Jenseits der Technik: Komposition

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Hallo Leute,

Wenn ich über Google die einschlägigen Musiker-Foren abklappere, geht es dort (fast) immer um Technik, Sound, Recording. Ok. Schließlich bietet das Thema unendlich Stoff zum diskutieren und sich gegenseitig helfen. Ich habe trotzdem den Eindruck, dass viele Musiker einer fatalen Selbsttäuschung erliegen, wenn sie meinen (oder unbewußt davon ausgehen) "Wenn ich erst das richtige Equipment habe und die Knöpfe alle beherrsche, werde ich gute Musik machen". Da das ganz sicher nur selten der Fall ist: Wo kommt dann wirklich die Essenz her. Die eigentliche Musik?

* Was kommt bei euch *vor* dem Recording, der Produktion? Wo kommt das Zeug überhaupt her, das ihr produziert? Aus der Steckdose? Aus der Hüfte? Alles geklaut? Alles egal?

* Wie lang sitzt ihr typischerweise an einer Komposition? (Song, Soundtrack, Jingle)

* Warum wird eurer Meinung nach so ein Geheimnis um Komposition gemacht (praktisch nicht vorhandene öffentliche Diskussion)? Dünkel? Unwissen? Geniekult? Angst vor Ideenklau?

* Utopie: Was würde eurer Meinung nach passieren, wenn es eine Technik gäbe, die Gedanken unmittelbar in Musik umsetzen könnte - hochwertig, brauchbar. Würde das Musik generell entwerten? Die Vielfalt erweitern? Uns alle zu Autisten machen?

Bin gespannt ;-)
Andre
 
Der "Verlust des Blickes auf das wirklich wichtige" wird hier recht häufig besprochen - aber es gibt auch genug andere Fälle hier im Forum. Leute, die teilweise wöchentlich mit neuen Kreationen auftauchen und unglaublich kreativ sind.

So - zum Thema "Hier wird ja mehr über Technik als über Musik und Komposition gesprochen" werden dir wohl viele antworten: "Dies ist ein Recording-Forum. Es heisst homerecording.de und nicht homecomposing.de" ;) Das ist nicht mein Argument, aber das vieler anderer.

Was kommt bei euch *vor* dem Recording, der Produktion? Wo kommt das Zeug überhaupt her, das ihr produziert? Aus der Steckdose? Aus der Hüfte? Alles geklaut? Alles egal?
Geistesblitze.....Träume......Spontane Einfälle.....Geschichten, die man selbst verarbeiten möchte.....Produzenten, die einem neue Songs schicken:D

Wie lang sitzt ihr typischerweise an einer Komposition? (Song, Soundtrack, Jingle)
Manche dauern Jahre, andere sind in wenigen Stunden schon so gut wie fertig....das ist alles so individuell:D

Warum wird eurer Meinung nach so ein Geheimnis um Komposition gemacht (praktisch nicht vorhandene öffentliche Diskussion)? Dünkel? Unwissen? Geniekult? Angst vor Ideenklau?
Ich glaube nicht, dass daraus ein "Geheimnis" gemacht wird, sondern dass wir hier halt in einem Forum sind, wo sich viel um die Technik dreht. Der "Gearwahn" ist überall:D

Utopie: Was würde eurer Meinung nach passieren, wenn es eine Technik gäbe, die Gedanken unmittelbar in Musik umsetzen könnte - hochwertig, brauchbar. Würde das Musik generell entwerten? Die Vielfalt erweitern? Uns alle zu Autisten machen?
Das wäre ein wenig langweilig.....zumindest stell ichs mir so vor.....dann "kann ja jeder geile Musik machen"....dann ists ja absolut nichts besonderes mehr........ich finde es gut, dass Mensch dafür arbeiten muss, eine Fertigkeit zu entwickeln und zu verbessern.

Das Thema Komposition kommt z.B. in den vielen [g=94]Feedback[/g]-Threads häufig zum Tragen. Da werden dann oft interessante Tips zum Arrangement / Text / Komposition gegeben oder es finden sich gar Leute, die den "Rohdiamant" nochmal schleifen.

