Die Birke

[Teestunde]

Die Birke

Als ich einzog, war die Birke noch ganz klein,
doch inzwischen überragt sie den Balkon,
wurde ganz allmählich groß im Sonnenschein,
hat kaum Platz mehr zwischen Mauern aus Beton.

Bis vor kurzem hing noch Schnee in ihrem Haar
und nun hüpfen wieder Vögel durchs Geäst.
So beginnt für mich erst eigentlich das Jahr.
Bald schon zwitschern kleine Vögelchen im Nest.

Wenn im Wind die langen, feinen Zweige rauschen,
bin ich sicher, dass die Birke mit mir spricht.
Und ich nehme mir die Zeit, dem Baum zu lauschen.
Manchmal wird aus seinen Worten ein Gedicht.

In so viele Fenster blickt der hohe Baum
und nimmt teil an all dem Treiben um sich her.
Manchmal träumt sogar der Mond hier seinen Traum
und sieht aus, als ob er Baumbewohner wär.

Immer schneller färbt sich grün ihr langes Kleid
und die Birke, voller Anmut, tanzt im Wind.
Und ich steh, geblendet von der Herrlichkeit,
für ein paar Minuten da wie einst als Kind.

Wenn im Wind die langen, feinen Zweige rauschen,
bin ich sicher, dass die Birke mit mir spricht.
Und ich nehme mir die Zeit, dem Baum zu lauschen.
Manchmal wird aus seinen Worten ein Gedicht.

 

[Dodo_I]

Birke im Frühling ...
... und die Heuschnupfler leiden ...

 

[stoman]

Birke im Frühling ...
... und die Heuschnupfler leiden ...

Oooooohhhh ja!

Drecksgewächs, das!



Trotzdem finde ich den Text mal wieder sehr ansprechend. Kleine Grammatikunstimmigkeiten werden da gern verziehen.

 

[BendedSkies]

Bei "Birke im Frühling" musste ich auch sofort an Heuschnupfen denken!

Vielleicht doch lieber einen anderen Titel wählen.

 

[Lobotomeandyou]

Ja, "Birke im Frühling" hört sich wirklich wie ein nahender Allergieschub an. Muss da auch eher an so'ne Infobroschüre zum Thema Allergien denken, die da so regelmäßig beim Hausarzt rumliegt.

 

[holgi]

Sehr schöner Text, du hast ein Talent für unverkrampftes Geradeaus-Texten, mich erinnern deine Texte oft eher an Lyrik aus der Spätromantik als an Songtexte, das ist ein Kompliment

 

[Teestunde]

@holgi
Dankeschön. Dabei wollte ich den Text gar nicht posten, weil ich dachte, dass er als zu kitschig empfunden werden könnte. So kann man sich täuschen.
Schönen Sonntagabend noch!
LG T.

@all

Birke im Frühling ...
... und die Heuschnupfler leiden ...

Stimmt! Ich hab auch Heuschnupfen und der Baum steht direkt vor dem Balkon. Ich werde einen anderen Titel suchen.

 

[Rex]

Wieder was dazugelernt.

Jetzt gibts neben der political correctness auch noch ne medical correctness. Geil!

 

[Teestunde]

Kannst du mal sehen!

 

[Teestunde]

@stoman

Trotzdem finde ich den Text mal wieder sehr ansprechend. Kleine Grammatikunstimmigkeiten werden da gern verziehen.

Sag ruhig, welche. Sind da wirklich Schnitzer drin?

 

[Andaraginga]

Das Thema kenn ich gut. Meine Eltern haben vorm Balkon einen Lebensbaum und dessen Höhe ist wie ein Zeitmesser. Als Kind musste ich ihn mit dem Lasso fangen und herziehen, irgendwann konnte ich ihn direkt greifen und später wuchs er über das Geländer und hat den Balkon komplett zugemacht.
Und bei meiner Freundin vorm Haus steht eine Riesenlinde. Bei Nacht, wenn es windet, bewegt sich der Baum auf eine echt faszinierende Art, wie ein geisterhafter Riese mit wallendem Gewand, der einen wiegenden Tanz vollführt.

Ich hab nichts, was man ändern muss, sondern nur so ein paar Kleinigkeiten, an denen ich irgendwie hängenbleib.

