Einstieg in die Werbemusik/Filmmusik branche

[Hapek]

Hallo liebes Recording.de Forum.

Ich habe mich schon großzügig durch viele Threads durchgelesen und durfte schon vieles an Tipps und Ratschläge vielerlei Hinsicht aufsammeln. Vielen Dank hier schonmal für all die Beiträge.

Um zum Punkt zu kommen möchte ich ein klein wenig über mich erzählen. Ich produziere schon seit c.a. 4-5 Jahren auf eigene Faust Musik, mit mehreren kleineren Erfolgen. Seit geraumer Zeit spiele ich mit den Gedanken, bzw habe schon die Entscheidung gefasst, dass ich in diesem Bereich professionel Fuß fassen möchte. Ich habe versucht mir möglichst ein seriöses Bild davon zu erschaffen, was da auf mich zukommen wird/könnte. Nen Tipp hier aus diesem Forum war das Buch von Andreas Weidinger 'Filmmusik', welches schon aufm Weg ist.

Zum Punkt: Ich habe von nem A&R vermittler meines Freundes, den Tipp bekommen, dass wenn ich in die Werbe/Film-musikbranche möchte, paar Stücke fertig mache und samt Unterlagen dann 'spontan' in Werbeagenturen mich vorstelle. Möglichst persönlich. Da ich kein Vitamin b besitze, wäre das der effektivste Weg dort rein zu rutschen.

Habt ihr vielleicht Tipps und Ratschläge wie ich mich, auch wenn Schritt für Schritt dort hinein arbeiten könnte? Worauf sollte ich möglichst achten? Ich bin für jeden Hinweis sehr dankbar.

Internette grüße

 

[Traumwandler]

Leider habe ich keine Tipps für Dich da ich selbst mit der gleichen Problematik kämpfe. Ich kann Dir allerdings sagen, dass der hochgelobte Herr Weidinger Werbemusik nicht als erwähnenswert ansieht obwohl die viel schwerer zu produzieren ist als szenische Musik. Es steht in seinem Buch leider nichts über die Preislandschaften oder Vorgehensweisen bei industriell geprägter Musik. Ich bin sehr enttäuscht von dem Buch. Viel Erfolg!

P.S. Tipp: vielleicht versuchst Du es ja auch mal als fester Komponist in Agenturen, da wird man eh ausgebeutet und ist deswegen als Einsteiger sehr beliebt. Natürlich musst Du schon alles können (zwinker) aber die die das tun sind selbstständig, also nicht die schlechtesten Chancen um in die Branche zu kommen. Ein gutes und vielseitiges Portfolio musst Du aber schon vorweisen.

P.P.S. bei 4-5 Jahren Musikmachen würde ich nicht von "schon" sprechen aber bestimmt reicht es um professionell zu arbeiten.

 

[Hapek]

Vielen dank erstmal für dein schnellen Input Traumwandler. Ich werde das mal mit den Agenturen genauer in Betracht ziehen.

Mal ganz doof gefragt, Was genau meinst du mit ein gutes und vielseitiges Portfolio? Ich da schon eine Vorstellung was du damit meinst, aber könntest du mir es sicherheitshalber trotzdem ein wenig erläutern?

 

[Der_Martin]

Eine kleine Seite (evtl. Privat, sodass nur Leute, die den Link haben sie sehen können) über Dich und deine Person, deine musikalische Ausbildung, dein Equipment, deine Arbeiten und deine Musik.
Möglichst vielseitig, möglichst professionell, kurz und bündig.

 

[derwerner]

Hallo zusammen!
Das Thema ist zwar schon älter, aber -wie ich mal annehme- auch 2016 noch und immer wieder aktuell. Den Einstieg finden-das ist doch eigentlich der Dreh-und Angelpunkt für Viele hier- und generell.
Es ist genau die Stelle, an der sich die "Katze in den Schwanz beißt", oder?
Ich bin auch an diesem Punkt angekommen, und es wird auch künftig keine allgemeingültigen Rezepte geben, um diese Hürde erfolgreich zu meistern.
Meine Sicht der Dinge:-
Eigene Wege gehen. Eine gute Vorbereitung, und das Selbstvertrauen entwickeln, auf die ganz persönliche Art und Weise mit Ansprechpartnern in Kontakt zu treten. Das ist genau wie im "richtigen Leben"- mal trifft man auf coole, vernünftige Typen und manchmal eben auf A......lö...
Da machen auch Regisseure, Produzenten und Redakteure keine Ausnahme.
Da hilft auch das X-te Interview mit Hans Zimmer nix, wenn er sich wieder mal den Unwissenden
offenbart..
Es gibt sicher Filmschaffende und Entscheidungsträger, die für eine unkonventionelle Bewerbung offen sind.
Ein Buchtipp am Rande: Philipp Kümpel - "Filmmusik in der Praxis". (auch mit dem unvermeidlichen Hans Zimmer Interview).. aber ein tolles Buch. Es lohnt sich. Ich würde mich freuen, wenn die Diskussion weiterhin hier lebendig bleibt. Jeder von uns wird wohl für Anregungen dankbar sein
.
Achja, ich habe überhaupt nichts gegen Hans Zimmer und seine Musik.
Aber wenn ich lese, dass er zig Leute beschäftigt, die sich um das System- Sampler-Kaffee kochen und Füße massieren etc....kümmern, bringt das die Mehrheit von Uns nicht wirklich weiter.