Für mich ist homerecording.de eine Community, wo man vor allem auch tolle Kontakte knüpfen kann. Ob Drummer, Gitarristen, Sänger, Produzenten, "Arrangeure" oder was auch immer - mit den richtigen Leuten kann man hier sehr geil Teamwork betreiben und so die eigenen Grenzen sprengen, die man in der "Alleinarbeit" schnell zu spüren bekommt.
 
@czesanne: Wie kommst Du darauf, dass bei Umsetzung der Gedanken in Musik etwas Hochwertiges herauskommen würde (oder etwas Hochwertigeres als ohne)?
 
Hi,
für mich ist homerecording(bin seit 8 wochen aktiv dabei) ein Forum
daß es in dieser Form, und mit dem Spirit der hier herrscht,
nicht mehr so schnell wiedergeben wird.
Wenn mann Ohren hat zu hören und Finger hat zu schreiben und
Musik zu machen, oder einmal etwas auszuprobieren hier
ist man an der richtigen Adresse.
Hier findet jeder sein Publikum und vereist nicht daheim im
Proberaum.
Leopold
von mir 10 sterne* und mehr :D
 
Hi Andre,

sehr interessanter Thread, spiegelt auch mein Empfinden wieder, was hier im HR-Forum oftmals zu kurz kommt.

Vorweg eie Anmerkung: Ein "Geheimnis" wird, wenns um die Techniken des Komponierens geht, ja nicht gemacht. Dabei reicht das Spektrum vom "Hit in 5 Minuten" bis zum seriösen Lehrbuch von Schönberg oder Hindemith. Es gibt genügend gute Literatur zur musikalischen Formenlehre, Harmonielehre usw. also kann der geneigte Hobbymusiker ja nach Können und Willen sich das handwerkliche Rüstzeug, wie eben Meldieführung, Harmonisierung, [g=347]Kontrapunkt[/g] etc aneignen.

Andererseits ist es kein Geheimnis, daß Quantität oft mit Qualität verwechselt wird, und in Zeiten unermeßlichen Hard- und Softwareangebots verkommt die Musik zum Zitatenschatz, das zeigt sich
ja in Formulierungen wie "oberamtlicher Sound", oder "definitive Funkgitarrenlicks", "fette" Grooves usf. Hier wird also mit Schablonen gearbeitet, die nur schwerlich Originäres hervorbringen sondern vielmehr mal mehr mal weniger orignell "zusammengeschraubt" werden (auch son Wort...). Aussagen wie mit dem neuen XYZ [g=8]Plugin[/g] kommt man schon nach superkurzer Zeit zu tollen Kreativergebnissen sind nichts weiter als Unsinn und sollen uns allenfalls dazu bringen es zu kaufen. Denn was passiert denn da ? Du drehst ein paar Knöpfe um einen Sound zu manipulieren den Du selber gar nicht geschaffen hast. Sicher ist es interssant mit solchen Klangfarben zu arbeiten, aber das ist wie mit dem Maler der mit den Farben, aber damit hat er noch lange kein Bild gemalt.

Wenn es Techniken gäbe, die Gedanken in Musik umzusetzen ? Dafür muß
man aber erst mal die Musik in sich selber überhaupt hören, denken können. Daher kommt das "Spielen was man hört", kannst Du es hören,
dann kannst du es auch spielen bzw schreiben. Und ich, merke ich mal an, ich mach da keine Ausnahme in positiver Sicht, ich wünschte mir, ich könnte mehr "hören" im Kopf.

Cheers,
Arvin
 
hi andre,
ich habe dein harmony navigator getestet, also das programm ist mir bekannt.
so gehe ich davon aus dass du eine sondierung in diesem thread gerne finden möchtest.
so meine meinung zum HN:
ich bin kein theoretiker, bei mir kommt alles aus der hüfte. :)
deswegen könnte ich wegen meiner arbeitsweise nicht viel mit dem HM anfangen.
das heisst nicht das dein programm schlecht ist, im gegenteil.
ich glaube dass "theoretiker" unter musikern/komponisten viel mit dem programm viel machen können.
ich habe mich aber schon längst gewöhnt die harmonien auf dem keyboard "aufzugabeln", also, die melodie laufen lassen und harmonien suchen.
wie die dann heissen, weiss ich nicht exakt.
wie du siehst deswegen kann ich leider dein überaus gut durchgedachtes programm nicht effizient benutzen.
vg
dragan
 
... aber es gibt auch genug andere Fälle hier im Forum. Leute, die teilweise wöchentlich mit neuen Kreationen auftauchen und unglaublich kreativ sind.