* Wär es nicht interessanter mit
"Als ich einzog, war sie noch ganz klein"
anzufangen und damit nicht sofort aufzulösen, dass es um einen Baum geht.
Vielleicht würden die nachfolgenden personifizierenden Beschreibungen dadurch noch vielschichtiger?

* "wurde ganz allmählich groß im Sonnenschein,
hat kaum Platz mehr zwischen Mauern aus Beton."
Die Sätze haben was "Kleines".
Würde es zum Rest des Textes nicht besser passen, den Baum hier "groß" zu machen:
"wurde stet und stetig größer...
nahm sich den Platz zwischen.../füllt ihn aus.../sprengt beinahe die Mauern aus Beton..."

* "als ob nie Winterwetter war"
das klingt grammatikalisch irgendwie komisch:
"als ob nie... gewesen wäre/sei" wäre wohl korrekt(er).

Und ob die Kombination aus "Winterwetter + sein" Sinn macht, bin ich mir auch nicht ganz sicher.

 

[Teestunde]

Ich bin im Moment mit anderen Texten beschäftigt und schau mir deine Vorschläge später noch mal genauer an. Danke erst mal.

 

[Teestunde]

@Andaraginga

stet und stetig

...wird heute so nicht mehr verwendet. Falls doch, Beispiele?

sprengt beinahe die Mauern aus Beton

Das ist Quatsch. Da hätte das Grünflächenamt schon längst was unternommen.

als ob nie... gewesen wäre/sei" wäre wohl korrekt(er)

Überlegenswert. Passt aber nicht in die Zeile. Trotzdem, bringt mich zum Grübeln.

Danke!

 

[popnapp]

Ich finde Birken wunderbare Bäume. Insofern gefällt mir der Text schonmal sehr gut.

Zwei Dinge fielen mir auf:

Das Reimschema wäre für Pop-Musik schon eine Herausforderung, denke ich. Relativ lange Zeilen und der erlösende Reim kommt erst in Zeile 3 und 4. Das zeigt vielleicht ein wenig Richtung Chanson oder Schubert-Lied. Oder vielleicht gar in die Spätromantik, wie Holgi schon meinte.

Außer in der ersten Strophe kommt in jedem Abschnitt "als ob" vor. Ist das Absicht? Ein Stilmittel? Es stört mich eigentlich überhaupt nicht, aber beim ersten Lesen dachte ich halt, hm, habe ich "als ob..."-Sätze nicht eben auch schon gehabt? Und da, nochmal. Es lenkt vielleicht ein bisschen vom eigentlich Thema, vom Lesefluss ab.

Liebe Teestunde, auf jeden Fall ist es für mich immer wieder erstaunlich, aus was du alles wunderbare Texte zauberst. Die kleinsten, alltäglichsten Beobachtungen und zack, schon ist das ganze als lyrischer Schnappschuss im Kasten. Wie Fotos, nur mit anderen Mitteln.

 

[Teestunde]

@popnapp
Die "als-ob"-Sätze sind kein Stilmittel. Ich könnte mich jetzt darauf rausreden, aber das wäre nicht ehrlich. Mit etwas Abstand werde ich sie sicher ausmerzen können. Über die Musik hatte ich mir beim Schreiben erst mal keine Gedanken gemacht. Wobei ich finde, dass ich eigentlich genug Atempausen lasse. Doch auch darüber lohnt es sich, noch mal nachzudenken. Mit etwas Abstand, wie gesagt.
Den Vergleich mit einem Schnappschuss finde ich sehr schön. Ich muss immer relativ schnell schreiben, damit ich beim Reimen nicht vergesse, worauf es mir ankam.
So, und jetzt markiere ich mir erst mal alle als-ob-Stellen. Danke für den Hinweis.

P. S. Die als-ob's sind raus. Bis auf eins.

 

[korgli]

Hi

Ich finde den Text gut.

Ok manche Zeile holpert mir noch im Rythmus.
Letztendlich aber mit kleinen Korrekturen, selber "gestaltbar"
Aber es kommt immer drauf an, wie man es rüberbringen will.
Für mich als "nicht-deutsch-sprechender" machen die Grammatikalischen scheints vorkommenden kleinen Fehlerchen nix aus. Ich weiss auch so was man damit meint

Du schreibst in der Tag sehr schöne Bildliche, auf den ersten Blick einfache Texte.
Die habens aber letztendlich in sich. Wer mehr als an die Oberfläche sieht, kann viel mehr erahnen.
Eben die schönheit der Natur.
UND die Grausamkeit dessen, dass der "böse" Baum auch bei mir Schnupfen hervorruft...

