muss meine kritik vielleicht auch bisschen aufteilen: ich rede da jetzt schon aus der perspektive von einem klassischen soloklavierstück, und da finde ich bis heute nichts, was einen auch nur ansatzweise glücklich macht. mit einem echten klavier kann man mit 3 tönen eine emotion formulieren, bei einem sampleplayer bleibts halt doch immer eine aneinanderreihung von samples - und im falle von den meisten stagepianos auch noch immer dieselben samples, die halt nur unterschiedlich gefiltert werden.
das ist vielleicht noch so ein punkt: wenn man diesen - klar, kernigen - sound gewohnt ist, bei dem das klangbild konsistent ist weil die velocity splits relativ simpel sind und ansonsten halt sauber per filter der dynamikverlauf gezeichnet ist, dann ist das schon nachvollziehbar, dass eine library die denselben weg über 89736242346 velocitylayer nachzubauen versucht (und dabei defintionsgemäss niemals ganz so linear korrekt die dynamikkurve nachbauen kann wie mit einem straighten velocity abhängigen filtercutoff) einem erstmal...nun ja, inkonsitent vorkommen mag.
mein problem mit diesen teilen ist aber ein ganz anderes, ich habe - und ja, primär aus der perspektive eines (vergleichsweise lausigen) klassischen pianisten - das gefühl, wenn ich die dinger spiele, als ob ich einen toten fisch trete. da kommt einfach nix bei raus, was mein herz berührt, nix! und doch, ich finde schon dass die teile immer zu hart und zu höhengehypt klingen. ein mezzoforte, dass letztlich auf der basis eines forte-samples dass dann dunkler gefiltert wurde entstanden ist, klingt einfach völlig falsch in meinen ohren, da mag das timbre ja stimmen, der anschlag aber klingt einfach sowas von gefühllos..."zickig" ist da immer meine erste assoziation. da ist mir dann eine softwarelibrary, die vielleicht im direkten vergleich schlapp klingen mag, tausendmal lieber, da hab ich zumindest diesen fremdel-aspekt nicht.
und so richtig verlässt es mich, wenn ich von "anerkannter tiptop-pianist spielt platte mit digitalpiano ein" lese. tut mir leid, aber für mich sind die defizite aller mir bekannten lösungen so klar, dass so eine geschichte bei mir dann weniger als argument pro digitalklavier ankommt sondern eher als geschichte, die mich an der urteilsfähigkeit besagtes pianisten zweifeln lässt. denn es kommt ja noch ein anderer aspekt hinzu: die besten emulationen sind zweifelsohne in der lage, einen klang zu produzieren bei dem man beim *zuhören* vielleicht nicht mehr sagen kann ob echt oder unecht. aber das SPIELGEFÜHL ist ja noch einmal eine ganz andere dimension, und kann mir niemand erzählen dass ein ausgewachsener pianist sich da mit egalwelchenvonmirausdembestendigitalpianoever zufriedengeben sollte. never ever, echt...eine klavierabnahme die fein klingt ist nun wahrlich keine kunst, son klavier ist so eine resonanzmaschine dass man fast egal wie man mikrofoniert immer einen klang bekommt, der einen emotional berührt und ordentlich klingt. vielleicht wollte sich der werte kollege einfach nur sparen, fehlerfreie takes spielen oder audioseitig editieren zu müssen und stattdessen einfach ein paar kleine fuckups dann per midi rauszueditieren, eine andere erklärung fällt mir für so ne krasse geschichte grad echt nicht ein
ach ja, was ich ursprünglich eigentlich sagen wollte (bin mal wieder abgeschweift): mein gequatsche hier ist bezogen auf soloklavier, und das eher richtung klassik. da sind diese sachen alle sehr wichtig. in dem moment, wo wir hier von popklavier im kontext einer bandproduktion sprechen, ist das aus meiner sicht alles hinfällig, da schwenke ich dann ins andere extrem um und behaupte, dass man da selbst ein samplepatch aus sampletank 1 mit drei handgriffen an eq und compressor brauchbar und überzeugend im mix geparkt bekommt.
wobei ich auch da finde, lieber ein klaviersound der im ersten moment weniger flasht ein wenig aufpeppen als zu versuchen, einen von anfang an zu zickigen sound (und für meine ohren klingen tatsächlich praktisch alle mir bekannten hardwareteile so, was sicherlich daherkommt dass sie halt notgedrungen fast alle sehr viel mit "lauten samples" die dann weich gefiltert werden arbeiten) irgendwie zu "ent-zicken". einen sound mit mehr velocitylayern aber insgesamt etwas wenig durchsetzungskraft bisschen aufzuhypen dass er im mix gut sich durchsetzt finde ich ein kinderspiel, fairchild und paar knurrige frequenzen druff, tschüss. andersrum das geplönke von einer filterbasierten simulation etwas weicher zu kriegen finde ich viel schwerer, tiefpass bringt meistens nix oder gleich zuviel, weil ja schon die simulation an sich vorrangig mit dynamischem tiefpass arbeitet und man wenn dann den tiefpass auch noch velocity gesteuert dynamisch arbeiten lassen müsste (gibts eq plugins mit velocity/midi input? wär zumindest interessant), und compression ist auch eher problematisch weil oft allzu schnell die hässlichen singecycle-loops zu sehr in den vordergrund geraten.
naja, 10 nasen, 10 geschmäcker halt. schon klar
