmten) Schriftsteller spielt, der seinen Kreativ-Startpunkt an einen "Schüler" weitergibt.

Er bittet ihn, in eine (mechanische) Schreibmaschine ein Blatt Papier einzuspannen und loszuarbeiten - was er aber nicht tut, sondern auf eine Idee wartet.
Sie kommt nicht.
Also sagt Sean c. "Hau' einfach in die Tasten..." und semmelt selber hirnlos auf die Tasten.

Das ist Eine Technik, eine Haltestörung aufzulösen.
Bring die in Bewegung in dem Bereich in welchem du gestört bist.
Man muss vorlegen, wenn sonst nichts da ist, damit was da ist.

Wenn ich kreativ sein muss, ist die erste Aufgabe irgendwas zu machen bevor man gar nichts macht.
Denn Warten ist nur Warten - sonst nichts...

Die peinlichen Zwischeresultate werden später einfach verworfen.
Man lässt nur das übrig, was pfeffert.

 

[Hyp]

Nach interessanten Akkordfolgen suchen.. Dann darüber Melodien improvisieren.. Mein Universalrezept.

Man muss irgendwas machen, das man dann weiter formen kann. Nicht nur sitzen und warten, dass im Kopf was entsteht, was man dann umsetzt.

"Inspiration ist etwas für Amateure. Der Rest von uns macht sich jeden Tag aufs Neue an die Arbeit."
Chuck Close (US-Maler)

"Wenn sie an kreativen Projekten arbeiten, haben viele Menschen das Gefühl, dass sie nicht jeden Tag arbeiten können, weil sie nicht genug Inspiration haben. Indem Sie es sich zur Gewohnheit machen, jeden Tag zu arbeiten, bringen Sie das Projekt in Ihr tägliches Leben und lassen sich auch in völlig anderen Situationen inspirieren."

(Scott Belsky & Jocelyn K. Glei - "Manage Your Day-to-Day: Build Your Routine, Find Your Focus, and Sharpen Your Creative Mind")

 

[zoolander]

Ich lass mich dann immer durch Drums inspirieren. Soll heißen, ich spiel ein paar Takte per Midi ein, warte, bis ich den Beat schick genug finde und probiere mich dann an einem knackigen Basslauf. Wenn der allein zu Drums schon gut klingt, steht doch fast schon der halbe Song. Ich bin da ganz bei Bobby Orlando: "It's the bass that makes the hit"
Danach die Akkorde für den Chorus...

Oder V2:
Durch andere Songs inspirieren lassen und evtl. übernehmen, was einem bei x oder y besonders gut gefällt.

 

[scholz37]

@ all
Ist ja gerae das Problem:
Text(e) hab ich.. kann sie aber wegen meines fehlenden Gesangstalent nicht so singen.. und konzentriere mich da nur aufs melodische.

Ich bleibe aber aktuell schon in den Gedanken beim Beginn hängen, weil ja stets "was Besonderes" gemacht werden will und man sich dann in gedanklichen Datails verliert. Hab oft ne Meldodie, Hookline, im Ohr und drehe mich da endlos im was draus machen..

Ja so mache ich das auch, erst ne Spur mit einfachen Drums und BPM festlegen.. und dann drauf improvisieren und irgendwann kommt ne Melidie und ne Struktur rein..

Ambitionen sind nicht Geld verdienen oder berühmt zu werden, sondern einfach was da zu lassen, was, dass andere ok finden und sich gut anhört.

 

[SilentWarrior]

Also bei mir ist allgemein bisschen leere.
Ist als wäre ein kleines schwarze Loch in meiner nähe das so einiges verschlingt.

Es fehlt halt allgemein an Motivation und dann fällt Musik machen umso schwerer.

Das größte Problem ist der Tag danach. Man hört wieder rein und denkt: nö....Papierkorb.
Und wenn man das oft genug mit dem Papierkorb macht, dann wird die Motivation umso geringer.

Vielleicht ist bei mir auch allgemein noch zu viel Baustelle im Leben.
Keine gravierende aber ja...ein schwarzes Loch das einfach alles verschlingt.

Aber mein Hauptproblem mit Musik machen:

ich habe keinen favorisierten Stil aktuell.

4 Akkorde bedeuten nichts wenn man nicht weiß welche BPM man einstellen soll, in welche Richtung es gehen soll, es ist einfach nur Planlosigkeit.

 

[gyn]

Geht’s euch auch so, keine Einfälle, kreatives Sterben, innere Leere… und der Blick auf andere was die alles so schönes neues Engagieren? Dazu das eigene Unvermögen was aufs Blatt zu bringen..

Erwartungen und Vergleiche....
Es gibt nichts, was mehr stresst!

Furchtbar, ich kenne das zur Genüge! Finde irgendeinen Weg, dich davon frei zu machen. Kannst du igendwelche Impulse wahrnehmen?

 

[LM18]

Einfach ausproduzieren und die vagen Ideen auspissen.
Da liegen nur irgendwelche Artefakte drüber mit dem Label "Dont't touch" - sich die Jungfernschaft für den Prinzen aufzusparen der nie kommt...
Klar entleert man sich den Speicher, aber der ist schneller wieder mit neuen Shit aufgefüllt, als die Verwaltung alter Fixierungen aufbraucht.
Weg damit, damit was neues Platz hat.
Wenn der alte Rümpel wert hat, kommt sowieso Kohle rein (wenn man überhaupt einen Weg, seine Produtkivität zu verwerten, eingerichtet hat - die meisten warten darauf "entdeckt" zu werden und Andere machen sie dann reich und so weiter ) und wenn nicht, ist er halt raus aus der Bude...

