Knackige, fette, Schlagzeugaufnahmen

[lukin]

Hallo, bin neu im Forum und hab gleich mal ein ganz spezielles Thema im Angebot...

Mich würde interessieren, was die wesentlichen Elemente für eine knackige, fette Schlagzeugaufnahme sind. Mit knackig und fett meine ich nicht etwas allgemeines, sondern ganz konkret folgenden Drumsound, der sich hin und wieder bei professionellen Aufnahmen finden lässt:

1. Beispiel: Gaslamp Killer - In the Dark:
2. Beispiel: Audioslave - Show Me How to Live (Link: ab minute 4)

Was mir klar ist:
- die Snare von RATM/Audioslave-Drummer Brad Wilk kostet 2500€ (Tama Bell Brass)
- das Tuning hat erheblichen Einfluss
- das Spiel des Drummers hat Einfluss
- das Equipment insgesamt war wohl bei beiden Aufnahmen extrem hochkarätig
- die Snare ist wohl ungedämpft (Obertöne deutlich hörbar)

Ich würde mich über eine Diskussion freuen, die erkundet, was diesen Drumsound eigentlich ausmacht und wie er entsteht...

2 Aspekte finde ich übrigens besonders genial bei diesem Sound:
1. er wirkt "in your face"
2. er setzt sich im Mix gut durch ohne zu stören

Wenn jemand mir andere Song-Beispiele nennen kann, die diesen Drumsound haben, HER DAMIT!!!

 

[LM18]

Was tuning und "Entkopplung" der Trommeln ausmacht ist in den Videos von Bob Gatzen sehr anschaulich/anhörlich dargestellt = youtube

Der Raum darf das Schlagzeug halt auch nicht verderben und die Trommeln können schon ganz ordentlich von Moden beeinflusst werden.
Ein diffuser und hoher Raum ist da nicht verkehrt

Und Mikros und so fort...

 

[GreatFun]

Hey Lukin,

Ein guter Snare-Sound entsteht, wenn alle Faktoren, die ihn bestimmen an sich so gut wie möglich sind und vor allem gut aufeinander abgestimmt sind.
Das fängt beim Instrument an, dem Drummer, die Mikrophone und und und .....wenn das alles zusammenpasst wirds fett nicht zuletzt klingt die Snare gut, weil sie auf alle anderen Instrumente (Gitarren etc.) abgestimmt ist.

Von den Punkten, die Du oben genannt hast ist wohl der Drummer das entscheidenste. Ich kenne ein paar studierte Drummer, die wirkich stundenlag nur Rimshots üben

Was Du oben noch nicht genannt hast ist der Raum. Ich meine den Raum in dem die Drums aufgenommen werden. Jeder Musiker spielt mit seinem Instrument in unterschiedlichen Räumen anders.

Die Trickkiste für einen fetten Snare-Sound ist glaub ich unendlich groß und es gibt zahlreiche Tutorials im Internetz.

Einen interessanten Trick, den Raum betreffend habe ich mal hier gefunden:

http://www.hometracked.com/2006/11/16/ryan-hewitt-stadium-arcadium/

Bei den Aufnahmen zu Stadium Arcadium der RHCP haben die Produzenten wohl die Schlagzeugaufnahme über die Stereoanlage des Drummers abgespielt und wieder neu aufgenommen, da sein Wohnzimmer einen wirklich schönen Raumklang hat (falls ich das richtig verstanden habe).

schöne Grüße,

Greatfun

 

[lukin]

mir ist noch ein Beispiel eingefallen: Propellerheads - Bigger:
http://youtu.be/rne_AcOjmf8

schonmal ein guter hinweis, dass es sich wohl bei dem von mir erwähnten sound durchgängig um rimshots handelt... das habe ich irgendwie zwar schon gecheckt, aber mir nicht so als wesentlich vergegenwärtigt... d.h. ich werde wohl rimshots noch gezielter üben

Kann jemand irgendwas dazu sagen, ob Studioeffekte auf den Drums sind bei den bisher genannten Beispielen? Also wird diese extreme Präsenz ("in-your-face-effect") künstlich erzeugt, oder ist es tatsächlich hauptsächlich der Raum?

Danke schonmal für die bisherigen Antworten!

 

[wye]

Raummikro brutal komprimiert mit z.b. 1176, der erste File hat davon richtig viel, der Rimshot wird dann extrem gefeatured, die Snare klingt dann ganz anders, so einen Sound wie im ersten File bekommt man null mit nem akustischen Schlagzeug alleine.

Solche Sachen werden auch oft mit (Snare) Samples unterfüttert, besonders bei Butch Vig.

