Gain Staging - Notwendig?

[pitto]

Hallo und Frohes Neues Jahr an alle Audioexperten!

Ich habe endlich mal wieder Zeit gefunden, mich mit Musik und Mixen zu beschäftigen. Dabei bin ich über folgendes YouTube-Video gestolpert:



Aus diesem Video hab ich für mich abgeleitet, dass ich in meinem aktuellen Track (Der besteht hauptsächlich aus Virtuell-Instrument-Spuren) zunächst in jede Spur einen EQ gesetzt habe und den Input auf -12db herunter geregelt habe.

Im zweiten Schritt habe ich die Spuren so geregelt, dass -6-5db in der Summe nicht überschritten werden.

Der daraus resultierende Mixdown ist dann die Grundlage fürs Mastering...

Ist diese Vorgehensweise korrekt? Macht ihr das auch so...? Was sind aus eurer Sicht die Alternativen?

Bin gespannt auf eure Antworten...

gruß,

Pitto

 

[LM18]

Grundsätzlich:

Du musst unterscheiden zwischen der Auflösung im Mixbus und der Dateiauflösung.

Der Mixbus bei Cubase z.B. arbeitet intern mit 32 Bit float und da kannst du die Pegel nach oben setzen wohin du willst. Da übersteuert nichts.

Du könntest im Mixer ein Signal mit +6 dB führen und dann noch einen +24 dB EQ draufsetzen und so fort.
Mixerintern, sofern die Plugins auch 32 BitFloat oder "höher" arbeiten, ist dass rein technisch erstmal egal .
Natürlich siehst du an den Metern nur noch Obenanschlag
Aber sobald du die Summe wieder unter 0 dB ziehst zerrt auch dein Interface nicht mehr und alles ist gut.

Wenn du renderst und du arbeitest mit 24 Bit Dateiformat und die Pegel liegen über 0 dbfs clipped das und auch die gerenderte Datei ist hinüber.
Renderst du in 32 BitFloat Format kannst du nach dem zurückladen der Datei einfach den Pegel wieder runtersetzen und alles ist wieder gut.

Wenn du von draussen über das Interface reinkommst solltest du so aussteuern dass die Peaks maximal bei -9 bis -6 dB ankommen. Dass ist konservativ genug.
Vom Interface kommt im Allgemeinen ein 24 Bit Signal und da kannst du auch mit -20 dB in der DAW ankommen. Es macht keinen wesentlichen hörbaren Unterschied aus.
Kein Grund dass Signal "heiss" aufzunehmen.

 

[BlackWave]

Passt ganz gut dazu:

A demonstration of the virtually infinite headroom available in a modern DAW with a floating point mix engine.

 

[pitto]

Hallo LM18,

...danke schonmal für die Antwort. Soweit eigentlich alles Verstanden..., macht m.E. auch Sinn (obwohl ich mich mit diesen Dingen noch nicht so gut auskenne).

Frage mich allerdings, warum der Mann in dem Video ein solches "Bohei" um den Vorgang "Gain-Staging" macht?? Immerhin sagt er mehrmals, dass es einer der wichtigsten Schritte beim Mixen sei.

Ich hatte mir das so erklärt, dass eine sinnvolle Pegelanhebung beim Mastering nur dann möglich sei, wenn der Pegel des Mixdowns nicht zu hoch ist...?

Verstehe ich deine Ausführungen richtig, dann ist der Vorgang ja gar nicht von dieser Wichtigkeit?

Vielleicht gibt es noch andere Meinungen dazu?

Danke und Gruß,

pitto

 

[LM18]

Hallo LM18,

...danke schonmal für die Antwort. Soweit eigentlich alles Verstanden..., macht m.E. auch Sinn (obwohl ich mich mit diesen Dingen noch nicht so gut auskenne).

Frage mich allerdings, warum der Mann in dem Video ein solches "Bohei" um den Vorgang "Gain-Staging" macht?? Immerhin sagt er mehrmals, dass es einer der wichtigsten Schritte beim Mixen sei.

Ich hatte mir das so erklärt, dass eine sinnvolle Pegelanhebung beim Mastering nur dann möglich sei, wenn der Pegel des Mixdowns nicht zu hoch ist...?

Verstehe ich deine Ausführungen richtig, dann ist der Vorgang ja gar nicht von dieser Wichtigkeit?

Vielleicht gibt es noch andere Meinungen dazu?

Danke und Gruß,

pitto

Es gibt bei Plugins typischerweise welche die auf den Pegel klanglich verschieden reagieren wie Kompressoren, Sättigungsplugins und so fort.
Einem nüchternen Kanal-EQ ist es egal ob du ihn mit +40 dB anfährst und dann 15 dB anhebst.

Ein Kompressor hat aber seinen höchsten Arbeitspunkt im Allgemeinen bei 0 dBfs und höhere Pegel sind nicht vorgesehen.
Da hängt es vom Entwickler ab welches Management er für höhere Eingangspegel ausgetüftelt hat.

Also das saubere Aufbauen einer Pegelführung ist schon der richtige Stil, um einfach die Kontrolle über seinen Workflow zu behalten und vorhersehbare Ergebnisse zu erhalten.

Das Mischen in der DAW hat als Vorgänger das Mischen in der analogen Konsole mit von einer Bandmaschine kommenden Signalen.
Da waren die Grenzen schon sehr eng gelegt und es war ein permanenter Kampf gegen Band- und Bauteilerauschen und den zunehmenden Verzerrungen mit steigenden Pegeln.

Die daher rührende Pegeldisziplin hat einem damals einen guten Klang ermöglicht oder man konnte so gut entstandene Signale, über die Verarbeitungsketten hindurch retten.

Es ist sicherlich kein Fehler diese Ethik auch in einer DAW beizubehalten, auch wenn die Signale nahezu unkaputtbar sind.

 

[LM18]

Hmmm...

Vielleicht hier noch etwas zu angucken zum Thema Gainstaging von aussen nach innen

 

[halmaC]

wie LM18 schon schrieb, wie du beim mixen pegelst, ist prinzipiell egal, solange du alles auf 32 bit oder höher laufen hast. ABER für einen sinnvollen workflow würde ich die signale nicht zu hoch oder zu tief pegeln, da die fader aller mir bekannten daws in den mittleren positionen (-20 bis+10 db) am angenehmsten einzustellen sind.

sehr viele vstis ballern unglaublich viel pegel raus. gerade wenn mann noch an den presets schraubt oder derbe filter verwendet. da ist aber eigentlich immer ein master-volumen im vst-instrument selbst. da soweit runterregeln, dass im kanal gleich mal genug luft bis null bleibt. -10 db ist da für lead instrumente aber auch für bass meistens ein guter ausgangswert. bei drums und perkussion kannste da näher an null ran, z.b. -3 db wenn die drums kaum oder keine dynamik haben.
damit sollte am ende ein mixdown um die null db rauskommen, je nach dynamik und frequenzverteilung mit gelegentlichen überschwingern. auch hier gilt wieder: wenn du in 32 bit renderst clippt da nix. wenn du aber selber "mastern" willst, also am ende auf 16 bit oder mp3 gehen willst, mußte unter null bleiben.