Das klingt wunderbar. Ich muss mich wohl mal tiefer in die [g=94]Feedback[/g]-Beträge einklinken.

"Dies ist ein Recording-Forum. Es heisst homerecording.de und nicht homecomposing.de"

Absolut. Ich meinte auch nicht speziell dieses Forum, sondern ganz allgemein die Diskussion in sämtlichen Foren, die man so finden kann (schwer genug).

Das wäre ein wenig langweilig.....zumindest stell ichs mir so vor.....dann "kann ja jeder geile Musik machen"....dann ists ja absolut nichts besonderes mehr........ich finde es gut, dass Mensch dafür arbeiten muss, eine Fertigkeit zu entwickeln und zu verbessern.

Es kann (fast) jeder einen akzeptablen Pfannkuchen backen. Trotzdem ist Mutter's am besten ;-) Ich denke es würde zwar den "Standard" heben bzw. die Vielfalt erhöhen. Man würde aber schnell seine Wahrnehmung anpassen und die Unterschiede deutlich heraushören. Heute kann wirklich jeder eine digitale Produktion erstellen, die technisch 1A ist. Trotzdem sind viele Ergebnisse austauschbar und nur wenige haben das gewisse Etwas.

@EarlGrey
Wie kommst Du darauf, dass bei Umsetzung der Gedanken in Musik etwas Hochwertiges herauskommen würde (oder etwas Hochwertigeres als ohne)?

Nicht von allein natürlich. Man müsste immer noch etwas persönliches dazu tun. Aber wie gesagt: Es ist eine Utopie. Einen Traumrekorder gibt es ja auch nicht.

@Arvin
Ein "Geheimnis" wird, wenns um die Techniken des Komponierens geht, ja nicht gemacht. Dabei reicht das Spektrum vom "Hit in 5 Minuten" bis zum seriösen Lehrbuch von Schönberg oder Hindemith.

Schon, aber das ist statische Literatur. Ich vermisse irgendwie den Austausch "live" zwischen Komponierenden. Aber zugegeben: Es kann die Hölle sein, über Musik zu reden. Machen ist natürlicher.

Wenn es Techniken gäbe, die Gedanken in Musik umzusetzen ? Dafür muß man aber erst mal die Musik in sich selber überhaupt hören, denken können.

Yep. Das ist genau der springende Punkt. Erst kommt das Hören, dann das Komponieren. Am liebsten fast gleichzeitig! Dazwischen liegt Handwerk und das ist nur mühsam zu erlernen. Ich bin zum Beispiel kein besonders guter Handwerker auf Tasten und Saiten. Hören ist meine Stärke. Also hätte ich natürlich gern so eine utopische "Brücke", die mir die handwerkliche Umsetzung vollständig abnimmt. Leider geht das in dieser Vollendung (noch) nicht.

@dragan
Du hast recht - es hängt sehr von der Arbeitsweise und vom Musikstil ab, ob Theorie hilfreich oder hinderlich ist. Wenn du aus der Hüfte zu guten Ergebnissen kommst, ist das wunderbar. Ich habe mir das Teil ursprünglich für mich selbst gebaut, weil mir irgendwann einfach keine guten Sachen mehr eingefallen sind (und weil mir Üben zu mühsam war).