 

[livingsounds]

Kann jemand irgendwas dazu sagen, ob Studioeffekte auf den Drums sind bei den bisher genannten Beispielen? Also wird diese extreme Präsenz ("in-your-face-effect") künstlich erzeugt, oder ist es tatsächlich hauptsächlich der Raum?

Danke schonmal für die bisherigen Antworten!

Drums, Tuning, Raum, Mikros, Positionierung, Drummer (!) usw sind alle entscheidend, ich vermute aber was Du mit "knackig" und "fett" meinst ist das Ergebnis des Processings. Kompressoren, Transient Designer, Parallelbearbeitung, Sättigung, Übertrager. Dazu gehört dann auch der färbende Preamp bei der Aufnahme, u.U. das Überfahren des Mischpultkanals oder Bands usw.

Und natürlich oft auch Replacement bzw. Layering mit passenden Samples.

 

[speedtom]

Die Drums finde ich super fett:

http://www.dailymotion.com/video/x1mfj1_a-perfect-circle-judith_music

 

[wye]

Hier mal ein Bsp File

https://soundcloud.com/der-s-ribot/dreck1

Ein Kumpel spielt sein Vistalite Kit, wir haben das Raummikro ordentlich mit mit UAD 1176 und Ampex Bandsättigung verdreckt, die Snare hat sonst nicht diesen Ring, vielleicht finde ich noch den unbehandelten File, na klar ist mehr Lofi als deine Beispiele....

 

[livingsounds]

Noch vergessen: Gute Gates, die sind auch sehr hilfreich um Punch/Knackigkeit zu erzeugen.

 

[GreatFun]

schonmal ein guter hinweis, dass es sich wohl bei dem von mir erwähnten sound durchgängig um rimshots handelt.

bitte nagel mich da jetzt nicht fest Ich bin selbst kein Schlagzeuger

Wegen dem "in the face"- sound, schau mal hier :

Ab 1:50 gehts um die Snare

 

[lukin]

Hier mal ein Bsp File

https://soundcloud.com/der-s-ribot/dreck1

Ein Kumpel spielt sein Vistalite Kit, wir haben das Raummikro ordentlich mit mit UAD 1176 und Ampex Bandsättigung verdreckt, die Snare hat sonst nicht diesen Ring, vielleicht finde ich noch den unbehandelten File, na klar ist mehr Lofi als deine Beispiele....

klingt wunderbar... vielleicht finde ich die bd ein bisschen zu laut in relation, allerdings ist das im gesamt-mix dann wahrscheinlich so genau richtig, damit sie präsent ist... wurde die drumspur in einem song verwendet?

übrigens bin ich ein großer fan auch solcher sounds... vor allem malcolm catto's drumsound ist da wohl einer meiner favoriten (drummer u.a. bei The Heliocentrics)

 

[Nachtschicht]

mir ist noch ein Beispiel eingefallen: Propellerheads - Bigger:
http://youtu.be/rne_AcOjmf8

schonmal ein guter hinweis, dass es sich wohl bei dem von mir erwähnten sound durchgängig um rimshots handelt... das habe ich irgendwie zwar schon gecheckt, aber mir nicht so als wesentlich vergegenwärtigt... d.h. ich werde wohl rimshots noch gezielter üben

Kann jemand irgendwas dazu sagen, ob Studioeffekte auf den Drums sind bei den bisher genannten Beispielen? Also wird diese extreme Präsenz ("in-your-face-effect") künstlich erzeugt, oder ist es tatsächlich hauptsächlich der Raum?

Danke schonmal für die bisherigen Antworten!

beim letzten beispiel höre ich keine rimshots. rimshots sind im studio sowieso überbewertet - letztlich macht ein drummer live rimshots um den attack hervorzuheben - im studio kannst du das in gefühlt 7 von 10 fällen mit nem guten compressor besser (und vor allem gezielter) hindrehen. ne snare ohne rimshot durch gute kompression ist lecker, ne snare die schon zu tode gehauen und mit rimshot gespielt wurde (wie man eben live spielt) neigt dann schnell zum "klicken". insofern, rimshots sind im studio längst nicht so oft pflicht wie man denkt.

setzt aber natürlich die option auf gute kompression voraus - das ist hier ganz klar der primäre effekt den zu hörst (beim ersten beispiel für meinen geschmack schon zu viel, die snare klingt schon eher flach als punchy). das ist dann halt angewandtes tontechniker handwerk, ne schöne heirat aus direkt- und raummikros zu machen und geschmackvoll zu komprimieren.

 

[AndiPaulo]

Bevor man anfängt rum zu schrauben fängt man den Sound möglichst gut ein.