 

[Saurus]

Werner

 

[aground]

Hans Zimmer ist sicher ein toller Musiker, aber ich frage mich auch, was die Leute in seinen Studios so machen. Habe mal eine interessante Reportage im TV über ihn und sein Unternehmen gesehen.
Da gibt es wirklich so einige Studios, vollgestopft mit feinsten Gerätschaften, jede menge Leutchen die den ganzen Tag und Nacht vorm Monitor hängen und angeblich, gar nicht nach Hause wollen.

Hmm, was machen die denn da, außer sich um das System, die Sampler, den Kaffee und Füße kümmern ? Ist die Musik überhaupt noch von Zimmer?

Franky

 

[Kollege]

nichts gegen Hans Zimmer

wer ist das nochmal..?

 

[oliveramberg]

Hans ist der Typ der seit Jahren erfolgreich Soundtracks produziert und seinen Traum leben kann, jeden Musiker bekommt den er möchte, jedes Equipment hat was man sich nur wünschen kann und super vernetzt ist. Und er ist auch der Typ, dem es ziemlich Wurscht ist, was andere über ihn denken

 

[Violinist]

Hi Werner,

ich bin zwar noch nicht lange dabei, kann nur von meinen bisherigen Erfahrungen berichten.
Der Begriff Filmmusik ist sehr breit gefächert. Wenn man 5 Filmkomponisten nach ihrer Tätigkeit fragt, wird man wohl 5 unterschiedliche Antworten bekommen.

Manche sind nur Dienstleister, konstruieren ein Soundalike für einen Werbe-/Imagefilm nach strikten Vorgaben. Andere sind freier, können sich in einem größeren Filmwerk (z.B Spielfilm/Naturfilm) künstlerisch ausdrücken. Wieder andere erstellen eine Library, wo sich YouTuber, Reporter etc. bedienen können. Was ich in aller Kürze sagen will: Man sollte sich zuvor gründlich überlegen welchen Weg man einschlagen möchte. Ich weiß nicht, ob man das verallgemeinern kann, aber ich kann mir schon vorstellen, dass mancher Regisseur eher weniger einen Jingle-Komponisten für den nächsten Blockbuster aussuchen wird.

Außerdem sollte die erste Frage von Anfang an sein: Royality Free ja/nein?
Manches schließt sich danach von selbst aus.

Lg

 

[Dodo_I]

Hans ist der Typ der seit Jahren erfolgreich Soundtracks produziert und seinen Traum leben kann, jeden Musiker bekommt den er möchte, jedes Equipment hat was man sich nur wünschen kann und super vernetzt ist. Und er ist auch der Typ, dem es ziemlich Wurscht ist, was andere über ihn denken

Und dann unverschämterweise und zu allem Überfluss auch noch ein richtig netter und recht bescheidener Kerl ist

Verdammiabrau

 

[Realist]

Und dann unverschämterweise und zu allem Überfluss auch noch ein richtig netter und recht bescheidener Kerl ist

Was wiederum ein Grund ist, dass Regisseure immer wieder auf ihn zurückkommen.

 

[Violinist]

Und dann unverschämterweise und zu allem Überfluss auch noch ein richtig netter und recht bescheidener Kerl ist

Was wiederum ein Grund ist, dass Regisseure immer wieder auf ihn zurückkommen.

...und sicher sein können, dass er und sein Team ein Album in wenigen Wochen produzieren, was sich später millionenfach verkaufen wird. Soviel zum Thema: "Was machen die Leute in seinem Studio den ganzen Tag, dass sie nicht mal nach Hause wollen".

 

[Realist]

Man muss noch dazu sagen, dass HZ einer der wenigen Hollywood-Komponisten ist, der "offen" zugibt nicht alles alleine zu machen und Credits an seine Mitstreiter vergibt. Siehe Klaus Badelt etc.
Das ist bei anderen Hollywood-Komponisten in der Tat etwas anders.

