Kleingewerbe, total überfragt...als Produzent Geld verdienen nebenher?

[Mickey84]

Hallo zusammen,

ich bin was das Thema "Selbständigkeit" angeht leider kompletter Anfänger und ich habe keine Ahnung wie ich da am besten vorgehen muss. Ich hoffe ihr könnt mir da weiterhelfen.
Zu meiner Situation: Ich habe einen ganz normalen Vollzeit Job im öffentlichen Dienst den ich erstmal auch behalten möchte. Da ich leidenschaftlicher Musiker bin habe ich mittlerweile das Angebot bekommen die Musik für verschiedene Projekte zu produzieren. (Werbung,Trailer,Scoring etc.)
Für mich ist das eine tolle Gelegenheit mit meiner Musik etwas nebenher zu verdienen. Leider verstehe ich überhaupt nicht wie das ablaufen muss. Mir wurde geraten eine Kleingewerbe anzumelden. Und wie geht das dann weiter? Wie funktioniert das mit der Rechnung die ich dem Kunden stellen muss für meine Arbeit? Wieviel oder was sollte ich dafür verlangen im Stundelohn? Wie läuft das mit der Steuer etc? Was muss ich beachten oder noch tun? Ich hoffe ihr versteht mich und könnt mir da weitehelfen. Wo bekomme ich mehr Infos oder hat da jemand Erfahrung von Euch?
Ich habe natürlich schon gegoogelt und mich informiert wie man eine Kleingewerbe anmeldet, aber ich bekomme da keine Infos wie genau das dann abläuft mit Musik , Rechnungen, Stundelohn, Steuern etc. Brauche ich überhaupt ein Kleingewerbe?

Vielen Dank und Viele Grüße

 

[muffy]

Zu meiner Situation: Ich habe einen ganz normalen Vollzeit Job im öffentlichen Dienst den ich erstmal auch behalten möchte.

Gib den bloß nicht für Musik auf.

Was Du vorhast könnte man unter dem Banner teil-selbständiger Freiberufler laufen lassen. Generell ist zu überlegen, Dir vom Arbeitgeber eine Erlaubnis für diese Nebentätigkeit geben zu lassen, dass dort alles safe ist.

Dann beantragst Du beim FA eine Ust-ID. Das kostet nichts und geht schnell. Ab diesem Zeitpunkt bist Du verpflichtet, monatlich eine Umsatzsteuervoranmeldung zu machen. Wenn nichts kommt, trag Null ein. Nie mit erwarteten Einkünften arbeiten, sonst muss man das auch abführen (bzw. die Steuern darauf).

Zum Jahresende muss man eine USt-Erklärung abgeben und eine G+V Berechnung vorlegen. Soweit Gewinne erzielt worden sind, sind die auch zu versteuern.

Wie funktioniert das mit der Rechnung die ich dem Kunden stellen muss für meine Arbeit?

§ 14 UStG - Einzelnorm

Wieviel oder was sollte ich dafür verlangen im Stundelohn?

Verhandlungssache.

 

[Entone]

Leider verstehe ich überhaupt nicht wie das ablaufen muss.

Im öffentlichen Dienst brauchst Du entweder eine Genehmigung der Nebentätigkeit oder musst diese dem Dienstherrn/Arbeitgeber anzeigen (je nach Land). Das ist alles genau reglementiert. Erwarte Dir da nicht zuviel davon. Wenn Du beabsichtigst, ordentlich Geld zu verdienen und Zeit reinzustecken, wird das Dein Dienstherr sicher nicht durchgehen lassen.

 

[Nachhall]

Schritt 1: Einwilligung deines Arbeitgebers holen. Solange die nicht vorliegt brauchst du über den Rest nicht nachdenken.

PS: Schriftlich über die Personalabteilung.

 

[Mickey84]

Hallo,

danke schonmal für die Infos. Ich habe nicht die Absicht meinen Job aufzugeben und mich nur als Musiker durchzuschlagen. es ging eigentlich nur darum das ich mit meinem Hobby nebenher was verdienen kann und auch möchte. Kleingewerbe sollte da ja ausreichen, da kann man ja steuerfrei bis zu 17.500 Euro verdienen im Jahr wenn ich das richtig verstanden habe. Ich glaub da werde ich kaum drüberkommen. Was mich noch interessiert, klar ist der Stundenlohn Verhandlungssache, aber wo würdet ihr da ansetzen? Wenn ich z.B 20 Stunden an einen Track arbeite und diesen dann dem Kunden in Rechnung stellen soll, was würdet ihr dafür verlangen? 200,300,800 Euro?

Und brauche ich wirklich eine Genehmigung vom Arbeitgeber wenn ich noch ein kleingewerbe anmelde? Das geht den doch garnix an oder?

