Kann man zu Emotional für einen Song sein?

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Moin,

ich versuche mich seit ein paar Tagen daran einen Song für eine verstorbene Freundin zu schreiben. Es klappt irgendwie gar nicht... :(

Normalerweise gelingt es mir sehr gut meine Emotionen in Worte und Musik zu fassen, aber in diesem Fall geht es nicht... :cry:

Dabei habe ich ihr mal versprochen, das ich an ihrem Grab für sie singen werde wenn es so weit ist :( Warum ich ihr das versprochen habe, es überhaupt zu dem Versprechen kam, ist eine zu lange und traurige Geschichte... :cry:

Ich versuche schon dauernd mich abzulenken, um die Gefühle in den Griff zu kriegen. Aber sobald ich über den Song nachdenke kommen Erinnerungen hoch, die es mir unmöglich machen einen klaren Gedanken zu fassen :(

Was soll ich bloss tun ?
 
Ja das kann ich sehr gut nachvollziehen. Und ich glaube auch, dass ich in so einer Situation kaum bis gar nicht fähig wäre, was gescheites zu fabrizieren geschweige denn am Grab zu singen, ohne die Stimme vor Weinen zu verlieren.

Für mich persönlich wäre es in so einem Fall fast besser, wenn ein "aussenstehenderer" den Song singen würde.
 
Hallo,
es ist so das es meinem band kollegen ähnlich ging.
er hat nach ca nem jahr angefangen darüber, zu schreiben, denn song konnten wir leider auch nie fertig stellen, war einfach zu schwer,...

ich glaube sowieso nicht das es möglich ist am grab von jemand zu singen der einem viel bedeutet hat,....
also ich hätte keine stimme mehr,...

ich weiß jetzt nicht, da dus versprochen hast,
bist du es schon irgendwie schuldig, oder?

Mein Beileid
 
Hallo,

zumidest würde ich sehen, ob jemand den Text schreibt, vielleicht auch zusammen mit jemand, der etwas Abstand hat.
Wenn das dann beim Singen nicht professionell wird, halte ich das nicht für einen Fehler.
 
das kann ich mir sehr gut vorstellen.
musik hat so viel mit gefühlen zu tun.
ich könnte es auch nicht.
würde jemand anderen singen lassen.
viel erfolg
 
versuche nicht in wehmütiger art an sie zu denken...schwere übung, ich weiss - denke an begebenheiten die spaß gemacht haben oder an sachen die ihr gefallen haben. versuche darüber etwas zu schreiben -

einer traurigen geschichte muss man mit hoffnung und zuversicht entgegentreten - sonst versumpft man in trauer - erzwingen kannst du es nicht und du kannst es ihr auch dann vorsingen wenn niemand mehr am grab steht, also fürsie ganz alleine

tut mir leid für dich
 
Hi,
Dankeschön für eure Anteilnahme,

Jemand anderen singen zu lassen kommt aber nicht in Frage, ich würde mir schäbig vorkommen... :(

Eine Melodie habe ich auch schon im Kopf, aber der Text.... ?
 
hi
finde es klasse von dir dass du trotz der schweren situation versuchst, das richtige zu tun und sogar den mut hast, hier darüber zu sprechen! :right:
auch mein beileid an dieser stelle.
was du tun sollst ist eine schwere frage - denn jeder mensch verarbeitet solche sachen anders, und geht anders damit um.. wenn du jetzt noch etwas länger zeit hättest, dann würde ich erstmal versuchen das zu verarbeiten, damit du danach mit einem einigermassen klaren kopf an die sache gehen kannst. aber wenn der song schon bald fertig sein soll, wirds wohl schwierig... da kann ich eigentlich nur einen tip geben: denke bei schreiben des songs nicht an den verlust, sondern an die schönen dinge die du mit dieser person erlebt hast! versuche eine melodie/akkordfolge anhand der positiven gefühle zu finden, die du beim denken an diesen menschen hast! denn der verlust an sich sollte ja nicht der inhalt des songs sein, wie ich finde. es sollte doch eher eine erinnerung an den menschen sein. klar ist es dann schwierig, die gefühle die hochkommen zu unterdrücken. aber versuch dich doch eher über die schönen erinnerungen zu freuen, und aus dem heraus zu schreiben. das ist eigentlich alles was mir dazu in den sinn kommt. ich kenne das gefühl zum glück nicht, aber kann es mir ansatzweise vorstellen.
ich denke aber auch dass sie dir nicht böse wäre, wenn du es nicht (oder einfach später) tun würdest! denn du willst es ja so gut wie möglich machen. also wenn du es wirklich nicht schaffst, dann lass doch noch etwas zeit verstreichen.

viel glück,

phantom
 
Mein Beileid. Kann dich sehr gut verstehn.