 

[derwerner]

Hallo nochmal, Hans Zimmer ist dort, wo er hingehört! Keine Frage. Er ist ein mit Recht hochdotierter und gefragter Mann. Darum geht es gar nicht.
NUR: Wenn Jemand irgendwo in Deutschland lebt- ein guter Musiker und fähiger Komponist ist. Und: wenn der dann noch den Einstieg ins Geschäft sucht, dann sind Aussagen von Hans Zimmer -hier im Lande- wenig hilfreich.
Aber das hier ist wieder mal ein gutes Beispiel für die vermeintliche "Intelligenz der Masse" in Netzwerken. Kaum schreibt man im Nebensatz irgendwas- schon wird man hier verbal hingerichtet und Dinge werden vollkommen aus dem Kontext gerissen.
Wenn Du den Samstag Abend-ZDF Krimi als Auftrag in der Tasche hast, dann kannst Du nicht 2 Wochen lang D E N passenden Sound suchen und darauf warten, dass Dich die Muse küsst.
Dann hast Du Druck und musst unter den Bedingungen pünktlich und zuverlässig arbeiten, sonst war's das!
Hans Zimmer ist vom Regisseur schon engagiert, bevor das Drehbuch für den Film fertig ist- und womit? Mit Recht! Das ist der Unterschied!

 

[Saurus]

..."Intelligenz der Masse"...

Schwarmintelligenz

 

[Lobotomeandyou]

Manchmal auch Schmarrnintelligenz. Gerade zum Thema Hans Zimmer kommt sowas immer wieder mal durch.

 

[Saurus]

HZ ist halt offensichtlich ein Reizwort

Genau wie Noppenschaum, Gefell oder Gesangskabine.

 

[Realist]

NUR: Wenn Jemand irgendwo in Deutschland lebt- ein guter Musiker und fähiger Komponist ist. Und: wenn der dann noch den Einstieg ins Geschäft sucht, dann sind Aussagen von Hans Zimmer -hier im Lande- wenig hilfreich.
Aber das hier ist wieder mal ein gutes Beispiel für die vermeintliche "Intelligenz der Masse" in Netzwerken. Kaum schreibt man im Nebensatz irgendwas- schon wird man hier verbal hingerichtet und Dinge werden vollkommen aus dem Kontext gerissen.

Na ja, Hans Zimmer wird wohl immer ein Streitthema bleiben. Das darfst Du aber auch nicht überbewerten. Gerade hier im Forum. Eigentlich haben wir uns aber alle lieb, auch wenn es manchmal etwas rauher zugeht.
Trotzdem aber nur nochmal zum Thema Tatort als Neueinsteiger.
Da wirst Du keine Chancen als Neuling haben und wäre für mich in der heutigen Zeit auch kein Ziel mehr. Da gibt es alleine schon durch das Internet andere Möglichkeiten seine Cues an den Mann zu bringen. Der Markt ist aber natürlich auch heutzutage vielmehr mit guten Leuten überschwemmt, als noch vor 20 Jahren, weil halt jeder Musiker mit seinem PC professionelle Ergebnisse erzielen kann.
Da können wir sogar bei Hans Zimmer bleiben. Wenn man sich mal näher mit seiner Biografie beschäftigt, hat er ja in den 70-80ern versucht hier in Deutschland Fuss zu fassen.
Zu der Zeit war es aber so, dass das Fernsehen nur "studierte" Komponisten genommen hat.
Hans Zimmer blieb also nichts anderes übrig, als nach Amerika zu gehen, weil Du dort den Filmemachern "egal" war, ob Du studiert hast oder nicht. Da zählte halt wirklich die Leistung, die Du erbracht hast und kein Diplom oder Ähnliches.

 

[oliveramberg]

Ich bin mit unzähligen Filmmusik-Composers vernetzt. Für mich ist klar ersichtlich, dass diejenigen die davon leben können unheimlich hart arbeiten müssen. Da ist nicht viel mit kreativer Verwirklichung etc. Man muss liefern. Das heisst, keine Wochenenden, kein Feierabend, wenig Sozial-Leben etc. und reich wird man trotzdem nicht.

Ich kenne aber auch einige die vorgeben, davon zu leben, in Wahrheit aber ganz normal arbeiten.
Ein Check in der imdb.com zeigt oft, dass diejenigen die am lautesten sind, keinen einzigen Credit haben.

Wenn man von Filmsoundtracks leben will sollte man hart im Nehmen sein, nicht auf teure Autos und dergeleichen stehen und nicht süchtig nach Tageslicht sein Ich glaube viele scheitern schon am Umfeld. Ich bin aber der Überzeugung, dass man es schaffen kann. Es ist einfach ein verdammt steiniger Weg ohne Garantie auf Erfolg.