@alle
Zum Thema, weshalb ich drauf gekommen bin: Es ist erst ein paar Jahre her, da habe ich Unsummen(!) in Audio-Equipment versenkt, Nächte lang durchgemacht, wie wahnsinnig getüftelt, gehungert, gelötet, gesungen, gesoffen, gestöpselt ... und am Ende viel zu wenig an den eigentlichen Kompositionen gearbeitet. Es klang gut, aber es war flach. Die "Technik-Falle" habe ich also aus erster Hand erlebt. Daher meine Fragen :roll:

Andre
 
hi andre,
du hast in dein programm eine gewaltige menge theoretisches wissen integriert.
was mich interessieren würde - wie kann ich ganz spontan aus dem harmony navigator passende harmonien als vorschlag kriegen?
also zu vertiefen:
ich habe ein guitar-lick "ausimprovisiert".
kann ich, ohne jetzt auf die taktangabe, rhytmus, tonart und anderes firlefanz von dem HN "ein vorschlag" kriegen?
einfach der wave importieren und general [g=32]midi[/g] fängt an zu jodeln, so was stelle ih mir vor. ;)
so was wäre echt klasse! :)
-----------
oder noch was:
ich importiere der lick als wave und harmony navigator sagt mir nach der analyse alles: [g=45]bpm[/g], [g=253]takt[/g], harmonien - alles aufgelistet.
dann könnte ich in ein sequenzer gehen und alles diesen angaben einstellen.
also genau umgekehrt zu einem programm wo ich viel theorie wissen muss um das programm bedienen zu können.
(ich glaube dass melodyne so was zum teil machen kann, aber bin nicht so ganz sicher).
vg
dragan
 
czesanne schrieb:
Heute kann wirklich jeder eine digitale Produktion erstellen, die technisch 1A ist.

ja und nein - das ist etwas, was ich für eine ironie der technik halte:

es gibt mittlerweile alles, was man für eine gute produktion braucht, als kostenlose computerprogramme, und zwar in sehr guter qualität. übersichtliche [g=70]sequencer[/g] programme, intuitiv zu bedienende plugins und nicht zuletzt foren wie dieses hier, wo man sich in ein paar minuten alles anlesen kann, was man wissen muss. dazu ist der normale heimcomputer, den inzwischen fast jeder zuhause hat, so gut, dass er der kreativität erstmal kaum grenzen setzt. es ist heutzutage also tatsächlich pupseinfach, etwas technisch (ich sag jetzt mal nicht gerade 1a, aber halt schon in die richtung) gutes zu produzieren, es kann wirklich jeder hinkriegen.

genau das führt aber, wie wir auf hr.de täglich erleben, zu einer totalen überschätzung der technik. die leute beschäftigen sich nicht mal mehr fünf minuten mit den wirklich tollen dingen, die sie anhäufen - da sie es nicht für nötig halten, denn es ist ja angeblich SO einfach. so schießt sich das ganze selbst ins bein und führt dazu, dass die "produktionen", wie es so schick und dick heißt, eben trotz der möglichkeiten oftmals recht schlecht sind.

das mal so als kleinen exkurs, der mir gerade bissl auf der seele lag ;)


zum eigentlich thema denke ich folgendes: diskussionen über die technik sind einfacher, sinnvoller und, im gegensatz zu diskussionen über kreative prozesse, überhaupt realisierbar. ich kann mich wunderbar über die vorzüge von einzelnen mics für verschiedene anwendungen unterhalten, über sinn und unsinn von summierern und weißdergeierwas, doch wie ich kreativ bin oder werde und wie ich bei kreativen prozessen am besten verfahre, dass kann nur ich selbst wissen.
bei der technik gibt es zwar letztendlich auch immer den faktor "geschmack", doch läßt sich ein klang immer grob als gut oder schlecht beurteilen und es läßt sich einigermaßen objektiv sagen, wo die schwächen liegen (wer das ernsthaft leugnen will, dem schicke ich gerne mal einige alte mixe von mir ;)). will sagen, es gibt gewisse ästhetische standards wie "lass einen konzertflügel nicht wie durch ein telefon klingen, und nimm bitte das wahwah von der oboe, herzlichen dank!"
während ich bei solchen sachen also noch halbwegs über richtig und falsch diskutieren kann, geht das bei kreativen prozessen einfach nicht mehr. es ist egal, ob ich meine balladen auf dem klo schreibe oder auf ner herbstwiese vorm kaminfeuer bei sonnenuntergang. es ist schnurz, ob ich zuerst die gesangslinie habe oder den drumbeat, und ob ich meine ideen nach fünf minuten oder nach fünf monaten fertig komponiert habe.