 

[sir_google]

Nein, so extrem wie Du es beschrieben hast, kann ich das nicht von mir sagen. Es gibt natürlich Phasen, wo mehr geht und Phasen wo halt weniger geht. Das ist völlig normal.

Aber wenn Du solche Schwierigkeiten hast, überhaupt was musikalisches festzuhalten, dann solltest Du vielleicht doch ernsthaft die Frage stellen, ob Musik machen das ist, was Dich ausmacht, oder ob das vielleicht nur ein Hirngespinst war, von dem Du dich hast irre leiten.

Ansonsten brauchst Du meinem Gefühl nach eher jemanden direkt an Deiner Seite, der vielleicht die Ideen, die Du hast, ins technische umsetzen kann. Vielleicht sagste ja mal, aus welcher Gegend Du kommst und es hat jemand Lust mit Dir zusammen zu arbeiten. Weil wenn Du so alleine vor Dich hin werkelst und gar nichts kommt raus, dann bringen auch die ganzen Ratschläge von den anderen hier nichts weil Du am Ende wieder nur vor dem leeren Papier hängst.

 

[gyn]

….tausend Ideen und Melodien aber keine davon aufs Blatt...

Hab ich übersehen, wie meinst du das?

 

[scholz37]

@sir_google
Danke für den Hinweis... doch aus meiner ehemaligen DDR anfänger DJ Zeit bin ich in Sachen Teamplayer und Mitarbeit anderer mehr als genug gezeichnet. Mit Grauen erinnere ich mich an die Zeit, 100 Watt Bassboxen Mitten und Höhen von mir, Verstäker von anderen Kollegen geborgt und Musikkasetten damals oft von Dritten wo man nach dem nächsten Song nicht wusste was kam...

ne will schon für mich sein und ahb keine finanziellen Ambitiobnen, will auch nicht "berühmt oder entdeckt werden" sondern normal auf der Straße schlendern ohne belästigt zu werden.

@gyn
bin ein Kind der schönen 80er und daher da bisschen festgefahren. Melodie, Rythmus und Song oft an die zeiten angelehnt und wenn ich neue aktuelle Sachen mache dann gehts oft auf lange instrumentale Vorspiele hinaus mit dann wechselnden musikalischen Themen. Im aktuellen Arrangieren neuer DingsDa Sachen ist dann so nen inenrer druck was "normales gängiges" hinzubekommen.. dass mich da schon am Anfang ausnoggt.... will auch keine bekannten sachen kopieren oder remixen.. sondern schon was eigenes hinzaubern... wie gesagt: dass leere Blatt papier ist eingespannt, das neue leere Projekt in Cubase geöffnet, die erste Drumm Spur mit meistens 115 - 120 BPM eingefügt und dann sitz ich davor und....

 

[gyn]

inenrer druck was "normales gängiges" hinzubekommen..

Was soll das denn sein? Das ist doch, mit Verlaub, eine hirnrissige Idee, irgenwelchen Normen hinterherzulaufen. Das hat noch nie funktioniert. Was willst du denn rauslassen? Hör doch bitte damit auf, irgendwelchen Normen oder was du auch immer damit verbindest, hinterherzurennen, und schau, was bei dir als Output rauskommt. Egal, was dein Kommentator dazu sagt, wenn es dir gefällt, arbeite damit, arbeite daran, und erfreue uns mit deinen Resultaten.

 

[ksoa]

Wie siehts bei Euch mit kreativer Flaute aus?

Kurzes Szenarium: Vor 30 Jahren als Sozialarbeiter begegnete ich einen ehemaligen Geschäftsinhaber im Obdachlosenheim. Stets saß er angetrunken auf den Couches, vor ihm auf dem Boden eine alte mechanische Schreibmaschine mit eingespanntem weißem Papierbogen. Immer erzählte er was geschrieben wird, seine Lebensbiografie, seine Geschichten einer besseren Zeit..

Kurz um, jedes Mal wenn ich sein Zimmer betrat war da die Schreibmaschine mit weißem Blatt Papier. Fertig zum Tippen. Der erste Buchstabe wurde nie geschrieben und die ersten Sätze nie getippt. Alles benötigte für die Geschichte da, aber das Blatt Papier blieb leer...



Der weite Bogen zu Heute: als bürgerlich beruflich noch tätig mit komplett eingerichtetes kleinen Amateurstudio, viele Programme die erwerbbar sind, Instrumente und Zubehör, leeres neu geöffnetes Projekt in der DAW.. und man sitzt Tag für Tag davor und findet einfach keinen "ersten Buchstaben“.. keine ersten Sätze. Leere, Flaute….tausend Ideen und Melodien aber keine davon aufs Blatt...


Geht’s euch auch so, keine Einfälle, kreatives Sterben, innere Leere… und der Blick auf andere was die alles so schönes neues Engagieren? Dazu das eigene Unvermögen was aufs Blatt zu bringen..

Ich kenne das in Bezug auf die "Arrangement" Ansicht von DAWs. Seit ich von diesem Konzept auf Live-Looping umgestiegen bin (d.h. einen Cliplauncher vor mir habe) und zunächst oft Melodie-Elemente einfach drauf-los einsinge, oder Rhythmen Beatboxe, fällt mir der Start mehr als Leicht. Es geht einfach los, und zack, verwandelt sich die Melodie in eine Bassline, gespielt von einem VST, usw.
Sich den Anfang so leicht wie möglich machen ist m.E. durch so ein Konzept, bei dem man sich erlaubt, wild drauf los einzusingen oder zu beatboxen ganz wunderbar gelöst. Vorausgesetzt man mag singen/beatboxen einigermaßen