Dabei habe ich ihr mal versprochen, das ich an ihrem Grab für sie singen werde wenn es so weit ist Warum ich ihr das versprochen habe, es überhaupt zu dem Versprechen kam, ist eine zu lange und traurige Geschichte...

Vielleicht würde es helfen, die Geschichte kurz zu umreißen, dass wir dir helfen können?
Und das sollte dann der erste Schritt sein, denn...


Ich versuche schon dauernd mich abzulenken, um die Gefühle in den Griff zu kriegen. Aber sobald ich über den Song nachdenke kommen Erinnerungen hoch, die es mir unmöglich machen einen klaren Gedanken zu fassen

...ist glaub ich, genau der falsche Weg. Es zu unterdrücken bringt dich nicht weiter. Irgendwann muss es raus. Besser jetzt. Lass die Erinnerungen hochkommen, egal ob schöne oder trausige Momente. Versuche diese festzuhalten, es ist das, was dich an sie dein Leben lang erinnern wird.
Ganz abgesehen davon, dass du ein Lied schreiben willst ist erst mal wichtig, es zu realisieren was passiert ist und dann musst du Kraft daraus schöpfen. Ob das am Ende in einen Song mündet sollte erstmal Nebensache sein. Eine gewisse Zeit der Trauer muss einfach sein.

Bei der Trauerfeier dann zu singen, würde ich mir vorbehalten.
Vielleicht ergibt sich später einmal viel eher das Bedürfnis, an ihrem Grab zu singen.
Wenn sonst keiner dabei ist.
Dann hast du dein Versprechen auch gehalten. Fände ich auch viel intensiver als eine Art Abschied.
Nämlich zu dem Zeitpunkt, wo du dazu bereit ist und nicht dann wenn es die anderen verlangen.

Alles Gute!
Christoph
 
hi

Das muss wirklich traurig sein, du hast mein Mitgefühl.
Wenn es dir zu schwer fällt einen eigenen Text zu schreiben und ihr aber versprochen hast etwas für sie zu singen....dann sing doch einfach ein Lied für sie, das sie gern gehört hat als sie noch lebte.
Vielleicht gibt es solch einen Song, der ja nun auch nicht traurig sein muss , sondern dich an schöne Zeiten mit ihr erinnert.
So würdest du dich auch selbst nicht so stark unter druck setzen , krampfhaft die richtigen Worte für ein eigenes Lied zu finden.
Schöne Grüsse, mEmI
 
Was Hintermann da geschrieben hat, kann ich unterschreiben - aus eigener Erfahrung.
Depressives Denken dreht sich spiralfoermig nach Innen und wuergt die Energie ab, die Du brauchst.

Du hat eine Melodie, aber keinen Text?
Wunderbar. Bau die Melodie aus, versuche in sie das reinzupressen, was Du ausdruecken willst. Mach einfach vorerst ein Instrumental draus, in dem Raum bleibt fuer den Text.
Der Text wird kommen, frueher oder spaeter - dann, wenn der Versuch, Worte zu formulieren, nicht mehr von den Schmerzen einfach erstickt wird. Der instrumentale Teil wird Dir dabei helfen, weil er schon einen Teil Deiner Emotionen tragen wird.

Ich wuerde - waere ich in der gleichen Lage - dem Menschen nicht gerecht, wenn ich nur in Truebsinn an ihn denken wuerde. Und der Song wuerde es wohl auch nicht, denn dieser Mensch war ja nicht nur Trauer und Schmerz fuer mich.

Und ich glaube, dass das auf den Menschen, um den es Dir geht, auch zutreffen wird....