 

[Chribu]

Wenn da kein regelmäßiges und vor allem nennenswertes Einkommen erzielt wird, also keine unternehmerische Gewinnerzielungsabsicht erkennbar ist, stuft das Finanzamt die "Selbstständigkeit" sowieso als "Liebhaberei" ein - und dann werden die Kröten einfach zum Broteinkommen addiert und das ganze gemeinsam besteuert (quasi als "gewerblicher" Nebenerwerb). Allerdings schadet es nicht, wenn man beim Ordnungsamt sicherheitshalber ein Gewerbe anmeldet ("Werbung,Trailer,Scoring etc." klingen jedenfalls nicht nach Kunst), und die stufen einen dann nach einem Jahr zusammen mit den Finanzamt in die richtige Kategorie ein.

 

[Mickey84]

Wenn da kein regelmäßiges und vor allem nennenswertes Einkommen erzielt wird, also keine unternehmerische Gewinnerzielungsabsicht erkennbar ist, stuft das Finanzamt die "Selbstständigkeit" sowieso als "Liebhaberei" ein - und dann werden die Kröten einfach zum Broteinkommen addiert und das ganze gemeinsam besteuert (quasi als "gewerblicher" Nebenerwerb). Allerdings schadet es nicht, wenn man beim Ordnungsamt sicherheitshalber ein Gewerbe anmeldet ("Werbung,Trailer,Scoring etc." klingen jedenfalls nicht nach Kunst), und die stufen einen dann nach einem Jahr zusammen mit den Finanzamt in die richtige Kategorie ein.

Kunst bleibt es trotzdem. Ich glaube mit dem Kleingewerbe sollte das passen. Danke

 

[Entone]

Und brauche ich wirklich eine Genehmigung vom Arbeitgeber wenn ich noch ein kleingewerbe anmelde? Das geht den doch garnix an oder?

Nebentätigkeitsrecht im öffentlichen Dienst

 

[Nachhall]

Das geht den doch garnix an oder?

Oh doch. Da dein Arbeitgeber dich Vollzeit bezahlt, hat er Anrecht auf deine volle Leistung. Dazu gehört auch, dass dein Arbeitgeber sich darauf verlassen kann, dass du dich in deiner Freizeit auch erholst.

Gehst du also 35h die Woche ins Büro und arbeitest am WE noch 20 bis 30 Stundem für deinen Zweitjob, geht das den Arbeitgeber durchaus was an.

 

[Entone]

V.a. wenn man im ö. Dienst beschäftigt ist, gehört sowas eigentlich zum Grundwissen, eben weil dort alles strikt reglementiert ist. Wenn das jetzt nicht die 200-Einwohner-Pupsgemeinde ist, hat der Dienstherr/Arbeitgeber für den Antrag auf Anzeige/Genehmigung einer Nebentätigkeit relativ sicher einen Antrags-Vordruck.

 

[Mickey84]

Oh doch. Da dein Arbeitgeber dich Vollzeit bezahlt, hat er Anrecht auf deine volle Leistung. Dazu gehört auch, dass dein Arbeitgeber sich darauf verlassen kann, dass du dich in deiner Freizeit auch erholst.

Gehst du also 35h die Woche ins Büro und arbeitest am WE noch 20 bis 30 Stundem für deinen Zweitjob, geht das den Arbeitgeber durchaus was an.

ah ok danke, das sind die Infos die ich erwartet habe. Vielen Dank dafür. Was ich bisher rausgehört habe:
- Kleingewerbe anmelden
- Arbeitgeber informieren und schauen was kommt
- Stundenlohn verhandelbar (solange ich im Rahmen der 17.500 Euro bleibe im Jahr)

 

[Mickey84]

V.a. wenn man im ö. Dienst beschäftigt ist, gehört sowas eigentlich zum Grundwissen, eben weil dort alles strikt reglementiert ist. Wenn das jetzt nicht die 200-Einwohner-Pupsgemeinde ist, hat der Dienstherr/Arbeitgeber für den Antrag auf Anzeige/Genehmigung einer Nebentätigkeit relativ sicher einen Antrags-Vordruck.

Bin Informatiker im öffentlich Dienst an einer großen Hochschule. Von Finanzen und Rechten als selbständiger Musiker habe ich leider wenig Plan. Deshalb frage ich ja hier im Forum.

 

[Entone]

Bin Informatiker im öffentlich Dienst an einer großen Hochschule. Von Finanzen und Rechten als selbständiger Musiker habe ich leider wenig Plan.

Habt Ihr da ein Intranet mit Verwaltungs- und Organisationssachen? Da finden sich oft Vordrucke und weitere Infos. Ansonsten kannst Du Dich auch an den Personalrat wenden. Die helfen Dir bestimmt.

 

[Mickey84]

Habt Ihr da ein Intranet mit Verwaltungs- und Organisationssachen? Da finden sich oft Vordrucke und weitere Infos. Ansonsten kannst Du Dich auch an den Personalrat wenden. Die helfen Dir bestimmt.

