Kompressor auf Einzelsignale oder Gruppe?

[AndiPaulo]

Moin!

Ich hab öfters mehrere Instrumentenspuren die ich auf eine Gruppe schicke, zB ein Rudel Rahmentrommeln oder gedoppelte Mandolinen / Mandolas / Dulcimer.

Ist es sinnvoller die Spuren einzeln zu komprimieren oder reicht ein Komp auf der Gruppe? Oder vielleicht sogar beides? Kann ein Gruppen-Komp zB sinnvoll auf Transienten reagieren wenn sie ein paar ms nacheinander kommen oder wird´s bei Einzelbearbeitung knackiger weil jeder Komp nur für ein Instrument zuständig ist?

Mir ist schon klar daß es Gruppen-Komps gibt, die zum "Zusammenschweissen" benutzt werden, aber das mein ich nicht. Mir geht es drum ob ich für ne gute "Grundkompresse" mehrere Komps brauche oder ob einer reicht, auf meiner UAD-Karte gehts so langsam recht eng zu.


Edit:
Ich meine hauptsächlich Instrumentengruppen die weitgehend das Gleiche spielen, wie zB Gitarrenbrett aus mehreren gedoppelten Rhythmusgitten:

 

[Pullergesicht]

Ich glaube es kommt drauf an. Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass es für ein Signal gut ist, wenn es maximal 2 Mal bzw. auf 2 Ebenen komprimiert wird. Wie gesagt - völlig subjektiv.

Ebenen sind Einzelspur, Gruppe, Stem (wenn vorhanden) und Summe. Da ich idR mit Stummenkomp arbeite, komprimiere ich entweder auf der Einzelelspur ODER auf der Gruppe und jeweils nur 1-2 dB, v.a. aus Gründen des Klangs und nicht unbedingt wegen Dynamikbegrenzung.

Bei Drums meistens Kick und Snare direkt, Toms als Gruppe, den Rest (Cybals und Rooms) als Gruppe.

In deinem Fall (Percussions) würde ich entweder zu einem Gruppenkomp für alle tendieren, langsamer Attack, schneller Release, zB SSL-Style 10 oder 30 ms Attack, 0.1 / 0.3 Release und 2:1. Das sollte das ganze schön aus einem Guss wirken lassen.

Die Mandolinen usw. kommen mM gut mit einem Vari Mu Style Comp.

Alternativ Subgruppen, wo jeweils ähnlich klingende bzw. vom Anspracheverhalten ähnliche Instrumente zusammengefasst werden, d.h. die hohen Rahmentrommeln zusammen und die Kicks oder Pauken was weiss ich zusammen. Dann ducken die tiefen Schläge nicht die Rahmentrommeln weg.

 

[andy_g]

Warum willst Du überhaupt Deine Naturinstrumente komprimieren?

 

[LM18]

Also bei mir ist es so, das wenn ich die Instrumente sowieso als Ensemble sehe, ich erstmal in der Gruppe komprimiere.
Nur wenn sich ein einzelnes Element nicht oder nur mit zuviel Aufwand bändigen lässt gehe ich auf den einzelnen Kanal los.

Die Wahl des Kompressors ist natürlich eine Geschmacksfrage.
Nicht jeder Kompressor kann alles gleich gut.

Natürlich sind Summenkompressoren wie ein SSL-Clone erstmal eine bewährte und sichere Wahl für Gruppen.

 

[SOS]

es kommt völlig darauf an, was du willst... wenn die gruppe in sich stimmt, und du nur etwas gesamthaft einebnen willst, kannst du das in der gruppe erledigen... gruppen kompression gibt halt ein gemeinsames movement, eben das beispiel mit tiefen kicks, die das andere wegdrücken. das kann gewollt sein oder eben nicht... ich finde das kann man nicht pauschal beantworten, weil es zu abhängig von deinen absichten ist.

 

[AndiPaulo]

Warum willst Du überhaupt Deine Naturinstrumente komprimieren?

Nuja, Dynamikkontrolle halt. Is kein Puristen-Folk-Projekt, das spielt noch allerhand Synt-Kram mit.

eben das beispiel mit tiefen kicks, die das andere wegdrücken

Mir geht es eher um gedoppelte, getripelte etc Instrumente die weitgehend das Gleich spielen.

 

[AndiPaulo]

Nochmal bissl genauer um was es mir geht:

Wenn ich ein einzelnes Instrument kompe, dann kommt ein Transient, dann die Ausklingphase, klare Sache das.
Auf einer Gruppe kommen innerhalb der ersten paar ms mehrere Transienten hereingestolpert.
Hat´s der Einzelspur-Komp da nicht einfacher und kriegt das besser hin?

 

[m_tree]

Ein Kompressor auf mehreren Signalen schweißt diese immer zusammen, mehr oder weniger (je nach Einstellung eben). Ein Kompressor färbt immer und fügt eine zeitliche Komponente hinzu (Attack und Release). Der "Glue" auf Summen steht im Gegensatz dazu, dass Klarheit und Transparenz verloren geht.