wichtig ist, dass die ideen irgendwie kommen, und das kann man meiner meinung nach nicht forcieren. klar, es gibt tausend bücher über sowas, die ich persönlich alle für schwachsinn halte (denn, was viele irgendwie vergessen: nicht alles, was viele buchstaben enthält, ist intelligent und richtig).
und wichtig ist, dass man herausfindet, wie man seine ideen verarbeitet. und das macht nunmal jeder anders. nur weil phil collins seine songs auf eine bestimmte art und weise schreibt, heißt das nicht, dass diese art und weise auch für mich funktioniert. bei mir persönlich ist es sogar so, dass eine art und weise nur selten für zwei songs hintereinander passt.

da ist einfach nicht viel, was man diskutieren kann. man könnte natürlich so eine art erlebnisbericht-sammelthread erstellen, die vielleicht dem einen oder anderen anstöße geben könnten, das will ich gar nicht bestreiten. dann kommt jeder einmal zu wort, aber eine echte diskussion wird sich kaum ergeben können. das liegt einfach in der natur der sache.


obwohl ich sicher bin, dass man über dieses statement diskutieren kann :D
 
Moin. Ich bin ganz neu hier.

Die Fragen die sich mir stellen: Wie sähen Diskussionen über das Komponieren aus? Auf welchem Niveau werden sie geführt? Wenn Bedarf besteht, könnten dann nicht Beiträge entstehen (einfach machen sozusagen)?

In meinem Fall habe ich mit dem Komponieren auf dem Amiga500 vor mehr als einem Jahrzehnt begonnen, ohne Kenntnis von Noten oder Harmonielehre. Die technische Seite war dabei zwar anspruchsvoll (4 spuren, Mono, extrem wenig Speicher, gerippte Samples), aber umgekehrt als es heute der Fall ist.

Ich habe dann das angesprochene Problem gehabt, als ich endlich — recht spät — auf PC umgestiegen bin. Auf einmal hatte ich soviele technische Möglichkeiten, aber es gelang mir nicht, die (ich nenns mal) Magie meiner früheren Songs einzufangen. Die waren zwar derbe mies in der Qualität, Mono, kein [g=379]Sounddesign[/g] etc (Effekte gab es alles nicht), aber von der Stimmung und Komposition viel besser.

Es hat sehr lange gedauert, bis ich da wieder (?) hingekommen bin, obwohl sich die Möglichkeiten doch potenziert hatten.

Lange Rede: Worüber soll man beim Komponieren reden? Wie geht man das Thema sinnvoll an? Interessiert wäre ich als Neu-User allemal.
 
Naja, gerade im Hiphop-Bereich habe ich schon einige Diskussionen gelesen (zum Glück nicht hier ;)) wie man PHÄTTTE BIEATZZ "baut"

Natürlich kann man sich bei sowas an ein Grundgerüst halten, aber da gehts dann auch schon los. Das Interessante sind ja gerade die Abweichungen von diesem Grundgerüst. Diese dann auch noch zu "reglementieren" oder zu kategorisieren schlägt schon beim Versuch fehl.

Ähnlich ists für mich auch mit dem Kompnieren. Was bringts mir wenn ich weiß, dass auf einen A-[g=250]Akkord[/g] sich ein E-[g=250]Akkord[/g] super macht, weil er der Quint-[g=250]Akkord[/g] (oder was auch immer ist) ich mit meinen Ohren aber höre, dass ein D-Moll viel besser zur Stimmung passt.

Natürlich gibt es gerade bei mehrstimmigen Stücken die Problematik, dass es "harmonieren" muss, aber wer schreibt vor/ bzw. wer kann sagen ob mir persönlich eine Geige die nen stinknormalen [g=120]Dreiklang[/g] spielt besser zu nem [g=118]Bass[/g] gefällt, der sich aus eben diesen Tönen zusammensetzt oder durchgehend einen 4 Ton verwendet, der harmoniert? Wer weiß ob ich nicht gerade eine Diss-[g=63]Harmonie[/g] wünsche, einfach weil es dadurch so herrlich schräg und "böse klingt?!?