 

[Teestunde]

Ich hab trotzdem versucht, ein paar schiefe Stellen auszumerzen. Auch wenn du großzügig darüber hinweg gesehen hättest. Danke auch dir für deine Wortmeldung.

 

[popnapp]

Ich las mir den Text jetzt wiederholt durch und muss sagen, das läuft gut, macht Freude und passt rhythmisch perfekt.

Als Gedichte-Liebhaber würde ich jetzt nichts mehr auszusetzen haben.

Wenn ich jetzt Schlager/Lieder/Popsong-Vertoner wäre (was ich mir gut vorstellen könnte, ich würde jede Menge Geld verdienen, tolle Autos fahren (gleichzeitig) und ... na ja das gehört nicht hierher)..., also ich würde folgendes denken:

Da sind jetzt 6 Strophen, eine wiederholt sich, aber ein Refrain wird jene Strophe dadurch vielleicht noch nicht ganz. Ich würde fast vorschlagen, einen Extra-Refrain hinzuzufügen, und am besten gleich mit einem griffigeren Titel:
Titelvorschlag: "Das Lied der Birke"

Refrainvorschlag: (nur zwei kurze Zeilen)
.... wirke
ja, dann höre ich das Lied der Birke
di di duuuuu, da da daaaaa

Oder irgendwie so.

Und statt in der sechsten Strophe die dritte zu wiederholen, fände ich es noch irgendwie cool, wenn in der sechsten Strophe sich der Kreis schliesst. Entweder schliesst sich das Jahr, also dass die Birke wieder Schnee abbekommt. Oder vielleicht sogar ein dramatisches Ende: Birke wurde abgesägt und nur noch ein Baumstumpf blieb übrig. So nach dem Motto: mein Freund der Baum ist tot.

Aber wie gesagt: als Gedichte-Liebhaber will ich das alles nicht gesagt haben. Da ist es schon sehr gut so wie es ist.

 

[Teestunde]

Also "meine" Birke steht noch. Darum mag ich sie im Text auch nicht absägen. Allerdings will ich deine Einwände auch nicht einfach so abtun. Vielleicht den Refrain lieber als Bridge nehmen und statt dessen noch einen anderen Refrain schreiben, der ein bisschen deutlicher herausfällt. Was meinste?

 

[Teestunde]

Popnapps Hinweisen folgend, hier also eine etwas andere Version:

Das Lied der Birke

Wenn im Wind die langen, feinen Zweige rauschen,
singt die Birke mir ihr ewig-altes Lied,
und dann möchte ich den Platz mit keinem tauschen,
der in ihr nur irgendeine Pflanze sieht.

Das Lied der Birke klingt für jedermann,
der sein Gemüt wie Türen öffnen kann.

Als ich einzog, war die Birke noch ganz klein,
doch inzwischen überragt sie den Balkon,
wurde ganz allmählich groß im Sonnenschein,
hat kaum Platz mehr zwischen Mauern aus Beton.

Das Lied der Birke klingt für jedermann,
der sein Gemüt wie Türen öffnen kann.

Bis vor kurzem hing noch Schnee in ihrem Haar
und nun hüpfen wieder Vögel durchs Geäst.
So beginnt für mich erst eigentlich das Jahr.
Bald schon zwitschern kleine Schnäbelchen im Nest.

Das Lied der Birke klingt für jedermann,
der sein Gemüt wie Türen öffnen kann.

In so viele Fenster blickt der hohe Baum
und nimmt teil an all dem Treiben um sich her.
Manchmal träumt sogar der Mond hier seinen Traum
und sieht aus, als ob er Baumbewohner wär.

Das Lied der Birke klingt für jedermann,
der sein Gemüt wie Türen öffnen kann.

Immer schneller färbt sich grün ihr langes Kleid
und die Birke, voller Anmut, tanzt im Wind.
Und ich steh, geblendet von der Herrlichkeit,
für ein paar Minuten da wie einst als Kind.

Das Lied der Birke klingt für jedermann,
der sein Gemüt wie Türen öffnen kann.

Wenn im Wind die langen, feinen Zweige rauschen,
singt die Birke mir ihr ewig-altes Lied,
und dann möchte ich den Platz mit keinem tauschen,
der in ihr nur irgendeine Pflanze sieht.