Micha
 
Hallo,

Trauerarbeit gelingt nicht, wenn man versucht auf andere Gedanken zu kommen.
Aber Deine Gedanken zu Anfang deiner Frage:

"Normalerweise gelingt es mir sehr gut meine Emotionen in Worte und Musik zu fassen, aber in diesem Fall geht es nicht... "

wären eigentlich auch schon, entsprechend formuliert, ein Textanfang. Und die herausgesagten Probleme, die man selber mit dem Verlust hat, werden denen helfen, die sie noch nicht mal artikulieren können.

Und ich finde, so schnell geht das nicht mit den Erinnerungen an das Schöne und Gute, und das kann man keineswegs erzeugen, weils grad hineinpasst (oder passen würde)
 
Hi,

erstmal möchte ich dir mein Beileid aussprechen.

Als jemand der u.a. an Depressionen leidet habe ich leider viel Erfahrung mit Musik und Emotionalität oder auch Emotionslosigkeit im Angesicht überwältigender Emotionen, sofern dieser Widerspruch nachvollziehbar ist.

Wenn du eine Platte von einem Künstler kaufst der vorgibt depressive Musik zu machen, dann meint er Melancholie. Melancholie beflügelt die kreative Seite. Ein ernsthafter Verlust wie du ihn erlitten hast lähmt jedoch. Nichts scheint passend genug zu sein dem Anlass gerecht zu werden.

Gib dir ein bischen Zeit. Wenn sich der Sturm gelegt hat, wirst du das nachholen können. Deine Freundin würde sicher auch nicht wollen, dass du dich jetzt derartig rumquälst.


Liebe Grüsse
David
 
Hallo,

ich kann und werde jetzt nicht auf alle Postings eingehen, aber zu dem Thema mich an die Glücklichen Momente mit ihr zu erinnern...

Ihr glaubt nicht, wie schwer mir das jetzt fällt....

Als Erklärung warum es mir so schwer fällt die Dinge in Worte zu fassen, wäre es wohl wichtig zu schreiben das die Frau am sogenannten Borderline Syndrom litt. Ich werde jetzt nicht näher erläutern was das ist, nur so viel.. Sie hat sehr viele Selbstmordversuche hinter sich gehabt.

Die Gründe dafür liegen in unserer gemeinsamen Vergangenheit. Nach dem bei einem Unfall praktisch unsere gesamte Clique aus dem Leben geschieden ist, ging es für sie und eine Zeit lang auch für mich, nur noch bergab. Wir waren damals um die 17 und das hat auch mich für mein Leben geprägt. Wir hatten noch andere in der Clique, aber auch die sind nach und nach gegangen, zwei leben im Ausland, wobei ich nur zu einem noch Kontakt habe und eine ander Freundin hatte sich damals kurz nach dem Unfall das Leben genommen, weil ihr Freund im Auto sass. Einer ist an Drogen zugrunde gegangen....
Es waren nur noch drei übrig, jetzt sind es noch zwei...
Ich hatte auch eine Scheiss Zeit, mit allem drum und dran, von Alkohol bis Drogen.
Bis ich die richtige Frau gefunden hatte, die mich von dem ganzen Scheiss lossriss.
So wirklich gefangen habe ich mich aber erst wieder, als mein Sohn auf die Welt kam.
Seit dem habe ich eine Aufgabe und weiss, das da jemand ist, der mich braucht.

So viel Glück hatte sie leider nicht und es ist wohl schon so, das jeder Mensch anders mit solchen Dingen umgeht.


Vielen Dank euch allen!
 
Du hast mein Mitgefühl.

Ist wirklich eine schwierige Situation, in der du dich da befindest. Im Endeffekt kann ich auch nichts Neues zu dem Thema beitragen, sondern nur sagen, dass ich das, was du vor hast, toll finde.

Am besten du gehst an die Sache so heran, wie es Mark schon erwähnt hat. Die ganze Trauer ein bisschen außen vor lassen (auch wenn das wahrscheinlich tierisch schwer fällt) und dich an die positiven Dinge erinnern, die du mit diesem Menschen erlebt hast. Dafür braucht man aber immer eine gewisse Distanz um irgendetwas reflektiv anzugehen. Daher wahrscheinlich auch die Schreibblockade...wenn man noch so "dicht dran" ist, kann man die Trauer nicht einfach so abstreifen...zum Glück nicht.

