Also ich muss mal einfach eine Lanze für diese Streaming Dienste brechen.Ich nehme von diesem kleinen Pamphlet ganz bewußt die Kollegen hier aus, die wirklich hart arbeiten müssen, um zu überleben. Es ist zweifellos so, dass man als Vollblut-/Ganztags-Musiker kaum Geld verdient, bestenfalls im prekären Bereich und oft genug mit Unterstützung der Verwandtschaft.
Sofern man sich auf das produzieren von Allerwelthits konzentriert ist die Konkurrenz einfach immens. Die grossen Stars sind auch nicht immer das Gelbe vom Ei, manches, was ich höre, erfüllt für mich kaum mehr das Niveau eines (gut gemixten) Demos. Ehrlich gesagt, verwundert es mich alles aber auch nicht. Nun bin ich schon etwas älter und habe einige Jahre als Profimusiker gearbeitet und da war der Aufwand einfach um ein Vielfaches höher, als es heute ist. Ein Synthi kostete damals mehr als ein Auto, Studiotage waren derart teuer, dass man alles in die Gruppenkasse gelegt hat, um sich das leisten zu können. Der Mix wurde direkt als Master genommen und die eigenen Vinyl-LPs waren ein Grund, Tränen in den Augen zu haben, die nur mit gehörig Bier und Pot getrocknet werden konnten. Und die Dinger wurden die ganze Nacht über gemeinsam angehört, immer und immer wieder - geil.
Heute gibt es jedes Jahr gefühlt 100te neuer Synthis, DAWs kostenfrei oder schon ab €200.- (Logic) mit allem Pipapo, dazu Geräte, die Samples abfeuern können, die man in den seltensten Fällen wirklich selber aufnimmt und last not least Baukästen, mit denen sich die Helden von heute ihre Musik an einem Abend zusammenschubsen können. Und dann glauben sie, das ist ein Hit. Und nur, weil es Millionen von vernebelten Kids gibt, die sich ganze €10.- im Monat leisten können, um rund um die Uhr Musik hören zu können, und diese dann auch allesamt dieselbe Choose hören, glauben nun die Helden, von diesen läppischen €10.- entsprechend ihrem riesen Aufwand auch noch genügend abhaben zu können, damit sie "nie wieder arbeiten müssen".
Glücklicherweise gibt es noch ein paar Wirtschaftsfachleute in den Etagen der Streamingdienste, die das auch wissen und einen Spagat gehen zwischen Brot und Spielen für die Masse und Effizienz für die Tasche ihres Arbeitgebers. Anders gesagt: Selbst wenn man als Musiker mehr bekäme (wieviel ist das denn?), macht die schiere Masse der Trottel mit Laptop und Kopfhörer jedes denkbare Plus beim Einzelnen wieder platt.
Ich bin da durchaus auf der Schiene von @Moogman , der erst vor ein paar Tagen auf einem anderen thread mit sehr ähnlichem Thema darauf hingewiesen hat, dass man sich eine Fanbase erarbeiten muss, anders geht es nicht. Es ist eine Frage des Durchhaltevermögens, sofern man das finanziell schafft, eine Frage der Selbstdisziplin und des Verkauftalentes. Man ist nicht nur Musiker allein, sondern auch Manager, Roadie und Fahrer. Und die Steuern nicht vergessen.
