Gibts hier Jazzer? Wie habt ihr es gelernt?

[ModulationMatrix]

Gibts hier Jazzer, also *richtige* Musiker?

Die sowas schön smooth, gechillt, verrauchtes á la Abdullah Ibrahim ausm Ärmel schütteln?

Ich kann es nicht, will es aber gerne lernen. Hab auch Bücher dazu, da wirste als erstes mit Skalen und Kirchentonarten totgeschlagen. Und trotzdem erschliesst sich mir nicht wie ich da mal ein bissl improvisieren kann.

Beim Rock oder Pop brauchste nur die I, IV und V Stufe, Dur und Moll, und schon kannste dir irgend ein Lied oder ne Impro zusammenzimmern. Was brauche ich, um das gleiche im Jazz hinzukriegen? Ich hab was über Skalen gelesen, über Akkorde mit 7,9,11,13, aber wie ich das einfach mal spielerisch anwende, das erschliesst sich mir nicht.

Danke für Tipps!

 

[wye]

Du musst einfach Lust darauf haben und dieses Genre in dein Repertoire aufnehmen, also diese Musik hören und die Standards (Songs, Canon) aus diesem Raum spielen, das geht am besten mit Mitspielern im Bandkontext. Das Swing Gefühl ist auch wichtig und verbindend in diesem Genre.
Zusätzlich sollte man Improvisation wirklich mögen und spielen wollen..trifft das alles nicht zu, sollte man seine Zeit für andere Sachen aufwenden....sonst kommt nur blödes Skalengewichse raus...Abkürzungen gibt es da nicht.....eigene Erfahrung, bei mir ist das ganz mau.....bin ich schon öfter angegangen.

Für Gitarristen ist das Video von Scofield ein Klassiker, der kocht das etwas ein und nimmt die Komplexität

super Konzepte

Viele Freunde und Bekannte von mir haben Jazz studiert, aber nur die, die diese Musik wirklich hauptsächlich hören und spielen sind in diesem Bereich richtig toll und hörenswert.
Ist ne andere Scene....das wird meistens unterschätzt, haben aber auch typisch andere Schwächen....

 

[LM18]

Ich denke auch, das es auch mit einer Lebens- und Schaffenseinstellung zu tun hat.
Neben einer Repertoirefestigkeit die man einüben muss...
Wenn du mal Zawinul anhörst oder so.

Ich zitiere einen Musiker der mein dummes Gesicht hinterm Pult sah, als ich mir den vermeintlichen Lärm nach dem Take versucht habe aus den Ohren zu schütteln...

"Lass mal - Des is blos a sound" *** Grins

 

[Cruba]

Ich denke auch, das es auch mit einer Lebens- und Schaffenseinstellung zu tun hat.

Sehe ich auch so. Zu mir hat Jazz nie gepasst. Progressive Rock, Math Rock, gern genommen. So wie ich Jazz verstanden habe ist es eine komplett andere Welt, an die man auch schlecht andocken kann, wenn kein Grundverständnis oder eine Art Liebelei dafür in einem schlummert.

Auch glaube ich, dass man Jazz nur geniessen kann, wenn man zwischen den Noten hören kann. Sich die Musik als solches einziverleiben scheint auch nicht Sinn und Zweck zu sein. Deswegen war's auch nie was für mich.

Lustig: Ich hab' mal eine 50 Seitige Arbeit drüber geschrieben, eben weil ich's nicht mag... Das reichte mir aber als Auseinandersetzung mit diesem Genre... rofl

 

[hedelund]

Also, da brauchst Du eigentlich nicht viel wissen, sondern gute Musiker, gute Beherrschung des Instrumentes, sehr gues Rhythmusgefühl, und ein gutes Gehör, mit dem man aus dem Stegreif intonieren und improvisieren kann.
Dann kannst Du loslegen.

Man kann es schlecht beschreiben. Ein Gefühl welches drinsteckt, nix zum Auswendig lernen, sondern einfach zum rauslassen.

Das fühlt und spürt man, wo die Reise hingeht.



LG Hedelund

 

[Can]

Falls dir das jazzig genug ist, dann mach wohl Jazz, jau

https://youtu.be/m4TcePm7Qnc

https://youtu.be/KcZ8TDv7hmU

https://youtu.be/uyF2H7gXzAs

Was du da hörst, ist zumindest improvisiert.