Mein Tipp an dich wäre: Versuch nicht auf Biegen und Brechen einen (schlimmstenfalls) halbgaren Song rechtzeitig fertig zu haben. Lass dir Zeit, denk darüber nach. Früher oder später kommt dann der Zeitpunkt an dem du bereit bist darüber zu schreiben. Dann schreibst du das schönste Lied aller Zeiten und widmest es deiner Freundin.

Wenn du dir mit dem Lied nicht 100 Prozentig sicher bist, würde ich es an deiner Stelle nicht bei einer Trauerfeier spielen. Wenn du daran zweifelst, dann nimm am Abend, nach der Beerdigung, deine [g=422]Gitarre[/g], schließ dich alleine in dein Zimmer ein und spiel das Lied allein für deine Freundin. Das mag jetzt zwar kitschig klingen, aber es hilft und ist vor allem noch viel intimer und wunderbarer, als man es auf einer Bühne stehend jemals hinbekommen könnte.

Ich hoffe diese Tipps konnten dir helfen!
Machs gut.
Daniel
 
Hallo Daniel,

auch dir ein Dankeschön.

Auf der Trauerfeier werde ich es wohl auch nicht mehr singen, weil die schon sehr bald ist :(

Das einzig Positive das mir im Moment zu ihr einfällt ist, das es ihr jetzt besser geht, weil ihre Qualen ein Ende haben. Irgendwie gefällt mir der Gedanke, das sie jetzt mit den anderen vereint ist und sie gemeinsam auf mich schauen.
 
Ich kann dir auch erstmal nur mein Beileid aussprechen.

Ich habe vor einiger Zeit auch einen guten Freund verloren, aber damals das Glück gehabt, den Verlust mit vielen Menschen teilen zu können. Auch ich habe damals einen Song geschrieben, den ich momentan (etwa 3 Jahre später) gerade aufnehme. Ich habe es vorher einfach nicht geschafft. Das Schreiben ging seltsamerweise ganz einfach, ich wusste (aus welchem grund auch immer) genau, wie der Song zu sein hatte, hatte eine Melodie und auch sehr bald den Text, was ich beides bis heute nicht mehr verändert habe.
Ich kann auch nur, wie die oberen, den Rat geben: Versuch dich an gute Zeiten zu erinnern und versuch darüber zu schreiben. Was waren eure schönsten Erlebnisse? Vielleicht auch, wie euch diese harte Zeit zusammengeschweisst hat...
Ausserdem: Mich hat damals zu beginn der Gedanke daran zurückgeworfen, dass nix was ich schreibe eigentlich gut genug für den Anlass sein könnte. Allerdings habe ich darüber mit einem Freund geredet, der mich davon überzeugen konnte, dass genau das gegenteil der fall ist: Alles, was aus dir an kreativer Arbeit für diesen Menschen kommt, ist besser als alles andere, das du je gemacht hast. Denk nur dran, wie sich deine verstorbene Freundin darüber gefreut hätte, den ihr gewidmeten Song zu hören, egal wie musikalisch anspruchsvoll und technisch ausgereift er ist. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine...

Zum Singen am Grab kann ich auch noch etwas sagen: Ich glaube auch, dass ich so etwas damals nicht auf die Reihe bekommen hätte. Eine weitere gemeinsame Freundin hat damals allerdings während des Beerdigungsgottesdienstes in der Kirche "Amazing Grace" gesungen, und das war so ziemlich das schönste, was ich jemals gehört habe. Noch während sie sang liefen ihr die Tränen über die Wangen und trotzdem sang sie so genau und schön... Ich weiß bis heute nicht, wie sie das gemacht hat...

Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen.
 
Hallo Fred,

Der Gedanke mit Amazing Grace kam mir auch schon.
Aber es wird wohl eher ein alter Song von mir werden, den wir damals immer am Lagerfeuer gesungen haben. Als die Welt noch in Ordnung war.
Ich glaube das ist das beste, was ich in dieser Situation tun kann.
 
Hab es doch geschafft...

Irgendwie hat der Gedanke an bessere Zeiten wirklich einiges bewegt.

Nochmal vielen Dank an euch alle für die Tips und eure Anteilnahme!!!
 
Das Danke geht auch an Dich zurück, ist nähmlich nicht selbstverständlich, andere so an sich teilnehmen zu lassen. Man wird unversehens von einem Gebenden zu einem Nehmenden.

Gruß Mo
 

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