Vielen Dank werde ich machen. Was den Stundenlohn angeht da bin nach wie vor überfragt. Was würdet ihr als angemessen bezeichnen? Bin da völlig überfragt. Kann ich pro Track 200 Euro verlangen oder 2000Euro? Wo fängt man da denn mit verhandeln an? Kommt wohl auf den Kunden an?

 

[muffy]

ah ok danke, das sind die Infos die ich erwartet habe. Vielen Dank dafür. Was ich bisher rausgehört habe:
- Kleingewerbe anmelden

Das hat niemand gesagt oder bestätigt.

 

[muffy]

Vielen Dank werde ich machen. Was den Stundenlohn angeht da bin nach wie vor überfragt. Was würdet ihr als angemessen bezeichnen? Bin da völlig überfragt. Kann ich pro Track 200 Euro verlangen oder 2000Euro? Wo fängt man da denn mit verhandeln an? Kommt wohl auf den Kunden an?

Der Kunde möchte mit seiner Investition einen Mehrwert gegenüber dem Mixing, das er selbst auch hinbekommt. Mit den üblichen vermeintlichen Helferlein wie Izotope, Gullfoss, Soothe. Du musst davon ausgehen, dass es da draußen unzähliche Leute mit KRK und Yamaha HS 5 gibt, die einen Song für 20 EUR durch ihre Spielzeuge, die jeder hat, durchschieben.

Wenn Dein Zeug wie auf Album klingt kannst Du ja mal 150-250 pro Track ins Rennen werfen, sonst macht es eh jeder selbst.

 

[Realist]

Was den Stundenlohn angeht da bin nach wie vor überfragt.

Viele Komponisten drösseln das nach Umfang der Instrumentierung und Minuten auf.
Also wieviel Minuten Musik muss ich für das Projekt produzieren und wie aufwendig ist es.
Muss ich in die vollen gehen mit voller Orchestrierung und 90 Spuren oder ist es eher sparsam instrumentiert mit nen bissel Piano und Atmo getan. Sollen echte Instrumente gespielt werden, müssen Musiker zusätzlich gebucht werden, wird es dementsprechend teurer.
Ich denke mit dieser Kalkulation ist der Preis für den Kunden besser vermittelbar.
Und Du selber weißt ja auch wie lange Du für eine Minute Musik brauchst.

Ein Stundenlohn sagt für mich erstmal nichts aus, weil ich als Kunde ja gar nicht weiß wie lange der Komponist dafür braucht.
Ausser Du sagst dem Kunden: Ich brauche dafür 30 Stunden und mein Stundenlohn beträgt so und soviel.
Kann man wohl machen, aber ich finde die erste Variante besser planbar für beide Parteien.

 

[Mickey84]

Der Kunde möchte mit seiner Investition einen Mehrwert gegenüber dem Mixing, das er selbst auch hinbekommt. Mit den üblichen vermeintlichen Helferlein wie Izotope, Gullfoss, Soothe. Du musst davon ausgehen, dass es da draußen unzähliche Leute mit KRK und Yamaha HS 5 gibt, die einen Song für 20 EUR durch ihre Spielzeuge, die jeder hat, durchschieben.

Wenn Dein Zeug wie auf Album klingt kannst Du ja mal 150-250 pro Track ins Rennen werfen, sonst macht es eh jeder selbst.

also ich bezweifle das mein Kunde selbst mixing betreibt oder überhaupt weiß worum es da geht. Er möchte Musik von mir, und da helfen ihm auch keine "Helferlein wie Izotope, Gullfoss, Soothe". Ausserdem rede ich von Musik und nicht davon das man 0815 Arbeit von Plugins, Presets und bischen langeweile machen lässt.

 

[ZornicvS]

Welchen Stundenlohn hast du auf der Arbeit? Würdest du für weniger arbeiten, oder muss es mindestens genau so viel sein?

So hast du doch schnell deinen Stundenlohn raus, wenn du nicht gerade Equipment für dein Geschäft abbezahlen musst. Du hast doch keine Betriebskosten, daher wäre das doch eigentlich die einzige Überlegung, die du machen solltest.

->"Welche Summe pro Stunde ist mir die Aufopferung meiner Freizeit wert?"

 

[Mickey84]

Welchen Stundenlohn hast du auf der Arbeit? Würdest du für weniger arbeiten, oder muss es mindestens genau so viel sein?

So hast du doch schnell deinen Stundenlohn raus, wenn du nicht gerade Equipment für dein Geschäft abbezahlen musst. Du hast doch keine Betriebskosten, daher wäre das doch eigentlich die einzige Überlegung, die du machen solltest.

->"Welche Summe pro Stunde ist mir die Aufopferung meiner Freizeit wert?"

Ja da hast Recht. Das hilft mir echt weiter. Viele Grüße und danke für die ganzen Tipps von euch.