Ich schreib nachher mal dazu, was mir einfällt... bin grade unterwegs und mit dem Smartphone tippt sich's schlecht.

 

[Realist]

Was du da hörst, ist zumindest improvisiert.

Sehr cool.

PS: Die Lavalampe immer im Gepäck?

 

[LM18]

Was du da hörst, ist zumindest improvisiert.

Sehr cool.

PS: Die Lavalampe immer im Gepäck?

Seine DAW ist LavaTools...

 

[Can]

Ohne Lavalampe geht gar nix

 

[ModulationMatrix]

Für Gitarristen ist das Video von Scofield ein Klassiker, der kocht das etwas ein und nimmt die Komplexität

Danke für den Link. Wenn er nicht so lange spielen würde und dafür zügiger durch den Stoff ginge wärs noch besser xD Aber ich zieh es mir mal rein.

Ich schreib nachher mal dazu, was mir einfällt... bin grade unterwegs und mit dem Smartphone tippt sich's schlecht.

Danke, ich bin gespannt! Das Gitarrenbeispiel klingt ja schon sehr jazzig. Leider fällt mir z.Bsp. so ne Geschichte wie nen hochkomplizierten 5+7-91113 Akkord in Halbtönen runterzuschieben auf dem Klavier echt schwer. Auf der Gitte ist das natürlich easy.

 

[Froschkapitaen]

Bücher habe ich auch einige, aber gebracht hats nicht wirklich was.
Ich habe mir dann einen Lehrer gesucht, der Jazz und Impro Unterrichtet, auch die Theorie.
Hat mich schneller weitergebracht als alle Bücher zusammen.

Von Vorteil ist natürlich, dass man Noten lesen und sein Instrument auch spieltechnisch halbwegs bedienen kann.

Beim Jazz sind es 80% Phrasierung und 20% Tonmaterial.

Leider....es gibt also nicht die geheime Jazzscale die nur wenigen eingeweihten in einer 5-stündigen Zeremonie auf Drachenhaut überreicht wird...

 

[litoni]

so schwer ist "Jazz" ja auch wieder nicht

( die kochen ja auch nur mit den gleichen Zudaten )

Wie immer gibt es zwei Seiten, eine gewisse Basis an Theorie ist einfach notwendig, da muss man durch. Das ganze dann in Musik umzuwandeln (ohne Extremjazzgedudel ) ist nur eine Sache des Übens. Am besten du erstellst dir ein paar Playbacks ( gut für die rhytmische Übung) und dudelst mal so lange, bis du ein Gefühl für diese Scalen hast. II-V-I Verbindungen sind ein guter und auch verständlicher Anfang !

 

[synthpark]

( die kochen ja auch nur mit den gleichen Zudaten )

und ich dachte, mit einem Blick auf die Theorie, daß die mit deutlich mehr Zutaten kochen.

 

[ModulationMatrix]

( die kochen ja auch nur mit den gleichen Zudaten )

und ich dachte, mit einem Blick auf die Theorie, daß die mit deutlich mehr Zutaten kochen.

Richtig, die ganzen Skalen sind halt auch bissl das Problem für mich. Nen 1-4-5-1 Popsong kann ich im Kopf transponieren, weil es immer die gleiche Tonart ist, immer Dur oder Moll, immer die gleichen Akkorde, die kennt man halt irgendwann mal auswendig. Aber jetzt muss ich noch ein Dutzend neue Tonleitern lernen und die dann auch noch auf der Tastatur rauf und runter transponieren. Da werde ich wohl jahrelang ochsen und büffeln müssen.

 

[litoni]

( die kochen ja auch nur mit den gleichen Zudaten )

und ich dachte, mit einem Blick auf die Theorie, daß die mit deutlich mehr Zutaten kochen.

naja, Optionstöne eines Dreiklangs sind den Beatles auch schon bekannt gewesen

Im Ernst: einfach regelmäßig zu Playbacks rauf und runter dudeln ( improvisieren ) und mit der Zeit wird das, die Jazzer dudeln ja auch regelmäßig

 

[Pullergesicht]

Das Büchlein ist wohl das Standard-Werk beim Thema Jazz-Harmonielehre

https://www.amazon.de/Neue-Jazz-Har...8&qid=1473416664&sr=8-1&keywords=jazz+theorie

Ich hatte mal ne harte Jazz-Phase, da habe ich mir es mal gekauft. War für mich etwa so verständlich wie Stephen Hawkins Erläuterungen zu Superstrings.