Guter Drummer
auf guten sauber gestimmten Drums
im guten Raum am richtigen Platz.

Es lohnt sich Bassdrum und Standtom durch den Raum zu schieben und zu testen wo das Schlachzeuch am besten steht. Da gibts krasse Unterschiede von abgebremsten Trommelfellen durch gegenphasige Reflektionen bis zur totalen Dröhnung (

).

Lauf mal mit ner Trommel unterm Arm durch den Raum und schlag gleichmässig drauf, da merkst du was Sache ist.

Mit Drummer Drums Raum haste 70 % von der Soundquali im Kasten.

 

[wye]

Hab mich mal an das E-Kit gesetzt, nur an den Streichern orientiert ordentlich UAD 1176 auf die Summe (wäre nur für die Snare und Hi Hat besser)

https://soundcloud.com/der-s-ribot/dark

Habe nur ne halbe Stunde geschraubt, gespielt und gefummelt, das geht noch besser, ein File ohne Compressor ist hier

https://soundcloud.com/der-s-ribot/dark-ohne-compressor-1176-und-ampex

Das ist die Zildjian New Beat, Mardi Grass Bass Drum und Tama Tempesta Snare aus BFD3.

Die Bassdrum ist bei dem 1. komprimierten Files zerschrotet, denk Dir die Bassdrum aus dem 2. File dazu

Die unterschiedlich ausgeführten Snareschläge sollen die Kompressionsauswirkung zeigen, musste drauf achten, war extra so stokelig

 

[Moiterei]

Mal ein bißchen was interessantes zu lesen, was irgendwie auch zum Thema passt:
http://www.forbes.com/sites/nickmes...nt-the-dirty-little-secret-that-changed-rock/

 

[John_Lennon]

beim letzten beispiel höre ich keine rimshots.

Ich auch nicht, ich höre da nur eine ganz normal Center gespielte Snare, bei der man den "Boing" bei ungefähr 900 Hz ausnahmsweise mal nicht herausgefiltert hat, was viele Mixer fast routinemäßig tun. Dazu kommt dann noch, dass diese Snare eine deutliche Betonung dieses Klanganteils hat, weshalb man sie vermutlich extra dafür ausgesucht hat.

 

[litoni]

immer wieder interessant was man alles unter "fett" versteht

Für mich klingen diese Drumsounds alles andere als fett, die wurden halt so lange soundmäßig "verbogen" und (tot)-komprimiert bis man zu diesen Ergebnis kommt. Ich würde das als "Drumsound designen" nennen und wurde genauso gewollt als künstlerischer Ausdruck, hat aber mit "fett" nichts zu tun !

 

[Balor]

Ich sehe das gleich wie mein Vorposter. Diese Drums klingen Nullinger natürlich! Diese klinischen Sounds von der Stange werden komplett mit Samples zugetriggert und klingen eher wie programmiert als gespielt.
Nehm ein Drumkit mal mit ner ordentlichen Bandmaschine auf 10-12 Spuren auf. Dann weisst Du was fett ist!
Ich arbeite zwar auch mit nem Rechner, aber beim Mix orientiere ich mich eher am natürlichen Klang den ich mit ner Maschine erreiche (geht zwar nicht 100% da es nach wie vor kein Plug gibt das die Bandsättigung gescheit emuliert) aber im Gesamtmix ähnlich kommt. Man darf die Drums auch nie als einzelnes Instrument mixen und sehen, denn das was man hört wenn die Drums alleine stehen und das was dabei raus kommt wenn die anderen Instrumente dazu kommen unterscheidet sich doch meilenweit...

 

[wye]

Ähhhh, was jetzt, der erste File klingt sehr hybrid, ist aber ganz geil, hat ein eigenartiges Feel, ziemlich kaputt und interessant. Könnte durchaus getrennt (auf nem Keyboard, die Hi Hat wahrscheinlich ein Mensch) eingespielt worden sein, ich finde den ziemlich krank und geil.

Brad Wilk im 2. File klingt modern, aber natürlich kann man null so programmieren, ist halt viel Kompression insb. auf den Becken drauf. Der spielt auch relativ lebendig und gar nicht so ultra genau.

Wenn mann richtig natürliche Sounds ohne viel Kompression will, soll man Jazz hören....

Mir gefallen bei Rock:
rel. natürlich
Vinnie Appice mit Black Sabbath
Bonzo (Led Zep)

bei den komprimierten Sachen
Refused
(minute 5:25)
Barkmarket


kreativ hybrid Feel/sound (wie das Ding von Gaslamp......





Die Urväter solcher Sachen (ziemlich offen)

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