Ich erlebe beim komponieren ständig die Diskussion mit meinem Kollegen, dass hier oder da jetzt unebdingt ein bestimmter Ton kommen muss, obwohl der andere der Meinung ist, dass ein [g=40]Halbton[/g] höher besser klingt. Da kommts uns absolut nicht auf die Theorie an, was da jetzt rein darf, damit das Ganze vma in C-[g=251]Dur[/g] steht oder in E-Moll, da kommts drauf an was gefällt.

Der Geschmack entscheidet also und über den lässt sich weder streiten noch diskutieren...
 
hmmm, also vironius inonimo und meta7 haben schon recht.
nur aus meiner sicht ist "das musik machen" doch durch heutige möglichkeiten einfacher geworden.
aus meiner sicht, wohlgemerkt.
ich musste früher wie viele andere eben mit weniger möglichkeiten auskommen und deswegen sind viele "magische" momente verloren gegangen, habe ich der eindruck...
nur ich habe heute ein ganz anderes problem.
an ideen habe ich einen riesigen überschuss - gerade wegen den möglichkeiten.
ich kann keyboard nehmen und tralala es kommt was raus, dann kann ich die [g=422]gitarre[/g] nehmen und wieder tralala eine neue idee usw. mitm [g=118]bass[/g] - und gott bewahre mich davon dass ich noch ein drumkit kaufe - erst dann werde ich NIE mit einer idee fertig.
ich bin in so eine art musikalischer hyperaktivität eingetrudelt und sehe zur zeit keine möglichkeit rauszukommen.
dazu kommt noch der jagd nach "perfektem sound" welchen ich zur zeit nicht erreichen kann - meine erwartungen sind so megalomanisch geworden dass ich (neben dem o.g. hyperaktivität) sehr schnell frustriert bin - und der "song" bleibt nach 16 takten vergraben auf dem festplatte-friedhof.
ganz davon zu schweigen dass ich magenkrämpfe bekomme wenn ich ein loop oder GA höre - und trotzdem greife ich immer wieder zu irgendwelchem kit aus der dose obwohl ich weiss dass sich "mein" sound ([g=422]gitarre[/g], [g=118]bass[/g]) mit dem schieß nicht verträgt.
ich bewundere kollegen welchen einfach mumm haben die arg verbesserungsbedürftige aufnahmen als song zu deklarieren und basta, dann gehen die weiter.
ich könnte früher das auch machen.
heute aber nicht mehr.
fazit: die möglichkeiten haben mich erschlagen.
ich laufe im kreis zwischen performing, komposition und tontechnik und sehe kein ausgang.
homerecording kann schon ätzend sein... und weil man am meistens selber machen muss - ist "komponieren" in meinem fall - unmöglich geworden.
vg
dragan
 
Das Problem kenn ich gut...aber glaub mir, du wirst dich irgendwann fokussieren können und wirst über jede gemachte Erfahrung froh sein.
 
Bei mir ist es ähnlich wie bei diagnostix. Ich produziere meistens auch nur »Patterns«, kurze, wenige Takte lange Stücke – skizzieren im Gegensatz zum Bilder malen. Mich nervt es auch, kaum einen »kompletten« Song zu haben, dafür hunderte Baustellen die jeweils kaum mehr als an einen Abend entstanden sind. Auf der anderen Seite ist es ungemein kreativ, auch wenn ich selbst oft auf persönlich gemochte Akkordfolgen zurückgreife.

Ich habe mal eine dieser Skizzen, schon einige Jahre alt (keineswegs repräsentativ!) hier hinterlegt, es ist ein kleines File, Genre irgendetwas elektronisches, hat für mich was von C64. Fällt das noch unter Komposition?