Hart R/L gepannte Dopplungen komprimiere ich generell getrennt, weil so die Monomitte "offen" bleibt und kein Schleier durch die Kompression der Dopplungen drüber gelegt wird.
Würde ich auf jeden Fall mal abchecken - wie man es am Ende macht ist wiederrum Geschmackssache.

Transienten lastiges Zeug wie Drums und Percussion würde ich mit etwas Softclipping leveln und Ausreißer zügeln. Einzeln komprimieren würde ich sie nur mit langer Attackzeit, um den Attack zu betonen. Darauf achten, dass die Release Zeiten kurz genug sind, damit die Transienten nicht "verschluckt" werden (100ms Release ist hier ein guter Startwert, IMO).
Um Transienten gezielt zu leveln würde ich sie nur parallel komprimieren, mit schnellen Attack- und Releasezeiten. Der 1176er / 1178er eignet sich dafür gut (dessen langsamste Attack Einstellung ist eigentlich auch "schnell"). Bei Parallelkompression nehm ich hohe Ratios / leichtes Limiting, z.B. 12:1 und sehe zu, dass ich das parallele Signal nicht zu laut dazumische (meistens ca. 10dB leiser).
Becken und Overheads komprimiere ich überhaupt nicht (außer gelegentlich etwas Limiting lauter Spitzen auf Hi-Hats), sondern automatisiere stattdessen deren Lautstärke, damit sie immer gut im Mix sitzen.

Ich betone, dass ich nur aus meiner Erfahrung berichte und dass meine Empfehlungen keine allgemein gültigen Regeln sind.

 

[SOS]

der kompressor reagiert auf den ersten transient, die releasezeit müsste nun enorm kurz sein, um die nächsten nicht mehr zu erfassen d.h. du könntest in dem fall auch gefahrlos in der gruppe komprimieren bzw. transienten zähmen.

 

[Heartleader]

Ich habe meist auf den einzelnen Spuren eine Kompressor (wo notwnedig) und auf den Gruppenspuren ein Kompressor.
Früher hatte ich immer wie folgt gearbeitet:
1.) Gruppe Kompressor
2.) Kompressor Einzelspur wo noch notwendig ein
Inzwischen mache ich es genau anders herum:
1.) Kompressor in den Einzelspuren wo notwendig
2.) Kompressor auf Gruppe

Es gibt also nicht wirklich die richtige Vorgehensweise aus meiner Sicht. Aber auf der Gruppe habe ich meist die Erfahrung gemacht, dass ich Anfange zwischen zwei unterschiedlichen notwendigen Einstellungen für Einzelspuren eine mittlere Einstellungen wähle was dann so 50/50 ist.

 

[Pullergesicht]

Auf einer Gruppe kommen innerhalb der ersten paar ms mehrere Transienten hereingestolpert.
Hat´s der Einzelspur-Komp da nicht einfacher und kriegt das besser hin?

Wenn der Compressor so langsam eingestellt ist, dass alle durch sind, würde ich weiterhin für den Bus-Comp voten. Ich meine, wie groß ist der Versatz beim Doppeln - möglichst gering, meine ich mal.

 

[AndiPaulo]

Ich meine, wie groß ist der Versatz beim Doppeln - möglichst gering, meine ich mal.

Hoffe ich jedes mal auch...

@ all:
Danke mal für den Input, (sogar ohne Keilerei

), hat geholfen.

Ich hol mir mal den Hofa-Blindtest und probier verschiedene Varianten aus.

 

[jinglemartin]

Ich hatte ein ähnliches Problem, das sich immer wiederholt: Ich produziere viel Chor, wo alle in einzelne Mikros singen, aber dann natürlich in Stimmgruppen wie Sopran, Alt usw. zusammengefasst werden. Früher habe ich viel einzeln komprimiert, mittlerweile mache ich das immer weniger. Der Grund ist für mein Empfinden. Diese leichten Schwankungen - mal ist der eine etwas lauter, mal der andere - machen einen Großteil des Reizes aus, den diese vielen Dopplungen erzeugen. Macht man die zu platt, wird die Soße immer gleichförmiger, die hinten rauskommt. Mein vorläufiges Fazit: Mehr Gruppenkompression, weniger Einzelkompression. Die Einzelkompression, wenn nötig, mit weichem Knie und niedriger Ratio, also wirklich ein sanftes Leveln.

 

[AWF]

Für MICH gilt:

Soll etwas ganz weit vorne oder ganz weit hinten im Mix, dann wird einzeln komprimiert.

Hätte ich jetzt viele Spuren die nur irgendwo zwischen hinten und vorne liegen, dann würde ich auf Gruppe komprimieren.

Den Rest erledigt meist die Summe. Auf Gruppen die nicht komprimiert werden, habe ich sonst nur einen Limiter der paar Peaks abfängt.