 

[TheNoob]

wie Stephen Hawkins Erläuterungen zu Superstrings.

War das nicht das beste Streichensemble der Welt?

@can
zu deinen Videos: Thumbs Up!

 

[LM18]

Can schrieb in #6:
...
Falls dir das jazzig genug ist, dann mach wohl Jazz, jau

https://youtu.be/m4TcePm7Qnc

...

Eigentlich wollte ich immer wie Keith Emerson gewesen sein

Aber auch das hier würde mir vollkommen genügen.

Ich hätte die Reihenfolge beachten sollen:
Erst spielen lernen und dann die Granate in die Orgel schieben und nicht umgekehrt...

 

[Can]

Also mein Tipp, um Jazz oder die Impro-Sachen zu lernen, wäre zwar die Bücher zu haben und auch mal durchzulesen, aber eher nachdem man sich erstmal die Basics am Keyboard klargemacht hat. Sonst fragt man sich erstmal, was das alles soll, was es bringt und verliert dann die Lust. Wenn man schon ein paar Sachen kann und sich dann hinterher durchliest, wie das heißt, was man eigentlich schon kann, macht es plötzlich klick und man kann damit was anfangen. Und dann hat man evtl. auch an der Theorie Spaß. Aber nicht umgekehrt.

Mein Tipp wäre, dir mal die Jazz-Grundakkorde draufzuschaffen und damit einfach mal ne Weile auszuprobieren. Das schöne ist, dass es so viele davon gar nicht gibt (maj7, moll7, 7, halbvermindert=m7b5 - reicht für's erste). Im Pop kommt man ja meistens mit Dur- und Moll-Dreiklängen aus. Im Jazz verwendet man grundsätzlich Vierklänge - das ist schon mal der Haupttrick.

Cmaj7 (C E G H)
Dm7
Em7
Fmaj7
G7
Am7
Bm7b5 (H halbvermindert)

Diese Akkorde erhältst du, wenn du den ersten Akkord (C E G H) nimmst und immer eine weiße Taste nach rechts schiebst. Und damit kannst du dann schon mal alle Stufen-Vierklänge in C-Dur. Und zwar in enger Lage.

Die gleichen Töne kannst du in anderen Umkehrung spielen und auf die beiden Hände verteilen... dadurch klingt es offener und jazziger.

Ich würde mir an deiner Stelle mal ein paar YouTube-Tutorials raussuchen, wo Leute ein paar Standard-Akkordfolgen zeigen. Denn Akkordfolgen spielen können macht Spaß, klingt gut und über die ganzen Skalen, die dem zugrunde liegen, kann man sich auch hinterher den Kopf zerbrechen.

Coole Standard-Akkordfolgen könnten sein (alle mehr oder weniger in C-Dur):

Dm7 G7 Cmaj7 (nennt sich 2-5-1-Verbindung und ist vielleicht die wichtigste Akkordfolge im Jazz)
Cmaj7 Fmaj7 Bm7b5 E7 Am7 D7 G7 Cmaj7
Am7 Gm7 C7 Fmaj7 Bm7b5 E7
Fmaj7 Em7 Dm7 (kann man schöne groovige Patterns draus bauen)

Und am besten ganz viel rumprobieren mit diesen Akkorden... irgendwann kommt man auf Verbindungen, die gut klingen. Und wenn nicht, kann man sich auf YouTube was rauspicken...

Soweit mal von mir - könnte strukturierter geschrieben sein....

[edit]Mal auf die Schnelle, obwohl es da sicher geile Videos gibt - muss aber gleich aus'm Haus

-7AEYk



https://youtu.be/MaofcQlFVz0
[/edit]

 

[ModulationMatrix]

Hab alles gelesen, sind viele Ansatzpunkte für mich drin!

Vielen Dank Can!! Das sieht jetzt nach nem Plan aus für mich!

Erste Schwierigkeit war schon, dass ich bei Septakkorden gar nicht sattelfest mit den Umkehrungen und weiten Lagen bin. Das muss ich als erstes üben. Ich glaub dann ist schon ein großer Roadblock genommen, denn wenn die aus dem ff kommen kann man ja schon frei herumimprovisieren.