Achja, es ist ganz schön trashig. :p

Meta7 - The Tides

Noch eins, uralt. Aufnahme des Akkordeons (ja!) und der quasi [g=104]Flanger[/g] Effekt ist unter abenteuerlichen Umständen entstande ...
Meta7 - Angels Underwater
 
@dave:
danke für den trost, ich hoffe dass es so wird wie du gesagt hast...
ich glaube wir haben uns schon in einem von deinen threads drüber unterhalten...
du hast wie ich mich erinnern kann etwas über fehlende band gesagt.
genau das fehlt mir: interaktion, spontaner gedankenaustausch.
man wird als [g=79]homerecordler[/g] zum eigenbrödler und obwohl das viele vorteile hat, irgendwann ist die puste aus, habe ich der eindruck...

@meta7:
poste deine beispiele in [g=94]feedback[/g]-forum, dort wirdst schneller meinungen von anderen hören können...
vg
dragan
 
Hallo, interessante Diskussion. Ich schreib einfach mal, was mir beim lesen so durch den Kopf ging:

Utopie: Was würde eurer Meinung nach passieren, wenn es eine Technik gäbe, die Gedanken unmittelbar in Musik umsetzen könnte

Das habe ich mir auch schon überlegt... aber versuch mal, dir im Kopf wirklich ganz genau die Musik zu komponieren. Das ist verdammt schwer und mit grosser Wahrscheinlichkeit wirst du Fehler machen. Beethoven konnte taub komponieren, er wusste, wie sich das anhören wird, aber ich glaube, ganz ohne Notizen und Korrekturen hätte er bestimmt Fehler gedacht! Es gibt sehr wenig Komponisten, die so gut waren, dass sie keine Korrekturen nachlieferten (was aber nicht heisst, dass sie keine Fehler in ihren "Skizzen" hatten). Also ist das schon rein von der Ausgangslage her denk ich mal nicht möglich, nicht nur vom technischen Stand... (hingegen gibt es natürlich die möglichkeit, aus Hirnströmungen Musik zu machen... siehe Alvin Lucier)

ch erlebe beim komponieren ständig die Diskussion mit meinem Kollegen, dass hier oder da jetzt unebdingt ein bestimmter Ton kommen muss, obwohl der andere der Meinung ist, dass ein [g=40]Halbton[/g] höher besser klingt. Da kommts uns absolut nicht auf die Theorie an, was da jetzt rein darf, damit das Ganze vma in C-[g=251]Dur[/g] steht oder in E-Moll, da kommts drauf an was gefällt.

Es kommt darauf an, was man komponieren will... Will ich einen Barocken Choralsatz schreiben, muss ich die (ungeschriebenen) Regeln des barocken Choralsatz einhalten (z.B. keine Oktavparallelen)... will ich eine 12-ton Komposition machen, darf ich nicht nach dem dritten Ton wieder den ersten bringen... das ist ja der Witz der Sache...

Der Geschmack entscheidet also und über den lässt sich weder streiten noch diskutieren...

Der Geschmack war überdies hinaus (neben dem starken Einfluss der Kirche) wesentlich daran beteiligt, wie sich die Regeln in der Komposition entwickelt haben. Wie gesagt, im mehrstimmigen Satz klingt eine Quintparallele nun mal extrem leer, weshalb man dass früher nicht schreiben durfte... heute kannst du das, wenn du willst, weil du ja eben nicht barock oder reneissance komponieren willst... trotzdem muss man dem doch seine berechtigung geben... eine quintparallele klingt wirklich nicht...

Bei vielen zu Beginn des Threads gestellten Fragen schliesse ich mich voll und ganz bensommerfeld an... aber auch ich selber merke, dass ich vielleicht ein Jahr an einem Song war, ich ihn aber nicht richtig geübt habe und schlussendlich der Song halt scheisse gespielt wurde... aber das gehört für mich irgendwie auch so ein bisschen zum homerecording, halt ma das equipment austesten und dafür grad den song noch aufnehmen... oder: das nehm ich schnell auf, damit ich das nicht vergesse...
wenn ich meine songs in einem profistudio aufnehmen könnte, würde ich natürlich nciht so leichtfertig damit umgehen..


so, das war mein bescheidener Beitrag (hoffentlich liest das überhaupt jemand, lange posts wirken immer so abschreckend :) )

Solex
 

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